Vgl. Chatelain in der
«Revuede philologie» (Bd.
4).
Nach diesem Gallon benannte W. A.
Becker seine
Darstellung des häuslichen Lebens der
Römer:
[* 2] Gallon oder röm. Scenen aus der Zeit
Augusts (2 Bde., Lpz. 1838; neu
bearbeitet von Göll, 3 Bde., Berl.
1880–82).
(auch
Callo, Gallunus,Gilian oder
GallvonHibernien),
Heiliger, kam mit seinem
LehrerColumbanus 595 von Britannien
nach dem Festlande, um das
Christentum zu verkündigen. Als
Columbanus nach
Italien
[* 3] zog, blieb in
Bregenz
[* 4] und gründete um 613 im
Steinachthal eine Einsiedelei, aus der später das
Kloster St.
Gallen erwuchs. Er soll an einem 16. Okt., wahrscheinlich
um 645, nach segensreichem Wirken hochbetagt gestorben sein. Die aus dem 8. Jahrh. stammende,
legendenhaft ausgeschmückte
Lebensbeschreibung steht im 2.
Bande der «MonumentaGermaniae». –
Vgl.
Meyer von Knonau in den
«Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft inZürich",
,
[* 5] Bd. 19 (Zür.
1877);
Rettberg,Observationes ad vitam S.Gallispectantes
(Marburg
[* 6] 1842);
eine organische Säure von der Zusammensetzung C7H6O5, die ihrer chem.
Konstitution nach als Trioxybenzoesäure, C6H2(OH)3•COOH, aufzufassen ist. Sie findet sich im
Pflanzenreich häufig,
so in den Galläpfeln, im
Thee, in den
Früchten von
Caesalpiniacoriaria Willd.,
in den
Blättern der
Bärentraube und in der Granatwurzelrinde. Als
Glykosid an Zucker
[* 8] gebunden, bildet sie einige der natürlichen
Gerbsäuren. Durch
Kochen mit verdünnten Säuren gewinnt man sie aus der gewöhnlichen Gerbsäure, die ein
Anhydrid der Gallussäure (Digallussäure)
ist.
Auch synthetisch ist sie mehrfach dargestellt worden. Wenn ein wässerigerAbsud von Galläpfeln vergärt,
so bildet sich gleichfalls in reichlichen Mengen. In reinem Zustande krystallisiert sie mit 1
MolekülKrystallwasser in weißen
seidenglänzenden
Nadeln
[* 9] von herbsäuerlichem
Geschmack, die in kochendem Wasser leicht löslich sind. Auch in
Alkohol und
Äther
löst sich die Gallussäure leicht. Bei 220° schmilzt sie und zersetzt sich in
Kohlensäure und Pyrogallussäure
(s. d.). Eisenchlorid fällt aus der Lösung einen blauschwarzen Niederschlag.
In der
Photographie findet sie Anwendung zum Hervorrufen der
Bilder, weil sie
Gold- und Silbersalze unter Abscheidung des Metalls
reduziert. Obgleich die Gallussäure eigentlich einbasisch ist, da sie nur eine Carboxylgruppe, COOH, besitzt, vermag
sie als dreiwertiges
Phenol im ganzen mit vier
Äquivalenten der Metalloxyde
Salze zu bilden. Die Alkalisalze
nehmen in Lösung Sauerstoff aus der Luft
auf und färben sich braun. In der
Technik verwendet man die Gallussäure zur Herstellung verschiedener
Farbstoffe
(Gallocyanin, Galleïn, Cöruleïn,
Galloflavin), in der
Photographie und zur
Darstellung von Lichtpauspapieren. Das
Kilo kostet im
Großhandel 5,5 bis 6 M.
Dorf
in der ital.
Provinz und dem
Kreis
[* 10]
Florenz,
[* 11] an der zum
Arno fließenden Ema, 4 km im SSW. von
Florenz, hat
(1881) 6419, als Gemeinde 14792 E. und Strohflechterei.
(Cynipidae) oder Galläpfelfliegen, auch
Gallicolae genannt, eine Familie der schmarotzenden
Hautflügler.
[* 12] Zu ihr gehören kleine und sehr kleine
Arten mit fadenförmigen Fühlern, wenig geaderten Flügeln und meist
kurzem, stark seitlich zusammengedrücktem und unten gekieltem Hinterleib. Nach ihrer Lebensweise zerfallen die in
1) die eigentlichen Gallwespen. Das Weibchen sticht mit seinem Legebohrer die
Blätter,
Knospen,
[* 13]
Blüten, Zweige
oder
Wurzeln gewisser
Pflanzen an und legt ein
Ei
[* 14] in die Wunde. An der betreffenden
Stelle entstehen hierauf
Auswüchse, die
Gallen
(s. d.), die der aus dem
Ei hervorgehenden fußlosen, dicken, fleischigen Larve Nahrung und Obdach gewähren. Die meisten
eigentlichen Gallwespen leben an Eichenarten, auf denen man allein in Mitteleuropa gegen 100 verschiedene
Gallen kennt. Am bekanntesten sind die an der Unterseite der
Eichenblätter ansitzenden kugeligen Galläpfel (s. d.), die von
der gemeinen Eichenblattgallwespe(Cynips scutellaris Ol.)
erzeugt werden. An wilden
Rosen finden sich häufig große, wie mit
Moos überzogene
Gallen, die sog. Schlafäpfel oder
Bedeguare,
welche von der Rosengallwespe(RhoditesrosaeL., s.
Tafel:
Insekten
[* 15] II,
[* 1]
Fig. 11) erzeugt werden.
2) Die Einmieter. Die Weibchen legen ihre
Eier
[* 16] in die
Gallen der vorigen, wo die Larven entweder auf Kosten der rechtmäßigen
Bewohner oder ohne zu schaden heranwachsen.
3) Die Schmarotzergallwespen weichen in ihrer Lebensweise von den beiden vorher genannten Gruppen vollständig
ab, indem ihre Larven gleich denen der
Schlupfwespen in andern
Insekten, besonders in Fliegenmaden und
Blattläusen, schmarotzen.
Die größte einheimische
Art istIbalia cultellator Latr.
(s. Taf.II,
[* 1]
Fig. 12), wahrscheinlich ein Schmarotzer einer Holzwespenart.
–
Über dieFeigengallwespe(Cynips psenesL.) s.
Feige. Sehr merkwürdig ist der bei vielen Gallwespen auftretende
Generationswechsel.
Aus den Eiern eines befruchteten Weibchens gehen lauter Weibchen hervor, die von ihrer
Mutter so verschieden sind, daß man
sie früher für besondere
Arten hielt, ja zum
Teil sogar in andere Gattungen stellte. Sie erzeugen parthenogenetisch, d. h.
ohne vorher befruchtet zu sein, in
Gallen, die ebenfalls von denen, aus denen sie selbst hervorgingen,
ganz verschieden sind, wieder die ursprüngliche aus Männchen und Weibchen bestehende Generation. So gehen z. B.
aus an Eichenblattstielen befindlichen
Gallen Männchen und Weibchen einer Gallwespenart hervor, die den
NamenAndricus noduli
Htg.
erhalten hat. Die Weibchen stechen, befruchtet, die
Wurzeln und unterirdischen Stammteile der
Eiche an
und geben so
Anlaß zur
Bildung von
Gallen, welche nur parthenogenetisch sich fortpflanzende Weibchen liefern, die man AphilothrixradicisF. genannt hat, und diese erzeugen in Blattstielgallen wieder den Andricus noduli Htg.