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und sociale Gedichte" (Heft 1, Köln [* 2] 1849: Heft 2, Düsseld. 1851). Außerdem erschienen noch «Neue Gedichte» (Stuttg. 1877; 3. Aufl. 1880). Gesamtausgaben der poet. Werke erschienen in Neuyork [* 3] (6 Bde., 1858) und in Stuttgart [* 4] (6 Bde., 1870; 5. Aufl. 1886). Eine Auswahl engl. Übersetzungen von F.s Gedichten veröffentlichte seine älteste Tochter Kate in der Tauchnitzschen «Collection of German authors» (Lpz. 1869; 2. Aufl. 1871). Mit Simrock und Matzerath gab er (Köln 1840 fg.) das «Rhein. Jahrbuch, mit Levin Schücking »Das malerische und romantische Westfalen" [* 5] (Lpz. 1841; 3. Aufl., Paderb. 1889) heraus.
F.s Talent bewegt sich in einem zwar beschränkten, aber um so schärfer abgegrenzten Kreise, [* 6] mehr im Gebiete der beschreibenden Poesie als in dem der rein lyrischen Empfindung oder des Gedankens, seine Gedichte, zu denen er die Stoffe gern aus fremden Zonen schöpft, sind zum großen Teil malerische Schilderungen von kühner Zeichnung, verwegener Auffassung und unerhört üppiger Farbenpracht. Sie üben einen eigentümlichen erotischen Zauber, der durch eine glänzende, bilderreiche, mit Virtuosität behandelte Sprache [* 7] noch unterstützt wird (so «Löwenritt», «Der Blumen Rache», «Der Mohrenfürst»).
Wenn dabei auch manches Bizarre oder Manierierte unterläuft, bleibt Freimaurerei doch immer durch die energische Lebendigkeit seiner Phantasie, die Glut und Pracht der Ausführung und die Plastik der Darstellung unter den Lyrikern Deutschlands [* 8] eine durchaus eigentümliche Erscheinung. Dieselbe Glut erfüllt auch seine den Socialismus streifenden polit. Gedickte, deren ruhelose agitatorische Leidenschaftlichkeit freilich oft die poet. Schönheit beeinträchtigt. Während er längere Zeit hindurch als Dichter einer extremen polit.
Partei den Antipathien der anders Gesinnten ausgesetzt war, hat er sich durch seine patriotischen Kriegslieder 1870 zur Höhe eines allgemein anerkannten Sängers emporgeschwungen («Hurrah Germania!», «Die Trompete von Vionville»). Vollkommen Herr der Sprache und Meister der rhythmischen Form, ist Freimaurerei zugleich ein vortrefflicher und feinfühlender Übersetzer, und seine lyrischen Umbildungen der «Oden und vermischten Gedichte» und der «Dämmerungsgesänge» Victor Hugos (beides in dessen «Sämmtlichen Werken», Bd. 9 u. 11, Frankf. 1836),
der überhaupt seiner Dichtweise vielfach zum Vorbild diente, die Übertragungen engl. Lyriker, namentlich der Lieder von R. Burns und von Longfellows «Sang des Hiawatha» (Stuttg. 1857),
sind Meisterwerke der Übersetzungskunst. Vielen Beifall hat auch seine engl. Anthologie «The Rose, Thistle and Shamrock» (6. Aufl., Stuttg. 1887) gefunden. 1875 gab er ein «Illustrated Magazine» (ebd.) heraus, mit einer Auswahl der besten engl.-amerik. Dichtungen. Aus seinem Nachlaß erschien «Nachgelassenes von Ferdinand Freimaurerei» («Mazeppa», «Der Eggesterstein», Stuttg. 1883). -
Vgl. B. Auerbach, [* 9] Rede auf Freimaurerei, gehalten am zu Darmstadt [* 10] (Darmst. 1867);
Kippenberg, Ferdinand Freimaurerei (Lpz. 1868);
Schmidt-Weißenfels, Ferdinand Freimaurerei (Stuttg. 1876);
Buchner, Ferdinand Freimaurerei. Ein Dichterleben in Briefen (2 Bde., Lahr [* 11] 1881-82);
Gisberte Freiligrath (Halbschwester des Dichters), Beiträge zur Biographie Ferdinand F.s (Minden [* 12] 1889).
Freimarke, s. Postwertzeichen. Freimaurerei (Masoney, Masonentum, auch Königliche [* 13] Kunst genannt, frz. fran-maçonnerie; engl. free-masonry), die Kunst ohne die Antriebe der Furcht und der Hoffnung gut und vollkommen zu werden und durch Lehre [* 14] und Beispiel veredelnd auf die Menschheit einzuwirken. Die Menschheit in ihrer sittlichen Vollendung, befreit von allen sie trennenden Vorurteilen (der Geburt, des Standes, der Nationalität u. s. w.), geeint durch das Bewußtsein gemeinsamer Gotteskindschaft, wetteifernd im Dienste [* 15] der Tugend und arbeitend am Baue allgemeiner Glückseligkeit, ist das Ideal, dem die Freimaurerei nachstrebt.
Ausgehend von dem Glauben an Gott den Schöpfer (allmächtigen Baumeister) der Welt und Vater aller Menschen, betrachten die Freimaurer sich als Brüder. Atheisten können daher als Freimaurer nicht aufgenommen werden. Diejenigen freimaurerischen Vereinigungen, die berechtigt sind, neue Mitglieder in den Freimaurerbund aufzunehmen, heißen Logen oder auch Johannislogen nach Johannes dem Täufer, dem Patron des Bundes. In Deutschland [* 16] giebt es gegenwärtig (1893) 388 Johannislogen mit 44744 Brüdern.
Außerdem bestehen noch zahlreiche Freimaurerkränzchen, die, ohne die Rechte der Logen zu haben, regelmäßige Zusammenkünfte zur Pflege freimaurerischerZwecke abhalten. Eine eigentliche Geheimlehre, d. h. Kenntnisse, die andern Kreisen verschlossen wären, hat die Freimaurerei nicht. Wenn sie gleichwohl ihre Mitglieder zur Verschwiegenheit gegen Ungeweihte verpflichtet, so bezieht sich diese Verpflichtung namentlich nur auf die Erkennungszeichen sowie auf die Rituale und Symbole, deren sie sich bei Mitteilung der Kunstlehre bedient. Da das Verständnis dieser Rituale und Symbole nur durch Übung erworben werden kann, wird der Neuaufgenommene nur stufenweise mit der freimaurerischen Kunstlehre bekannt gemacht; demgemäß finden sich in jeder Loge Lehrlinge, Gesellen und Meister.
Hinsichtlich der Aufnahmefähigkeit wird übereinstimmend von allen deutschen Logen verlangt, daß der Aspirant ein freier Mann von gutem Rufe sei und au Gott und die Unsterblichkeit der Seele glaube. Die Mehrzahl der deutschen Logen (223 von 388) verlangt von dem Aspiranten außerdem, daß er sich zum Christentum bekenne, wogegen die übrigen 165 dem religiösen Bekenntnis einen Einfluß auf die Aufnahmefähigkeit nicht einräumen. Doch öffnen die Logen ohne Unterschied ihre Pforten jedem einer andern Loge angehörigen Bruder ohne Rücksicht auf dessen religiöses Bekenntnis.
An der Spitze der Loge steht der Logenmeister (auch Meister vom Stuhl genannt), ihm zur Seite stehen noch einige andere Beamte (ein abgeordneter [stellvertretender] Meister, zwei Aufseher, ein Schatzmeister, ein Sekretär, [* 17] ein Ceremonienmeister [Schaffner] u. s. w.). Die Beamten werden jährlich von der Brüderschaft gewählt, bez. vom Logenmeister ernannt. Wichtige Angelegenheiten legt der Logenmeister dem Beamtenkollegium oder der gesamten Brüderschaft zur Beschlußfassung vor.
Bei der Abstimmung über die Aufnahme neuer Mitglieder ist Stimmeneinheit erforderlich, im übrigen entscheidet einfache Stimmenmehrheit. Jedes Mitglied (mit Ausnahme jedoch der dienenden Brüder) ist stimmberechtigt. Etwaige Vergehungen von Mitgliedern werden im Wege des für alle Logen gleichartigen maurerischen Verfahrens geahndet. Zu dem Zwecke besteht bei jeder Loge ein Ehrenrat. Am Schluß jeder in regelmäßigen Perioden stattfindenden Instruktions- oder Arbeitsloge wird für die Armen gesammelt, ebenso am Schluß gemeinsamer Mahle (Brudermahle oder Tafellogen). Am ¶
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Tage Johannes des Täufers (24. Juni) sowie am Geburtstage des Landesherrn finden Festlogen statt. Dem Andenken verstorbener Brüder wird jährlich eine Trauerloge gewidmet. Behufs einheitlicher Regelung gemeinsamer innerer und äußerer Angelegenheiten haben sich Logenverbände gebildet, deren Organ den Namen Großloge (auch wohl Mutterloge) führt. Die einem solchen Verbände angehörigen Logen führen in Beziehung ans die Großloge den Namen Bundes- oder Tochterloge, während sie sich gegenseitig als Schwesterlogen betrachten.
Doch giebt es auch Logen, die einem solchen Verbände nicht angehören, so in Deutschland fünf, nämlich zwei in Leipzig, [* 19] je eine in Gera, [* 20] Altenburg [* 21] und Hildburghausen. [* 22] Diese sind, namentlich zur Erlangung einer Vertretung im Großlogentage, zu einer «Freien Vereinigung der fünf unabhängigen Logen in Deutschland» zusammengetreten. Großlogen giebt es in Deutschland acht, nämlich die «Große Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln» zu Berlin [* 23] (mit 122 Tochterlogen und 13473 Brüdern),
die «Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland» zu Berlin (mit 101 Tochterlogen und 11037 Brüdern),
die Großloge «Royal York zur Freundschaft» zu Berlin (mit 66 Tochterlogen und 6520 Brüdern),
die «Große Loge von Hamburg» [* 24] zu Hamburg (mit 25 deutschen und 7 außerdeutschen Tochterlogen und 3024 Brüdern),
die «Große Landesloge von Sachsen» [* 25] in Dresden [* 26] (mit 20 Tochterlogen und 3659 Brüdern),
die «Großloge zur Sonne» [* 27] in Bayreuth [* 28] (mit 23 deutschen und 3 außerdeutschen Tochterlogen und 2300 Brüdern),
die «Große Mutterloge des Welfischen Bundes» zu Frankfurt [* 29] a. M. (mit 15 Tochterlogen und 2532 Brüdern) und die «Große Freimaurerloge zur Eintracht» in Tannstadt (mit 8 Tochterlogen und 796 Brüdern). Die Großloge ist die maurerische Oberbehörde ihrer Tochterlogen. Sie vertritt dieselben dem Staat gegenüber und ist diesem für ihr Verhalten verantwortlich, da in den Staaten, in denen die Freimaurerei nicht verboten ist, die Logen dem Vereinsgesetze nicht unterstellt sind, ihre Versammlungen daher nicht polizeilich überwacht werden.
Jede Loge, welche sich ohne Genehmigung einer Großloge konstituiert, heißt Winkelloge; sie untersteht dem Vereinsgesetz, ihre Mitglieder werden in anerkannten Logen nicht zugelassen. Hinsichtlich der Gründung von Logen betrachten die deutschen Großlogen das Reichsgebiet als gemeinschaftlich, soweit nicht die Landesgesetze entgegenstehen. Jede einzelne Großloge hat ihr besonderes Ritual. Oft weichen die Ritualien verschiedener Großlogen nicht bloß in der Form, sondern auch in der Lehre erheblich voneinander ab; man spricht deshalb auch von verschiedenen Lehrarten oder Systemen der Freimaurerei. So sind die Lehrarten der Großen Nationalmutterloge zu den drei Weltkugeln und der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (beide zu Berlin) und der Großloge der Eintracht in Darmstadt wesentlich vom Geiste des Christentums getragen, weshalb auch Nichtchristen in die Tochterlogen dieser Lehrarten als Mitglieder nicht aufgenommen werden können.
Indessen betrachten alle deutschen Logen, auch die, welche Nichtchristen aufnehmen, die Heilige Schrift (nicht bloß das Alte Testament) als die reinste und reichste Quelle [* 30] der Gotteserkenntnis. Doch halten sich alle Lehrarten frei von kirchlichem Dogmenzwange, indem nur die allen christl. Bekenntnissen gemeinsame reine Lehre Christi in Frage kommt. Da aber in dem Nahmen der drei Johannisgrade nicht ausreichend Raum für die Behandlung des reichen maurerischen Inhalts dieser Lehre ist, so haben die genannten beiden Berliner [* 31] Großlogen noch weitere, über den Johannismeistergrad hinausgehende Grade (die Großloge zu den drei Weltkugeln 4 [Schottenloge und innerer Orients], die Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland 6 [Andreasloge und Kapitel]).
Auch die dritte Berliner Großloge, Royal York zur Freundschaft, welche die Aufnahme von Nichtchristen in die Johannisloge gestattet, hat noch einen über die Johannisgrade hinausreichenden, nur Brüdern christl. Bekenntnisses zugängigen Grad, den sie den innern Orient nennt. Die übrigen Großlogen arbeiten nur in den drei Johannisgraden, denen sich bei manchen Logen noch eine Art vierten Grades, der sog. Engbund, anschließt, der sich hauptsächlich mit der Geschichte der Freimaurerei beschäftigt.
Alle anerkannten Großlogen (nicht bloß die deutschen) bestellen beieinander Repräsentanten, derart, daß alle Korrespondenzen der Großlogen untereinander durch die Repräsentanten vermittelt werden. Die deutschen Großlogen treten außerdem seit 1871 jährlich zur Abhaltung eines Großlogentages behufs Beschlußfassung über freimaurerische Angelegenheiten von allgemeinem Interesse zusammen. Der Vorsitz wechselt unter den acht Großlogen. Versammlungsort ist der Sitz der den Vorsitz führenden Großloge.
Die Beschlüsse des Großlogentages bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Stimmeneinhelligkeit aller Mitglieder. Gegenwärtig geht man mit dem Plane um, den Großlogentag zu einem Maurerparlament zu erweitern. Geschichte. Die Vorgeschichte der Freimaurerei ist noch nicht derartig aufgehellt, daß es möglich wäre, den Ursprung des Bundes mit Sicherheit anzugeben. Die Ableitung ans dem Orden [* 32] der Tempelherren ist nach den Forschungen Schottmüllers (s. unten Litteratur) als unhaltbar aufgegeben.
Ebensowenig erscheint es gerechtfertigt, ihn von den Mysterien des Altertums abzuleiten, da deren letzte Spuren mit dem Ende des 2. Jahrh. n. Chr. erlöschen. Auch mit den Essenern und Therapeuten läßt sich trotz aller Ähnlichkeit [* 33] nach Inhalt und Form ein geschichtlicher Zusammenhang nicht nachweisen. Kurz, alle Versuche, die Freimaurerei auf eine ältere Wurzel [* 34] als die der mittelalterlichen deutschen Bauhütten (s. d.) zurückzuführen, sind resultatlos geblieben. Veranlassung zu allen diesen Vermutungen hat die Thatsache gegeben, daß die Bauhütten der modernen Freimaurerei in ihren Riten und Symbolen eine lichtvolle Kunstlehre vererbten, die unmöglich das geistige Produkt der Handwerker sein konnte, auch die Ausbildung einer derartigen Kunstlehre der auf die Wahrnehmung der Zunftinteressen gerichteten Aufgabe der Bauhütten vollständig fremd zu sein schien.
Erst neuere Forschungen, namentlich die Arbeiten von Katsch («Über die Vorgeschichte der Freimaurerei») und Keller (s. unten Litteratur, S. 275 b), haben den hervorragenden Anteil dargethan, den die urchristl. Brüdergemeinden (Waldenser, Apostolische Brüder, Armen von Lyon, [* 35] Begharden, Beghinen), die gegen die Inquisition Schutz in den ihnen geistig verwandten Bauhütten suchten, auf die Gestaltung des religiösen Lebens der Hüttenbrüderschaften ausgeübt haben. Diese nahmen viele der christl. Brüder als «Liebhaber des Handwerks» (angenommene Maurer) zu Mitgliedern auf, durch deren Einfluß sich die bereits vorhandene ¶