Georg (Herzog von Braunschweig-Lüneburg) - Georg I. (König von Griechenland)
mehr
liche Gewalt in
Preußen
[* 2] von neuem zu befestigen und weiter auszudehnen. Er führte zahlreiche fränk.
Beamte in das Land, die nach fränk.
Muster die
Verwaltung,
die Finanzen, das Steuerwesen neu ordneten. Für das Interesse des
Hohenzollernhauses war Genserich F. allenthalben thätig.
Da er keine
Söhne besaß und mit seinemTode die fränk.
Linie erlöschen mußte, so vereinbarte er mit dem Kurfürsten Joachim
Friedrich, dem frühern
Administrator von
Magdeburg,
[* 3] 1599 den
Geraer
Vertrag, durch den die Unteilbarkeit der
Kurlande bestätigt wurde, während den jüngern
Brüdern Joachim
Friedrichs,
seinen Stiefbrüdern
Christian und Joachim Ernst, die fränk. Markgrafschaften zufielen.
Jägerndorf hatte Genserich F. 1596 an
die Kurlinie des Hauses geschenkt. Er starb 1603 und wurde in der Klosterkirche zu
Heilsbronn, der fränk. Hohenzollern-Grabstätte,
bestattet.
Die von ihm geworbenen sechs Regimenter zeichneten sich im Juni 1632 bei Sarstedt, bei Rinteln, bei
Hessisch-Oldendorf aus; eroberte Georg Minden.
[* 9] Am nahm er infolge von Mißhelligkeiten
mit Oxenstierna den
Abschied aus schwed. Dienste und trat bedingungsweise dem
Prager Frieden bei; doch blieben seine
Truppen
fast sämtlich der schwed. Sache treu. Georg erhielt nach dem
TodeFriedrichUlrichs (1634), mit dem das mittlere Haus
Braunschweig-Wolfenbüttel
ausstarb, im Teilungsvertrage mit seinen
Brüdern vom die Regierung von Göttingen
[* 10] und
Calenberg,
worauf ihm die übrigen welfischen Fürsten den
Befehl über ihre
Truppen übertrugen und eine bewaffnete
Neutralität zu beobachten
beschlossen. 1639 trat Georg wieder zu den
Schweden über und übernahm auch den
Befehl über die
Truppen der Landgräfin
Amalie
von Hessen,
[* 11] ohne bedeutende Erfolge zu erringen; 2. April 1641 starb er. Georg ist der Stammvater
des hannov. Königshauses, da er allein von seinen
Brüdern sich vermählte. Er war ein talentvoller
Heerführer und Organisator.
–
Aus besonderer Zuneigung zu seinem jüngsten
Bruder Ernst
August hatte er sich 1658 diesem gegenüber feierlich verpflichtet,
sich niemals zu vermählen, auch bewirkte
er, um dessen Vermählung mit der Prinzessin
Sophie, der Tochter des Kurfürsten
Friedrich V. von der Pfalz, zu ermöglichen, von den Calenbergischcn
Ständen eine namhafte
Erhöhung der
Apanage desselben. Später jedoch trat Georg Wilhelm in eine nahe
Verbindung mit Eleonore d'Olbreuse, der Tochter eines franz.
Emigranten,
die auf seinen Wunsch 1674 durch
KaiserLeopold I. zur Reichsgräfin von Harburg
[* 14] und Wilhelmsburg erhoben wurde und mit der
er sich 1676 unter Zustimmung seines
Bruders, des
Herzogs ErnstAugust, vermählte.
Zuvor hatte er in einem besondern
Vertrage die Erbfolge seines
Bruders und dessen Nachkommen in seinem Fürstentume auch für
den Fall ausdrücklich anerkannt, daß ihm in seiner
Ehe noch
Söhne geboren werden sollten. Dieser
Ehe entstammte eine 1666 geborene
Tochter
Sophia Dorothea (s. d.), die Gemahlin des Kurprinzen von Hannover,
[* 15] spätern
Königs
Georg I. von
Großbritannien.
[* 16]
In demKriege gegen
Frankreich 1674 und 1675 stand Georg Wilhelm treu zu
Kaiser und
Reich und suchte
in diesem
Sinne auch auf die übrigen welfischen Fürsten einzuwirken. An der
Spitze seiner
Truppen nahm
er an der
Schlacht an der Conzer
Brücke
[* 17] (s. Conz) sowie an der Erstürmung
Triers rühmlichen Anteil. Georg Wilhelm starb Mit
ihm erlosch die Linie
Braunschweig-Celle, die Besitzungen kamen an das nunmehrige Kurhaus Hannover.
Prinz von
Dänemark,
[* 18] geb. 1653 als Sohn KönigFriedrichs III., seit 1683 Gemahl der spätern
Königin
Anna von England, trat in der Revolution von 1688 gegen seinen Schwiegervater
Jakob II. auf Seite Wilhelms von
Oranien
und wurde von diesem zum
Herzog von
Cumberland, später von seiner Gemahlin zum Großadmiral erhoben. Er war ein unbedeutender
Mann, der von seinem beliebten Ausruf den
SpitznamenEst-il-possible führte. Er starb 1708.
I., König von
Griechenland,
[* 19] offiziell «König der Hellenen», geb. zu
Kopenhagen
[* 20] als zweiter Sohn des Königs
Christian IX. von
Dänemark und der Königin Luise, führte als dän. Prinz den
Namen
Wilhelm und widmete sich dem Seedienst. Auf Empfehlung Englands wurde er als Kandidat für den durch
den
SturzOttos I. erledigten griech.
Thron
[* 21] von
Frankreich und
Rußland günstig aufgenommen und von der griech. Nationalversammlung
einstimmig unter dem
Namen Georg zum König erwählt.
Durch ein
Protokoll der drei Schutzmächte (zu
London
[* 22] 5. Juni) wurde die Thronfrage geregelt; tags darauf nahm
Georg die
Krone an und wurde 27. Juni von der griech. Nationalversammlung für volljährig erklärt.
Nachdem er durch einen
Vertrag seinem jüngern
Bruder Waldemar den Vorrang in der dän. Erbfolge eingeräumt hatte, landete
er 30. Okt. im Peiraieus und hielt seinen feierlichen Einzug in
Athen,
[* 23] wo er tags darauf
vor der Nationalversammlung
den
Eid auf die
Verfassung leistete und die Regierung übernahm. Die an seine Thronbesteigung sich knüpfende
Vereinigung derIonischen Inseln mit
Griechenland, seine erfolgte Vermählung mit der russ. Großfürstin
Olga und die Erziehung
seiner
Kinder in der griech.-kath.
Kirche (während er selbst evangelisch blieb) verschafften ihm persönliche
Beliebtheit und sicherten seinen
Thron. An den nationalen Wünschen, die auf eine
Vereinigung aller unter türk. Herrschaft
befindlichen griech.
Ländern mit
Griechenland hinzielen, hat er
¶
mehr
immer lebhaften Anteil genommen und sie zu fördern gesucht. So erreichte er es, durch die Konvention von 1881 (s. Griechenland
und Berliner Konferenz)
[* 25] sein Land durch den größten Teil von Thessalien und einen Teil von Epirus vergrößert zu sehen. Als
konstitutioneller Regent hielt er sich fast stets von einem direkten Eingreifen in die innern Parteikämpfe
fern. Nur als die Politik Delijannis' Griechenland in immer größere finanzielle Schwierigkeiten zu stürzen drohte, scheute
sich der König nicht, diesem den Abschied zu erteilen, obgleich er über eine Mehrheit in der Kammer gebot, und
ein neues Ministerium zu berufen. Als Früchte seiner Regierung dürfen neben einer ungestörten Ruhe
im Innern die völlige Ausrottung des Räuberwesens, der Aufschwung in der Wissenschaft und Kunst, ganz besonders aber im
Verkehrswesen und in der Industrie angesehen werden. Aus seiner Ehe mit der Großfürstin Olga gingen hervor:
Als Prinz nahm Georg thätigen Anteil an den Kriegen, die das Deutsche Reich
[* 26] gegen die Türken und Ludwig XIV. zu führen hatte. 1698 folgte
er seinem Vater als Kurfürst von Hannover und wurde 1708 zuerst in den Kurfürstenrat eingeführt. Durch
die Act of Settlement (s. d.) war 1701 seiner Mutter und ihren Erben die Nachfolge in England beim Abgang der prot. Linie der
Stuarts gesichert worden, und da seine Mutter einige Monate vorher gestorben war, wurde er sofort nach dem Hinscheiden der Königin
Anna als König ausgerufen und landete 18. Sept. bei Greenwich.
Der in Frankreich lebende Prätendent JakobStuart machte zwar Ende 1715 einen Versuch zur Rückkehr, der aber völlig scheiterte.
Sofort bei G.s Regierungsantritt mußten die Tories, die zum Teil noch Anhänger ihres alten Königshauses waren, einem Whigministerium
weichen, und das neu gewählte Parlament bot diesem eine gleichgesinnte Mehrheit zur Stütze. Mit Georg begann
die langjährige Herrschaft der großen Whigpartei, geführt von einigen aristokratischen Geschlechtern, welcher der König
völlig freien Lauf ließ. Er war nur ein mäßiger Kopf, mit engl. Verhältnissen ganz unbekannt und hat sich nie bemüht,
die Sprache
[* 27] seiner neuen Unterthanen zu lernen.
Seiner Sprachunkenntnis wegen blieb er auch den Kabinettsberatungen fern, was seitdem Brauch wurde. Auch war
sein persönliches
Auftreten durchaus unköniglich, er machte sich wenig beliebt und erregte durch das Verhältnis zu seinen zu engl.
Pairien erhobenen deutschen Maitressen argen Anstoß. Da die Regierung enger wie je an das Unterhaus gebunden
war, so ergab sich als notwendige Forderung, dessen Verhandlungen größere Stetigkeit zu verleihen. Den äußern Anlaß, statt
der dreijährigen siebenjährige Sitzungsperioden einzuführen, gab 1716 die Sorge, daß sich an eine Neuwahl neue jakobitische
Erhebungen knüpfen könnten.
Eine Bestimmung der Thronfolgeakte, daß der König nur mit Erlaubnis des Parlaments die Grenzen
[* 28] von
Großbritannien und Irland verlassen dürfe, wurde auf G.s Betreiben abgeschafft, und ein Versuch des Ministeriums, das Unterhaus
zu einer Beschränkung des königl. Rechts der Peersernennung zu bestimmen, blieb vergeblich. In den auswärtigen Verhältnissen
trat England als Mitglied der 1718 mit Frankreich, Österreich
[* 29] und Holland gegen Alberonis Eroberungsgelüste geschlossenen Quadrupelallianz
bei und stellte sich im Nordischen Krieg in Hannovers Interesse Schwedens Ausbreitungspolitik bewaffnet entgegen; Bremen
[* 30] und
Verden
[* 31] wurden an Hannover gebracht.
Über diesen Dingen war es zu Reibungen im Ministerium gekommen, Walpole hatte sich von ihm getrennt, die Beteiligung an den
finanziellen Schwindelgeschäften der Südseegesellschaft 1720 erschütterten es, und der Tod des Führers
GrafenStanhope brachte das Ende. Darauf trat Walpole 1721 die Leitung der Staatsgeschäfte an, die er bis 1742 führte. Der
König ließ ihm die ministerielle Vollgewalt, nur in die auswärtigen Dinge mischte er sich zuweilen ein, namentlich seiner
hannov.
Interessen wegen. Weil er Nachteile für sein Stammland befürchtete, schloß er auch nur auf entschiedenes
Drängen Townshends mit Frankreich und Preußen das Bündnis zu Herrenhausen, das sich gegen Österreich und Spanien
[* 32] richtete. Georg starb plötzlich am Schlage in Osnabrück,
[* 33] während er sich auf einer Reise in Deutschland
[* 34] befand, und
wurde in Hannover beigesetzt. –
Mahon [Stanhope], History of England from the peaceofUtrecht
[* 35] to the peace of Versailles
[* 36] 1713–83, Bd. 1 u. 2 (ebd. 1837 fg. u. ö; deutsch, Braunschw. 1855);
Lecky, History ofEngIand in the 18th century (8 Bde., 1378–90; deutsch, Bd.
1–4, Lpz. 1879–83);
Wright, Caricatureshistory of the Georges (Lond. 1867).