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er das Elsaß bis auf wenige Städte und die Bestätigung der früher eroberten lothr. Bistümer. Er vereinigte Dombes und Nivernais mit der Krone, entriß 1667 den Spaniern das sog. franz. Flandern, eroberte 1668 und 1674 die Franche-Comté (die er im Nimweger Frieden von 1678 bestätigt erhielt) und 1681 Straßburg; [* 2] auch gründete er Niederlassungen auf den Inseln Marie-Galante, St. Barthélemy, Bourbon und Grenade, setzte sich im westl. Teile von Domingo und am Senegal fest, vermehrte die überseeischen Kolonien durch die Niederlassung Fort-Dauphin auf Madagaskar, [* 3] durch die Insel St. Martin, Neuorleans und Louisiana, ein Gebiet von etwa 3 Mill. qkm, erklärte die ungeheuren Flächen am Michigansee für franz. Besitztum, gewann die Insel Kap Breton, gründete die erste Niederlassung auf Mauritius und legte durch die Erwerbung von Pondichéry und Stiftung der Faktorei Chandarnagar den Grund zu den ostind.
Kolonien. Er hinterließ seinem Enkel in Europa [* 4] ein Reich von 522880, außerhalb Europas ein Gebiet von beinahe 4400000 qkm. Während unter der über ein halbes Jahrhundert dauernden Regierung Ludwigs XV. das franz. Gebiet in Europa durch Lothringen (das infolge der Wiener Präliminarien von 1735 nach Stanislaus Leszczynskis Tod 1766 an Frankreich fiel), durch die Insel Corsica [* 5] (von Genua [* 6] 1768) und einige Grenzteile des Herzogtums Savoyen, im ganzen um etwa 27500 qkm vermehrt wurde, gingen 1763 im Frieden von Paris [* 7] Canada mit fast allen übrigen amerik.
Kolonien wie auch die Besitzungen am Senegal an England verloren, und als auch 1769 Louisiana und Neuorleans an Spanien [* 8] abgetreten wurden, umfaßten die auswärtigen Kolonien nur noch 102748, das europ. Staatsgebiet aber 549570 qkm mit 25 Mill. E. 1783 kamen durch den Frieden von Versailles [* 9] die Besitzungen am Senegal, die freie Fischerei [* 10] bei Neufundland, die Inseln St. Pierre und Miquelon wieder an Frankreich zurück, die Insel Tabago wurde neu erworben, dagegen St. Barthélemy an Schweden [* 11] verkauft, sodaß das Areal der Kolonien 105940 qkm betrug. Die Nationalversammlung erklärte 1789 Corsica und 1791 die bisher dem Papst unterworfenen Grafschaften Avignon und Venaissin für Bestandteile F.s. (S. Historische Karten von Frankreich 3.)
Während der Französischen Republik (1792-1804) wurden mit Frankreich vereinigt: Belgien [* 12] (1792), Savoyen und Nizza [* 13] (1793), das batavische Gebiet links von der Schelde und zu beiden Seiten der Maas einschließlich von Venloo (1794), der span. Anteil von San Domingo (1794), die Ionischen Inseln (1797), das ganze linke Rheinufer, Elba, Guayana bis zur Mündung des Amazonenstroms (1801), Louisiana (1800, das aber 1803 an die Vereinigten Staaten [* 14] verkauft wurde) und Piemont (1802). Die Eroberungen Napoleons I. als Kaiser brachten bis 1812 das unmittelbare franz. Gebiet auf ein Areal von etwa 770000 qkm mit 42½ Mill. E., und durch die mittelbaren Angliederungen des Königreichs Italien, [* 15] der Rheinbundstaaten, der Schweiz, [* 16] Neapels, Warschaus nebst Danzig [* 17] ward die Macht des franz. Kaisers über etwa 1624000 qkm mit mehr als 73 Mill. E. ausgedehnt. (S. Historische Karten von Europa II, 7; Bd. 6, S. 432.) Der erste Pariser Friede 1814 brachte die Grenzen [* 18] F.s wieder auf den Besitzstand vom jedoch mit Hinzufügung von Quiévrain, Philippeville, Marienburg, [* 19] Saarlouis und Saarbrücken, [* 20] Landau, [* 21] der Landschaft Gex und eines Teils von Savoyen, unter Anerkennung der Einverleibung von Avignon, Venaissin, Montbéliard und der ehemals deutschen Enklaven und unter Beschränkung des Kolonialbesitzes durch Abtretung von Tabago, Ste. Lucie und Isle-de-France an Großbritannien. [* 22]
Durch den zweiten Pariser Frieden von 1815 ging der Anspruch auf die erstgenannten Erweiterungen von Quiévrain u. s. w. wieder verloren. Infolge des Italienischen Krieges von 1859 und laut Vertrags vom trat der König von Sardinien [* 23] an Frankreich das ganze Herzogtum Savoyen und den westl. Teil der Grafschaft Nizza ab. Während aus Savoyen die beiden Depart. Savoie und Haute-Savoie formiert wurden, bildete man mit dem gewonnenen Teil von Nizza (Nice) nebst den zwei Gemeinden des Fürstentums Monaco [* 24] (Mentone und Roquebrune) und einem Teil des Departements von Var das Depart. Alpes-Maritimes.
Das Areal dieses neuen Erwerbes betrug 15142 qkm mit 669000 E. Durch den Frankfurter Frieden vom und die Nachtragskonvention vom trat an das Deutsche Reich [* 25] ab: ein Departement (Bas-Rhin) ganz, ein Departement (Haut-Rhin) größtenteils (nur Belfort [* 26] und nächster Umkreis blieb bei Frankreich), zwei Departements (Moselle und Meurthe) teilweise und von dem Depart. Vosges die beiden Kantone Schirmeck und Saales, insgesamt 14 Arrondissements, 97 Kantone, 1689 Gemeinden, 14492 qkm mit 1597228 E. (nach der Volkszählung von 1866). Die beiden Depart. Meurthe und Moselle wurden zum Depart. Meurthe-et-Moselle verschmolzen.
Außerhalb Europas wurde im 19. Jahrh. erworben: 1830 das allmählich erweiterte Algerien; [* 27]
1842 die Marquesasinseln sowie das Protektorat über die Gesellschaftsinseln;
1853 Neucaledonien und Loyaltyinseln;
1859 Adulis am Roten Meere (bald wieder aufgegeben);
1862 Obok an der Straße Bab-el-Mandeb;
ebenfalls 1862 Nieder-Cochinchina und die Insel Pulo Condor, und 1864 das Protektorat über Kambodscha.
Die Besitzungen am Senegal wurden namentlich 1865 und diejenigen im franz. Cochinchina 1867 bedeutend erweitert; ferner kamen seit 1873 Gebiete am Ogowe und später auch am Kongo in Afrika, [* 28] 1877 durch Kauf die vormals schwed. Insel St. Barthélemy in Westindien [* 29] hierzu; 1880 wurden die Gesellschaftsinseln, 1881 die Tubuai-, Paumotu- und Gambierinseln zur franz. Kolonie erklärt, endlich 1881 das Protektorat über Tunis, 1884 das über Annam erworben. Schon 1883 hatte Annam seine Rechte auf Tongking [* 30] an Frankreich abgetreten, und 1887 wurden Annam, Cochinchina, Tongking und Kambodscha zu einer Kolonie Indochina vereinigt. 1885 wurde das Protektorat über Madagaskar anerkannt, 1886 die Comoren (von denen Mayotta sich schon seit 1841 in franz. Besitz befand) unter franz. Schutz gestellt. 1892 wurde Dahome erobert; 1893 die Eilande St. Paul und Neu-Amsterdam besetzt.
Französische Könige, Kaiser und Präsidenten.
1) Karolinger.
Ludwig II. der Stammler 877-879.
Ludwig III. 879-882.
Karlmann 882-884.
(Odo von Paris 887-898.)
Karl der Einfältige 893-929.
Ludwig IV. d'Outremer 936-954.
Lothar 954-986.
Ludwig V. Fainéant 986-987.
2) Kapetinger.
Robert 996-1031. ¶
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Heinrich I. 1031-60.
Philipp I. 1060-1108.
Ludwig VI. 1108-37.
Ludwig VII. 1137-80.
Philipp II. August 1180-1223.
Ludwig VIII. 1223-26.
Ludwig IX. der Heilige 1226-70.
Philipp III. 1270-85.
Philipp IV. der Schöne 1285-1315.
Ludwig X. 1314-16.
Philipp V. 1316-22.
Karl IV. 1322-28.
3) Valois.
Philipp VI. 1328-50.
Johann der Gute 1350-64.
Karl V. 1364-80.
Karl VI. 1380-1422.
Karl VII. 1422-1461.
Ludwig XI. 1461-83.
Karl VIII. 1483-98.
Ludwig XII. 1498-1515.
Franz I. (von Angoulême) 1515-47.
Heinrich II. 1547-59.
Franz II. 1559-60.
Karl IX. 1560-74.
Heinrich III. 1574-89.
4) Bourbonen.
Heinrich IV. 1589-1610.
Ludwig XIII. 1610-43.
Ludwig XIV. 1643-1715.
Ludwig XV. 1715-74.
Ludwig XVI. 1774-92(93).
- ^[waagrechte Unterteilungslinie]
Ludwig XVIII. 1814-24.
Karl X. 1824-30.
Ludwig Philipp (von Orléans) [* 32] 1830-48.
5) Napoleoniden.
Napoleon I. (Kaiser) 1804-14.
- ^[waagrechte Unterteilungslinie]
Napoleon III. 1852-70.
6) Präsidenten der Republik.
Thiers 1871-73.
Mac-Mahon 1873-79.
Grévy 1879-87.
Carnot 1887-94.
Casimir-Perier 1894-95.
Faure seit 1895.
Geschichte. Das alte Gallien (s. d.) wurde, nachdem es über 400 Jahre in der Gewalt der Römer [* 33] gewesen, zu Anfang des 5. Jahrh. von drei großen german. Völkerschaften überzogen und erobert: von den Westgoten (s. Goten), die den Süden, den Burgundern (s. Burgund), die den Osten, den Franken (s. d.), die den Norden [* 34] einnahmen. Chlodwig, König der salischen Franken, aus dem Geschlecht der Merowinger, machte 486 durch den Sieg bei Soissons über Syagrius (s. d.) der röm. Herrschaft im nördl. Gallien ein Ende und schuf ein Reich, das die verschiedenen fränk. Völkerschaften, die Alamannen am Rhein, die kelt.-roman. Elemente, die Burgunder und Westgoten Galliens umfaßte, und dem seine Nachfolger auch die Thüringer und Bajoarier (Bayern) [* 35] unterwarfen. (S. Fränkisches Reich und Merowinger.) Die Dynastie der Karolinger (s. d.), die gegen Ende des 7. Jahrh., anfangs unter der Würde des Major domus, sich der merowing.
Herrschaft bemächtigte, erhob das Fränkische Reich durch Eroberungen sowie durch systematische Verbreitung des Christentums zum Hauptstaate der abendländ. Welt. Unter Karl d. Gr., der die abendländ. Kaiserwürde wieder aufnahm, erstreckte sich das Reich von der Eider und Nordsee bis herab zum Ebro und Mittelmeer, vom Atlantischen Ocean bis hinauf zur Ostsee. Allein schon nach dem Tode Ludwigs des Frommen, des Sohnes Karls d. Gr., ward diese große Monarchie 843 durch den Vertrag von Verdun [* 36] unter dessen Söhne geteilt. (S. Historische Karten von Deutschland [* 37] I, 1; Bd. 5, S. 170.) Die Länder östlich vom Rhein (Deutschland) erhielt Ludwig der Deutsche; den Länderstrich von der Nordsee herab zwischen Schelde, Maas und Rhein und an der Rhône hin bis zum Mittelmeere (später Lotharingien) nebst Italien und der Kaiserwürde übernahm Lothar.
Karl der Kahle trat die Herrschaft über die Länder westlich von der Rhône, Saône, Maas und Schelde (Westfranken) als selbständiges Königreich an, dessen kelto-roman. Bevölkerung [* 38] nun mit den eingewanderten german., hauptsächlich fränk. Elementen nach Sprache [* 39] und Sitte immer mehr zu einem neuen Volkskörper (Français) zusammenwuchs. 842 im Straßburger Bündnis zwischen Ludwig und Karl tritt zum erstenmal in der Verschiedenheit der Sprache die nationale Scheidung hervor, indem Ludwig zu seinen Leuten in deutscher, Karl zu den Seinen in roman. Mundart redete. Erst mit jener Teilung des großen Fränkischen Reichs beginnt demnach die Geschichte des heutigen Frankreich.
1) Unter den Karolingern (843-987). Karl II., der Kahle, ein charakterschwacher Fürst, vermochte sich kaum gegen die Anschläge seiner Verwandten und die fortwährende Empörung der Vasallen und Statthalter in seinem Reiche zu halten, zumal da von jetzt an die Normannen alljährlich Einfälle auf den franz. Boden machten, die Provinzen verheerend durchzogen und nur durch Tribut zum augenblicklichen Rückzug sich bewegen ließen. Während die Spanische Mark [* 40] verloren ging, gewann Karl durch den Vertrag zu Mersen (s. d.) 870 den Westen von Lothringen (Austrasien), und nach Ludwigs des Deutschen Tode (876) erwarb er sogar die röm. Kaiserwürde.
Karl der Kahle starb 877 auf der Flucht vor seinem deutschen Neffen Karlmann. Sein Sohn, Ludwig II., der Stammler, wurde erst nach mancherlei Schenkungen und Bewilligungen an die Großen gekrönt und starb schon 879. Er hinterließ aus erster Ehe Ludwig und Karlmann, aus einer zweiten den nachgeborenen Karl den Einfältigen. Ludwig III. und Karlmann führten die Regierung gemeinschaftlich; von Ludwig dem Jüngern von Deutschland, der sie bekriegte, mußten sie den Frieden durch die Abtretung Lothringens erkaufen.
Unter ihnen empörte sich 879 der Statthalter Graf Boso und stiftete aus dem Gebiete von der Rhône bis zum Jura das Arelatische Reich, später das Cisjuranische Burgund genannt. (S. Arelat und Burgund.) Ludwig III. starb 882, Karlmann 884, nachdem er von den Normannen einen zwölfjährigen Waffenstillstand erkauft hatte. Mit einstweiliger Übergehung des erst fünfjährigen Karl des Einfältigen wurde nun der röm. Kaiser und deutsche König Karl III., der Dicke, auf den franz. Thron [* 41] berufen und so das Erbe Karls d. Gr. nochmals vereinigt.
Man hatte gehofft, durch diese Macht die immer heftiger andringenden Normannen zu überwältigen. Allein der Kaiser erkaufte den Frieden durch einen schimpflichen Tribut. Nach seiner Absetzung befand sich Frankreich in völliger Auflösung; Bretagne und Aquitanien rissen sich los, die Normannen waren im Norden, die Mauren im Süden die Geißel des Landes; die Großen betrachteten sich als Souveräne und erfüllten alle Provinzen mit Mord und Verwüstung. Unter den vielen Thronbewerbern wurde Graf Odo von Paris, der mächtigste der Kronvasallen, zum Könige erhoben; er leistete dem deutschen Könige Arnulf, um sich der Ansprüche desselben zu erwehren, den Eid der Treue, was aber keine Folgen hatte.
Aus seinem Geschlecht, später die Kapetinger genannt, ging nun eine Reihe von kräftigen Grafen hervor, die, in Isle-de-France regierend, genau 100 Jahre die gefährlichen Nebenbuhler und Leiter der immer machtloser werdenden Karolinger waren, bis sie dann selbst den Thron bestiegen. Doch wurde durch diese Rivalität das Reich mehr und mehr geschwächt. Der Herzog Rudolf, lothr.-helvet. Statthalter, riß sich 888 vom franz. Reichsverbande los und gründete an der Ostseite des Jura ein zweites Königreich Burgund, das transjuranische. In diesen Wirren trat Karl der Einfältige 893 als Gegenkönig auf, und eine Partei der Großen, an deren Spitze der Graf Herbert von Vermandois stand, brachte es nach vieljährigem Kriege dahin, daß Odo 890 das Reich mit Karl teilte. Nach Odos Tode (898) wurde Karl der ¶