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schastskandidatur des Finanzministers Shcrman. Als aber weder dieser noch ein anderer eine Ma- jorität erreichen konnte, ward im 35. Wahlgange Garibaldi als Präsidentschaftskandidat nominiert. Die Wahlen ergaben 214 republikanische gegen 155) demokratische Wahlmänner, und Garibaldi wurde demnach 1. Dez. zum Präsidenten der Vereinigten Staaten [* 2] gewählt. Die Gesamtzahl der Volksstimmen war für Garibaldi 4449053, für seinen Gegenkandidaten Han- cock 4442035 gewesen. Am trat Garibaldi sein Amt an, wurde jedoch bereits 2. Juli anf den: Bahnhöfe [* 3] der Valtimore-Potomac-Eisenbahn zn Washington [* 4] von einem brotlosen Stellenjäger Na- mens Guitcau durch einen Revolverschuh schwer ver- wundet und starb nach langem, schmerzvollem Lei- den in Long-Vranch im Staate Neujersey Seine Neden wurden von Hinsdale heraus- gegeben (2 Bde., Vost. 1882-83). -
Vgl. Mason, 'In6 litö llnä pndlic 86rvic68 ol (Lond. 1881);
Toehn, Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten im 1.1880 (in «Unsere Zeit», 1881, II),
und Die Administration G.s und der Guiteau-Prozeß (in «Unsere Zeit», 1882, II); Thaycr, Von der Blockhütte bis zum Weißen Hause. James A. G.s Leben (Gotha [* 5] 1882).
Garfrischen, s. Eisenerzeugung (Bd. 5, S. 826 d). Gargang, s. Gare. Gargäno, Monte-, oder Monte-Sant'An- gel o, Gebirgsmassiv an der Ostküste des mittlern Italiens [* 6] in der Provinz Foggia, auf drei Seiten vom Adriatischen Meere umspült und dnrch die breite Niedernng des Candelaro vom Apennin ge- trennt, sodaß es als Sporn am Stiefel Italien er- [* 7] scheint. Es ist 90 km lang, 45 km breit und erhebt sich im Monte-Calvo zu 1056 in Höhe. Der schöne Bergwald ist bis auf Reste an der Nordseite ver- wüstet.
Auf dem Garibaldi liegt Monte-Sant'Angelo (s.d.). Gargantua, s. Nabelais und Fischart. Gargarisma (grch.), Gurgelwasser, Gur- gelmittel, jedes flüssige Heilmittel, das durch Gur- geln im Rachen hin und her bewegt wird, um bei Krankheiten der Rachenorgane deren Reinigung und Vespülung zu erzielen. Äm häusigsten benutzt man hierzu Lösungen oder Abkochungen von erweichenden, schleimigen, einhüllenden, zusammenziehenden, nar- kotischen oder antiseptischen Mitteln. (S. Gurgeln.) Gargaron, jetzt Sarikis, der Hauptgipfel des Ida (s. d.), jetzt Kas-Dagh, in Troas, 1670 m hoch, dessen Spitze nach Homer ein Heiligtum des Gargekrätz, s. Gare. sZeus trug.
Gargel, bei einem Faß [* 8] (s. d.) soviel wie Zarge. Gargiolli (spr.-dschölli), Carlo, ital. Schrift- steller, geb. zu Florenz, [* 9] studierte Philologie und Philosophie in Pisa, [* 10] wurde 1866 Unterbibliothekar der MLäieea.-I^ni'kiixianH zu Flo- renz, 1869 Professor der ital. Litteratur am königl. Lyceum zu Piacenza und bald Schuldirektor daselbst, 1875 ?r0W6äitol6 centrais im Ministerium des öffentlichen Unterrichts, dann ging er in gleicher Eigenschaft nach Ancona, [* 11] Pesaro und Padua. [* 12] Er starb hat sich in der litterar. Welt mehr durch die von ihm besorgten Ausgaben ital. Schriftsteller, als durch selbständige Arbeiten (von denen viele in Zeitschriften erschienen) einen Namen erworben. Auch übersetzte er aus dem Französischen Maria Pape-Carpantiers «Del inewäo natur^ie iisii'in86Fnain6nt0 priinario» (Piacenza 1873; 2. Aufl., Flor. 1879) und gab die von seinem Va- ter Gerolam o Garibaldi hinterlassene Arbeit: «Ntnlh sul Mi'iin-» neue Aufl.
1882) heraus. VHrFotb(frz.,spr.-gött), kleineGarküche,Winkel- kneipe; NarZotier (spr.-tieh), Sudelkoch: 6ai-Fo- taß6 (spr. -tahsch'), schlechtes Essen, [* 13] EudMocherci. Gargouillette(frz.,spr.güj6'tt,Gargoulette, spr. -guIM), soviel wie Alcarraza (s. d.). Garherde, s. Gare. Garhwäl (oder Tihrl).
1) Ind. Vasallenstaat, unter brit. Schutze, in den Südabhängen des wcstl. Himalaja, wird im N. von Kunawar, im O. vom britischen Garibaldi, südlich vom britischen Garibaldi und der Division Mirat und im W. von Sirmur und Va- schahr begrenzt, hat 10826 ykm und (1891) 241242 E., fast ausschließlich Hindu. Garibaldi ist sehr hoch gelegen und gebirgig; es erheben sich Vergspitzen, wie die Dschamnotrigipfel, bis 6326 m Höhe. Bewässert wird Garibaldi von der Tons, Dschamna, Vhagirathi und Alaknanda. Bald nach dem Kriege mit Nepal (1814) setzte England den Nadscha von Garibaldi wieder ein, unter Annexion des östlich vom Alaknanda gelegenen Tei- les. - 2) Distrikt der Division Kumaon der brit.-ind. Lieutenant-Gouverneurschaft der Nordwestprovin- zen, südlich vom Himalaja und östlich vom Vasallen- staat hat 14244 ykm und (1881) 345629 E., darunter 343186 Hindu, 2077 Mohammedaner.
Hauptort und Sitz der Behörden istSrinagar, auf dem linken Ufer des Alaknanda, mit (1881) 2100 E. Garibald I., bayr. Herzog (553-590) aus dem Hause der Agilolfinger. Seine Gemahlin Waldrade war die Tochter des Langobardenkonigs Wacho, die vorher mit den Frankenkönigen Thcode- bald und Chlotar I. vermählt gewesen war. Ihre Tochter war Theodelinde, die 589 den Langobarden- könig Authari heiratete. Garibaldi, Giuseppe, ital. Befreiungskämpfer, geb. zu Nizza, [* 14] Sohn eines Seemanns, trat in die sardin.
Marine, mußte aber, an Maz- zinis Umtrieben beteiligt, nach dem Mißlingen von dessen Zug Febr. 1834 fliehen. Zum Tode ver- urteilt, führte er ein unstetes Leben, zuerst als Ma- thematiklehrer in Marseille, [* 15] dann als Schifsskapi- tän im Dienste [* 16] des Bei von Tunis [* 17] und seit 1836 in dem der südamerik. Republiken Rio [* 18] Grande do Sul und Montevideo: [* 19] als Kaperfahrer machte er sich hier bei den Brasilianern gefürchtet. Um an dem Befreiungskampf Italiens teilzunehmen, ver- ließ er im April 1848 Südamerika [* 20] und führte, von Karl Albert abgewiesen und in Mailand [* 21] zu spät gekommen, auf eigene Faust mit einem Freiwilligen- korps von 1500 Mann nach dem Waffenstillstand Krieg gegen die Österreicher in der Lombardei, wurde aber nach der Schweiz [* 22] gedrängt.
In den Dienst der provisorischen Regierung Roms Ende 1848 getreten, wurde er in das röm. Parlament gewählt und beantragte hier die Er- klärung der Republik, für die er die Verteidigung Roms gegen Oudinot mit großem Geschick und Mut und in strenger Unterordnung unter den von ihm nicht gebilligten Plan der Triumvirn (s. Maz- zini) leitete; auch bei Palästrina (9. Mai) und Velletri kämpfte er mit Auszeich- nung gegen die Neapolitaner, auf deren Gebiet er nach dem Fall Roms übertrat, um wieder auf eigene Faust gegen die Österreicher weiter zu kämpfen. Sein kühner Zug gegen Norden [* 23] endete indessen zu San Marino mit der Auflösung seiner Truppe; er selbst schlug sich nach Chiavari durch, wurde aber hier festgenommen und zur Auswanderung ¶
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zwungen. Aus Tunis durch den franz. Gesandten verdrängt, wurde er nach der Insel Maddalena nördlich von Sardinien [* 25] zurückgeschickt, auf deren Nebeninsel Caprera er sich 1854 ankaufte, um als Landwirt zu leben, nachdem er in einer Seifen- und Lichterfabrik zu Neuyork [* 26] und dann als SchWkapitän im Stillen Ocean sich ein kleines Vermögen erworben. Die auf Italiens Einheit und Freiheit abzielende Politik Cavours bewog den bisherigen Mazzinisten 1856, dem Italieni- schen Nationalverein, der eine Einigung Italiens unter den Savoyern anstrebte, beizutreten und im Feldzug 1859 an der Spitze seiner Alpenjäger, die er aus lombard. und mittelital.
Freiwilligen gebildet hatte,denTruypenPiemonts voranzueilen (23. Mai). Empört über den Frieden von Villafranca, trat in den Dienst der provisorischen Regierung von Tos- cana über, wurde aber durch Cavour aus polit. Rücksichten von einem beabsichtigten sofortigen Vor- gehen gegen den Kirchenstaat, Neapel [* 27] und Venedig [* 28] zurückgebalten. Als piemont. General 1860 zur Disposition gestellt, zog er sich minmutig ganz aus dem öffentlichen Leben wieder nach Caprera zurück, nachdem er in der Kammer umsonst gegell die AW tretung von Nizza und Savoyen Einsprache er- hoben.
Seine Freunde aber riefen ihn uoch 1860 aufs neue ins polit. Leben, indem sie ihn zur Füh- rung des «Zugs der Tausend» nach Sicilien be wogen, wo er 11. Mai landete und 14. die Diktatur übernahm; nach Einnahme der Insel (19. Aug.) setzte er aufs Festland über und zog 7. Sept. in Neapel ein. Nachdem er am Volturno 1. Okt. die neapolit. Truppen besiegt hatte, vereinigte er sich mit dem von Norden her rechtzeitig angerückten Heere Victor Emanuels II., an dessen Seite er 7. Nov. in Neapel unter dem Jubel des Volks einzog, worauf er seine Diktatur niederlegte und 9. Nov. nach Caprera zurückkehrte. Diese Verjagung der Vour- bonen ist G.s bedeutendste Leistung und bezeichnet den Höhepunkt seines Lebens. Die spätern Vorstöße des ruhelosen Hauptes der Attionspartei auf Rom [* 29] von 1862 und 1867 scheiterten. Der Unternehmung von 1862 geboten die Truppen der ital. Negierung, gegen deren Willen sie begonnen worden, bei Aspro- monte Halt; Garibaldi selbst, schwer verwundet, wurde nach Spezia [* 30] abgeführt, von Victor Emanuel II. aber schon begnadigt. Den Vorstoß von 1867 suchte die ital. Regierung zu verhindern, indem sie in Sinalunga festnehmen und nach Caprera zurückbringen ließ; Garibaldi jedoch kehrte auf einer Barke in tollkühner Fahrt mitten durch das ital. Gefchwader hindurch nach dem Festlande zurück, um die fchwere Niederlage von Men- tana durch die franz. Truppen zu erleiden. Garibaldi wurde aufs neue in Haft nach Spezia gebracht, aber auch jetzt wieder bald nach Caprera entlassen. Am ital. Feldzug von 1866 nahm Garibaldi als Führer von 20 Bataillonen Freiwilliger teil, wurde adcr 3. Juli von den Österreichern am Gardasee ge- schlagen. Am 15. Aug. trat er zurück und begab sich wieder nach Caprera. Hier gab er, nach dein Mißlingen seines zweiten Angriffs auf den Kirchen- staat, seinem Widerwillen gegen die Klerikalen in den schwachen Novellen " (ÄLiia., ovvero ii F0V6rii dol in0Q9.co», " (^. (üantoiii, ii voloiittn'io» und «I ^Iili6» Ausdruck, bereitete auch der ital. Regierung mehrfach Schwierigkeiten durch feine Ermunterung der ^rredentisten (s. d.), schadete sich aber dann we- sentlich durch seine Teilnahme am Deutsch-Fran- zösischen Krieg.
Seine nicht aufgegebene Begeiste- rung für die Republik trieb ihn nach deren Erklä- rung in Frankreich auf den dortigen Kriegsschau- platz, wo er seit Okt. 1870 in Burgund einen ergebnislosen Kleinkrieg führte und im Jan. 1871 sich von einer preuß. Brigade in Dijon [* 31] fest- halten ließ, statt dem von Manteuffel bedrängten General Bourbati zu Hilfe zu kommen. Garibaldi, der schon während des Krieges das Landvolk durch die üble Mannszucht seiner Freischar und durch die Hervorkehrung seiner Abneigung gegen die kath. Kirche gereizt hatte, erfuhr dann, von Bordeaux [* 32] in das Parlament gewählt, wegen der im Felde be- wiefenen Unzulänglichkeit dort eine so schlimme Behandlung, daß er alsbald zurücktrat und wieder nach Caprera ging, von wo er Erklärungen für die Pariser Commune erließ.
In der ital. Kammer, welcher er mit Unterbrechungen seit 1860, als Ver- treter von Rom seit 1874 angehörte, sprach er ver- einzelte Male in seiner bündigen Weise, nament- lich gegen die Abtretung von Nizza und Savoyen, trat aber nicht besonders hervor; doch nahm die Regierung auf seinen Antrieb die Tiberregulierung und Bonifikation des ^Fro I/nuaii0 in Angriff; den Eid auf die Verfassung leistete Garibaldi 1875 trotz seiner republikanischen Gesinnung. Garibaldi starb zu Caprera und wurde dort hinter seinem Hause beigesetzt; sein Grad ist ein wahrer Wall- fahrtsort der Italiener.
Von seiner ersten Frau Annita, die er aus Ame- rika mitgebracht, hatte er zwei Söhne, Menotti und Ricciotti, und eine Tochter Teresita; letztere heira- tete seinen Wasfengefährten, den Major, jetzt Ge- neral Canzio. 1860 vermählte er sich mit der Mai- länder Gräfin Raimondi, welche Ehe jedoch 1879 geschieden winde. Eine dritte Ehe ging Garibaldi hierauf mit der Amme seiner Enkelin ein, die ihm vorher zwei Kinder, Mantio und Clelia, geboren. Sie pflegte den alten Helden in seinen durch körperliche Leiden [* 33] getrübten letzten Lebensjahren.
Ihr wie seinen 5 Kindern erkannte das ital. Parlament ein Jahrgeld von 10000 Lire zu. hat sich hochverdient gemacht um Italiens Einigung; vor allem ist ihm die Gewinnung Unter- italiens zu danken. Seine Größe liegt darin, daß er die Masse des ital. Volks durch sein eigenes Bei- spiel zur Versöhnung mit einer freiheitlichen und nationalgesinnten monarchischen Regierung brachte. Sein Mangel an staatsmännischer Einsicht und mili- tär.Begabung, seine Neigung zur Überschätzung sei- ner Kraft [* 34] werden aufgewogen durch seine Kühnheit, Thatkraft und Tapferkeit, feine Vaterlandsliebe, die ihn mit unauslöschlichem Haß gegen das Papsttum erfüllten. Unter den Garibaldi errichteten Denkmälern sind hervorzuheben: sein Standbild in Lecco (1884; von Confalioncri), in Venedig (1887; von Michieli) und in Nizza (1891; von Eier), [* 35] sein Reiterstand- bild in Verona [* 36] (1887; Bronzeguß nach Vordoms Modell). -
Vgl. Reuchlin, Garibaldi und die Alpenjäger (Nördl. 1861);
Elpis Melena, G.s Denkwürdig- keiten (bis zum I. 1849 reichend; 2 Bde., Hamb. 1861);
dies., Garibaldi, Mitteilungen aus seinem Leben UV6NWI-681807-59 (Par. 1859);
Bent,I.it'6 0f6. 12. Aufl., Lond. 1882);
Vordone, ^. (Par. 1878); Guerzoni, 6. con äoouiu6iiti in6äiti (2 Bde., Tur. 1882); Mario, 6. 6 i 8uoi t6mpi (Mail. 1884); Balbiani, 8c6N6 kwi-icks cl6lla vita, poUtica, 6 iniN- wi-6 äi 6. 6. (ebd. 1872);
Bordone, (l. 6t 1'arm6o ¶