Ihrem
Bau nach kann man die Gefäße zunächst unterscheiden in solche, die aus einer einfachen, sehr dünnen, durchsichtigen
und für gewisse Flüssigkeiten durchgängigen
Haut
[* 4] bestehen, was bei den
Haargefäßen und den feinsten
Lymphgefäßen der Fall ist, und in solche, deren Wandung von mehrern schichtweise übereinander gelagerten
Häuten zusammengesetzt
wird. Unter den letztern sind am meisten fest und dickwandig die
Arterien, bedeutend weniger die
Venen und noch weniger die
Lymphgefäße.
Während die
Venen und
Lymphgefäße in ihrem Innern
Klappen haben, welche den nach dem
Herzen laufenden
Flüssigkeiten sich öffnen, jeden Rücktritt derselben aber unmöglich machen, sind dagegen die
Arterien für die
Bewegung
des in ihnen fließenden
Blutes durch ihre große Elasticität von Bedeutung. Die mittelste von den drei
Häuten, aus denen
die Arterienwand besteht, ist bei größern
Arterien so steif, daß sie die Lichtungen des Arterienrohrs
stets offen erhält, während die
Venen, denen eine solche
Haut mangelt, zusammenfallen und platt werden können. Dies und
der Umstand, daß in den
Arterien das
Blut mit größerer Kraft
[* 5] strömt als in den
Venen, sind die
Ursachen, warum durchschnittene
Arterien viel heftiger und länger bluten als durchschnittene
Venen.
Arterien und
Venen dienen nur als eigentliche
Zu- und Ableitungsröhren für das
Blut, wogegen den Kapillaren
(Haargefäßen) die wichtigste
Aufgabe der Cirkulation, die
Versorgung und
Ernährung der Gewebe
[* 6] mit Blutbestandteilen, zufällt.
Die
Krankheiten der Gefäße sind häufige und wichtige Vorkommnisse. Beider chronischenEntzündung der
Arterien oder dem sog. atheromatösen Prozeß der Gefäße
(Endarteriitis chronica deformans) finden sich in größerer oder
geringerer
Ausdehnung
[* 7] fettige Entartungen und wuchernde Verdickungen der innern Gefäßhäute, welche die Elasticität des
Gefäßrohrs zerstören und leicht zu
Erweichungen, Verkalkungen, Ausbuchtungen, bisweilen auch zu vollkommener Verstopfung
des Gefäßrohrs führen.
Die
Krankheit, die besonders im höhern
Lebensalter und nach schweren, schwächenden
Krankheiten, vorzugsweise
nach
Syphilis,
Gicht und übermäßigem Branntweingenuß entsteht, giebt nicht selten Veranlassung zur
Bildung von Aneurysmen
(s. d.) und ihren Folgezuständen, sowie bei vollkommener Verschließung des
Gefäßrohrs zur Entstehung des spontanen
Brandes (s. d.) des betreffenden Körperteils; werden einzelne Gerinnsel
und Bruchstücke von den Auflagerungen der Gefäßwandung abgerissen und mit dem Blutstrome in andere
Gefäßbahnen fortgespült, so treten dadurch leicht die schwersten, selbst lebensgefährlichen Zufälle auf (s.
Embolie); im
Gehirn
[* 8] giebt die kalkige Entartung der kleinern
Arterien am häufigsten
Anlaß zur Gefäßzerreißung und Hirnblutung.
(S.
Schlagfluß.) Unter den Erkrankungen der
Venen sind am häufigsten die durch Druck und Blutstauung
entstehenden
Venenerweiterungen oder
Krampfadern (s. d.) und die meist von einer Wunde oder einem Entzündungsherde
ausgehende
Venenentzündung (Phlebitis), die leicht zu
Thrombose (s. d.),
Embolie und
Eitervergiftung des
Blutes (s. Pyämie)
führt. (Vgl.
Tafel: Die
Blutgefäße des
Menschen, Bd. 3, S. 108.)
kryptogamische Gewächse, bei denen die Gewebedifferenzierung so weit vorgeschritten ist, daß
besondere
Stränge,
Gefäßbündel
[* 9] (s. d.) oder Leitbündel, ausgebildet sind, welche sich von
den sie umgebenden Gewebepartien in
Bau und Funktion unterscheiden. Auch in der äußern
Gliederung, in der Art der Sporenbildung,
in der
Entwicklungsgeschichte weichen sie von den
Moosen und
Thallophyten in wesentlichen Punkten ab. Es
gehören hierher die
Farne,
[* 10] Equisetaceen
[* 11] oder
Schachtelhalme und die Lykopodinen; diese drei Gruppen unterscheiden sich hauptsächlich
durch die Form ihrer
Blätter und
Stämme. (S. die speciellen
Artikel.)
Allen Gefäßkryptogamen ist die
Bildung von Prothallien gemeinsam, welche
die Geschlechtsorgane tragen und aus denen nach
Befruchtung
[* 12] eines Archegoniums oder auch in seltenen Fällen
durch apogame
Sprossung (s.
Farne) eine sporenbildende
Pflanze hervorwächst.
Die Form der Prothallien ist bei den einzelnen Familien verschieden, wenn auch gerade nicht in wesentlichen Punkten, ebenso
verhält es sich mit der Ausbildung der Geschlechtsorgane. Fast genaue Übereinstimmung zeigen jedoch
alle drei Gruppen in den ersten Stadien der Embryoentwicklung, soweit dieselbe bekannt ist. Nach der
Befruchtung teilt sich
zunächst die
Eizelle durch drei aufeinander senkrecht stehende
Wände in acht Zellen, sog. Oktanten. Von diesen acht Zellen
werden nun im weitern Verlauf der
Entwicklung zwei zur
Bildung des
Stammes verwendet und zwar die, welche
dem
Vegetationspunkte des
Prothalliums zugekehrt sind; durch mehrfache
Teilungen in denselben wird eine Scheitelzelle gebildet,
die den
Vegetationspunkt des
Stammes darstellt; aus zwei andern Oktanten, die aneinander anstoßen und direkt neben den vorigen
liegen, geht der sog. Kotyledon, d. h. das erste
Blatt,
[* 13] hervor.
Aus den vier übrigen Oktanten werden
die erste Wurzelanlage und der sog. Fuß gebildet und zwar werden
wiederum zu jedem der genannten Organe zwei Oktanten verwendet. Der Fuß ist ein eigentümliches Gebilde, mit dem die junge
Pflanze noch eine Zeit lang, gewöhnlich bis zur
Entwicklung ihrer ersten
Blätter, in dem Archegomiumbauche festsitzt und jedenfalls
die zur weitern Embryoentwicklung nötigen Nährstoffe aus dem
Prothallium entnimmt. Das letztere stirbt ab, nachdem die
Wurzel
[* 14] der jungen
Pflanze ausgebildet ist. (Betreffs der Weiterentwicklung der sporentragenoen Generation s. die
einzelnen
Artikel.)
Die große Mehrzahl der jetzt lebenden Gefäßkryptogamen gehört den
Tropen an; man kennt etwa 3500
Arten, von denen aber
nur etwa ein Achtel in der gemäßigten Zone vorkommt. Sie machen jetzt nur noch einen sehr geringen Bruchteil der höhern
Gewächse aus, auch in den
Tropen. Nur auf einigen
Inseln bilden sie noch einen wichtigen
Bestandteil der
Vegetation, so in
Tahiti,
[* 15] wo nur fünfmal mehr
Phanerogamen, oder auf St. Helena, wo nur etwa dreimal mehr
Phanerogamen als Gefäßkryptogamen vorhanden
sind. Dies sind jedoch Ausnahmen, welche sich durch die für die
Farne äußerst günstigen klimatischen Verhältnisse auf
jenen
Inseln erklären. (Hierzu
Tafel: Gefäßkryptogamen. Zur Erklärung vgl. die
Artikel: Polypodium,
Hymenophyllaceen,
Angiopteris,
Alsophila, Osmunda,
Adiantum,
Aspidium, Ophioglossum,
Salvinia,
[* 16] Equisetum, Selaginella,Lycopodium.)
¶
mehr
Eine viel ausgedehntere Verbreitung hatten die in den frühern Perioden. Die ersten Anfänge der Gefäßkryptogamen lassen sich im Silur nachweisen;
doch sind hier nur sehr wenige Arten bekannt, und die Zurechnung derselben Zu den Gefäßkryptogamen ist nicht immer als ganz sicher anzusehen.
Im Devon
[* 18] dagegen treten sie schon reichlicher auf, es finden sich bereits alle drei Gruppen derselben
vor. Am großartigsten war die Entwicklung der in der Steinkohle, wo sie wohl nahezu drei Viertel der ganzen Vegetation ausgemacht
haben. In der darauf folgenden Dyas tritt schon eine Änderung in dem Verhältnis der Gefäßkryptogamen zu den übrigen
Gewächsen ein, die Gymnospermen nehmen hier an Verbreitung und Artenzahl zu. So geht die allmähliche
Abnahme der Gefäßkryptogamen durch die spätern Formationen fort, bis auf die Jetztzeit, wo sie, wie bereits
erwähnt, nur noch einen verhältnismäßig geringen Bruchteil der gesamten höhern Gewächse ausmachen. (Näheres s.
die Einzelartikel.)