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im Schnitt und auf Taf. I, [* 1] Fig. 4 in Ansicht ab- gebildet ist, besteht aus einer Trommel mit dickt abschließenden Scheidewänden, welche excentrisch in einem sesten zylindrischen Gehäuse, von einem Motor getrieben, rotiert. Das Gas wird hier- durch mitgerissen und mit erhöhtem Druck am entgegengesetzten Röhrende fortgepreßt. In den Kühlern oder Kondensatoren (Taf. ll, [* 1] Fig. 1) wird das Gas zuerst durch Lust sbci n), dann durch Wasser (bei d) gekühlt, wodurch sich die meisten dampfförmigen Bestandteile in flüssiger Form als Teer is. d.) und Gaswasser (s. d.) niederschlagen. Beide werden in Gruben c gesammelt, um alsdann verarbeitet zu werden. Das Gas wird von den kühlern durch weitere Apparate geführt, welche eine völlige Reinigung bewirten. Im Tcerscbci- der (Taf. I, [* 1] Fig. 3) wird der noch vorhandene Teer bis auf die letzten Spuren dadurch entfernt, daß man das Gas durch zahlreiche feine Löcher hindnrcw zwängt, welche in einer doppelwandigcn schwim inenden Glocke (r so angebracht sind, daft das Gas zwischen den Glcckenwänden oft feine Ricb tung ändern muß. Durch diefe Stoßwirkung scheidet sich der Teer vollkommen ans dem Gase [* 2] ab. Die Enlserimng des Ammoniaks ans dem Gase ge schiebt durch Waschung mit Gaswasser und zuletzt mit reinem Wasser. Hierdurch wird nicht nur das Gas von Ammoniak sowie von dem größten Teil der Kohlensäure und des Schwefelwasserstoffs be- freit, sondern es wird auch gleichzeitig das Gas- wasser an Ammoniak angereichert und dadurch zur Verarbeitung geeigneter gemacht. Die Waschung des Gases geschieht in den W ä s ch c r n oder Skrub - bern. Früher verwendete man ausschließlich höbe eiserne Cylinder, welche mit porösem Material (Kots, Neisig u. dgl.) gefüllt und von oben mit Gaswaffer (s. d.), bez. Wasser beriefclt wurden, während man bei den neuern Wäfchern den Grundsatz verfolgt, Bündel von Holzstäbchen oder Blechen von möglichst großer Oberfläche abwechselnd in das Wasser zn tauchen und dann vom Gase durchströmen zu lassen. Ein solcher Wäscher (Taf. 1, [* 1] Fig. 5) ist unter dem Namen Standard-Wasch er bekannt.
Eine hori zontale Achse dreht sich mitsamt den auf ihr befind lichen Scheiben, welche, aus vielen Holzstäbchen zu^ sammengesetzt, unten in die Flüssigkeit tauchen, wäh- rend oben das Gas durch die benetzten Stäbchen dringt. Das Gas hat in mehrern Kammern nach- einander immer denselben Weg zu nehmen und tritt am Ausgangsrohr völlig frei von Ammoniak aus dem Wäscher. Zur Entfernung des Ammoniaks auf trocknem Wege verwendet man in feltencn Fällen SuperPhosphat, welches, in Reinigungskästen aus- gebreitet, vom Gas durchstrichen wird und dabei unter Bildung von Ammoniatfuperphosphat das Ammoniak dos Gases aufnimmt.
Mit noch einem gewissen Gehalt an Schwefel- und Cyanverbin- düngen sowie Kohlensäure geht das Gas in die trock n e R einigung über. In einigen Gasanstal- ten, namentlich in England, pflegt man die Kohlen- säure sowie die geringen spuren von Schwefelkoh- lenstoff, welche im Gase sind, durch Kalk zu entfer- nen; in Deutschland [* 3] und andern Ländern beschränkt man sich meist auf Entfernung des Schwefelwasser- stoffs. Man verwendet hierzu fast ausschließlich natürlich vorkommende Naseneisenerze oder künst- lich zubereitetes Eisenorydhydrat.
Diese sog. Gas- reinigungsmassen nehmen den Schwefelwasser- stoff unter Bildung von Eisensulfür auf, welches ! sich, sobald es mit Lust oder reinem Sauerstoff in ! innige Berührung kommt, unter Adfcheidung von Schwefel wieder zu Eifenorydhydrat oxydiert. Durch diefe Wiederbelebung werden die Massen von neuen: zur Reinigung des Gafes brauchbar, ^o ^ange, bis ihr hoher Gehalt an Schwefel eine Wiederbenutzung unmöglich macht. Gleichzeitig nehmen diese Rci- ! nigungsmassen ans dem Gase Cvan auf unter Bildung von Berlinerblau, wodurch sie zu einen: wichtigen Robprodukt zur Gewinnung dieses Farb- stoffes werden.
Ausgenutzte Reinigungsmassen ent- halten je nach den Verhältnissen 30 - 50 Proz. ! Schwefel und 3 - 15 Proz. Berlinerblau. Zum Zweck der Reinigung bringt man die Reimgungs- masfen in Schichten in die Reinigungstästen (Taf. I, [* 1] Fig. 6), sodaß das Gas in möglichst innige Berührung mit der Masse kommt. Zeigt das Gas am Ausgange des Kastens noch Spuren von Schwe- felwasserstoff, so wird die Masse zur Wiederbelebung entweder durch Abheben des Deckels an die Luft gebracht, oder man bläst Luft oder auch Sauerstoff in die Kästen felbst ein.
Das in den Reinigungs- kästen gereinigte Gas wird fchließlich in großen Gas- messern (s. d.) gemessen und in den Gasbehäl- tern oder Gafometern aufbewahrt. Die Gas- behälter sind große eiserne Glocken, welche unten offen find und in Wasser tauchen, fodaß das Gas darin abgesperrt ist, und nur durch das in das In- nere eingeführte Ein- und Ausgangsrobr geleitet werden kann. Die Glocken fchwimmen und find mit ! Rollen [* 4] an dem äußern Führungsgerüst in vertikaler ' Richtung beweglich, sodaß dem veränderlichen In- ^ halt an Gas ein jeweils bestimmter Höhenstand der ! Glocke entspricht.
Vielfach baut man die Glocke ähnlich einem Fernrohr [* 5] ausziehbar (Teleskopbehäl- ter). Der Abschluß des Gafes wird dann dadurch bewirkt, daß jeder Glockenmantel unten tassen- förmig umgebogen ist und so das zum Abschluß nötige Wasser aus dem Gasbchälterbassin heraus- schöpft. Die Gasbehälterbassins, welche nur das zum Abschluß nötige Wasser aufzunehmen haben, baut man entweder aus Stein, aus Beton oder aus Eisen. [* 6] Taf. II, [* 1] Fig. 2 zeigt einen Gasbebälter mit eisernem Bassin, welches innen kugelförmig gewölbt ist, um einerseits Wasser zu sparen und andererseits den Raum unter dem Bassin nutzbar zu machen (System Intze).
Das ganze Bassin ruht dabei nur auf einer Ringmauer. Die Gasbehälter werden fo groß gebaut, daß sie etwa 70 Proz. des größten Tagesbedarfes zu fassen vermögen. Der größte Gasbehälter in London [* 7] faßt 240000 cdin Gas, ist vierfach telcstopicrt und hat einen Bassin- durchmesscr von 77,50 in. Die Glocke ist 55 m hoch. Ehe das im Gasbehälter aufgefammelte Gas zu den Konfumenten geleitet wird, muß dessen Druck verringert und geregelt werden. Dies geschieht durch den Gasdruckregler lTaf.
II, [* 1] Fig. 3), dessen Wirkung darin besteht, daß in dein Augen- blick, wo der Druck unter der schwimmenden Glocke^ des Reglers steigt, der Durchfluß des Gases durch ein mit der Glocke verbundenes Ventil [* 8] V gehemmt wird, und umgekehrt. Turcb Belastung der Glocke ist man im stände, den Druck im Rohrnetz der Stadt zu erhöhen. (Vgl. Gasregler.) [* 9] Das Gasrohrneh sührt das Gas von der Gas- anstalt den Vcrbrauchsstellen zu. Man verwendet fast ausschließlich gußeißerne Röhren [* 10] von 0,o?5 bis 1 in Durchmesser im Lichten. Diese Röhren werden entweder durch Muffen verbunden, welche ¶
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mit flüssigem, beißen: Blei [* 12] au-ögegosse,i lverden, oder sic worden mit Flanschen und zwischengelegten Dichtungsringen zusammengeschraubt. Man legt die Röhren so tief in den Boden, daß sie der Ein- wirtung des Frostes entzogen sind, d. i. l-1,5 m, und giebt ihnen etwas Gefalle. Diejenigen Teile der Rohrleitungen, welche niän so tief gelegt wer- den können, sind bei starker 5välte leicht dem Ein- frieren iZuduften) ausgesetzt. Man hilft in folgen Fällen durch Einschütten von Spiritus [* 13] oder Chlor- calcium sowie durch Ausblasen der Leitungen mit Luft unter starkem Drucke ab. An dcn tiefsten Punt- ten stellt ntan Siphons oder W asfertöpfe atif, aus welchen die in der Leitung sich allmählich an- sammelnde, nachträglich aus dem Gase kondensierte Flüssigieit ausgepumpt wird.
Von der Gasanstalt ausgehend wird das Gas duvcb weite Röbren bi^ in die Hauptstraßen geleitet, und verzweigt sich in immer zahlreichern kleinen Röhren zunächst bis an die einzelnen Häuser, wird durch die sog. Zulei- tnngen in die Häuser, durch die Steigleitungen in die einzelnen Stockwerke zu den Gasmessern (s. d.) geleitet und von da aus zur Verbrauchsstelle ge- N'chrl. Die Leitungen im Innern der Häuser werden fast durchgebends aus Schmiedeeisenröhren (s. d.) hergestellt; über die Preise der Gasröhren s. Gas- und Wasserleitungsarbeiten.
Die Verbindung dic- scr Rohre wird durch Verschraubung hergestellt; zum Absperren dienen Absperrhähne, für große Gußrohrleitungen Absperrventile und Tchieber- ventile. Im gesamten Gasrobrnetz findet je nach den Verhältnissen ein Verlust statt, sowohl an Gas selbst durch Undichtheiten sowie an Druck durch Reibnng. Unter Gasverlust versteht man die Differenz zwischen der auf der Gasanstalt ab- gegebenen und derjenigen Gasmenge, welche als von den Abonnenten verbraucht nachgewiesen wer- den kann.
Tiefer Verlust beträgt durchschnittlich 5-10 Proz. des abgegebenen Gases. Derselbe darf jedoch nicht bloß der Undichtheit des Rohrnetzes zu- geschrieben werden, da er auch die Ungenauigkcitcn in der Messung und Berechnung dec- Gasverbrauchs sowie die Volumveränderungen durch Temperatur- unterschiede in sich schließt. Der Druckverlust in den Leitungen ist je nach den Umständen verschie- den. In der Regel muß auf der Gasanstalt fo viel Druck gegeben werden, daß derselbe an den ent- ferntesten Punkten des Rohrnetzes noch wenigstens 20 mm Wassersäule entspricht.
Zur selbstthätigen Aufzeichnung des Druckes verwendet man Druck- schreiber. Diese Apparate bestehen aus einer schwimmenden Glocke, welche einen Schreibstift trägt. Unter der Glocke ist der ;u registrierende Gas- druck. Die Glocke bewegt sich je nach oer Stärke [* 14] des Druckes vertikal auf und ab. Läßt man nun den Schreibstift auf ein Blatt [* 15] Pavier schreiben, welches, um eine Walze gerollt, von einem Ulmvcrk um eine vertikale Achse in 24 Stunden einmal umgedreht wird, so erhält man eine Druckkurve aufgeschrieben, welche angiebt, welcher Druck zu jeder Tageszeit an der betreffenden Stelle vorhanden war.
In den Beleuchtun.qsapparatelt läßt man das Gas aus geeigneten Öffnungen ausströmen und ent- zündet es, wobei sich an der Ausströmungsöffnung eine leuchtende Flamme [* 16] bildet, deren Größe von der Größe der Öffnung und dem in der Rohrleitung herrschenden Druck abhängt, während die Leucht- lrast der Flamme namentlich durch oie Konstruk- tion der Bclcucbtungsapparate (insbesondere der i Brenner) bedingt ist. Von lchtern haben die ein- l fachste Form die Flach brenn er, deren Aus- ftrömungsöffnung der Flamme eine flächenartige Gestalt erteilt. Man unterscheidet zwei Arten von Flachbrennern: a. den Fledermaus-, Schmet- terling -, S ch l i tz - oder S cbnittbrenner (f. nach- stehende [* 11] Fig. 2), in desfen kugelig abgerundeten Zig, 2. ^- 4. Fiss. ss. Brennerkopf ein Schlitz eingearbeitet ist, durch den eine Flamme von der in [* 11] Fig. 3 dargestellten Form gebildet wird, die bei Luftzug aber leicht flackert. Bei dem Zwillingsbren- ner [* 11] (Fig. 4) sind zwei Schnittbrenner fo ge- geneinander geneigt, daß sich beide Flam- men zu einer einzigen vereinigen, d. Fisch - schwanz-, Zwei- loch- oder Manche- sterbrenner.
Der obenabgeplatteteVren- [* 11] Fig. 5. nerkopf [* 11] (Fig. 5i) trägt in seiner Mitte eine kleine napfförmige Vertiefung, in welche zwei Öffnungen uuter einem Winkel [* 17] von 90 bis 100" gebohrt sind, wodurch eine fifchschwanz- sörmige Flamme von der in [* 11] Fig. Form erzeugt wird. Um zu verhüten, daß die freie klamme das Auge [* 18] blendet, sowie zum Schutze gegen Luftzug umgießt man frei brennende Flammen mit Glasglocken. Bei den Rundbrenncrn oder Argandschen Lampen [* 19] (s.d.) hat die Flamme eine cylindrische Form, was das Aussetzen eines Lampencylinders ermöglicht, der eine größere Leuchtkraft bewirkt.
Nock mebr wird die Leuchtkraft durch Anwendung des fog. Regenerativprincips, das zuerst bei Gas- feuerungen (s. d.) Anwendung fand, gesteigert. Bei den nach diesem Princip namentlich von Friedr. Siemens ausgebildeten Lampen (Regenerativ- lampcn) wird die Hitze der abziehenden Verbren- nungsgafe zur Vorwärmung der Verbrennungslnft ausgenützt, wodurch die Flamme höhere Tempera- tur und fomit (bei paffend gewählter Luftmenge) eine höhere Leuchtkraft erhält.
Bei der großen Rc- ^onerativlampe von Siemens [* 11] (Fig. 7, 3.568), die bis zu 2000 Kerzen Leuchtkraft liefern kann und nament- lich zur Beleuchtung [* 20] von Straßen und Plätzen Ver- wendung findet, strömt das Gas aus feinen kreis- förmig angeordneten Röhrchen nach aufwärts aus, die Flamme biegt sich um einen Thoncylinder nach innen und wird nach abwärts gezogen. Die Ver- drennungsgase wärmen hier in einem Blechkörper «Regenerator) die unten eintretende Verdrennungs- luft vor und ziehen dann durch eine gekrümmte Esse nach oben ab. Die Flamme ist nach außen durch einen kurzen Glascylinder gescbützt. Große ¶