forlaufend
567
mit flüssigem, beißen: Blei [* 2] au-ögegosse,i lverden, oder sic worden mit Flanschen und zwischengelegten Dichtungsringen zusammengeschraubt. Man legt die Röhren [* 3] so tief in den Boden, daß sie der Ein- wirtung des Frostes entzogen sind, d. i. l-1,5 m, und giebt ihnen etwas Gefalle. Diejenigen Teile der Rohrleitungen, welche niän so tief gelegt wer- den können, sind bei starker 5välte leicht dem Ein- frieren iZuduften) ausgesetzt. Man hilft in folgen Fällen durch Einschütten von Spiritus [* 4] oder Chlor- calcium sowie durch Ausblasen der Leitungen mit Luft unter starkem Drucke ab. An dcn tiefsten Punt- ten stellt ntan Siphons oder W asfertöpfe atif, aus welchen die in der Leitung sich allmählich an- sammelnde, nachträglich aus dem Gase [* 5] kondensierte Flüssigieit ausgepumpt wird.
Von der Gasanstalt ausgehend wird das Gas duvcb weite Röbren bi^ in die Hauptstraßen geleitet, und verzweigt sich in immer zahlreichern kleinen Röhren zunächst bis an die einzelnen Häuser, wird durch die sog. Zulei- tnngen in die Häuser, durch die Steigleitungen in die einzelnen Stockwerke zu den Gasmessern (s. d.) geleitet und von da aus zur Verbrauchsstelle ge- N'chrl. Die Leitungen im Innern der Häuser werden fast durchgebends aus Schmiedeeisenröhren (s. d.) hergestellt; über die Preise der Gasröhren s. Gas- und Wasserleitungsarbeiten.
Die Verbindung dic- scr Rohre wird durch Verschraubung hergestellt; zum Absperren dienen Absperrhähne, für große Gußrohrleitungen Absperrventile und Tchieber- ventile. Im gesamten Gasrobrnetz findet je nach den Verhältnissen ein Verlust statt, sowohl an Gas selbst durch Undichtheiten sowie an Druck durch Reibnng. Unter Gasverlust versteht man die Differenz zwischen der auf der Gasanstalt ab- gegebenen und derjenigen Gasmenge, welche als von den Abonnenten verbraucht nachgewiesen wer- den kann.
Tiefer Verlust beträgt durchschnittlich 5-10 Proz. des abgegebenen Gases. Derselbe darf jedoch nicht bloß der Undichtheit des Rohrnetzes zu- geschrieben werden, da er auch die Ungenauigkcitcn in der Messung und Berechnung dec- Gasverbrauchs sowie die Volumveränderungen durch Temperatur- unterschiede in sich schließt. Der Druckverlust in den Leitungen ist je nach den Umständen verschie- den. In der Regel muß auf der Gasanstalt fo viel Druck gegeben werden, daß derselbe an den ent- ferntesten Punkten des Rohrnetzes noch wenigstens 20 mm Wassersäule entspricht.
Zur selbstthätigen Aufzeichnung des Druckes verwendet man Druck- schreiber. Diese Apparate bestehen aus einer schwimmenden Glocke, welche einen Schreibstift trägt. Unter der Glocke ist der ;u registrierende Gas- druck. Die Glocke bewegt sich je nach oer Stärke [* 6] des Druckes vertikal auf und ab. Läßt man nun den Schreibstift auf ein Blatt [* 7] Pavier schreiben, welches, um eine Walze gerollt, von einem Ulmvcrk um eine vertikale Achse in 24 Stunden einmal umgedreht wird, so erhält man eine Druckkurve aufgeschrieben, welche angiebt, welcher Druck zu jeder Tageszeit an der betreffenden Stelle vorhanden war.
In den Beleuchtun.qsapparatelt läßt man das Gas aus geeigneten Öffnungen ausströmen und ent- zündet es, wobei sich an der Ausströmungsöffnung eine leuchtende Flamme [* 8] bildet, deren Größe von der Größe der Öffnung und dem in der Rohrleitung herrschenden Druck abhängt, während die Leucht- lrast der Flamme namentlich durch oie Konstruk- tion der Bclcucbtungsapparate (insbesondere der i Brenner) bedingt ist. Von lchtern haben die ein- l fachste Form die Flach brenn er, deren Aus- ftrömungsöffnung der Flamme eine flächenartige Gestalt erteilt. Man unterscheidet zwei Arten von Flachbrennern: a. den Fledermaus-, Schmet- terling -, S ch l i tz - oder S cbnittbrenner (f. nach- stehende [* 1] Fig. 2), in desfen kugelig abgerundeten Zig, 2. ^- 4. Fiss. ss. Brennerkopf ein Schlitz eingearbeitet ist, durch den eine Flamme von der in [* 1] Fig. 3 dargestellten Form gebildet wird, die bei Luftzug aber leicht flackert. Bei dem Zwillingsbren- ner [* 1] (Fig. 4) sind zwei Schnittbrenner fo ge- geneinander geneigt, daß sich beide Flam- men zu einer einzigen vereinigen, d. Fisch - schwanz-, Zwei- loch- oder Manche- sterbrenner.
Der obenabgeplatteteVren- [* 1] Fig. 5. nerkopf [* 1] (Fig. 5i) trägt in seiner Mitte eine kleine napfförmige Vertiefung, in welche zwei Öffnungen uuter einem Winkel [* 9] von 90 bis 100" gebohrt sind, wodurch eine fifchschwanz- sörmige Flamme von der in [* 1] Fig. Form erzeugt wird. Um zu verhüten, daß die freie klamme das Auge [* 10] blendet, sowie zum Schutze gegen Luftzug umgießt man frei brennende Flammen mit Glasglocken. Bei den Rundbrenncrn oder Argandschen Lampen [* 11] (s.d.) hat die Flamme eine cylindrische Form, was das Aussetzen eines Lampencylinders ermöglicht, der eine größere Leuchtkraft bewirkt.
Nock mebr wird die Leuchtkraft durch Anwendung des fog. Regenerativprincips, das zuerst bei Gas- feuerungen (s. d.) Anwendung fand, gesteigert. Bei den nach diesem Princip namentlich von Friedr. Siemens ausgebildeten Lampen (Regenerativ- lampcn) wird die Hitze der abziehenden Verbren- nungsgafe zur Vorwärmung der Verbrennungslnft ausgenützt, wodurch die Flamme höhere Tempera- tur und fomit (bei paffend gewählter Luftmenge) eine höhere Leuchtkraft erhält.
Bei der großen Rc- ^onerativlampe von Siemens [* 1] (Fig. 7, 3.568), die bis zu 2000 Kerzen Leuchtkraft liefern kann und nament- lich zur Beleuchtung [* 12] von Straßen und Plätzen Ver- wendung findet, strömt das Gas aus feinen kreis- förmig angeordneten Röhrchen nach aufwärts aus, die Flamme biegt sich um einen Thoncylinder nach innen und wird nach abwärts gezogen. Die Ver- drennungsgase wärmen hier in einem Blechkörper «Regenerator) die unten eintretende Verdrennungs- luft vor und ziehen dann durch eine gekrümmte Esse nach oben ab. Die Flamme ist nach außen durch einen kurzen Glascylinder gescbützt. Große ¶
forlaufend
Ver-568
breitung, namentlich für Innenbeleuchtung, hat die Siemenssche invertierte Regenerativlampc [* 13] (Fig. 8) gefunden. Die Flamme brennt hier von oben nach unten, und die Verbrennungsgase zieben im Innern senkrecht nach oben. Die Flamme ist in einer Glaskugel eingeschlo^en, welche die richtige Führung derselben sichert. In der Esse ist eine Konstruktionen [* 13] Fig. 7. [* 13] Fig. 8. Zündsiamme angebracht, welche ein leichtes Anzün- den der Lampe [* 14] ermöglicht. Der Hahn [* 15] läßt sich durch herabhängende Ketten leicht öffnen und schließen.
Außer diesen Siemensschen Lampen haben noch andere unter den Namen Wenham, Westphal, Sckülke, Butzke u. a. bekannten Lampen, welche jedoch auf den gleichen Grundlagen beruhen, Ver- breitung gefunden. Vor den Flachbrennern und Argandbrennern haben die Negencrativbrenner den Vorzug großer Gascrsparnis, da sic aus der glei- chen Gasmenge ungefähr die doppolte Leuchtkraft entwickeln wie diese. Ein großcv Nachteil besteht in der starken Wärmestrahlung [* 16] der Flammen so- wie in der verhältnismäßig komplizierten Anord- nung der Lampen.
In der neuern Zeit ist den- selben durch das Gasglühlicht [* 17] (s. d.) eine starke Konkurrenz erwachsen. Zur Straßenbeleuchtung benutzt man Later- nen , in welchen die zur Lichtentwicklung erforder- lichen Brenner oder Lampen, vor Wind und Wetter [* 18] gefchützt, untergebracht sind. Die Laternen sind ent- weder auf Kandelabern oder Konsolen angebracht. Als Brenner dienen meist einfache offene Flach- brenner, welche eine Leucklkraft voll etwa 10 bis 12 Kerzeu entwickeln.
Zur Erzielung höherer Leucht- kraft werden entweder mehrere Brenner in einer Laterne angebracht. oder man verwendet Regene- rativlampen oder Gasglühlicht. Der Gasverbrauch wird größtenteils durch kleine unter dem Brenner angebrachte Gasregler [* 19] (s. d.) in den gewünschten Grenzen [* 20] gebalten. Der Gasverbrauch sowie die Leuchtkraft sind für die angeführten Konstruk- tionen folgende: Gas- verbrauch pro Stunde in Litern Leucht- kraft in Kerzen Gasverbrauch für 100 Kerzeu und Stunde in odin ^chnittbrcnner 160 ! 16 ! 1,00 Argandbrenner 180 ! 22 ! 0,80 Regenerativ- ! ^ lampe 100-150020-900 0,50 Gasglühlicht . ^ 80-100 50-60 ^ 0,15 Eigenschaften des Leuchtgases. Das in den Gasanstalten durch die verschiedenen Vorgange der Gasdcroitung gewonnene und gereinigte Leuchtgas [* 21] entbält als lichtgebende Bestandteile: Benzol, Atby- len und Propylen, als verdünnende Bestandteile: Wasserstoff, Methan l Sumpfgas), Kohlenoxyd, Stickstoff, und als verunreinigende Bestandteile: Kohlensäure neben spuren von ^ckwefolkohlenstoff.
Die Mengenverhältnisse dieser einzelnen Gase wer- den durch die Gasanalyse (s. d.) bestimmt. So wurde z. B. im Leuchtgas der Stadt Hannover [* 22] in 100 Naumteilen gefunden: Benzol 0,69, Äthylen 2,ii, Propylcn 0,I?, Mctban 37,55, Wasserstoff 46,27, Kohlenoxyd 11,^", Stickstoff 1,oi und Koblen- süure 0,8i Raumteile. 1 cdin Leuchtgas wiegt 0,5i9"'. kss, was einem spcc. Gewicht von 0,4 entspricht. Zur Bestimmung des spcc. Gewichts dient die Gas- wage (s. d.). Der Kohlellstoff der licht^benden Be- standteile des Leuchtgases wird durch die bei der Vordrcnnung von Wasserstoff und Sumpfgas ent- wickelten Wärme [* 23] in der Flamme selbst als freier Kohlenstoff ausgeschieden und zum Glühen und Leuchten gebracht.
Die verhältnismäßig geringe Leuchtkraft des von den Gasanstalten gelieferten Gases kann außer durch verbesserte Lampenkonstrut- tion (s. oben) auch durch Carburieren (s. d.) ge- steigert werden. Bei der in dieser Hinsicht sehr ge- bräuchlichen A l b o c a rbonbele u ch tung dient Naphthalin als Carburierungsmittel. Dasselbe be- findet sich in einem meist kugelförmigen Behälter, der durch eine kleine Gasflamme zur leichtern Ver- flüchtigung des Napbtbalins erwärmt wird.
Durch diesen Behälter streicht das Gas, kurz bevor es in den Brenner gelangt, und verbrennt mit größerer Leuchtkraft. Eine allgemeine Verbreitung hat jedoch diese Velcuchtungsart nicht gefunden. Mit Sauer- stoff verbrannt, liefert das Leuchtgas ebonfalls eine viel höhere Leucktkraft; dock scheiterte diese Art der Beleuchtung bisher an den hohen Kosten der Ge- winnung des Sauerstoffs sowie an der Notwendig- keit doppelter Leitungen für Leuchtgas und Sauer- stoff.
Nachdem in neuerer Zeit eine billige Gewin- nung von Sauerstoff nach dem Brinschcu Verfahren aus atmosphärischerLuft ermöglicht ist, hat Dr. Kochs die ursprüngliche von Linnemann angegebene Lampe zunächst für mediz. NntcrsuchungsM^cke an Stelle des Drummondschen Kalklickts angewandt und ver- bessert. Führt man einer Gasflamme so viel 3un zu, daß der frei werdende Koblenstoff sofort wieder verbrennt, so kommt die Flamme nicht zum Leuchten, man nennt sie entleuchtet. Solche blau brennende Flammen werden wegen ibrer hohen Temperatur bei Gasheizung5vorrichtungeu (s. d.) benutzt und dienen neuerdings auch zur Erzeugung des Gasglüb- lichts (s.d.). Die bei der Verbrennung des Leuchtgases entwickelte Wärmemenge beträgt pro 1 odm Leucht- gas etwa 5000 Wärmeeinheiten. Zur vollständigen Verbrennung von 1 odm Leuchtgas sind 6 odm Lufr erforderlich. Mischt man das Leuchtgas nnt dieser ¶