knöchernen Schädelkapsel ein luftleerer Raum entstehen müssen, wenn dies nicht durch reichlichere Wasserausscheidung in
den Hirnhöhlen gehindert würde, weshalb diese Form der Gehirnwassersucht auch als
Hydrocephalusex vacuo bezeichnet wird. Die
Symptome der
erworbenen Gehirnwassersucht sind je nach der betreffenden Grundursache und je nach dem schnellern oder langsamern
Verlauf sehr verschieden. Ein plötzlicher und beträchtlicher Flüssigkeitserguß in die Hirnventrikel
kann bei Erwachsenen plötzlich unter dem
Bilde eines
Schlagflusses (sog. Apoplexia serosa) zum
Tode führen, bei
Kindern außerordentlich
heftige und anhaltende, mit
Bewußtlosigkeit verbundene Krampfanfälle zur Folge haben, während bei chronischer, schleichender
Entwicklung des
HydrocephalusKopfschmerzen, Schwindel, Schwäche der
Sinne, namentlich der
Augen, zeitweiliges
Erbrechen,
Gedächtnisschwäche,
Schlafsucht und eine allmählich zunehmende Verblödung zu den gewöhnlichen Erscheinungen
zählen.
Der Verlauf der chronischen Gehirnwassersucht ist meist ein sehr langwieriger; wenn der
Tod nicht durch zufällig hinzutretende
Leiden
[* 2] herbeigeführt
wird, so erfolgt er schließlich entweder durch eine plötzlich eintretende
Vermehrung des Flüssigkeitsergusses oder unter
den
Symptomen der fortschreitenden
Gehirnlähmung. Der sog. hitzige
Wasserkopf endlich kommt durch eine tuberkulöse
Entzündung
der weichen Hirnhäute und des Ependyms der Hirnhöhlen zu stande und führt in der Regel schnell unter
Krämpfen und heftigen
Fiebererscheinungen zum
Tode. (S.
Gehirnhautentzündung 3.)
(Vulnera cerebri) kommen entweder durch einen starkenSchlag an den Schädel,
Sturz
oder Fall auf den
Kopf oder durch
Stich-, Hieb- oder Schußverletzungen zu stande, und sind in der Regel mit Verletzungen der
Schädelknochen und der Hirnhäute verbunden; doch kommen auch Fälle, z.B. Quetschungen und Zerreißungen der Gehirnsubstanz,
zur
Beobachtung, in denen jedwede Verletzung des Schädels fehlt. Abgesehen von den glattrandigen Schnitt-
und Hiebwunden verlaufen die meisten Gehirnwunden unter dem
Bilde der
Gehirnquetschung (contusio cerebri), bei welcher die Gehirnsubstanz
entweder nur mit zahlreichen kleinen punktförmigen Blutextravasaten durchsetzt oder in ausgedehnterm
Maße zertrümmert und
in einen mißfarbigen, rötlichen, weichen Brei verwandelt ist.
Kleinere derartige Quetschungsherde können ausheilen, indem das ergossene
Blut und das zertrümmerte Hirngewebe
fettig zerfällt, resorbiert wird und die zurückbleibende
Lücke entweder durch
Entwicklung von
Bindegewebe vernarbt oder sich
durch
Bildung einer schwieligen Bindegewebskapsel in eine mit seröser Flüssigkeit erfüllte Cyste verwandelt; bei ausgedehnter
Gehirnquetschung kann es auch zur
Entwicklung eines
Gehirnabscesses (s.
Gehirnentzündung) kommen. Im allgemeinen
ist eine Gehirnverletzung um so gefährlicher, je tiefer im Innern und je näher der Gehirnbasis der verletzte
Teil sich befindet;
die Verletzungen, welche
bis in die Hirnhöhlen reichen oder die centralen
Teile an der Grundfläche des
Gehirns treffen, nehmen
fast immer einen tödlichen Ausgang.
Die
Symptome der Gehirnwunden bestehen teils in Reizungserscheinungen (großer
Unruhe, übermäßiger Empfindlichkeit
gegen Sinneseindrücke, Delirien,
Krämpfen und
Sinnestäuschungen), teils in Lähmungssymptomen (großer Schwäche und Unsicherheit
in den
Bewegungen,
Lähmung der
Sinne, der Muskelnerven, des
Bewußtseins und des Gedächtnisses), wozu sich noch häufig
mehr
oder minder schwere Fiebersymptome gesellen. Die Behandlung besteht in antiseptischen
Verbänden, kaltenUmschlägen
und Eisbeutel auf den
Kopf, knapper Diät, leichten Abführmitteln, Fernhalten von Aufregung, Vermeiden aller erhitzenden
und spirituösen Getränke; bei hochgradiger Aufregung sind die narkotischen
Mittel
(Opium,
Chloralhydrat) nicht zu entbehren.
-
Vgl. von
Bergmann, Die chirurg. Behandlung von Hirnkrankheiten (2. Aufl.,
Verl. 1889).
Joh. Sam. Traug., Naturforscher,
geb. zu
Görlitz,
[* 4] studierte in
Leipzig
[* 5] anfangs Naturwissenschaften und Mathematik, später die
Rechte. Nachdem er in
Leipzig seit 1774 mathem. Vorlesungen gehalten und 1777 die jurist. Doktorwürde erworben hatte, wurde er 1783 Ratsherr
und 1786
Beisitzer des Oberhofgerichts. Er starb inLeipzig. Als Schriftsteller erwarb er sich
großes Verdienst durch sein «Physik. Wörterbuch» (5 Bde.,
Lpz. 1787-95; nebst
Register, 1801), das von
Brandes,
Gmelin,
Littrow,
Horner, Muncke und
Pfaff bearbeitet in einer neuen
Auflage
(11 Bde., ebd. 1825-45) erschien.
oder Erbenschaften sind bäuerliche Genossenschaften mit Feldgemeinschaft (s. d.),
die sich
bis in die neueste Zeit in einigen Gegenden des Regierungsbezirks
Trier
[* 6] erhalten haben. Die aus
Ackern, Wiesen und
Wald bestehende Dorfgemarkung befindet sich im gemeinschaftlichen
Besitze der Dorfgenossen, indem jedem ein
bestimmter, übrigens beliebig veräußerlicher und teilbarer idealer Anteil an jedem Gewann (s. d.)
zusteht. Die einzelnen
Streifen wurden infolge der Art der Bewirtschaftung ursprünglich jährlich, später
aber in längern
Perioden durch das Los neu verteilt, soweit nicht eine gemeinsame Nutzung derselben stattfand.
Man hat die Gehöferschaften lange für Reste des altgerman. Dorfsystems (s. d.)
angesehen, und gewiß sind sie als Ergebnisse der alten Rechtstradition zu betrachten. Indessen lassen sie sich urkundlich
nurbis in das 14. Jahrh. sicher zurückverfolgen. Sie scheinen unmittelbar aus grundherrlichen
Veranstaltungen hervorgegangen zu sein, derart, daß zunächst die Grundherren, deren Grundeigentum meistens durch mehrere
Dörfer zerstreut lag, die auf diesem in der
Hand
[* 7] von Hörigen befindlichen Eigentum lastenden Fronen in einem jener Dörfer
zu gemeinsamer Rodung und
Bestellung größerer
Stücke des Allmendlandes (s.
Allmende) vereinigten. Mit
dem Zerfall der Grundherrschaften kauften oder pachteten die Hörigen das bisher gemeinsam bestellte Land von ihrem Grundherrn
und behielten das Gemeineigentum, zunächst auch die gemeinsame
Bestellung bei. -
Vgl.
Lamprecht,
Deutsches Wirtschaftsleben
im Mittelalter, Bd. 1 (Lpz. 1886),
S. 451 fg.
[* 9] (Auditus), der
Sinn, durch den
Menschen und
Tiere den
Schall
[* 10] (s. d.) wahrnehmen. Jede Erregung der Gehörnerven
(s.
Gehirn,
[* 11] S. 678 a) erweckt Empfindungen aus dem specifischen Empfindungkreise des Gehörsinns, sog.
Schallempfindungen, die sich durchaus von allen Empfindungen der übrigen
Sinne unterscheiden und von
keinem andern Sinnesorgane hervorgerufen werden können. Normalerweise werden sie im
Ohre erzeugt durch
¶
mehr
Erschütterungen elastischer Körper, vor allem der Luft, deren Schwingungen durch die Vermittelung der verschiedenen Leitungsapparate
des Ohrs (Trommelfell, Gehörknöchelchen, Labyrinthwasser) auf die Endapparate der Gehörnerven übertragen werden und hier
je nach ihren physik. Eigenschaften entweder die Empfindung eines Klanges oder eines Geräusches erzeugen. Die Empfindung eines
Klanges wird in unserm Ohr
[* 13] durch schnelle regelmäßige und periodische (d. h. in einem gewissen Zeitraum
in genau der gleichen Weise wiederkehrende) Bewegungen eines tönenden Körpers hervorgerufen, während die Empfindung von
Geräuschen durch unregelmäßige, nicht periodische Bewegungen ausgelöst wird.
Das Rollen
[* 14] und Rasseln des Wagens, das Heulen des Windes, das Rauschen der Wogen sind Beispiele für die
nicht periodischen Bewegungen des Geräusches, die Klänge der musikalischen Instrumente hingegen periodische Bewegungen. Der
Gehörsinn, so gering sein Einfluß aus das leibliche Wohlbefinden ist, besitzt eine ganz außerordentliche Bedeutung für
die gesamte geistige Entwicklung und das seelische Wohlergehen des Menschen; Gehör und Sprache
[* 15] stehen in der allerinnigsten Wechselbeziehung,
und wenn auch der Taubgeborene durch den Taubstummenunterricht zu einem regen Gedankenaustausch mit seinen Mitmenschen befähigt
werden kann, so bleiben ihm doch durch den Mangel des Gehörvermögens eine Reihe der edelsten und reinsten Genüsse für
immer verschlossen.
Das Gehörorgan (organon auditus) ist ein höchst komplizierter physik. Apparat, der zum größten Teil
im Felsenbein, dem innersten und festesten Teil des Schläfenbeins, verborgen liegt und der, nach akustischen Gesetzen gebaut,
die von außen auf ihn eindringenden Schallwellen sammelt und nach den akustischen Endapparaten der Gehörnerven leitet, durch
deren Vermittelung sie als specifische Schalleindrücke von unserm Bewußtsein empfunden werden. Man teilt das Gehörorgan
in drei Abteilungen, in das äußere, mittlere und innere Ohr ein, von denen das äußere und mittlere Ohr lediglich als schallleitender,
das innere Ohr oder Labyrinth wesentlich als schallempfindender Apparat wirkt. Die ersteAbteilung, der äußere Teil des Gehörorgans,
wird von der Ohrmuschel und dem äußern Gehörgang gebildet, besteht in der Hauptsache aus Haut- und
Knorpelgewebe und hat die Aufgabe, die Schallwellen aufzufangen, zu sammeln und dem innern Ohr zuzuleiten. Die Ohrmuschel, auch
schlechtweg Ohr (auricula, s. Tafel: Das Gehörorgan des Menschen I,
[* 12]
Fig. 1) genannt, stellt eine muschelförmige, mit Haut
[* 16] überzogene
und durch verschiedene kleine Muskelchen befestigte Knorpelplatte (s. Taf. I,
[* 12]
Fig. 1 u. 2) dar, die sich an den Seiten des Kopfes, über dem Schläfenbein, befindet und nach dem äußern Gehörgang führt.
Man unterscheidet an der Ohrmuschel mehrere wellenförmige Erhabenheiten oder Leisten und Gruben, die dem Ohr feine eigentümliche
Gestalt verleihen: die Ohrleiste oder Ohrkrempe (helix, s. Fig. 2, 1), den äußersten aufgekrempelten
Rand;
die Gegenleiste oder Gegenkrempe (anthelix, s. Fig. 2, 2), die weiter nach innen, parallel mit der
Ohrleiste verläuft;
die Ohrecke oder vordere Ohrklappe (tragus, s. Fig. 2, 7), den abgerundeten knorpligen Vorsprungvor der
Öffnung des äußern Gehörgangs, und die ihr gegenüberstehende Gegenecke oder hintere Ohrkläppe (antitragus,
[* 12]
s.Fig. 2, 3).
Zwischen der Ohrecke und Gegenecke befindet sich die Incisura intertragica, zwischen der Ohrleiste und der Gegenleiste
die kahnförmige Grube (fossa scaphoidea s. navicularis); die vertiefteste Stelle der Ohrmuschel zieht sich als eigentliche
Muschel (concha auris, s. Fig. 1, 2) trichterförmig in den äußern Gehörgang
hinein. Die äußere Haut, die den Ohrknorpel überzieht, bildet am untern Ende desselben eine fettlose, blut- und nervenarme,
beutelförmige Verdoppelung, das Ohrläppchen (lobulos auriculae, s. Fig. 1, 3), das, wie die schweren
Ohrzieraten der Wilden beweisen, eine außerordentliche Ausdehnbarkeit besitzt und beim Durchstechen behufs Einbringung von
Ohrringen weder erheblich schmerzt noch blutet.
KeinOhr eines Tieres besitzt ein Ohrläppchen, kein im Wasser lebendes Säugetier eine Ohrmuschel. An die Knorpelhaut des Ohrknorpels
befestigen sich von vorn, oben und unten her kleine dünne Muskeln
[* 17] (ein Heber,
[* 18] Vorwärts- und Rückwärtszieher des Ohrs [s.
Taf. I,
[* 12]
Fig. 2, 3-5] und der Eck- und Gegeneckmuskel [musculus tragicus und antitragicus, für den letztern
s. Taf. I,
[* 12]
Fig. 2, 6]), die das Ohr im ganzen bewegen können; freilich können nur wenige Menschen infolge mangelnder Übung
diese Muskelchen willkürlich in Thätigkeit versetzen, während die Säugetiere diese Fähigkeit in hervorragendem Maße
besitzen.
Nach innen zu setzt sich die Ohrmuschel in den äußern Gehörgang (meatus auditorius externus, s.
Fig. 1, 4) fort, einen etwa 3 cm langen, etwas gebogenen, bis zum Trommelfell reichenden Kanal,
[* 19] dessen äußere Hälfte eine
knorplige Grundlage besitzt, während seine innere Hälfte von dem knöchernen Felsenteil des Schläfenbeins gebildet wird.
Die Haut des Gehörgangs, die nach innen zu immer zarter und schleimhautähnlicher wird und im knöchernen
Teile fest mit der Knochenhaut verwachsen ist, enthält zahlreiche feine Wollhärchen, Talgdrüsen und den Schweißdrüsen ähnlich
gebaute Ohrenschmalzdrüsen (glandulae ceruminosae), die eine aus Fettkügelchen und Farbstoffkörnchen bestehende gelbliche
klebrige Masse, das Ohrenschmalz (cerumen auris) absondern.
Die physiol. Bedeutung des Ohrenschmalzes ist noch nicht hinlänglich aufgeklärt; eine gewisse Menge
desselben scheint für ein gutes Gehör unerläßlich, auch vermag es das innere Ohr in einem gewissen Grade vor dem Eindringen
fremder Körper, besonders des Staubes und der Insekten,
[* 20] zu schützen. Bei übermäßiger Ohrenschmalzbildung sammeln sich
leicht festere Massen an, die sog. Ohrenschmalzpfröpfe, die den Gehörgang völlig
verstopfen und Schwerhörigkeit, Ohrensausen und andere Beschwerden verursachen können.
Die Grenze zwischen dem äußern und mittlern Ohre bildet das Trommel- oder Paukenfell (membrana tympani, s. Fig. 1, 5), das
die Übertragung der Schallwellen vom äußern Gehörgange auf die hinter ihm gelegene Kette der Gehörknöchelchen vermittelt
und als dünne elastische, weißlich glänzende Membran von nahezu elliptischer Form in einem ringförmigen
Falze des Felsenbeins befestigt ist. An der äußern, dem Gehörgang zugewandten Fläche des Trommelfells gewahrt man in der
Mitte eine trichterförmige Vertiefung, den sog. Nabel, an deren innerer Fläche der Handgriff des Hammers eingewachsen ist.
Das Trommelfell besteht aus verschiedenen Gewebsschichten, von denen die äußere eine Fortsetzung der
Gehörgangshaut, die mittlere von festem fibrösen Gewebe,
[* 21] die innere
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