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Frühjahr wechseln, wird der Boden mit den darin wurzelnden jungen Pflänzchen durch das im Ge- frieren sich ausdehnende Wasser gehoben.
Tritt nun wieder Tauwetter ein, so sinkt der'Voden zurück, die Pflänzchen können aber uicht folgen, weil ihre zarten Würzelchen nicht steif genug sind, in die Erde einzudringen, namentlich nicht, wenn die un- tern Bodenschichten noch gefroren sind, sie fallen um und aehen zu Grunde.
Nach wiederholtem derarti- gen Auffrieren liegen die jungen Pflanzen oft mit sämtlichen Wurzeln auf der Oberstäche des Bo- dens, es sieht aus als wären sie herausgezogen, daher nennt man diese Erscheinung des.
Fast alle Holzarten sind in ihrem ersten Lebensjahre, manche auch noch später, der Gefahr des Auffrierens ausgefetzt, vorzugs- weise die flachwurzeligen, wie Fichte, [* 2] Birke, Buche u. s. w. Mittel dagegen sind: Entwässerung uasser Bodenstellen, Anwendung der Pflanzung stärkerer Pflanzen an Stelle der Saat, möglichste Erhaltung des natürlichen Vodenüberzuges;
in Saat- und Pflanzkämpen Unterlassen des Unkrautjätens im Kerbst, Bedeckung der Beete mit Stroh, Reisig, Moos, Heidekraut u. dgl. Das Erfrieren der'Holzpflanzen oder noch zar- ter Baumteile erfolgt nicht ohne weiteres beim Ein- tritt emes Frostes, sondern erst bei rafchem Wieder- auftauen.
Man kann unter Umständen erfrorene Pflanzen durch vorsichtiges, ganz allmähliches Auf- tauen am Leben erhalten.
Der Frost wirkt auf das Pflanzengewebe durch Wasserentziehung.
Der Vor- gang ist bei verschiedenen Geweben ein verschiede- ner.
Gefrieren wasserreiche junge Triebe und Blät- ter, gewöhnlich bei Spätfrösten, dann scheiden sich Eismassen an bestimmten Gewebsteilen, besonders unter der Oberhaut oder im Markgewebe aus, wäh- rend die Gewebe [* 3] felbst frei von Eis [* 4] bleiben und durch den Wasserverlust zusammenfchrumpfen, ver- trocknen.
Bei langsamem Auftauen vermögen die Gewebsteile das durch allmähliches Auftauen des Eises gebildete Wasser oft wieder aufzunehmen, die Pflanze erholt sich, bei raschem Anstauen bleibt die Zellflüssigkeit in den Intenellularräumen, die Zellen vertrocknen. Je wasserreicher die Pflanzenteile, desto leichter erfrieren sie, daher leiden Winterknofpcn, Samen, [* 5] verholzte Triebe uicht durch Frost, häufig dagegen junge sich entfaltende Blätter, Blüten, Trieb- und Keimpflanzen durch Spätfröste, oft auch uoch nicht verholzte Triebe durch Frühfröste.
An man- chen Laubhölzern, z. B. Buchen, Eichen, werden auch krebsartige Erscheinungen durch den Frost her- vorgerufen.
Frühfröste sind eine Mitursache der Schüttekrankheit der Kiefer und ähnlicher Erschei- nungen an der Fichte.
Sehr empfindlich gegen Spätfröste sind Walnuß, Esche, Edelkastanie, Rot- buche, Eiche, Akazie, Weißtanne;
am meisten frost- hart sind Hainbuche, Ulme, Aspe, Pappeln, Weiden, Sorbusarten, Hasel, Erlen, Birken, die meisten Kiefernarten.
Die Winterfröste halten die heimi- schen Holzarten meist gut aus.
Gegen Frühfröste sind namentlich Stockausschläge, z. B. dle der Akazie, sehr empfindlich, weil sie bis in den Spät- herbst wacysen, daher bis zum Eintritt der ersten Fröste nicht verholzen.
Die Fröste sind entweder weit verbreitete Land froste (namentlich im Winter) oder Lokal froste.
Letztere treten bei ruhigem Wetter [* 6] und einem klaren, die Wärmestrahlung [* 7] be- günstigenden Himmel [* 8] auf, am regelmäßigsten und häufigsten in sog. Frost löchern, Terrainvertiosun- gen, die die Lustbewegung hindern und die Anhäu- fung der kältern, daher schwerern Luftschichten be- günstigen.
Mittel gegen das Erfrieren wendet die Forstwirtschaft verschiedene an: in Saat- und Pflanz- kämpen schützende Bedeckung;
bei empfindlichern Holzarten, wie Buche und Tanne, [* 9] Femelschlagbetrieb (s. d.);
Entfernung des Grases aus den Kulturen, weil diefes eine ungewöhnliche Abkühlung der un- tern Luftschichten durch Wärmestrahlung bewirkt und die Luftbewegung hindert;
in Frostlagen Ver- meidung des Anbaues empfindlicher Holzarten, Schutz letzterer in der ersten Jugend durch Über- pflanzung mit fchnellwüchsigern, härtern Holzarten, z. V. oft Überpflanzung der Fichtenkulturen mit Kiefern;
Anwendung besonders starker, kräftiger Pflanzen;
Entwässerung nasser Stellen u. a. m. Häufig hat die Frostwirkung uicht sogleich den Tod der betreffenden Pflanze zur Folge, bringt aber ge- wisse chem. Veränderungen in den betroffenen Teilen hervor.
Als folche find zu nennen z. B. das Süß- werden der Kartoffeln, der Frostgefchmack der Wein- beeren u. s. w. -
Vgl. R. Goethe, Die Frostschmetterling der Obst- bäume und ihre Verhütung (Berl. 1883);
N. Hartig, Lehrbuch der Baumkrankheiten ß.
Aufl., ebd. 1889); Heß, Der Forstschutz (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1890).
Bei den Iagdticren macht sich Frostschmetterling insofern geltend, als bei sehr starkem Frost ein Erfrieren der- selben eintritt, durch Zufrieren der Gewässer die Tränken fehlen und durch eine starke Eis- oder Schneekruste die Äsung unzugänglich sowie auch Beschädigung an den Läufen herbeigeführt wird. Frostschmetterling ((^simatodia di-ninata 1/.) oder Frostspanner, ein zu der Familie der (^60- ni6ti'iäH6 oder Spanner gehöriger Schmetterling, [* 10] welcher erst im November oder Dezember fliegt und an Bäumen sitzend sich begattet, worauf das Weib- chen, welches statt der Flügel kurze, zum Fliegen [* 11] untaugliche Stummel besitzt, hoch auf die Bäume kriecht und die kleinen Eier [* 12] an Knospen [* 13] oder Blatt- stielnarben klebt. DieRäupchen (s. Tafel: Raupen, [* 1] Fig. 9), gewöhnlich Spaniol, auch Spanne ge- nannt, kriechen beim Ausbrechen der Knospen aus, fressen diese aus und gehen später an die Blätter; gegen die Mitte des Juni lassen sie sich an Fäden von den Bäumen herab, um sich in der Erde zu verpuppen.
Der Spaniol ist mit Recht gefürchtet, da er die Obstgärten, uamentlich in der Nähe von Buchen- und Eichenwäldern, oft in unglaublicher Weise verheert. Er ist grau, dann grün und gelb gestreift, in den gelben Streifen mit roten Punkten. Die Flügellosigkeit des Weibchens hat ein Mittel finden lassen, ihm beim Besteigen der Obstbäume deu Weg zu verlegen.
Man legt nämlich im Okto- ber und November sog. Klebgürtel um die Stämme, mit einer klebrigen Substanz bcstrichene Papier- ftrcifen, auf welchen das Weibchen beim Aufbäumen kleben bleibt und zu Grunde geht, oft in so großer Individuenzahl, daß sie den uachsolczenden als Brücken [* 14] den Übergang erleichtern.
Sobald man dies wahrnimmt, muh man die Kledgürtcl durch andere ersetzen.
Andererseits wird man auch die tlebrige Substanz, wenn sie durch die Luft verhärtet ist, er- neuern müssen.
Früher benutzte man als Klebe- mittel den Wagenteer, der aber, bald vertrocknend, seine Aufgabe nur unvollständig erfüllt.
Wirksamer ist zwar der seit etwa 10 Jahren im Handel befind- liche Vrumataleim, doch ist er zu teuer und deshalb für größere Obstbaumpflanzungen nicht vorteilhaft.
Ein viel billigeres Klebemittel bereitet man sich aus ¶