der Klinik nach
Berlin
[* 2] berufen. Er machte sich namentlich um die physikal. Diagnostik sowie um die
Lehre
[* 3] von den Kehlkopfskrankheiten
und den
Kinderkrankheiten verdient und schrieb: «Der Kehlkopfskroup» (Tüb. 1859),
Karl Friedr., Chemiker, geb. in
Straßburg,
[* 5] studierte in
Karlsruhe,
[* 6]
Leipzig
[* 7] und in Gießen
[* 8] unter
Liebig
Chemie, wurde 1844 Professor der
Chemie in Montpellier,
[* 9] privatisierte von 1848 an mehrere Jahre
in
Paris
[* 10] und wurde 1855 Professor in
Straßburg, wo er starb. Die Hauptbedeutung G.s liegt in dem überaus großen
Einflusse, den er auf die
Entwicklung der theoretischen
Chemie übte. Von großer Bedeutung waren neben seiner Bekämpfung
des alten Radikalbegriffs seine Erörterungen über die
Molekulargrößen. Er zeigte, teilweise in Gemeinschaft
mit Laurent und vielfach von diesem gefördert, daß die
Atomgewichte mancher Elemente, namentlich des
Kohlenstoffs, Sauerstoffs
und Schwefels, gegenüber den damaligen
Annahmen verdoppelt werden müßten. Er wies ferner nach, daß auch die Mehrzahl der
Vorgänge, welche man bisher als einfache
Verbindungen aufgefaßt hatte, thatsächlich chem.
Umsetzungen sein
müssen, da die Elemente im freien Zustande meist
Verbindungen von mehrern ihrer
Atome sind.
Von mehr vorübergehendem, aber für die
Entwicklung der chem.
Anschauungen hervorragendem Wert war seine
Typentheorie (s. d.).
Gerhardt ist so der
Vertreter des Übergangs von der
Periode der Radikalchemie zu derjenigen der Strukturchemie und hat sich um
die Vorbereitung der letztern die höchsten Verdienste erworben. Neben zahlreichen, in den «Comptes
rendus» und den «Annales de chimie et de physique», im «Journal
für praktische
Chemie» und in
«LiebigsAnnalen» veröffentlichten
Abhandlungen schrieb er sein Hauptwerk «Précis de chimie
organique» (2 Bde., Par. 1844–45),
welches gleichzeitig auch in deutscher, noch erweiterter Originalausgabe unter Mitwirkung von Würtz
(2 Bde., Straßb. 1844–46) undRud.
Wagner (4 Bde., Lpz. 1854–58)
erschien.
Paulus (gewöhnlich
Paul), geistlicher Liederdichter, geb. 12. März 1607 zu Gräfenhainichen in der
ProvinzSachsen,
[* 11] Sohn des dortigen
Bürgermeisters, lebte als Kandidat des Predigtamtes und Hauslehrer zu
Berlin, bis er 1651 Propst
zu Mittenwalde in der
Mark wurde; 1657 kam er als Diakonus an die Nikolaikirche zu
Berlin. Als strenger
Lutheraner eiferte er
hier gegen die vom Kurfürsten
Friedrich Wilhelm angestrebte
Union zwischen
Reformierten und
Lutheranern. Da sich Gerhardt weigerte,
dem
Edikt vom welches beiden Parteien die gegenseitigen Verketzerungen und Verunglimpfungen
verbot, Folge zu leisten, wurde er 1666 seines
Amtes enthoben.
Auf Bitten der Gemeinde im Jan. 1667 wiederum eingesetzt, legte er seine
Stelle aber schon im Februar aus Gewissensangst freiwillig
nieder. 1669 wurde er Prediger in
Lübben,
[* 12] wo er starb. Zu G.s Andenken ward 1844 auf dem Friedhofe
seiner Vaterstadt eine Kapelle errichtet. Gerhardt war nach
Luther der größte Dichter des prot.
Kirchenliedes. Nicht so knorrig
und kraftvoll, ^[] wie der
Reformator, übertrifft er
ihn in Formvollendung und innigem Gefühlsleben. So sind seine Lieder
größtenteils in fast alle prot.
Gesangbücher, leider oft sehr entstellt, aufgenommen worden. Am bekanntesten sind: «Wach' auf mein
Herz
und singe» (1649),
«O Haupt voll
Blut und Wunden» (1659, nach dem «Passionsliede aus des heil.
Bernhard Rhythmica oratio etc.»: Salve, caput cruentatum),
«Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt» (1667). Die Erzählung von der
Entstehung seines berühmtesten Liedes «Befiehl du deine Wege»
(nach
Ps. 37,5),.
das 1659 schon gedruckt war, ist eine Legende. Eine histor.-kritische
Ausgabe seiner Gedichte lieferte J.
F.
Bachmann (Berl. 1866),
eine
Ausgabe mit Einleitung und Anmerkungen K.
Goedeke u. d. T.: «Gedichte von
Paulus Gerhardt» (Lpz. 1877);
seine «Geistlichen Lieder» gabenPhil.
Wackernagel (8. Aufl., Gütersloh 1888),
K. Gerock (4. Aufl., Stuttg.
1890) und Fr. Schmidt (in «Reclams
Universalbibliothek») heraus. –
Vgl. die
Lebensbeschreibungen G.s von Langbecker (Berl.
1841; mit Nachtrag: «Leben der
Anna Maria Gerhardt», 1842),
O.
Schulz, P. Gerhardt und der
Große Churfürst (ebd. 1840),
(Gerhoch) von
Reichersberg, kirchlicher Schriftsteller des Mittelalters, geb. 1093 zu Polling bei
Weilheim in
Oberbayern, wurde im dortigen Chorherrenstifte und auf den Schulen zu Freising,
[* 14] Mosburg und Hildesheim
[* 15] gebildet und in
Augsburg
[* 16] Domherr und Leiter der Domschule. An dem ungeistlichen Leben der Chorherren Anstoß nehmend, entsagte
er 1124 seiner
Stellung und wurde Chorherr im benachbarten
Stift Raitenbuch. Hier war er unablässig bemüht, die Chorherren
zu kanonischer Lebensweise nach der Regel des heil.
Augustinus zu bewegen, stieß jedoch auf hartnäckigen
Widerstand.
Bischof Kuno von
Regensburg
[* 17] dagegen unterstützte seine Bestrebungen und berief ihn 1126 zu sich. Erzbischof Konrad Ⅰ. von
Salzburg
[* 18] ernannte ihn 1132 zum Propst des Chorherrenstifts
Reichersberg am Inn, wo er starb. Unter seinen
Schriften
(hg. von Scheibelberger, Linz
[* 19] 1875) ist durch ihre scharfePolemik gegen die kirchlichen Mißstände und
durch ihre Mitteilungen über den zweiten Kreuzzug besonders bemerkenswert
«De investigatione Antichristi». –
(spr. scherikoh),Théodore, franz.
Maler, geb. zu Rouen,
[* 20] kam 1806 nach
Paris und war hier
Schüler
von Charles
Vernet, später von
PierreGuérin. Seine beiden ersten
Bilder: Der angreifende Gardejägeroffizier (1812) und Der
verwundete
Kürassier (1814), jetzt im Louvre befindlich, wichen in der lebendigen
Auffassung und kräftigen
Technik völlig von den akademischen Schultraditionen ab und können als
Vorläufer der romantischen
Richtung gelten. 1817 besuchte
Géricault
Italien,
[* 21] wo ihn das
Studium nach den neapolit. Malern des 17. Jahrh. noch weiter in seiner
Richtung förderte. Nach
Frankreich
zurückgekehrt, wählte er zum Gegenstande seiner
Darstellung ein Tagesereignis, den Schiffbruch der
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