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breitetem Grundbesitz, die aber nicht reichsunmittel- bar, sondern einer Landeshoheit unterworfen wa- ren. Nach dem Neichsdeputationshanptschlusi (1803) wurde ferner der Fürstentitel allen denjenigen Neichsfürsten gelassen, welche jetzt einem Landes- herrn unterworfen (mediatisiert) wurden. Die sou- verän gewordenen Landesherren erteilten auch den Fürstentitel aus eigener Machtvollkommenheit den großgrundbesitzenden Magnaten in ihren Gebieten 1'owie auch zur Belohnung hervorragender Ver- dienste um den Staat an Staatsmänner oder Heer- führer (Hardenberg, Blücher, Bismarck). Die Häup- ter der fürstl. Familien führen das Prädikat Durch- laucht (s. d.); im übrigen hat die Fürstenwürde an sich keine rechtliche Bedeutung mehr. Die souverän gewordenen Landesherren nahmen meistens höhere Titel als den fürstlichen an (Herzog, Grosiherzog); nur einige, deren Gebiete sehr klein waren, begnüg- ten sich mit der Beibehaltung des Fürstentitels (Neuß, [* 2] Schwarzburg, [* 3] Lippe, [* 4] Waldeck). [* 5] -
Vgl. Ficker, Vom Neichsfürstenstande (Bd. 1, Innsbr. 1861);
Verchtold, Die Entwicklung der Landeshoheit in Deutschland [* 6] von Friedrich II. bis einschlüssig zum Tode Rudolfs von Habsburg (Bd. 1, Münch. 1863); H. Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deut- schen Fürstenhäuser (Bd. 1-3, Jena [* 7] 1862-83).
Fürst, Hermann Heinrich, Forstmann, geb. zu Ansbach, [* 8] besuchte die Forstlehr- anstalt Aschaffenburg, [* 9] widmete sich dann ein Jahr lang jurist. und staatswirtschaftlichen Studien. 1857 trat er in die forstliche Praris, wurde 1871 Ober- förster in Berg (Oberpfalz), 1878 Forstmeister bei der Negierung in Regensburg [* 10] und in demselben Jahre Direktor der Forstlehranstalt Aschaffenburg. Er schrieb: «Die Pflanzenzucht im Walde» (Berl. 1882; 2. Aufl. 1888),
«Lehre [* 11] vom Waldschutz» von Kauschinger, vollständig neu bearbeitet (3. Aufl., ebd. 1883; 4. Aufl. 1889),
«Die Waldungen in der Um- gebung von Aschasfenburg» (Aschaffenb. 1884), «Plänterwald oder schlagweiser Hochwald» (Berl. 1885),
«Illustriertes Forst- und Jagdlerikon» (ebd. 1888). Für das «Handbuch der Forstwissenschaft» von Lorey (Tüb. 1887-88) bearbeitete er den Ab- schnitt «Forstschutz» und gab «Dentschlands nützliche und schädliche Vögel» [* 12] (32 Farbendrucktafeln, Berl. 1893-94) bcraus. Fürst, Iul., Orientalist, geb. zu Zerkowo im Posenschen, studierte in Berlin [* 13] Philo- sophie und Sprachwissenschaften und trat dann in die Nabbinerschule in Posen. [* 14] Später widmete er sich in Breslau [* 15] und Halle [* 16] orient., theol. und archäol.
Studien und ließ sich als Privatgelehrter in Leip- zig nieder, wo er 1839 eine Lektorstelle an der Uni- versität erhielt und über hebr. Sprache, [* 17] altteftament- liche Eregese und biblische Litteratur las. Er wurde 1864 Professor und starb in Leipzig. [* 18] Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: «Lehr- gebäude der aramäischen Idiome» (Lpz. 1835),
«Per- lenschnüre aramäischer Gnomen und Lieder» (ebd. 1836),
«I^idi'0i'um 83,ci'oi-um Vet6ri8 ^63t3.m6uti concoi'llautiae 1i6di'aieÄ6 a^uo cIiHilIll.ica6» (ebd. 1837-40),
«Hebr. und chald. Handwörterbuch» (2 Bde., ebd. 1857-61; 3. Aufl. 1876; englisch von Davidson, 5. Aufl., ebd. 1885),
«Hebr. und chald. Schulwörterbuch» (ebd. 1842; neuer Abdruck 1882), «Geschichte der biblischen Litteratur» (2 Bde., ebd. 1867-70),
«Der Kanon des Alten Testaments» (ebd. 1868),
«Kultur- und Litteraturgeschichte der Juden in Asien» [* 19] (Bd. 1, ebd. 1849),
«Geschichte des Karäcrtums» (ebd. 1865). Auch lieferte Fürstbischof eine neue Bearbeitung vonWiners «Chald. Lesebuch» s2. Aufl., Lpz. 1864). Ein wertvolles bibliogr. Sammelwerk ist F.s «I5id1iotk6ca.Mlaica.» (3 Bde., Lpz. 1849- 63). Von 1840 bis 1851 gab er zu Leipzig die Zeit- schrift «Orient» heraus. Fürst, Karl Joseph Maximilian, Freiherr von Fürstbischof und Kupferberg, preuß. Grosikanzler der Justiz, geb. 1717 in Schlesien, [* 20] wurde 1740 Geb. Iustizrat in Berlin und trat dem Großkanzler Cocceji als vertrauter Helfer bei seinen Reformen zur Seite. 1752 ging er als Specialgesandter nach Wien, [* 21] um die Streitigkeiten beizulegen, die sich an die Aus- führungen einzelner Bestimmungen des Dresdener Friedens knüpften; das verwickelte schles. Schulden- Wesen und das Kommerzienwesen sollte durch di- rekte Verhandlung mit der österr.
Negierung endlich zur Regelung gebracht werden, über die Zustände am Wiener Hofe machte Fürstbischof, ein feiner und scharfer Beobachter, wertvolle Aufzeichnungen (zum Teil hg. von Ranke in Bd. 30 feiner «Sämtlichen Werke»). 1755 kehrte er nach Berlin zurück und erhielt das Präsidium des zweiten Kammergerichtssenats, wurde 1763 Geh. Staats- und Iustizminister und erster Präsident des Kammergerichts, 1770 als Nachfolger von Iariges Großkanzler der Justiz. Nach der Erwerbung Westpreußens erhielt Fürstbischof den Auftrag, in diesen bisher poln. Landstrichen das ver- rottete Iustizwesen neu zu ordnen; er löste die schwie- rige Aufgabe mit Geschick und zumeist auch zur Zu- friedenheit des Königs. Doch da Fürstbischof im übrigen auf die Reformpläne des Königs wenig einging, viel- mehr ihnen einen passiven Widerstand entgegensetzte, so trat bald ein gespanntes Verhältnis ein, und als Fürstbischof 1779 in dem Müller Arnoloschen Prozeß (s. Arnold, Joh.) gegen die ungerechte Entscheidung des Königs Einspruch erhob, wurde er in der un- gnädigsten Weise entlassen; an seine stelle wurde Carmer berufen. Fürstbischof starb -
Vgl. Brcßlau und Isaaksohn, Der Fall zweier preuß. Minister (Berl. 1878).
Fürst, Walter, von Uri, nach Agidius Tschudi einer der drei Gründer der schweiz. Eidgenossen- schaft, gehört, wie A. von Melchthal, Stauffacher, Tell u. s. w. der schweiz. Heldensage an. Obwohl ein altertümliches Haus in Attinghausen heute noch als das Wohnhaus [* 22] F.s bezeichnet wird, läßt sich doch urkundlich nichts von ihm nachweisen. Fürstbischof. Während zur Zeit des alten Römisch-Deutschen Reichs die Mehrzahl der deut- schen Bischöfe Landesherren und Reichsfürsten waren, haben gegenwärtig nur wenige den fürstl.
Titel aus der ^äkularisationsperiode herübergeret- tet: in Preußen [* 23] der Bischof von Breslau. In Öster- reich führen diesen Titel alle sog. «alten Bischöfe», d. h. diejenigen, deren Sprengel (in den deutschen Provinzen) schon vor der Regierung Maria The- resias bestanden haben; so die Erzbischöfe von Ol- mütz, Prag, [* 24] Wien, Salzburg [* 25] und Görz, [* 26] dann die Vifchöfe von Seckau (Sitz in Graz), [* 27] Gurk (Sitz in Marburg), [* 28] Lavant (^itz in Laibach), [* 29] Briren und Trient; [* 30] seit 1889 auch der Bischof von Krakau. [* 31] Eine staatliche Bedeutung hat der Titel insofern, als auch die mit Fürstentitel ausgezeichneten Bischöfe wie die Erzbischöfe Virilstimme im Herrenhause des österr. Reichsrats haben. Der erste Landesbischof der Län- der der ungar. Krone, der Erzbischof von Gran, [* 32] führt den Titel Fürstprimas. In Preußen hat der Titel eine rechtliche Bedeutung nicht. . . ¶