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der Südwestabsenkung in der Umgebung von Avesnes und die Ufergegend der Maas zwischen Mézières und Givet zu Frankreich gehören.
Im O. wird das Pariser Becken durch das Tiefland der Champagne von dem oberrhein. Granit- und Sandsteingebirge geschieden. Es gehört aber nur der Teil zu Frankreich, dessen Übergang zum nordfranz. Centrum durch die Plateaus von Lothringen vermittelt wird. Wenn man den zerstückelten östl. Steilrand des Pariser Beckens als erste Verteidigungsmauer für Paris [* 2] betrachtet, so kann man auf dem Wege zum nördl. Elsaß noch fünf solcher strategisch bedeutungsvoller Naturmauern verfolgen.
Die tiefen Kreideflächen der Champagne erheben sich in östl. und südöstl. Richtung ganz allmählich und brechen mit Überhöhung von 65 bis 100 m ziemlich scharf ab. Dieser Abbruch bildet die zweite Verteidigungsmauer für Paris, am schwächsten ausgeprägt zwischen Vitry und Troyes, am stärksten zwischen Troyes und Joigny, wo er mit dem Südrande der Forêt d'Othe zusammenfällt. Die schmale Sandsteinzone von Vallage, Perthois und Rethelois, welche die Champagne umschließt, ist nur in dem nördl. Teile zwischen Varennes und Ste. Ménehould unter dem Namen der Argonnen (s. d.) als dritte Mauer scharf ausgeprägt, im südl. Teile dagegen wenig hervorragend.
Der äußere östl. und südöstl. Fuß der Sandsteinzone wird durch die Lage von Signy, Varennes, Clermont, St. Dizier, Vassy und Vendeuvre bezeichnet. Weiter ost- und südostwärts kommt die jurassische Unterlage als Bergland von Westlothringen zu größerer Entfaltung. Für die Gliederung des Bodens sind hier die Thalfurchen von Maas und Mosel mit ihren waldgekrönten Bergen [* 3] maßgebend. Die Maasberge sind am höchsten auf dem rechten Ufer und bezeichnen mit ihrem scharfen Ostrande (von Damvillers über Toul [* 4] nach Neufchâteau) die vierte Verteidigungsmauer für Paris, während eine fünfte durch die Moselberge gebildet wird, die von Metz [* 5] bis Nancy [* 6] am rechten, von Nancy bis gegen Epinal am linken Ufer streichen und im SW. in die Monts-Faucilles und das Plateau von Langres übergehen, so daß entlang der Linie von Epinal bis Dijon [* 7] die Abbrüche verfolgt werden können, welche das Saônegebiet von dem Maas- und Seinegebiet, das burgund.
Tiefland von den äußersten Schwellen des Pariser Beckens trennen. Im O. der Moselberge breitet sich in der Höhe von 200 bis 350 m das Plateau von Ostlothringen aus, angelehnt an die Vogesen, welche von Champagney (Depart. Haute-Saône) bis Cirey (Depart. Meurthe-et-Moselle) als die östlichste und sechste Verteidigungsmauer für Paris angesehen werden kann. Nur ihr südl. und mittlerer Teil, in deren Kern das krystallinische und paläozoische Grundgebirge zu Tage tritt, gehören mit ihrer allmählich abfallenden Westseite zu Frankreich. Sie sind stark bewaldet, rauh, wasserreich; auf ihrem Westhange haben sich hinter den Endmoränen einstiger Gletscher in 660-780 m Höhe prächtige Seen gebildet. Im S. sind sie vom Schweizer Jura durch das Senkungsfeld der historisch bedeutsamen Burgundischen Pforte (Trouée de Belfort) [* 8] geschieden. In 342 m Höhe erreicht dort der Rhein-Rhônekanal die Wasserscheide.
Das Saônethal, das Rhônethal und provençal. Tiefland reihen sich als Glieder [* 9] des östl. Tieflandes aneinander, und an den Küsten des Mittelmeers [* 10] führt das Tiefland von Languedoc hinüber zu den Flachlandschaften und Tiefebenen der Gascogne, welche das südfranz. Tiefland ergänzen und die Pyrenäen von dem franz. Mittelgebirgslande trennen dieses große südwestfranz. Tiefland, welches das Centralplateau in weitem Bogen [* 11] umgiebt, ist vorwiegend aus Schichten der Tertiärzeit, in welcher das Garonnebecken und die Ebene von Languedoc zwei durch die heutige Senke von Castelnaudary verbundene Meerbusen waren, in nahezu ungestörter Lagerung gebildet.
Weiter nördlich, an der Dordogne, finden sich etwas ältere Ablagerungen, die schließlich in die Kreidefelder an der Charente übergehen, welche zum Juragebiet von Poitou hinüberführen. Wo am Nordfuße der Pyrenäen eine große Anzahl Flüsse [* 12] strahlenförmig von einem gemeinsamen Quellgebiet aus abfließen (Gave de Pau, [* 13] Adour, Baïse, Gers, Save, Garonne und ihre zahlreichen Nebenflüsse), da breitet sich ein gewaltiger Schuttkegel eiszeitlicher Gletscher aus. Das Gebiet aber, das zwischen diesem Flußfächer und der Küste liegt, ist von den Landes (s. d.), sumpfreichen Heide- und Waldeinöden, die an der Küste Dünen und Strandseen Platz machen, erfüllt.
Von den Pyrenäen (s. d.) gehören zwar die Kulminationspunkte Maladetta, Mont-Perdu u. s. w. zu Spanien, [* 14] aber die an großartigen Naturschönheiten reichsten Teile liegen auf franz. Seite. Hierher sind zu rechnen im W. der Garonnequelle die Umgebung des Pic du Midi de Bigorre und die Thäler der Gave de Pau, d'Oloron und d'Aspe, welche in Béarn dem Mont-Perdu, dem Vignemale und dem Pic du Midi d'Ossau vorlagern. Die Gebirgslandschaft von Foix zwischen Garonne und Aude ist besonders wild in der Umgebung des Pic de Montcalm. Im O. (zwischen Aude und der Küste) gelangen der 2785 m hohe Mont-Canigou und die Corbières zu selbständiger Entfaltung, welche mit ihren Südterrassen die Küstenebenen von Perpignan und Narbonne beschränken.
Der Jura (s. d.) gehört seit der Einverleibung Savoyens auch mit dem Südende zu Frankreich.
Auch von den Westalpen sind seit 1860 zwei Drittel französisch. Dieses Grenzgebirge (die franz.-ital. Grenze läuft fast immer auf dem wasserscheidenden Hauptkamm hin) besteht zu einem guten Teile aus altkrystallinischen Gesteinen, die wohl noch zur mittlern Kohlenzeit mit denen des Centralplateaus zusammenhingen, bis beide durch Verwerfungen getrennt wurden. Kein zweites Gebirge F.s hat so gewaltige Störungen erfahren wie die Westalpen. (S. Alpen, [* 15] Bd. 1, S. 439 a und Westalpen.) Man unterscheidet auf franz. Gebiet Cottische und Grajische Alpen des innern, See-, Dauphiné- und Savoyer Alpen des äußern Gneiszuges und die Französischen Kalkalpen (Provence-, Drôme-, Jura- und Chablaisalpen). Monte-Viso, Mont-Pelvoux, Mont-Iséran und der höchste Alpengipfel überhaupt, der Montblanc (4810 m), liegen in Frankreich.
Jenseit der Südgrenze der Westalpen, die in den Thälern des Verdon und Estéron gegeben ist, werden über 11000 qkm der Provence von einem nichtalpinen Berglande erfüllt, dessen Gipfel selten 1000 m übersteigen und dessen langgestreckte Ketten (l'Esterel, Chaîne les Maures, Chaîne de la Ste. Beaume), teils aus Kalk, teils aus Sandstein, teils aus Porphyr bestehend, oft unwirtlichen Charakter zeigen, während einzelne der Küste zugewandte Abhänge südl. Vegetation und Terrassenkultur aufweisen. -
Vgl. Meunier, Géologie régionale de la France Par. 1889).
Corsica [* 16] (s. d.) gehört geographisch zu Italien. [* 17] ¶
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Gewässer. Die fünf großen Stromgebiete sind die der Loire, Seine, Garonne, Rhône und des Rheins mit Maas und Schelde. Die zwei letztern gehören mit ihrem Unterlauf, die Rhône mit dem Oberlauf nicht an. Die Loire hat 1000 km Länge und ein Stromgebiet von 121000 qkm. Dann folgen Rhône mit 810 km Länge und 98900 qkm Stromgebiet, Seine (705 km, 77800 qkm) und Garonne (600 km, 84800 qkm). Flüsse zweiten Ranges sind Somme und Orne, Vilaine, Charente und Adour, Aude, Hérault und Var.
Zahlreich sind die Küstenflüsse. Der im allgemeinen nordwestl. Abdachung des Bodens entsprechend, drängt der große Teil der fließenden Wasser dem NW. zu: drei Hauptströme münden in den Atlantischen Ocean, nur einer ins Mittelländische Meer. Ebenso entspricht es der Bodengestalt, daß sämtliche Stromgebiete durch ein entwickeltes Kanalnetz (s. unten Verkehrswesen, S. 70 a) ohne große Schwierigkeit miteinander verbunden werden konnten. Aber so vorteilhaft die Verteilung der Gewässer mit wenig Ausnahmen ist, die meisten derselben unterliegen infolge der maßlosen Entwaldungen in ihren Quell- und Zuflußgebieten großen Schwankungen ihrer Wassermenge und können daher nur mit Mühe und großen Kosten in leidlich fahrbarem Zustand erhalten werden. In Bezug auf die Schiffbarkeit steht die Seine obenan, der ruhigste und am wenigsten zu Extremen geneigte Strom F.s.
Das dankt sie neben der reichlichen Bewaldung ihres Zuflußgebietes besonders der Durchlässigkeit und dem geringen Gefälle der Bodenschichten der durchflossenen Landschaften. Daher sind auch viele ihrer Neben- und Zuflüsse gut schiffbar, wie Marne, Oise, Aisne, Yonne und Eure. Die Loire dagegen hat einen außerordentlich wechselnden Wasserstand und überdies in ihrem Oberlauf sehr starkes Gefälle; ihr Quellgebiet sind die meist waldarmen, wilden Gebirgsglieder des Centralplateaus.
Die Schiffahrt, die bei Roanne beginnt und zwischen Digoin und Briare, wo das Flußbett nicht mehr zu korrigieren ist, den begleitenden Kanal [* 19] benutzt, wird auch durch Inseln und Sandbänke unbequem. Von ihren Nebenflüssen fließen Cher und Vienne, Mayenne und Sarthe ruhiger und sind darum der Schiffahrt nützlicher. Auch die Charente, die Küstenflüsse der Bretagne und Normandie, wie Vilaine, Aure und Orne, sowie die Sèvre-Niortaise haben bei geringem Gefälle ziemlich gleichmäßigen Wasserstand.
Der Adour ist von St. Sever an schiffbar. Die Garonne gehört zu den verheerendsten Flüssen sowohl infolge ihres bedeutenden Gefälles, welches die Bildung häufiger Kies- und Sandbänke veranlaßt, als auch infolge der großen Schwankungen ihrer Wasserfälle. Lebhaften Schiffsverkehr hat nur die Gironde, die unter dem Einfluß von Ebbe und Flut steht; die eigentliche Garonne steht noch unter der Rhône, dem der Wassermenge nach ersten Strom des Landes. Günstigere Verhältnisse als die Rhône zeigen Saône und Doubs, die starke Schiffahrt aufweisen. Hérault und Aude haben wegen ihres Gefälles und ihres Wassermangels in regenarmen Zeiten keine Bedeutung als Wasserstraßen. Die Somme dagegen ist fast auf ihrem ganzen Laufe schiffbar; die nur in ihrem Oberlaufe franz. Flüsse Schelde, Maas (mit Sambre) und Mosel (mit Meurthe) werden viel benutzt.
An Seen ist Frankreich arm. Außer den Etangs (s. d.) an den Küsten sind nur zu nennen: der Lac de Grand-Lieu südwestlich von Nantes, [* 20] der Anteil am Genfer See und die schönen Alpenseen von Bourget und Annecy. Durch Reichtum an kleinern Seen und Teichen sind die Landschaften Bresse zwischen Lyon [* 21] und Bourg und die Sologne im S. von Orléans [* 22] ausgezeichnet. In den Vogesen finden sich einige hochgelegene Seen, z. B. der Lac de Gérardmer. (Hierzu die Karten: Frankreich und Nordöstliches Frankreich.)
Klima, [* 23] Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist gemäßigt. Die Unterschiede, welche die Ausdehnung [* 24] über neun Breitengrade bedingt, werden durch Bodengestalt und Bewässerung fast ausgeglichen, so daß im N. der mittlern Hochlandschaft die Jahrestemperatur 10-12°, im S. davon 13-15° C. beträgt. Ganz Frankreich hat im Jahresmittel 11" und zwar im Winter 5, im Sommer 20° C. Von größerer Bedeutung sind die Unterschiede zwschen W. und O., bedingt durch den Atlantischen Ocean, unter dessen Einfluß der größte Teil des Landes steht. Die warmen südwestl. Strömungen des Meers und der Luft erhöhen die Temperatur der Westküsten, verlieren jedoch je weiter nach O., desto mehr ihre Wirkung; daher senken sich die Isothermen, wenn sie von W. her in das Land eintreten, mehr und mehr nach S., so daß Cherbourg [* 25] 1,5° C. wärmer ist als das etwas südlicher gelegene Verdun. [* 26]
Der Einfluß des Oceans zeigt sich vor allem in der großen Milderung der Winterkälte und der Erniedrigung der Sommerwärme im westl. Teile. In Brest gedeihen viele Gewächse in freier Erde, welche in südlichern Gegenden bei kältern Wintern nicht fortkommen; aber Früchte, welche hohe Sommerwärme verlangen, reifen gar nicht oder erst sehr spät. Im östl. Teile, jenseit des Loirethals, wo der Einfluß des Meers fast ganz verschwindet, hat das Klima einen mehr kontinentalen Charakter.
Eine Ausnahmestellung nimmt das Rhônethal ein. Begrenzt durch die Cevennen und die Alpen, bildet es einen Abzugskanal der kalten Luft der nördl. Gebirge nach dem erwärmten Becken des Mittelmeers und erzeugt so den kalten trocknen Mistral. Die Feuchtigkeit, welche die Winde [* 27] vom Ocean zuführen, wird durch den orographischen Bau sehr verschieden verteilt, so daß an Niederschlägen, deren mittlere Höhe 770 mm beträgt, in den höhern Regionen der Pyrenäen, an den Quellen der Loire und des Allier, auf den Cevennen und im Alpengebiet 2000 mm und mehr Regen jährlich fallen. Mehr als 1000 mm haben fast alle westl. Gehänge der Gebirge und das Hochland von Limousin. Die wenigsten Niederschläge (400 mm) haben die Gebiete des mittlern Aisne und Aube infolge ihrer Lage fern von Gebirge und Meer. (S. Regenkarte von Europa, [* 28] Bd. 6, S. 426.)
An Gewittern ist Frankreich im allgemeinen reich; doch treten sie im S. häufiger und meist auch heftiger auf als im N. Schneefall kommt zeitweilig in allen Landschaften vor; eine dauernde Schneedecke gehört, abgesehen von den Gebirgen, zu den Seltenheiten.
Im einzelnen unterscheidet man 7 klimatische Provinzen, 4 kontinentale und 3 maritime:
1) das Vogesenklima, ähnlich dem des mittlern Europa mit Ost- und Nordostwinden und normaler Entwicklung der vier Jahreszeiten; [* 29]
2) das Pariser Klima, an die Küste reichend von Belgien [* 30] bis zum Cap de la Hague, sehr gemäßigt;
3) das bretonische Klima, vom Cap de la Hague bis zur Loire herrschend und durch große Gleichmäßigkeit ausgezeichnet;
4) das Gascogneklima, von der Loire bis zu den ¶