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Reiche führten schließlich zum Abschluß eines förmlichen dcutsch-öfterr. Bundes, dem später auch Italien [* 2] beitrat. Dagegen wurden die Be- ziehungen zu Ruhland seit dem Russisck-Türtischen Kriege und dem Berliner Kongreß [* 3] reich-Ungarn die Verwaltung von Bosnien [* 4] und der Herzegowina übertrug, immer gespannter und ge- stalteten sich erst Anfang der neunziger Jabre wieder freundlicher. Im Innern verfolgte der Baiser, dessen Hauptbestreben dabin geht, dem Nationalitäten- Hader in seinem vielsprachigen Reich ein Ende zu machen, zu welchem Zweck er auch oftmals persön- lich eingrisf, seit 1879 eine von dem ihm engbefreun- deten Ministerpräsidenten Grafen Taaffe vertretene Versöhnungspolitik gegenüber den Nationalitäten.
Als aber dieser 1393 Schiffbruch litt, berief er eiu Koalitionsministeriuni unter dem Fürsten Windifch- qrätz, das uuter Zurückstellung aller nationalen ^neüfragen sich nnr den wirtschaftlichen Refor- men widmen soll. In Ungarn [* 5] regierte der Kaiser seit 1867 beständig mit der liberalen Partei und hielt an dieser trotz der ultramontanen Intriguen auch bei der Durchführung der kirchcnpolit. Re- iormen des Jahres 1894 fest. Das 25jährige Re- gierungsjubiläum und die Feier der Silbernen Hochzeit wobei die Be- liebtheit des Monarchen im hellsten Lichte erschien, gaben ihm Anlast zu großartigen Stiftungen und Sckentnngen.
Den schwersten schlag erlitt der Kai- ser durch den Tod seines einzigen Sohnes, des Kron- prinzen Rudolf, Am feierte Franz II unter begeisterten Huldigungen in Budapest [* 6] das 25jährige Jubiläum der Feier seiner Krönung zum König von Ungarn. Unter Franz II trat die Österreichisch-Ungarische Mo- narchie erst vollstäudig in die Reihe der modernen Staaten ein durch Entfesselung einer großartigen Produktion, Belebung der Industrie, Gründung von Instituten für den Kredit, Befchaffung von Kapitalien für die Bodenkultur, Aufbau des rie- sigen Eisenbahnnetzes, Errichtnng von Schulen, ^ehrerbildungsanstalteil, Fachschulen für die Land- wirtschaft, Handel, Gewerbe und Begünstignng der Kunst, wobei der Kaiser überall selbst fördernd ein- ariff. -
Vgl. Emmer, Kaiser Franz II (Teschen 1880);
Smolle, Das Buch von unserm Kaiser, 1848 -1888 (Wien [* 7] 1888).
Franz Ferdinand, Erzherzog von Österreich [* 8] - Este, geb. in Graz [* 9] als ältester Sohn des Erzherzogs Karl Ludwig (s. d.) aus seiner zwei- ten Ehe mit Marie Annunciata, Prinzessin von Bourbon und beider ^icilicn, erbte 1875 uach dem Tode des Herzogs Franz V. (s. d.) von Modena dessen großes Vermögen und nahm den Namen Österreich- Este an. Nach dem Tode des Kronprinzen Rudolf 130. Jan. 1889) ist er nach seinen: Vater der nächst- dercchtigte Thronerbe der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. 1892-^3 unternahm er eine Weltreise. Er ist Generalmajor und Commandeur der 35. In- fanteriedrigade in Budweis.
Franz Albrecht, Prinz von S a ch f e n- L a u e n- durg, ein jüngerer Sohn des Herzogs Franz II., geb. hat wahrscheinlich an den ersten Kämpfell der Aufständischen in Böhmen [* 10] im Beginn des Dreißigjährigen Krieges teilgenommen, trat jedoch bald in kaiserl. Dienste [* 11] und befebligte ein Regiment, mit den: er iu Göttingen [* 12] Herzog (5hrlstianvon Braunschweig [* 13] überfiel. Wallen- steüv vertraute ihm darauf drei Regimenter an und bediente sich seiner mebrfach bei polit. Verhandlun- gen. Franz II A. nahm nach dem Erlasse des Restitutions- edikts (1629) am Mautuanischen Erbfolgetriege teil, verlieft dann aus unbekannter Veranlassung den kaiserl. Dienst und schloß sich Gustav Adolf an, wo- bei er jedoch in Verbindung mit Wallenstein blieb.
Mit Unrecht wurde er beschuldigt, Gnstav Adolf in der Schlacht bei Lützen [* 14] ermordet zu haben, wohl aber bat er den verwundeten König auf dem Schlacht- felde hilflos verlassen. Franz II A. trat hiernach als Feld- marschall in kursächs. Dienste, wurde von Wallen- stein in diplomat. Sendung zu den: Herzog Bern- hard von Sachsen-Weimar geschickt, auf der Rück- reise bei Tirschenreut von kaiserl. Truppen aufgefangen und bis Ang. 1635 in Haft gehalten. 1641 warb er in Schlesien [* 15] für den Kaiser Truppen an, wurde bei Schweidnitz [* 16] von Torstenson geschlagen und starb infolge der in diesem Kampfe empfangenen Wunden Franz I., König beider Sicilien, Sohn und Nachfolger Ferdinands I. (s. d.), geb. 19. Ang. 1777, war seit seines ältern Bruders Karl Titus' Tod lI778) Tbronerbe und «Herzog von Calabrien» und machte sich als Anhänger einer verfassnngsmäßigen Regierung und als Statthalter durch ordentliche Verwaltung, namentlich in Sieilien beliebt; doch mußte er auch in sicilien die Unruhen durch Ge- neral Pepe ss. d.) mit Gewalt unterdrücken.
Nach dem Einmarsch der Österreicher in Unteritalicn lebte er zurückgezogen in Easerta, begab sich aber nach seiner Thronbesteigung ebenfalls ganz in Abhängigkeit von dei^ÖsterreickMN, nach deren Abzug er seine Stütze in schweizer Söldnern suchte. Bei seinen Unterthanen verhaßt wegen seiner Ver- schwendung, der schlechten Verwaltung, der Käuflich- keit der Gerichte und 'Amter, der Mißhandlungen, namentlich aber infolge der blutigen Unterdrückung mehrfacher Erhebungen, war er außer Landes gering geachtet. 1829 verheiratete er seine Tochter Marie Christine an Ferdinand VII. von Spanien [* 17] und starb Sein Nachfolger war fein ältester Sohn Ferdinand II. ls. d.). -
Vgl. Nic. Niseo, II i-6^m^ äi ^apoli 8oNo 1^ianc0800 I^sNeap. 1887).
Franz II., letzter König beider sicilien, geb. einziges Kind Ferdinands II. ls. d.) und der Marie Christine von ^avoyen, vermählte sich mit Marie Sophie Amalie, Her- zogin in Bayern [* 18] (geb. Schwester des Herzogs Karl Theodor und der Kaiserin Elisabeth von Österreich, und folgte seinem Vater. Wenig begabt, von Jesuiten verkehrt erzogen und bisher fast ganz von den Staatsgeschäften fern gehalten, hielt er sich an den Rat seiner Stiefmutier Marie Therefe von Osterreich und ihrer bigotten und absolutistischen Umgebung und lehnte das von Vic- tor Emanuel II. vorgeschlagene, von England und Frankreich empfohlene Vorgehen gegen Österreich und ebenso die dringenden Mahnungen der Mächte zu Reformen rundweg ab. Seine Gewaltthätigkeiten riefen aber nur die Einfprache der Seemächte und die Zunahme der innern Gärung bcrvor; gleichzeitig erschütterterer Abzug seiner bestell Truppen, der Schweizer Söldner, welchen die Eidgenossenschaft veranlaßte, seine Stellung. Der Ausbruch der Re- volution in Sieilien erfolgte in Pa- lermo, Messina, [* 19] Catania niedergeschlagen, verbrei- tete sie sich ins Innere, um überall nach Garibaldis Landung 11. Mai hell auszulodern. Am 6. Juni siel das von Lanza verteidigte Palermo, [* 20] 28. Juli war ¶
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die Insel bis auf die Citadelle von Messina verloren. So wenig die Versprechungen, welche Franz II durch General Brea hatte machen lassen, Sicilien sicherten, retteten die zu spät ergriffenen Maßregeln Unteritalien: die Ersetzung der bisherigen Ratgeber durch ein liberales Kabinett unter Spinelli (28. Juni), die Wiederherstellung der Verfassung von 1848 (1. Juli), die Zusage völliger Straflosigkeit und einer nationalen Politik. Als im August Garibaldi auf das Festland übersetzte, fielen ihm die Massen zu; die Truppen Franz II' leisteten nur geringen Widerstand, seine Seeoffiziere bewiesen sich feig und unzuverlässig, seine Minister traten in Verbindung mit dem Gegner, seine eigenen Oheime mit den Aufständischen. So mußte Franz II mit den treu gebliebenen 40000 Mann Neapel [* 22] verlassen und hinter den Volturno weichen; als Victor Emanuel II. jetzt eingriff, mußte er hinter dem Garigliano seine Verteidigung suchen. In Gaëta eingeschlossen, hielt er sich mutvoll, mußte aber nach der Abfahrt der franz. Flotte (19. Jan.) sich ergeben; seine letzten Plätze Messina und Civitella überwand Cialdini 12. März. Mit seiner Gemahlin auf einem franz. Schiff [* 23] 14. Febr. abgezogen, wohnte Franz II bis 1870 zu Rom [* 24] im Palast Farnese, lebte dann in Bayern und später meist in Paris. [* 25] Sein Einspruch gegen seine Thronentsetzung den er gegen Humbert wiederholte, blieb ebenso wirkungslos als die teuer bezahlten Brigantenerhebungen in den Abruzzen gegen Italien, für das sich eine überwältigende Mehrheit bei der Volksabstimmung entschieden hatte. Franz II starb in Arco. -
Vgl. Reuchlin, Geschichte Italiens, [* 26] Tl. 4 (Lpz. 1873);