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endete. Andere kath. Kirchen sind die St. Leon- bardskirche, ein ursprünglich drei-, jetzt fünfschif- figer Hallenbau, 1219 begonnen, im 14. Jahrh, erweitert, der spätgot. Chor 1434 erbaut, das Ganze 1507 vollendet, 1808 erneuert; ferner die Liebfrauen- kirche (15. Jahrh.) mit alten Grabmälern, Deutsch- hauskirche in Sachsenhausen und (1875 - 86) in Bornheim. Von den evang. Kir- chen seien genannt die got. Nikolaikirche am Nö- ltterberg, ein zweischiffiger Hallenbau (13. Jahrh.), 1450 als RatMpelle in frühgot.
Stil hergestellt, 1842-45 für die luth. Gemeinde erneuert, mit guß- eisernem Turmhelm und Altarblatt (Auferstehung) vonRethel;
die 1833 vollendete runde Paulskirche, 1848 49 Sitz der Nationalversammlung;
dieKatha- nnenkirche, 1678-80 durch Melchior Hehler erbaut, mit vielen Grabmälern, Gemälden längs den Em- poren und neuen Glasgcmälden nach E. von Steinle und Lindemann;
die neue Peterskirche anf dem Friedhofe, wo Goethes Mutter ruht (die alte Peterskirchc wird niedergelegt);
die spätgot. Weiß- frauenkirche, die Christuskirche (1883), die Luther- kirche (1892), die Drei-Königskirche in Sachsen- hausen, 1881 nach Denzingers Plane vollendet, und die evang. Kirche in Vornheim.
Die ältere Syna- goge in der Vornestraße ist 1860 nach Plänen von Kayser, die neuere am Vörneplatz 1881, die Syna- goge der israel. Religionsgesellschaft (Altgläubige) in der Schützenstraße 1853 erbaut. Weltliche Gebäude. Der Römer, [* 2] das Rathaus der alten Reichsstadt, ist 1405-13 aufgeführt, spä- ter vielfach umgebaut; die Facade, mit drei Staffel- giebeln und weiten spitzbogigen'Thürcn, war einst mit Malereien geschmückt, die Rückseite am Paulsplatz ist von 1731. Der im ersten Stock befindliche Kaiser- saal enthält die lebensgroßen Bildnisse der deutschen Kaiser und seit 1892 ein Marmorstandbild Kaiser Wilhelms I. von Kaupert; neben dem Kaisersaal das Wahlzimmer, jetzt Sitzungssaal des Magistrats.
Der südlichste der drei Giebel des Römers gehörte dem Hause Limpurg an, dessen schönes Thorgewölbe im Seitengäßchen und prächtige Spindeltreppe (1607) sehenswert sind. Die mit dem Römer ver- bundenen Häuser: Salzhaus mit schmalen: holzge- schnitzten Giebel, Frauenstein mit bemalter Facade (18. Jahrh.) und Wanebach, ein Holzbau 'deö 16. Jahrb., sind 1888-90 von A. Koch restauriert. Im Thurn und Taxisschen Palais (1730) tagte bis 1866 der Bundestag. Der sog. Saalhof, mit Facadc von 1717, steht vermutlich an Stelle einer von Karl d. Gr. erbauten, von Ludwig dem Frommen 822 erneuerten Kaiserpfalz; letztere wurde im 14. Jahrh, verpfändet und vielfach umgebaut.
Das städtische Archivgebäude ist 1878 nach Plänen von Denzin- ger, die Stadtbibliothek mit koriuth. Vorhalle 1825 von Heß erbaut, die großen Flügelbauten nach Wilh. Müllers Entwurf 1892 vollendet. Das ehemalige Leinwandhaus (14. Jahrh.) mit Zinnen und Eck- türmchen neben dem Archiv ist 1892 durch A. Koch zu Museumszwecken restauriert worden. Der 1883 -88 von Eggert erbaute Hauptbahnhof (s. Bahn- höfe, Bd. 2, E. 294 d und Tafel: Bahnhöfe [* 3] 1, [* 1] Fig. 1 u. 2 und IV, [* 1] Fig. 1) gehört zu den größten der- artigen Anlagen.
Das Schauspielhaus am Theater- platz ist 1782, die neue Börse dahinter 1879 von Vurnitz und Sommer erbaut (s. Tafel: Börsen- gebäude I, [* 1] Fig. 1). Der prachtvolle Bau des Städelschen Kunstinstituts, nach Plänen von Oskar Sommer in Hochrenaissance 1878 vollendet (s. Tafel: Museen I, [* 1] Fig. 2), enthält eine Gemäldegalerie (s. unten). Goethes Elternhaus, 1863 durch das Freie Deutsche [* 4] Hochstift (s. d.) angekauft und so wie- der hergestellt, wie es nach dem Umbau (1755) war, enthält Büsten, Bildnisse und Erinnerungen des ! Dichters. Am Vockenheimer Thor erhebt sich das prächtige Opernhaus (Baukosten 5^ Mill. M.), 1873-80 nach den Plänen von Lucae in Berlin er- [* 5] baut, mit schönem Treppenhaus und Hauptfoyer, mit Skulpturen von Rumpf und Gustav Kaupert sowie Wandgemälden nach Steinles Entwürfen.
Das neue Gerichtsgebäude ist 1884-89 nach Endells Entwurf in deutscher Renaissance erbaut. Eins der größten Gebäude ist das Deutsch-Ordenshaus (1709) in Sachsenhausen, vormals der Krone Österreich [* 6] ge- hörig. Weiter weist die Stadt noch interessante alte und großartige neue Gebäude auf, wie den großen Schlacht- und Viehhof in Sachsenhausen, die Reichs- bank von Lange, Paveltund Co., Frankfurter Bank, Vereinsbank und Bank für Handel und Industrie, die Germania [* 7] von Kayser und von Großheim (Berlin), die Bavaria, die Alemannia, das Haus Zum Kaiser Karl, Zum großen Engel (1562), halb gotisch, halb Renaissance, das sog. Steinerne Haus (15. Jahrh.), Nürnberger Hof, [* 8] Holzbau mit got. Durchgang und reichem Kreuzgewölbe, den Tuch- gaden, wo die Mctzgerzunft dem nach der Krönung vom Dom zum Römer ziehenden Kaiser den Ehren- trunk darbrachte, die Goldene Wage, [* 9] ferner die Markthalle (1879), das städtische Krankenhaus [* 10] (1884), das Lagerhaus (1886), Polizeipräsidium (1887) und die Post (1892), endlich von den zahl- reichen Schulen das neue Kaiser-Friedrichs-Gym- nasium (1888). Verwaltung.
Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Adickes, seit 1891,26000 M.), Bürgermeister (Dr. Heußenstamm, 13500 M.), ferner 18 Stadträten (8 besoldet), 3 Assessoren, 61 Stadtverordneten und einem Polizeipräsidium (Prä- sident Freiherr von Müffling) mit 1 Regierungsrat, 1 Regierungsassessor, 3 Polizeiräten, 1 Polizei- assessor, 1 Polizeihauptmann, 11 Kommissaren, 6 Kriminalkommissaren, 21 Wachtmeistern und 26 Schutzleuten. Die Berufsfeuerwehr (feit 1874) be- steht aus 1 Branddirektor, 1 Brandmeister, 94 Feuer- wehrleuten und hat 5 Feuerwachen, 110 Feuermelder [* 11] und 23 Spreckstationen, 1600 Hydranten, 1 Dampf-, ' 2 andere Spritzen und 9 Pferde; [* 12] die freiwillige Feuer- wehr zählt 180 Mann. Es bestehen 2 städtische Gas- anstalten und 65 elektrische Einzelanlagen in Privat- gebäuden.
Die drei Wasserwerke (213 554 ni Rohrnetz) lieferten (1890/91) 8,251 Mill. cdm Wasser. Auf dein städtischen Vieh- und Schlachthofe wurden (1891) auf- getrieben 48 667 Stück Rindvieh, 86 365 Schweine, [* 13] 59803 Kälber und 35825 Hammel; geschlachtet wur- den 25 958 Stück Rindvieh, 66121 Schweine, 54974 Kälber und 27667 Hammel. Seit 1879 besteht eine Markthalle (Bankosten 1,5 Mill. M.) und außer- dem eine Nebenmarkthalle (auch Lederhalle ge- nannt), in welcher die Frühjahrs- und Herbst-Leder- messe abgehalten wird. Finanz en. Der Haushaltplan (1893/94) schließt ab in Einnahme mit 16841224 M., Ausgabe mit 16752671M. Die Schulden betragen 51704344 M., denen ein Vermögen von 127203115 M. gegenüber- steht. Für Schulen werden aufgewendet etwa 2V4 Mill. M. (einschließlich Neubauten), für Wohlthätig- teitsanstalten etwa 6000 M., für Armen- und Kran- kenwesen 1^/2 Mill. M., für Straßenreinigung [* 14] ¶
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200000 M., für Straßensprengung00000 M., für ! öffentliche Beleuchtung [* 16] 250000 M.; der Beitrag der ! Stadt zu den Kosten der königl. Polizeiverwaltung ! beträgt 180000 M. ! Behörden. Frankfurt [* 17] ist Sitz des Landratsamtes für ! den Landkreis Frankfurt, eines evang. Konsistoriums, Ober- landesgerichts für den Reg.-Bez. Wiesbaden, [* 18] aus- schließlich Kreis [* 19] Viedenkopf, die bohenzollerfchen Lande, die Kreife Neuwied und Wetzlar, [* 20] den Teil des Kreises Koblenz [* 21] östlich vom Nhein und den links von der Sieg belegenen Teil des Kreises Alten- kirchen (Landgerichte Frankfurt, Hechingen, Limburg [* 22] a. d. Lahn, Neuwied, Wiesbaden), eines Landgerichts mit ! 2 Amtsgerichten (Frankfurt, Homburg [* 23] vor der Höhe) und ! 2 Kammern für Handelssachen, eines Amtsgerichts, ! einer Oberpostdirektion für den Reg.-Bez. Wies- baden und den Kreis Wetzlar mit 267 Verkehrsan- stalten und 2231/.4 kin oberirdischen Telegraphen- linien (13063,58 wn Leitungen, wobei 4368,05 km ! ^ernsprechanlagen), einer königlich prcuß.
Eisen- j dahndirektion (1357,38 wn Bahnlinien) mit 4 Be- ! triebsämtern (Berlin, Frankfurt, Nordhausen, [* 24] Wiesbaden), cines Hauptsteueramtes, Katasteramtes, Erbschafts- steueramtes, einer königl. Probieranstalt, kaiserl.Dis- ciplinarkammer für den Reg.-Bez. Wiesbaden, einer Reichsbankhauptstelle, Handelskammer für den Stadt- und Landkreis Frankfurt und den Obertaunus- kreis fowie der Kommandos der 21. Division, der ! 42. Infanterie- und 21. Kavalleriebrigade.
Nnterrichts- und Bildungswesen. Städti- sches Gymnasium, 1520 gegründet, 1529 reorgani- siert (Direktor Dr. Reinhardt, 31 Lehrer, 18 Klassen, etwa 590Schüler), paritätisches königl. Kaiser-Fried- rich-Gymnasium, 1888 gegründet (Direktor Dr. Hart- wig, 19 Lehrer, 9 Klassen mit 280 Schülern, 3 Vor- tlassen mit 50Schülern), städtisches simultanes Real- gymnasium (Musterschule), 1803 gegründet, 1873 als Realschule anerkannt (Direktor M. Walter, 16 Lehrer, 12 Realgymnasialklassen mit 240 Schülern, 3 Vor- ! klaffen mit 60 Schülern), städtisches Realgymnasium iWöhlerschule) mit Ausländerklassen und Handels- abteilungen der Obersekunda und Prima, 1871 ge- gründet (Direktor Dr. Kortegarn, 31 Lehrer, 18 Klas- sen mit 475 Schülern, 6 Vorschulklassen mit 200 Schülern), städtische simultane Oberrealschule (Klin- gerschule), 1875 gegründet (Direktor Dr. Simon, 29 Lehrer, 15 Realklassen mit 580 Schülern, 6 Vor- tlassen mit 269 Schülern), simultane städtische Real- schule (Adlerflychtschule), Nealfchulen der isracl.
Gemeinde (Philanthropin), 1804 gegründet, und der israel. Religionsgesellschaft, beide verbunden mit höhern Mädchenfchulen, Hasselsches Erziehungs- institut zur Vorbereitung für Einjährig-Freiwillige, städtische simultane höhere Mädchenschulen, Elii'a- dethenschule (zum Andenken an Frau Rat Goethe) mit Lehrerinnenseminar, Humboldtschule und meh- rere private höhere Mädchenschulen, eine höhere Bürgerschule für Knaben, 1 mittlere Bürgerschule sür Knaben, 2 für Mädchen, 2 für beide Geschlechter, 19 Volksschulen, darunter 4 für Knaben, 6 für Mädchen, 9 für beide Geschlechter, je 1 Anstalt sür nicht Vollsinnige und Verwahrloste, für Taub- stumme, für Schwachbefähigte, 1 Klerikalseminar, je eine Handels- und gewerbliche Fach- und Musik- schule, 2 Frauenarbeitsschulen und 3 Fortbildungs- anstalten.
Sammlungen. Die 1891-93 durch Anbauten vergrößerte (330596 Einzelschriften in 183960 Ban- ^ den) SwNdMochek enlWl eine Ausstellung wert- voller Druckwerte und Einbände, ein Münzkabi- nett und eine Marmorsigur Goethes von Mar- chese (1838). Das bei der hundertjäh- rigen Geburtsfeier Schillers gegründete, in Goethes Vaterhause befindliche Freie Deutsche Hochstift (s. d.) für Wissenschaften, Künste und allgemeine Bildung veranstaltet Vorträge aus allen Wissenschaften und unterhält eine Bibliothek.
Das SenckenbergscheStift des Frankfurter Arztes Senckenberg und die damit verbundene Senckenbergsche naturforschende Gesell- schaft (1817 gegründet) besitzt ein bedeutendes naturhistor. Museum, Bibliothek, botan. Garten [* 25] und anatom. Theater [* 26] und veranstaltet Vorträge gleich vielen andern wissenschaftlichen Vereinen (s.unten); der Physikalische Verein (1824 gestiftet) hat ein neues Vereinshaus mit elektrotechnischem Semi- nar, elektrotechnischer Lehr- und Untersuchungs- anstalt und großen Sammlnngen und einem Labo- ratorium ; außerdem giebt es mehrere Volksbiblio- theken.
Der Kunst dienen: das Städelsche Kunst- institut in Sachsenhausen, eine Stiftung des Frankfurter BürgersJoh. Friedr. Städel(gest.1816), der seiner Vaterstadt seine Kunstsammlungen, seine Häuser und 1200000 Fl. zur Gründung einer Kunstschule (jetzt 200 Schüler) hinterließ; im Erd- geschoß die Bibliothek, die Handzeichnungen und Kupferstiche (etwa 60000 Blätter), Gipsabgüsse, Herkulesschild (nach Hesiod) von Schwanthaler, Madonnenstatue aus Sandstein u. a.; im Ober- geschoß die Gemäldegalerie, besonders reich an alt- niederländ. und altdeutschen Bildern des 15. und 16. Jahrh., sowie an Holland.
Bildern des 17. Jahrh, und der ältern Düsseldorfer Schule. Das C. von Rothfchildfche Mufeum enthält den in Frankfurt verbliebe- nen Teil der großen Sammlung^des Freiherrn C. von Rothschild; im Erdgeschoß die Sammlung chines. und japan. Porzellane, im Obergeschoß die Bücher (10000 Bände, besonders Kunst, neue Sprachen, jüd. Theologie, Handelswissenschaften). Der Beth- mannfche Äntikensaal mit der Ariadne von Dan- necker (s. Tafel: Deutfche KunstV, [* 15] Fig. 7) ist seit 1825 eröffnet; das Handelsmuscum in der Neuen Börse besteht seit 1884. Ferner besteht eine Kunst- akademie, eine Hochschule für Musik (früher Hoch- fches Konservatorium für Musik), ein Konservato- rium für Musik (Direktor Stockhausen, s. d.) und eine Musikschule.
Die Vereinigten [* 27] Stadttheater (Aktien- gesellschaft: Schaufpielhaus mit etwa 1000, Opern- haus mit etwa 1800 Zuschauerplätzen) erhalten einen jährlichen Zuschuß von der Stadt und stehen unter Leitung eines von der Aktiengesellschaft angestellten Intendanten; sie haben ein Solopersonal von 60 Personen und eine Spielzeit von 11 Monaten. In Frankfurt erscheinen 7 polit. Zeitungen und Tages- blättcr, von denen die älteste das «Frankfurter Journal» (s. d.),
die bedeutendste die «Frankfurter Zeitung» (s. d.) ist, ferner die socialdemokratische «Volksstimme» und Wochenblätter und Zeitschriften wissenschaftlichen und technischen Inhalts. Vereinswesen und Kassen. Von den Ver- einen sind außer den im Abschnitt Sammlungen genannten zu erwähnen: der Polytechnische Verein (1816 gegründet), der Kunstverein (1818), der Mittel- deutsche Kunstgewerbeverein mit Schule und Mu- seum (1878), die Geographische Gesellschaft (1836), die Vereine für Geschichte und Altertumskunde, für Geographie und Statistik, die Zoologische Gesell- schaft mit dem Zoologischen Garten, die ¶