Hals-Wirbels oder das
Köpfchen der Armspindel um seine eigene
Achse;
4) straffe Gelenk (amphiarthroses), deren Knochenenden durch straff angezogene
Bänder so fest zusammengehalten werden, daß sie
sich nur wenig aneinander verschieben können, wie das bei den verschiedenen
Hand- und Fußwurzelqelenken der Fall ist.
Ein falsches oder widernatürliches Gelenk (Scheingelenk, pseudarthrosis) entsteht bisweilen nach
Knochenbrüchen, wenn die beiden Bruchenden infolge von
Störungen des Heilungsvorgangs nicht durch feste Knochenmasse wieder
miteinander verwachsen, sondern nur durch eine dehnbare fibröse Zwischenmasse miteinander verbunden werden. In solchen Fällen
bildet sich eine einem natürlichen Gelenk analoge Knochenverbindung, die aber dadurch, daß sie den betreffenden
Knochen
[* 2] an einer widernatürlichen
Stelle seiner normalen Festigkeit
[* 3] und Starrheit beraubt, die Gebrauchsfähigkeit
des verletzten
Gliedes gewöhnlich beträchtlich vermindert und deshalb ein operatives Eingreifen erforderlich macht; man
pflegt derartige falsche Gelenk unter antiseptischen Vorsichtsmaßregeln zu eröffnen, die alten Bruchenden mit dem
Meißel
[* 4] wieder anzufrischen und mit
Silberdraht oder Elfenbeinstiften zu vereinigen, worauf dann meist
eine knöcherne Verwachsung der beiden Bruchenden und damit die
Heilung der Pseudarthrose erfolgt.
Von einem neuen Gelenk (neathrosis) spricht man, wenn nach Verrenkungen der ausgerenkte Gelenkkopf nicht in seine
Pfanne zurückgebracht wird, sondern an der
Stelle, die er zufällig einnimmt, durch seinen beständigen Druck und durch eintretende
Knochenwucherung der Umgebung einen Eindruck und allmählich eine mehr oder minder erhebliche Vertiefung
bewirkt, welche eine gewisse
Ähnlichkeit
[* 5] mit einer natürlichen Gelenkhöhle besitzt und auch eine gewisse Beweglichkeit
der verrenkten
Gliedmaße wieder gestattet.
Ein künstliches Gelenk (articulus artificialis) endlich nennt man jede bewegliche Knochenverbindung, die auf operativem
Wege hervorgerufen wird, um eine durch pathol. Vorgänge entstandene widernatürliche knöcherne Verwachsung
der normalen
Gelenkenden wieder zu beseitigen. (S.
Arthroplastik.)
(Arthritis), die
Entzündung der
Gelenke und ihrer nächsten Umgebung, bietet hinsichtlich ihrer anatom.
Eigentümlichkeiten, ihrer Intensität, ihres klinischen Verlaufs und ihrer Ausgänge die allergrößten
Verschiedenheiten dar, je nachdem nur die Gelenkschleimhaut oder die
Knochen und Knorpel,
[* 6] oder die
Gelenkbänder, oder alle
diese
Teile zusammengenommen von der
Entzündung ergriffen wurden.
Man unterscheidet deshalb gewöhnlich folgende Formen der Gelenkentzündung: 1) Die akute einfache oder seröse
Gelenkentzündung (Arthromeningitis oder Synovitis acuta serosa), deren Sitz vorwiegend die Synovial-
oder Gelenkschleimhaut ist und die mit einer gewissen Vorliebe die großen
Gelenke, namentlich das Knie-, Hüft-, Schulter-,
Fuß- und Ellbogengelenk befällt.
IhreUrsachen sind außerordentlich mannigfaltig. Zunächst sind es verschiedenartige örtlich
einwirkende mechan. Schädlichkeiten namentlich Quetschungen, Verstauchungen, Verrenkungen,
Wunden und andere Verletzungen der
Gelenke, die mehr oder minder schwere Gelenkentzündung zur Folge haben.
Weiterhin geben Erkältungen, insbesondere Durchnässungen und die Einwirkung von kalter Zugluft nach vorhergegangener Erhitzung
eine häufige
Ursache der akuten Gelenkentzündung ab; diese Form der Gelenkentzündung nennt man meist die rheumatische.
(S.
Gelenkrheumatismus.) Auch manche Konstitutionskrankheiten, wie
Gicht,
Skrofulose,
Tuberkulose und
Syphilis, geben
in ihrem Verlaufe häufig Veranlassung zu heftigen
Entzündungen der Synovialschleimhaut. Ebenso kann der
Tripper unter Umständen
eine eigenartige Gelenkentzündung zur Folge haben. (S.
Tripper.)
Die
Krankheit beginnt in der Regel mit Rötung und Schwellung der Gelenkschleimhaut, wozu sich sehr bald
Schmerzen bei
Bewegungen
des
Gelenks, ein mehr oder minder reichlicher Erguß von wässeriger seröser Flüssigkeit in die Gelenkhöhle
und eine bald größere, bald geringere Anschwellung der ganzen Gelenkgegend gesellen; wird der Erguß bedeutend, so entsteht
hierdurch das eigentümliche Gefühl der Schwappung oder Fluktuation im
Gelenk.
Fieber kann vorhanden sein, kann aber auch
fehlen.
Wenn der Flüssigkeitserguß in die Gelenkhöhle nur gering ist, so fühlt und hört man häufig
bei
Bewegung des
Gelenks oder bei Druck auf dasselbe ein deutliches Knarren oder Knirschen, das durch die gegenseitige Reibung
[* 7] der rauhen Gelenkflächen zu stande kommt. Die Ausgänge dieser akuten serösen
Entzündung sind sehr verschieden; entweder
tritt vollständige
Heilung ein, indem die ergossene Flüssigkeit wieder aufgesaugt wird, oder die
Krankheit
geht in die chronische
Gelenkwassersucht (s. d.) über, oder sie führt zu tiefer greifenden Zerstörungen
der Gelenkknorpel, zur Verwachsung der Gelenkflächen und damit zu dauernder Gelenksteifigteit (s. d.),
oder endlich sie geht in akute eiterige Gelenkentzündung über und kann wie diese durch fortgesetzte
Eiter- und Säfteverluste
das Leben gefährden.
2) Die akute eiterige Gelenkentzündung (Arthromeningitis oder Synovitis acuta prorulenta), auch wohl als Gelenkempyem
oder als
Gelenkeiterung
(Arthropyosis, Pyarthros) bezeichnet, entwickelt sich entweder durch Vernachlässigung und andere ungünstige
Umstände aus der vorigen oder tritt gleich von Anbeginn an als eiterige
Entzündung im Verlaufe schwerer
Infektionskrankheiten,
namentlich der Pyämie, des
Kindbettfiebers, der
Pocken,
Masern, des
Scharlachs und des
Typhus, auf; auch
kann jede
Gelenkwunde (s. d.), wenn der atmosphärischen Luft mit ihren Fäulniserregern
der Zutritt zur Gelenkhöhle offen steht, schwere, selbst lebensgefährliche
Gelenkeiterungen zur Folge haben.
Die
Symptome sind ungleich bedrohlicher als bei der serösen Form. Unter mehr oder weniger hohem
Fieber,
selbst Schüttelfrösten, wird das
Gelenk außerordentlich schmerzhaft, sodaß der
Kranke bei der geringsten
Bewegung laut aufschreit,
die
Haut
[* 8] über dem
Gelenk ist gerötet, teigig angeschwollen und hinterläßt bei Fingerdruck eine seichte Grube; im weitern
Verlauf tritt entsprechend der meist reichlichen Eiteransammlung in der Gelenkhöhle eine auffallende
Anschwellung der ganzen Gelenkgegend hinzu, und frühzeitig pflegen sich gewisse eigentümliche fehlerhafte
Stellungen der
Gelenke auszubilden. Gewöhnlich hält der
Kranke das entzündete
Gelenk ängstlich in einer sog. Mittellage, d. h. in halber
Beugung,
[* 9] bei welcher die um das
Gelenk herumliegenden
Bänder und
Muskeln
[* 10]
¶
mehr
sich im Gleichgewicht
[* 12] befinden und so die Spannung und damit auch der Schmerz am geringsten ist, und jeder Versuch, diese Lage
zu verändern, ruft die heftigsten Schmerzen und krampfhafte Muskelkontraktionen hervor. So können Fieber, Schmerzen und Schlaflosigkeit
wochenlang andauern und die Kräfte des Kranken auf das äußerste erschöpfen. Bei guter Konstitution
und günstigen Verhältnissen tritt schließlich doch noch Genesung ein, indem der in der Gelenkhöhle angesammelte Eiter
allmählich resorbiert wird.
Bei ungünstigem Verlauf dagegen kann der Eiter die Gelenkkapsel und die umgebenden Weichteile durchbohren, sich einen Weg
nach außen bahnen (sog. Gelenkabsceß) und langwierige erschöpfende Säfteverluste zur Folge haben oder
ausgedehnte Zerstörungen der knöchernen Gelenkteile verursachen und durch eintretende Eitervergiftung des Blutes das Leben
des Kranken auf das höchste bedrohen. Solchen übeln Ausgängen der eiterigen Gelenkentzündung läßt sich häufig
nur durch rechtzeitige Vornahme chirurg. Eingriffe, insbesondere der operativen Entfernung der erkrankten Gelenkenden, vorbeugen.
(S. Resektion.) Die schwersten Formen der akuten Gelenkeiterung sind die akuten (septischen) Verjauchungen
der Gelenke mit oder ohne Entwicklung von Fäulnisgasen, welche in wenigen Tagen durch Blutvergiftung zum Tode führen, wenn nicht
früh genug durch ausgiebige Eröffnung resp. Resektion des Gelenks oder durch Abnahme (Amputation, Exartikulation) des betreffenden
Gliedabschnittes das Leben des Kranken erhalten wird.
3) Die chronische seröse Gelenkentzündung (Arthromeningitis s.
Synovitis chronica serosa), welche entweder nur reichliche, meist schmerzlose Wasseransammlung im Gelenk (s. Gelenkwassersucht)
oder außer dieser auch noch entzündliche Wucherungen und Schrumpfungen der Gelenkkapsel und der übrigen Gelenkbänder zur
Folge hat. (S. Gelenkrheumatismus.)
4) Die chronische deformierende Gelenkentzündung (Arthritis chronica deformans), eine außerordentlich schleichend und
langwierig verlaufende Gelenkkrankheit, die namentlich dem höhern Lebensalter eigen ist und schließlich sehr auffallende
Formveränderungen und Verunstaltungen sowie sehr beträchtliche Funktionsstörungen im erkrankten Gelenk zur Folge hat. Die
Krankheit beginnt in der Regel damit, daß der Knorpelüberzug der Gelenke erweicht, zerfasert wird und endlich vollständig
zu Grunde geht, sodaß die Gelenkflächen rauh und uneben werden und nicht mehr gehörig aufeinander
passen. Im weitern Verlaufe findet sodann gewöhnlich vom Rande der Gelenkflächen her eine krankhafte Wucherung und Neubildung
von höckerigen oder stalaktitenförmigen Knorpel- und Knochenauswüchsen statt, durch welche die Gelenkenden unförmlich verdickt,
schwer beweglich und gänzlich verunstaltet werden, und da weiterhin auch die Gelenkkapsel stellenweise
verdickt und verknöchert und auf ihrer Innenseite mit zahllosen zottenförmigen Wucherungen besetzt ist, so wird schließlich
das ganze Gelenk vollkommen steif und unbrauchbar.
Sehr häufig ist das Hüftgelenk der Sitz dieser deformierenden Entzündung, in welchem Falle sie als Hüftleiden der Greise
(Malum coxae senile) bezeichnet wird, doch werden oft genug auch die Schulter, die Knie, der Ellbogen,
sowie die Finger- und Zehengelenke von ihr befallen. Zu den ersten Symptomen dieses Gelenkleidens gehören ein dumpfer, nicht
eben heftiger Schmerz und eine gewisse Kraftlosigkeit und allmählich zunehmende
Steifigkeit des erkrankten Gelenks, wozu sich
bald bei Bewegungen infolge der Unebenheit der Gelenkflächen ein deutliches rauhes Knarren und Knacken
im Gelenk gesellt. Am frühen Morgen sowie nach längerer Ruhe sind die Steifigkeit und die Schmerzen am schlimmsten; ist das
Gelenk einmal im Gang,
[* 13] so pflegen beide allmählich nachzulassen.
Wenn die Krankheit an der Hüfte entwickelt ist, so tritt bald leichtes Hinken ein, das nach und nach zunimmt,
weil der Schenkelknochen infolge der allmählichen Abschleifung des Schenkelkopfes und der Gelenkpfanne nach und nach kürzer
wird, bis endlich das Gehen ganz unmöglich ist. Der Verlauf der deformierenden Gelenkentzündung ist immer ein sehr langwieriger und
erstreckt sich gewöhnlich über mehrere Jahrzehnte; eine wirkliche Heilung tritt niemals ein, höchstens
wird im günstigsten Fall ein Stationärbleiben der Krankheit beobachtet, sodaß sie von einem gewissen Stadium an keine weitern
Fortschritte macht. Über ihre Ursachen ist wenig Sicheres bekannt; sie kommt viel häufiger bei Männern als bei Frauen vor
und ist wohl meist eine Teilerscheinung des eintretenden Altersmarasmus. Bisweilen werden Erkältungen
als Ursache von den Kranken angeschuldigt; mitunter sieht man auch das Leiden
[* 14] nach übermäßigen Anstrengungen oder im Anschluß
an eine erlittene Quetschung oder sonstige Verletzung des Gelenks sich entwickeln.
5) Die chronische fungöse Gelenkentzündung (Arthritis chronica fungosa), eine bösartige Gelenkkrankheit, bei der sich die Innenfläche
der Gelenkschleimhaut mit schwammigen, allmählich das ganze Gelenk zerstörenden Granulationen überzieht und die deshalb
auch als Gliedschwamm (s. d.) bezeichnet wird; sie ist vorwiegend tuberkulöser Natur.
Hinsichtlich der Behandlung einer jeden Gelenkentzündung ist als oberster Grundsatz festzuhalten, daß das erkrankte
Gelenk vor allen Dingen absoluter Ruhe und Schonung bedarf. Bei jeder heftigern Gelenkentzündung gehört
der Kranke deshalb durchaus von Anbeginn an in das Bett
[* 15] und das erkrankte Glied
[* 16] muß vollkommen unbeweglich in horizontaler,
möglichst gestreckter Lage gehalten werden; die letztere muß durch eine geeignete Unterstützung der entzündeten Extremität
vermittelst kleiner Polster, Kissen, Spreusäckchen u. dgl., unter Umständen durch einen angelegten Papp-,
Gips- oder andern immobilisierenden Verband
[* 17] gesichert werden.
Bei manchen Formen der Gelenkentzündung erweist sich auch die sog. permanente Extension,
bei der vermittelst geeigneter Verbandvorrichtungen und angebrachter Gewichte ein gleichmäßig andauernder Zug
auf die erkrankten
Gelenkflächen ausgeübt wird, von vorzüglicher Wirkung. Sind die Entzündungserscheinungen sehr heftig, so ist die energische
und andauernde Anwendung der Kälte in der Form von Eisbeuteln ganz unerläßlich. Bei sehr heftigen
Schmerzen sind mitunter Morphiumeinspritzungen sowie Einreibungen mit Chloroform, Elaylchlorür und andern schmerzlindernden
Mitteln nicht zu entbehren.
Wenn die entzündlichen Symptome sich gemindert haben, so kann man bei serösen Gelenkentzündung den Versuch machen, durch eine gleichmäßige
Kompression des Gelenks vermittelst elastischer Binden die Aufsaugung der ausgeschwitzten Flüssigkeit zu
beschleunigen. Eventuell wird das im Gelenk befindliche Exsudat durch Punktion oder Incision entfernt. Bei der eiterigen Gelenkentzündung sind
unter Umständen gewisse chirurg. Eingriffe (tiefe Einschnitte, Punktionen, die Resektion der erkrankten
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