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Mdatg. /3c/ii-eb., s. Tafel: KatzenI, [* 1] Fig. 3), hat einen mähnenartigen Vart und ebensolches .halshaar und ist gedrungener und niedriger auf den Beinen als der afrikanische Gera [* 2] ((.ynailurn" nuttiUn^ Hc/n-eb.), den die Araber Fahhad nennen. Der asiatische hat außerdem auf dem ganzen Körper dunkelbraune Flecke, während der afrikanische anf dem Bauche weiß und ungeflcckt ist. Letzterer kommt häufiger in di*e europ. Tiergärten. Sein Preis be- trägt je nach Alter 350-600 M. Gepatschferner, der größte Gletscher der Ötz- thaler Alpen, [* 3] in den Ostalpen an Größe (24,0 ykm) nur von der Pasterze, an Länge (10,4 Icm) von keincnl andern übertroffen, besitzt ein weites und flaches Firnfeld, einen steilen Absturz (500 m) der Zunge und ein flaches Zungenstück auf ebenem Boden. Er ist starkell Schwanlungen unterworfen; seit dem letzten Marimalstandc (um 1850) ist er zwar nur um 460 ni zurückgegangen, hat aber bis gegen !00 m an Mächtigkeit verloren, sodaß sein Volumsverlust (bis 1887) 129 Mill. odm erreicht.
Die Mittel- moräne und die Seitenmoränen sind nur schwach entwickelt. Das Gletscherende liegt jetzt in 1912 m Höhe; ihn: entströmt der Faggenbach. Gephyreen (si^ii^i), s. Sternwürmer. Geplden, ostgcrmanisches, den Goten stamm- verwandtes Volk, das, nrsprünglich an der untern Weichsel sitzend, mit den Goten und Vandalen süd- wärts zog und sich zunächst an denKarpaten nieder- ließ. Die ihnen benachbarten Goten besiegten ihren mächtigen König Fastida.
Voll den Hunnen unter- worfen, nahmen die Gera an deren Heere^zug nach Gallien teil, wurden aber nach Attilas Tod durch ihren König Ardarich 454 voll dem Joch der Hun- nen befreit und besetzten die von diesen geräumten Lande an Theiß, Donau und Save. Nach manchen Kämpfen mit den Ostgoten entspann siä) ein Ver- nichtungskampf zwischen den Gera und den im Norden [* 4] der Theiß angesiedelten Langobarden unter deren König Audoin und dessen Nachfolger Alboin. Dieser vereinigte sich mit den Avaren zum völligen Unter- gange Kunimunds, des letzteil Königs der Gera. Seit 566 hörte das Volk auf zu existieren; seine Reste verloren sich unter dem Joch der Avaren. -
Vgl. Aschbach, Geschichte der Heruler und Gera (Franlf. 1835);
K. Zeuß, Die Deutfchen und die Nachbar- stümme (Münch. 1837);
Kropatschcck, De ^epiäii- i'um i-6du8 (Dissertation, Halle [* 5] 1869);
F. Dahn, Die Könige der Germanen (6 Abteil., Münch. u. Würzb. 1861-71).
Geppert, Karl Edilard, klassischer Philolog, geb. zu Stettin, [* 6] studierte zu Breslau, [* 7] Leipzig [* 8] uild Berlin, [* 9] habilitierte sich 1836 zu Berlin, ward 1846 außerord. Professor uild starb daselbst G.s Hauptthätigkeit war den lat. Komikern, besonders Plautus, zugewandt und ver- wickelte ibn in Streitigkeiten mit Nitschl ulld seiner Schule. Außer Ausgaben von Plautus' " (^ni-eu- lio» (Berl. 1845),
«N^u^^cnmi') (ebd. 1845), »^ii- UNININN8" (ebd. 1844),
«l i^)tivi» (lat. und deutsch, ebd. 1859),
«^i'iionl6ntn8» (Lpz. 1863),
«?06uu1u8» (Berl. 1864),
«llpiäicuL» (ebd. 1865),
(ebd. 1866) veröffentlichte er «Plautinischc Studien» (ebd. 1870 fg.),
«Über den Oocißx ^.indi'08ilniu8» (Lpz. 1847),
«llber die Terentianischcn Didaskalien» (in Iahns «Archiv für Philologie», Bd. 18,1852), «Über die Aussprache des Lateinischen im ältern Drama» (Lpz. 1858). Ferner sind zu erwähnen: «Über den Ursprung der Homerischen Gesänge» (2 Bde., Lpz. 1840),
«Die Götter und Heroen der alten Welt» (1842),
«Die altgriech. Bühne» (Lpz. ltt43),
«Reiseeindrücke aus Spanien» [* 10] (Berl. 1873), «Chronik von Berlin» (3 Bde., 1837-42). Gepräge, s. Münze. Ger, alte Bezeichnung für den Wurfspieß der german. Völkerschaften. Das Wort hat sich in zu- sammengesetztenPersoncnnamen, wie Gerbert, Ger- bard, Gerlinde, Gertrud erhalten. In der neuern Zeit hat die Turnkunst den Namen Gera einem 2-3,5 m langen Wurfstabe beigelegt, mit dem nach einem kopfähnlichen Klotz, dem Gerkopf, der meist anf einer hölzernen Säule, dem Gerpfahl, in cin^m Scharnier beweglich aufgestellt ist, geworfen wird. zung für Ernst Friedrich Germar (s. d.). Gera, rechter Nebenfluß der Unstrnt in Thürin- gen, entsteht aus der Wilden Gera, welche zwischen d^m Echneekopfe und dem Großen Beerberge im Thüringerwald entspringt, und der Weißen oder Zahmen Gera, welche ihre Quelle [* 11] auf dem Sachsen- steine hat. Unterhalb Erfurt [* 12] teilt sie sich: die Wilde Gera fließt durch preuß. Gebiet und mündet unter- halb Gebesee, die Schmale Gera geht durch Weimar [* 13] und mündet nach 75 km langem Laufe unterbalb Werningshausen. Von O. nimmt die Gera die Wipfra, von W. die Apfelstedt auf, von der sich bei Georgen- thal ein Arm zur Leine abzweigt. Gera.
1) Landratsamtsbezirk im Fürstentum Neuß [* 14] jüngerer Linie, hat 284,io hkm, 90 Gemeinde- bezirke, 136 Wohnplätze und (1890) 81199 (39309 männl., 41890 weibl.) E., darunter 1000 Katho- liken uild 142 Israeliten, 6785 bewobnte Wohn- häuser, 18 724 Hausbaltungen und Anstalten und nmsaßt die AmlsgerichVöbezirte G.und Hohenleuben. - 2) Haupt- ulld Residenzstadt des Fürstentums Reuß [* 15] jüngerer Linie, Kreisstadt im Landratsamt Gera, liegt in 189 in Höhe, anmntig im Thale der Weißen Elster, an den Linien (^.:Göftnitz-Glauckau(51,4km), Gera-Greiz-Weischlitz l M,8 km) und Wünschendorf-Gera-Pforten der Sächs., Leipzig-Gera-Probst- zella(K51(m)derPreuß.Staats- bahnen und anderWeimar-Ge- regierung, des Landratsamtes für den unterländi- schen Bezirk, eines gemeinschaftlichen Landgerichts (Oberlandesgericht Jena) [* 16] für Neuß jüngerer Linie und den sachsewweimar.
Kreis [* 17] Neustadt [* 18] mit fünf reuftifchen Amtsgerichten (Gera, Hirschberg, [* 19] Hoben- lenben, Lobenstein, Schleiz) [* 20] und drei Weimar. Amts- gerichten (Aulna, Neustadt a. Orla, Weida), eines Amtsgerichts, Schwurgerichts, Zoll- und Haupt- steueramtes, einer Reichsbankstelle sowie einer Han- delskammer. Die in neuerer Zeit rasch aufgeblühte Fabrikstadt hatte 1805: 7000, 1843: 11300,1880: 27118, 1885: 34152, 1890: 39 (Ende 1892: 41878) E., darunter 554 Katholiken und 131 Is- raeliten, in Garnison (398 Mann) das 2. Bataillon des 96. Infanterieregiments, Post erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraph, [* 21] Fernsprechein- richtung (236 Sprechstellen), elektrische Straßen- bahn, für Güter mit Dampfbetrieb, städtische Feuer- wehr, Wasserwerk (1890), Kanalisation, Gasanstalt, Hospital, städtisches Krankenhaus, [* 22] Armen- und Ar- beits-, Waisenhaus, Geraer Bank, Gewerbebank und fürstl. Sparkasse. Unter den drei Kirchen sind ¶
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die frühgot. St. Iobannistirche (1885) und die St. Trinitatiskirche, 1611 erbaut, 18 renoviert, be- merkenswert, unter den übrigen Gebäuden das fürstl. Schloß, das Rathaus, 1573- -76 an Stelle des alten, 1254 erbauten, 1450 zerstörten Baues errichtet und nach dem Brande von 1780 erneuert, mit altertüm- lichem Portal und der ältesten Scbantstätte Deutsch- lands, die seit litt7 besondere Privilegien besitzt: ferner das fürstl. Theater, [* 24] das Postgcbäudc (1891), die Geracr Bank, das Gymnasium (1^87), die En- zian- und Lutberschule (1874 und 183 eröffnet); Denkmäler des Fürsten Heinrich Postbumus von Reuß und Kaiser Wilhelms I. An Unterrichts- anstalten besitzt ein fürstlich cvang.-lutb.
Gymna- sium, Rutbeneum, 1608 vom Grafeu Reuß gegrüudet lDirektor Ir. Grumme, 15 Lehrer, l; Klassen mit 17") Schülern, 3 Vorklassen mit 54 Schülern), ein städti- sches Realgymnasium, 4864 als erste Abteilung der Stadtschule gegründet (Direktorin. Kießler, ^Leh- rer, 43 Klassen mit 400 Schülern, 3 Vorklassen mit 112 Schülern), Zabelsche höhere Vtädchensckule, drei Bürgerschulen, gewerbliche Fortbildungsschule mit bildungsschule; an Privatanstalten die Amthorscke höhere Handelsschule und Handelsakademie, bis 1854 in Hildburgbausen, eine Fachwebesckule, Bau- handwerker-Technikum in Gera-Neuuntermbaus, Lehranstalten für Handvergoldung in der Buchbin- derei, fürweiblicheDienstboten, Näh-undStriäschule.
Für Wissenschaft und Kunst wirken die Gesell- schaft von Freunden der Naturwissenschaften, der Pädagogische und Lehrer-Verein, der Ärztliche und Kaufmäuuische Verein, die Gymnasial- und Rats- bibliothek, das sürstl. Theater, der Kunstverein, das städtische Museum, die städtische Musitkapelle, die sürstl. Hofkapelle, der Musikalische Verein, der Ver- ein für geistliche Musik u. a. Außerdem bestehen die Freimaurerlogen «Archimedes zum ewigen Bunde» und «Heinrich der Treue»; ferner ein Gewerbcverein, je ein Kaufmännischer, Fabrikanten-, Landwirt- schaftlicher, Forstwirtschaftlicher und Gärtnerverein.
Die bedeutende Industrie, die sich besonders seit 4873 entwickelt hat, umfaßt etwa 190 Fabriken mit 227 Dampfkesseln von zusammen 11837 (M Heizfläche; die Zahl der Arbeiter beträgt 10 875, darunter 3958 weibliche. Den Hauptzweig bildet die 1595 durch den aus Flandern eingewanderten Nikolaus de Smit begrüudete Wollwarenweberei (1891: 9514 meckan.'Wcbstühle in 62 Fabriken und 87 Dampfmaschinen [* 25] mit 4662 Pferdestärken, jährlicher Umsatz etwa 60 Mill. M., direkte Ausfubr nach den Vereinigten Staaten [* 26] von Amerika [* 27] 1 etwa 7 Mill. M.), Kammgarnspinnerei (4 Fabriken", Tcppichweberei (6), Färberei; ferner besteben Ap- pretur- und Blanchieranstalten, Eisengießereien, Kesselschmieden, Roßhaarspiniiereien, Pechsiedereien, Ziegeleien, Brauereien, Müblenwerke sowie Fabri- kation von Maschinen, Harmonika-Accordicms, Drahtwaren, Loh-, Sämisch- und Instrumenten- leder, Wagenfett, Schnupf- und Rauchtabak, golde- nen Ringen.
Bedeutend ist ferner der 5^l-, Pro- dutten-, Spiritus- und Speditions-, Troguen- und Farbwarenhandel sowie die Buch-und Steindruckerei, Kunst- und Handelsgärtnerei. Jährlich werden 3 Roß-, je 2 Vieh- und Jahrmärkte abgehalten. Gera ist Sitz der Land- und Forstwirtschaftlichen Vcrufs- genossenschaft des Fürstentums Reuß jüngerer Linie und der 6. Sektion der Sächsischen Baugewerks- berussgenossenschast. In der Umgebung wird außer Brockhaus' Konversations-iiexiton. 14. Aufl.. VII. Landwirtschaft auch Holzhandel, Bruchstein- und Ziegelindustrie betrieben.
In der nächsten Umgebung tritt besonders das auf dem Hainberg erbaute Schloß Osterstein hervor. Seit 1848 Residenzschloß, ist es unter Fürst Hein- rich I.XV11. 1859 - 63 restauriert, mit bequemem Auffahrtsweg und neuen Seitengebäuden versehen worden. Fürst Heinrich XIV. vollendete seit 1868 den innern Ausbau. Es enthält 5 Säle, ungefähr 160 Zimmer, eine große Bibliothek (30000 Bände), Rüstsaal und Waffensammlung, Glas- und Por- zellankabinett, naturhistor. und Altertumssamm- lung und eine Meugc Kunstschätze.
Unterhalb das Dorf Gcra-Untermhaus mit (1890) 3274 E., schouer Kircke, Porzellanfabrik, Brauerei und Har- monikafabrik. Unweit liegt ferner der Marktflecken Langenberg an der Weißen Elster mit 2090 E. und Kaltwasserheilanstalt, die Saline und die chem. Fabrik Heinrichsball, letztere seit 1872 ein Aktien- unternebmen, bei Triebes die große Geraer Iute- spinnerei und Weberei, [* 28] bei Tinz und Pforten die Aktienbierbrauereien. Als Ort wird Gera selbst erst 4125 genannt, noch um 1200 war es vilia, erst 4224 wird es als urds, also als befestigter Platz bezeichnet.
Damals ge- borte die Grundherrschaft der Reichsabtei Quedlin- burg. 1303 ging cil8trnni und civitas (Schloß uud Stadt) Gera durch Kauf an den Reußen Heinrich über, der 1306 auch das Schultheißenamt mit Ge- richtsbarkeit, Grundbesitz und Patronat von Qued- liuburg erwarb. 1450 wurde es in dem Sächsischen Bruderkriege durch die böhm. HilfsVölker unter Po- diebrad fast vollständig zerstört; 4639 legten die Scbweden beinahe die Hälfte der Stadt in Asche und 1780 wurde sie abermals durch Brand fast vollständig verheert.
Die Herrschaft Gera war früher, wenn auch nicht ganz in demselben Umfange, Besitztum einer eige- nen, danack benannten Linie des vogteilichen Hauses, welche zu Ende des 42. Jahrh. Heinrich, der jüngste Sodn Heinrichs des Reichen, des Herrn des gesam- ten Vogtlandcs, stiftete. In der Folge hatte diese Linie aus dem Arnsbaugkischen Nachlasse zu Ende des 13. Iabrb. die Herrschaften Lobenstein, Saal- burg, Schleiz, Ebersdorf und Burgk durch eine Hei- rat dazu erworben und mebrmals, jedoch immer nur für kurze Zeit, diese ihre Erblande geteilt.
Als sie 155 ausstarb, fiel Gera an die einzige noch übrige vogteilicbe Hauptlinie, die Plauensche, und wurde 1562 dem jüngern Zweige derselben, den Grafen Reuß, überlassen, welche sich 1564 dergestalt in drei Aste teilten, daß der jüngere derselben unter anderm Gera erbielt. 1647 teilten die drei Söhne und ! ein Enkel des Heinrich Postbumus das Gesamtland abermals untereinander, wobei die Herrschaft in iluem gegenwärtigen Umfange an Heinrich II., den ältesten dieser drei Brüder, kam.
Als nach dem Ab- sterben eines der letztern 1666 abermals eine Ge- Herrschaft Saalburg an die Linie Gera, welche 1802 mit Heinrich XXX. abermals ausstarb. Gera fiel nun an die beiden jüngern Linien des Hauses Reuß, den Fürsten Reuß-Schleiz und Neuß-Lobenstein- Ebersdorf, welche seitdem die Regierung gemein- schaftlich ft'lbrten und die jährlichen Einkünfte teil- j ten. 1848 entsagte der Fürst Heinrich I.XXII. Reuß- ^obenstein-Ebersdorf der Regierung, sodaß diese Teile des reußiscben Gesamtlandes sowie die Allein- regicrung der Herrschaft Gera dem Fürsten Reuß- 53 ¶