mehr
496 sowie durch den Druck der
Statthalter und die jetzt über alles
Maß vergrößerte Steuerlast; dadurch wurde zur Zeit des
Diocletian der
Aufstand der sog.
Bagauden (s. d.) hervorgerufen, der durch Maximian nur zeitweilig (285–286
n.Chr.) gebrochen werden konnte und noch im 5. Jahrh. wieder hervortrat. Seit Diocletian setzten
sich namentlich
Franken im heutigen
Holland und
Alamannen im Elsaß immer mehr fest und besetzten oder verwüsteten
wiederholt die einst so blühenden
Städte daselbst, wie Köln,
[* 2] Mainz,
[* 3] Worms,
[* 4]
Speier,
[* 5]
Straßburg.
[* 6]
Eine kurze Erleichterung schaffte Julianus, den sein Vetter
Constantius II. 355 als
Cäsar nach Gallien schickte. Er schlug wiederholt
die
Alamannen, namentlich in der
Schlacht bei
Straßburg 357, demütigte die
Franken und trieb die Chamaven
weit über den Rhein zurück, welchen er auch durch Anlegung neuer Festungen zu sichern suchte. Er that auch sonst alles
Mögliche, um den traurigen Zustand des
Landes zu verbessern. Aber es half nichts mehr, obgleich nach ihm
Valentinian I. 366 und Gratian 378 noch einmal die immer von neuem einbrechenden
Alamannen über den Rhein zurückdrängten.
Durch diese Einbrüche wurde das Land auf dem linken Rheinufer weithin schlimm verheert, und bald nach Beginn des 5. Jahrh. nahmen die Franken im Norden, [* 7] die Alamannen am Oberrhein bleibend Besitz von röm.-gallischem Boden. Unter Honorius wurde Gallien seit Anfang 406 von den Scharen der Vandalen, Sueven, Alanen überschwemmt, welche viele Städte zerstörten und das flache Land verwüsteten. Da auch Italien [* 8] um jene Zeit von Einfällen der Barbaren bedroht wurde, mußte ein großer Teil der Besatzungen aus Gallien zum Schutz der Reichshauptstadt zurückgezogen werden.
Doch blieben nur einige Reste der Germanen, namentlich Alanen, damals im Lande; der größere Teil drang nach Spanien [* 9] (409). Dagegen faßten die Burgunder festen Fuß, breiteten sich von Rheinhessen seit 413 und 443 weiter bis zur Rhône und Durance aus und gründeten dort das Burgundische Reich. (S. Burgund.) Auch den Westgoten, welche auf ihrem Zuge von Italien nach Spanien 413 das südliche Gallien verheerten, wurde 418–419 noch diesseit der Pyrenäen ein Teil Aquitaniens überlassen, wo ihr König Wallia zu Tolosa seinen Sitz nahm.
Aetius, Valentinians III. Feldherr, war der letzte, der noch einmal nicht ohne Erfolg die röm. Herrschaft in Gallien aufrecht zu erhalten suchte. Freilich vermochte er weder die Erweiterung des Westgotenreichs im Süden noch das Vordringen der Franken im Norden zu verhindern, aber eine Empörung der noch römisch gebliebenen Aremorikaner unterdrückte er 437 glücklich, und als Attila, der Hunnenkönig, 451 mit seinem gewaltigen Völkerheer verwüstend in Gallien eindrang, gelang es Aetius, die Westgoten zum Bündnis gegen den gemeinsamen Feind zu bringen, welcher auf den Catalaunischen Feldern (bei Troyes und Châlons-sur-Marne) vor ihren vereinigten Kräften zurückweichen mußte.
Aber mit dem
Tode des
Aetius, welchen Valentinian III. 454 ermorden ließ, brach alles
zusammen. Valentinian selbst ward schon 455 ermordet.
Bei der Verwirrung, in die nun das
Reich geriet, erhoben die Goten den
Arverner Avitus in Gallien zum
Kaiser, der aber schon 456 durch
Ricimer gestürzt wurde. Majorianus, den dieser erhob, beruhigte noch einmal Gallien. Nach seinem
Sturze 461 wurde das
Reich der Westgoten
an der
Küste
bis zur Rhône und bald darauf (475) nördlich bis zur Loire erweitert.
Die Burgunder drangen um jene Zeit südwärts bis zur mittlern Rhône vor, die Alamannen saßen im Elsaß und dem südl. Lothringen, und die Franken hatten im nordöstlichen Gallien römischer Sprache [* 10] und Kultur fast überall ein Ende gemacht. Gleichzeitig erhielt die westl. Spitze G.s von Britannien her, wo die Briten durch die einwandernden Sachsen [* 11] verdrängt wurden, Zuwachs kelt. Bevölkerung [* 12] und machte sich unabhängig. (S. Bretagne.) Mitten unter diesen Barbaren behauptete Syagrius zwischen der Somme und Loire noch einen schwachen Überrest der röm. Herrschaft selbst über den Untergang des weström. Kaiserreichs (476) hinaus, bis er 486 vom Franken Chlodwig besiegt und getötet wurde. Damit war (die Bretagne ausgenommen) das Römertum wie das Keltentum politisch zu Ende. Durch Chlodwig und seine Nachfolger wurde zuerst in dem nördlichen Gallien das Fränkische Reich (s. d.) gebildet
Litteratur. Walckenaer, Géographie des Gaules cisalpine et transalpine (2 Bde., 2. Aufl., Par. 1862);
Thierry, Histoire de la Gaule sous la domination romaine (2 Bde., 3. Aufl., ebd. 1867);
ders., Histoire des
Gaulois depuis les
temps les plus reculés jusqu'à l'entière soumission de la
Gaule
à la
domination romaine (2 Bde., 5. Aufl.,
ebd. 1857);
Contzen, Die Wanderungen der Kelten (Lpz. 1861);
Herzog, Galliae Narbonensis provinciae Romanae historia (ebd. 1864);
Fallue, Annales
de la
Gaule (Par. 1864);
Desjardins, Géographie historique et administrative de la Gaule romaine (4 Bde., ebd. 1876–93);
Bröcker, Frankreich in den Kämpfen der Romanen, der Germanen und des Christentums (Hamb. 1872);
Köchly, Cäsar und die Gallier (Berl. 1871);
Marquardt, Röm. Staatsverwaltung, Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1881);
Maissiat,
Recherches historiques sur la guerre des
Gaulois contre les
Romains, Bd. 1 (Par.
1874);
Göler, Cäsars Gallischer Krieg (2 Bde., 2. Aufl., Freib. i.Br. 1880);
Jung, Die roman. Landschaften des Römischen Reichs (Innsbr. 1881).