eines
Kompost- und Dungplatzes ins
Auge
[* 2] zu fassen, am besten an einer halbschattigen, versteckten, aber leicht zugänglichen
Seite des
Terrains; sodann sind
Brunnen,
[* 3]
Bassins oder Wasserleitungshähne mit Kübeln in etwa 30 m Entfernung voneinander vorzusehen;
eine Gerätekammer darf nicht zu weit vom Garten
[* 4] entfernt liegen. Anzuchtsbeete und Mistbeetkasten sind in
nächster Nähe des Garten oder in demselben anzubringen. Wege werden so wenig wie möglich angebracht. (S. Gemüsebau.)
Baumschulen dienen zur Anzucht von Obst- und Wildgeholzen,
Bäumen und Ziersträuchern aller Art. Man unterscheidet Sortiments-Baumschulen
und solche, die
nur fürSpecialitäten, wie Obst,
Rosen, Koniferen,
[* 5] bestimmt sind; je einseitiger die Kulturen betrieben
werden, desto vorzüglicher sind in der Regel die Einzelleistungen, desto mehr wird aber auch die Kraft
[* 6] des
Bodens erschöpft,
und aus diesem
Grunde schon wird man einen Wechsel der Hauptkultur mit andern Nebenkulturen eintreten lassen müssen.
Ein bis ins kleinste durchdachter Bewirtschaftungsplan muß bei der
Anlage einer
Baumschule zuGrunde gelegt
werden. Man wechselt gern mit Hackfrüchten und Gemüsen aller Art; empfehlenswert wäre ein Wechsel zwischen Koniferen und
Erdbeeren,
Rosen und
Stauden. Ein Wechsel unter den Gehölzarten muß ebenfalls, soweit es die mehr oder weniger gleichartige
Bodenbeschaffenheit des
Terrains gestattet, im Bewirtschaftungsplan vorgesehen werden; so wechselt man mit
Kern- und
Steinobst,
Strauch- und Baumformen, immergrünen und laubabwerfenden Gehölzen.
Auf 6–7 Jahr Baumschulkulturen rechnet man 2–3 Jahre Hackfrüchte. Zur
Erhaltung der Ordnung in der Nomenklatur und zur
Unterrichtung über die
Bestände ist die Einrichtung eines
Grund- und Betriebsbuches erforderlich, in welchem für jedes Quartier
ein Grundplan mit den etwa angepflanztenStandbäumen und alljährlich die ausgeführten
Arbeiten und erzielten
Kulturresultate verzeichnet werden. Die zur Gewinnung des nötigen
Vermehrungs- und Veredlungsmaterials erforderlichen Sortenbäume
werden auf
Rabatten oder besser in kleinen Arboreten, Obstmuttergärten, Rosengärten zusammengepflanzt.
Außerdem sind erforderlich Quartiere für
Ableger und andere Vermehrungsarten. (S.
Vermehrung der
Pflanzen). Der
Boden für
Baumschulen ist am besten sandiger
Lehmboden, der nicht zu trocken ist; den frischesten
Boden benutzt man
für die Anzuchtsbeete; man rigolt mindestens 70 cm tief und wiederholt dieses durchweg nach 6–7 Jahren unter gleichzeitiger
starker Düngung. Für besonders wertvolle
Pflanzen bearbeitet man den
Boden entsprechend sorgfältiger: Kulturbeete aller
Art,
Moor- und Heidebeete. Meist werden die
Baumschulen als Handelsbaumschulen, seltener als Privat- und
Gemeindebaumschulen gehalten, (S. auch
Obstbaumzucht.)
Über die Pflanzgärten der Forstwirtschaft s. Pflanzkamp.
AndereHandelsgärten betreiben Anzucht und Verkauf der verschiedenartigsten Ziergewächse. Sie sind nach ähnlichen
Grundsätzen anzulegen wie die
Baumschulen, natürlich unter steter Berücksichtigung der besondern Bedürfnisse der einzelnen
Pflanzen an
Boden,
Klima
[* 7] und Behandlungsweise.
II.Ziergärten.ImHausgarten soll der
Besitzer sich ungeniert wie in seiner Häuslichkeit bewegen, gleichzeitig aber frische
Luft, Blumenschmuck und schöne Formen in Rasenbahnen,
Beeten wie in der ganzen
Anordnung
genießen können. Obst- und namentlich
Gemüsegärten sind daher abseits von demselben anzulegen. Treten Blumenanlagen in einem in den Vordergrund,
so nennt man ihn
Blumengarten; sind es
Rosen, die in größerer Anzahl und Pracht zur Geltung kommen, so spricht man von einem
Rosengarten. Nimmt der Garten größere
Ausdehnung
[* 8] an, so wird er zum
Park (s. d.).
III.WissenschaftlicheGarten haben den Zweck,
Pflanzen anzuziehen und zu kultivieren,
um an denselben
Beobachtungen
in pflanzenanatom., morpholog., physiol. und systematischer
Beziehung, andererseits über Acclimatisationsfähigkeit, Kulturverfahren
u. s. w. vornehmen zu können; endlich dienen solche Garten zur Belehrung für Gärtner
und
Botaniker; deshalb müssen diese Garten auch eine möglichst übersichtliche
Anordnung der Gewächse aufzuweisen haben, entweder
nach dem
System oder nach der geogr.
Verbreitung der Pflanzen.
Für technisch verwertbare, Nutz-,
Heil- und
Giftpflanzen
[* 9] werden je nach Bedarf besondere
Abteilungen eingerichtet. –
Botanische Gärten
(s. d.) sollen
Pflanzen jeder Familie je nach
Größe des
Terrains in größerer oder geringerer Auswahl enthalten; da der Platz
hier oft nur gering bemessen ist, namentlich für Gehölze, so wird das durchaus berechtigte Verlangen
nach größern dendrologischenGarten immer mehr in den Vordergrund treten; solche Garten sollen nur
Bäume und
Sträucher aufnehmen,
welche unter den obwaltenden klimatischen Verhältnissen ganz oder unter leichter
Decke
[* 10] im
Freien aushalten. –
PomologischeGarten enthalten nur Obstgehölze in den verschiedensten Formen und Sorten, um hieran Erfahrungen
zu sammeln für die volkswirtschaftlich so hochwichtigen Obstkulturen. – ÖnologischeGarten erstrecken sich nur
auf den
Weinbau. – Schulgärten stehen im Dienste
[* 11] der niedern Unterrichtsanstalten und enthalten meistens nur eine beschränkte
Sammlung der wichtigsten
Gift- und Nutzpflanzen und solcher Gewächse, die für den Unterricht in der Pflanzenkunde von besonderm
Interesse sind; auch wird hier Obstbau und Gemüsekultur betrieben, um zur Nachahmung anzuspornen, solche Garten sind
aber noch selten und entbehren oft fachmännischer Leitung. – Litteratur, s.
Gartenbau.
der Anbau von Gartenfrüchten aller Art, sowohl in Gärten wie in gartenmäßig bewirtschafteten
Feldern, die Anzucht von Zierpflanzen und deren ästhetische Verwendung sowie die
Anlage und Unterhaltung von Zier-, Nutz-
und wissenschaftlichen Gärten, mithin die Gärtnerei in ihrem ganzen
Umfange. Der hat mit der
Land- und Forstwirtschaft mehrfache
Berührungspunkte, mit ersterer im Gemüse-, Obst- und Samenbau, mit letzterer in der Anzucht von Wildbäumen,
in
Baum- resp. Forstbaumschulen und der Baumpflege. – In jenen beiden Fächern findet vorherrschend
der Großbetrieb unter Verwendung von
Maschinen und von mit
Pferden bespannten Geräten, im G., mit Ausnahme des Gemüse- und
Samenbaues und einzelner
Baumschulen, fast ausschließlich der
Kleinbetrieb und die Bearbeitung des
Bodens mit dem
Spaten (Spatenkultur) und andern Handgeräten statt (s. Gartengeräte). Während sich die
Land- und Forstwirtschaft nur mit
dem Anbau weniger der für den menschlichen Bedarf wichtigsten Nutzpflanzenarten
¶
forlaufend
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und deren Varietäten befaßt, ist das Gebiet des in dieser Beziehung unendlich vielseitiger; es um- faßt Nutz- und Zierpflanzen
aller Zonen, von denen die aus tropischen Gebieten in künstlich erwärmten Räumen (Gewächshäusern, Mistbeeten u. s. w.)
dauernd oder während des Winters kultiviert wer- den müssen. Infolge dieser Vielseitigkeit bat sich
schon seit längerer Zeit die Notwendigkeit der Tei- lung des in verschiedene Betriebszweige heraus- gestellt.
Diese siud: der Gemüsebau (s. d.) mit der Gemüsetreiberei;
die Obstbaum- und Gehölzzucht (s. Obstbaumzucht) oder der Baum- schulbetrieb mit der als besondere Specialität
be- triebenen Rosenzuckt;
der Samenbau (s. d.), der sich mit der Anzuckt von Nutz- und Zierpflanzen- samen
befaßt;
die Pflanzen- und Blumenzucht, die sich mit der Kultur aller Zierpflanzen des freien Bandes sFreilandpflanzen) und
der Gewächshäuser faßt, sowie die Landschaftsgärtnerei oder Garten- kunst ff. d.), die sich mit der Anlage
und Unterhal- tung der Gärten, besonders der landschaftlich ge- baltenen Gärten, ^chmuckplätze beschäftigt, und die Binderei
(s. d.), die die Anfertigung der verschiede- nen Blumenarrangements besorgt.
- Der Eintei- lung der Gärten entsprechend, zerfällt der Gartenbau auch in Nutz-, Zier- und wissenschaftliche Gärtnerei.
In den ältesten geschichtlichen Zeiten sind zuerst die dem Menschen zur Nahrung dienenden Obst- und Gemüsearten
und erst später Zierpflanzen an- gebaut worden. Als die Wiege des Gartenbau kann H'lgvp- ten angesehen werden, denn der auch schon
in ältester Zeit in China
[* 13] und Japan zu hoher Entwicklung ge- langte hat erst seit Anfang des vorigen Jahr- hunderts
(Einführung der Kamelie 1730) auf die Entwicklung des europäifchen Gartenbau Einfluß ausgeübt. Unter der Herrschaft der Pharaonen
wurde der Anbau des Landes mit Garten - und Feldfrückten uach strengen, gesetzlichen Vorschriften geregelt und besonders in der
mosaischen Zeit großartige Wasser- leitungsanlagen zur Berieselung des Nilthals aus- geführt und dasselbe dadurch
gewissermaßen in einen großen Nutzgarten verwandelt.
Die Beherr- scher des Landes umgaben außerdem ihre Wohnun- gen mit Ziergärten, in denen sogar schon Blumen- beete in Arabestenform
uuterhalten wurden. Von Gemüse baute man mit Vorliebe besonders Retticke, Zwiebeln, Lauch, Wassermelonen und Gurken an; von
Obst: Feigen, Datteln, Granatäpfel und Wein. Mit dem Niedergang des ägypt. Staates, von 500 v. Chr. ab,
ging auch der Gartenbau zurück. Vou da ab waren die Griechen die bedeutendsten Förderer des Gartenbau. Sie
kultivierten schon die meisten uuserer dcutigcn Gemüse, wenn auch sicher in andern, den Stammarten viel uäher stehenden
Formen.
Von Obst wurden Äpfel, Birnen, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Weintrauben gezogen. Nach Unter- jochung
der Griechen durch die Römer
[* 14] waren diese die wichtigsten Förderer des Gartenbau und namentlich die Verbreiter desselben in die
von ihnen nördlich und westlich belegencn eroberten Länder und besonders auch uach Süd- und Mitteldeutschland. Bei dem großen
Luxus der Römer fand außer den für die Tafel bestimmten feinen Gartenfrückten besonders die Ziergärtnerei
eine wesentlicke Förderung und Ausbildung.
Die Gärten wurden bereits gesondert in Gemüse-, Obst-, Blumen- und andere Ziergärten. In diesen schnitt man aus Bäumen
und Sträuchern künstliche
[* 12]
Figuren aller Art und besonders Hecken. In Deutschland
[* 15] fand der in Karl d. Gr.
den ersten hervorragendsten Förderer. Durch die Kreuzzüge wurden viel Zier- und Nutzpflanzen nach Deutsch- land eingeführt.
Hier waren die Klöster die wichtig- sten dauernden Förderungsstätten für den Gartenbau, da das Aufblühen desselben
infolge der vielen Kriege, der polit.
Zerrissenheit und Ohnmacht der Staaten an andern Stelleil vielfach verhindert war. In Preußen
[* 16] verdanlt
der Gartenbau dem Großen Kurfürsten die wesentlichste Förderung dadurch, daß derselbe ihn selbst gepflegt und durch viele neu
eingeführte Pflanzen bereichert hat, hauptfächlich aber durch die Aufnahme der aus Frankreich vertriebenen Huge- notten, unter
denen sich viele Gärtner befanden. Diese führten die zur damaligen Zeit in Frankreich viel höhere Kultur
des in gleicher Weise hier be- sonders in Berlin
[* 17] ein.
Außerdem ist der Gartenbau durch andere Herrscher in Preußen, Sachsen,
[* 18] Hannover,
[* 19] Bayern,
[* 20] Württemberg,
[* 21] Baden
[* 22] und Nassau und viele fürstl.
Familien dauernd gefördert worden. Durch die Hebung des Nationcüwohlstandes in Deutschland hat auch der Gartenbau, namentlich Handels-
gärtnerei und Binderei, einen hervorragenden Auf- schwung genommeil. Ein Vergleich der verschiedenen Zweige
des in den wichtigsten curop. Staaten ergiebt, daß Eng- land undBelgien
[* 23] in der Topfpflanzeukulwr den ersten Rang einnehmen;
Frankreich noch immer in der feinern Obst- und Gemüsezucht sowie in der Obstbaum-, Gehölz- und Nosenzucht obenan steht;
Holland in der durch örtliche Verhältnisse begünstig- ten Kultur der Blumenzwiebeln unerreicht ist und auch in der Anzucht
von Koniferen und andern immergrünen Gehölzen Bedeutendes leistet, und Deutschland den ausgedehntesten Samenbau und die
größten Marltpstanzenkulturen besitzt.
Der Gartenbau wird durch die vielen Gartenball- vereine is. d.), die in allen größern und vielen klei- nen
Städten bestehen, durch Gartenbauschulcn (s. d.) und Gartenbau-Ausstellungen (s. d.) gefördert. Litteratur. W. Perrinq, Leriton
für Gartenbau und Blumenzucht (Lpz. 1882); F. Iühlke, Gartenbuch für Damen 14. Aufl., Berl. 1889); Th. Rümpler, Illustriertes
Gartenbau-Lexikon (2. Aufl., ebd. 1390); Schmidlins Gartenbuch (4. Aufl.,
von Nletner und Rümpler, ebd. 1892); Christs Gartenbuch i9. Aufl., von Lucas, Stuttg. 1892). - In der periodischen Gartenbau-Litteratur
nehmen zur Zeit folgende Zeitschriften eine hervorragende Stellung ein-/Gar- tenflora. Zeitschrift für Gärten- und Vlumenkunde,
hg. von Nittmaa (begründet von E. von Regel), Organ des Vereins zurBeförderung des in Berlin¶