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er 1853-56 als außerordentlicher Gesandter in Madrid [* 2] über ein Konkordat und arbeitete seit 1856, zumErzbischof von Saloniki [* 3] iu paitidnä wüäklwm ernannt, als Nuntius in Florenz [* 4] gegen Cavour. 1859 nach Rom [* 5] zurückgekehrt, leitete er als Staats- sekretär 1860-68 die kirchlichen Angelegenheiten. 1868 ging er wieder als Nuntius nach Madrid, kehrte aber schon 1869 nach Isabellas Sturz zurück, um an der Vorbereitung des Vatikanischen Konzils mitzuarbeiten. 1873 zum Kardinal, 1874 zum Leiter der Propaganda ernannt, kam er nach Pius' IX. Tod selbst als Nachfolger ernstlich in Frage, be- wirkte aber die Erhebung des Kardinals Pecci zum Papst (Leo XIII.), der ihn zum Staatssekretär er- nannte. Er starb zu Rom. Franchi (spr. ki), Ausonio, Pseudonym des ital. Philosophen Cristoforo Bonavino, geb. zu Pegli, war Geistlicher, legte aber 1849, infolge seiner philos.
Studien mit den kehren der Kirche zerfallen, das Priesterkleid ab. 1860 wurde er Professor der Philosophie an der Universi- tät zu Pavia, 1863 an der wissenschaftlich-litterav.
Akademie zu Mailand. [* 6] Von 1854 bis 1857 redi- gierte er die wissenschaftliche Wochenfchrift «I^a Ila- L10N6».
Mit Giuseppe Ferrari machte Franciabigio entschiedene Opposition gegen Rosminis und Giobcrtis Ver- suche, den Katholicismus mit der Philosophie zu versöhnen. Er bekämpfte jede Religion, die absolute Geltung für sich in Anspruch nehmen will;
die menschliche Erkenntnis ist auf Erscheinungen be- schränkt, aber mit einem Glauben an die objektive Wahrheit unserer Erkenntnis notwendig verknüpft;
die Auseinandersetzung mit dem Kriticismus Kants bielt Franciabigio für die Hauptaufgabe der Philosophie der Gegenwart.
Unter seinen zahlreichen Arbeiten sind zu nennen: «1^3. tiloZotia. äelik scnoie itaiianL» (2. Aufl., Flor. 1863),
«II i-^ionalismo äei po- I)0i0» (Genf [* 7] 1856; 2. Aufl., Mail. 1862; französisch Brüss. 1858),
«I^a rsii^iouL äsl 86co1o XIX» (Lau- sanne 1853; 2. Aufl. 1860),
«I^ttsi'6 su 1a teoi'ica ä6i Fwäixio» (2 Bde., Mail. 1870),
«8a^i äi critica 6 poismica» (3 Bde., ebd. 1871-72).
Mit seinem neuesten Werke «Ultimo critioa» (Vd.1 u. 2, ebd. 1890-91) ist er zur Kirche zurückgekehrt. rranokiss (frz., spr. frangschihs'), Freimütig- keit, Offenherzigkeit;
Freisein von Abgaben, beson- ders vom Zoll;
c6i-tiii(nt äe ?., Zollfreischein. In der Transport-, besonders der Seeversicherung sind Franchisen gewisse Prozentsätze, bis zu denen der Versicherer frei von Vergütung für beschädigte Waren bleiben soll. Beschränkt sich die Pflicht der Vergütung überhaupt nur auf den Totalverlust durch Strandung, so heißt die Versicherung «frei von Be- schädigung außer im Strandungsfalle». Francia (Francien), der latinisierte Land- schaftsname von Franken;
besonders aber nannte man so das Gebiet der Grafschaften um Paris, [* 8] die bei dem Zerfall des Karolingischen Westfranten- rcichs im Besitz der aufstrebenden Kapetinger zu einem besondern Herzogtum zusammenwuchsen, das später auch Isle - de - France genannt wurde. Francia (spr. frantfcha), Francesco, mit dem Familiennamen Raibolini, ital. Maler, geb. um die Mitte des 15. Jahrh. zuBologna, befchäftigte sich als Goldschmied vornehmlich mit Niellieren, worin er es ebensoweit wie im Stempelschneiden brachte.
Nach Vasari verfertigte er die schönsten Medaillen und erhielt die Aufsicht über die Münze in Bologna. Ms Maler scheint er sich den Ferraresen Lorenzo Costa zuerst als Vorbild genommen zu haben, sonst ist von seinen Lebensumständen wenig mehr bekannt, als daß er in Bologna zahlreiche Schüler hatte und starb.
Raffael, den er selbst in einem Sonett verherrlichte, ehrte ihn und vertraute ihm die Ausbesserung seiner heil. Cäcilia an.
Herrliche Werke von Franciabigio finden sich namentlich in seiner Vater- stadt, aber auch sonst in allen bedeutendern Samm- lungen.
Besonders zeichnen sich seine Madonnen aus, die bei ihrer etwas herben Jungfräulichkeit doch eines hohen geheimen Reizes nicht entbehren, wie überhaupt seine Gestalten zwar minder frei und bewegt sind als die seiner größten Zeitgenossen, aber in ihrer entfernt an Perugino gemahnenden zarten, innigen Empfindung höchst anmutig wirken.
Treff- lich sind seine Fresken in Sta. Cecilia zu Bologna; zu seinen schönsten Werken zählt die Madonna in ! '^an Giacomo daselbst.
Von seinen sonstigen Tafel- z bildern besitzt u. a. die Turiner Pinakothek: Grab- ! legung Christi;
die Dresdener Galerie: Taufe ^ Christi, Anbetung der Könige;
das Hofmuseum zu z Wien: [* 9] Maria mit dem Kinde. Zu seinen Schülern i gehören seine zwei^öhne Giacomo und Giulio, in deren Werten der Stil des Vaters etwas vergrö- bert und entgeistigt erscheint, ferner Timoteo Viti, die Aspertini u. a. -
Vgl. Calvi, Nemoiis äsUa vittd cli 1''i'Nnc63co I^idoiwi (Bologna 1812).
Francla, Jose Gaspar Tomas Rodriguez da, gewöhnlich Doktor Franciabigio genannt, Diktator von Paraguay, [* 10] geb. 1757 (nach andern 1763) zu Asun- cion, studierte erst Theologie, dann die Rechte, ließ sich in Asuncion als Sachwalter nieder und wurde zum Alcalden seiner Vaterstadt ernannt.
Als Pa- raguay sich 1811 von der span. Herrschaft losge- rissen hatte, wurde er Sekretär [* 11] der Junta. 1813 wurden Fulgencio Jegros und Franciabigio zu Konsuln er- wählt und mit der obersten Gewalt bekleidet, doch wollte Franciabigio die Gewalt mit niemand teilen.
Als daber der Kongreß sich 1814 wieder versammelte, schlug er als einziges Rettungsmittel des Staates die Ernennung eines Diktators vor und wurde nun selbst zum Diktator auf drei Jahre, 1817 auf Le- benszeit ernannt.
Kaum aber hatte er dies erreicht, als er in feiner Verwaltung die härteste Tyrannei zeigte.
Als Unruhen entstanden, verfügte er, das Land solle nach den Formen einer reinen Demo- kratie regiert werden und ein Kongreß von 1000 Deputierten, aus allen Bürgerklassen erwählt, die Verwaltung führen.
Die gewählten Mitglieder des Kongresses aber übertrugen Franciabigio wiederum die dikta- torische Gewalt, der nun alle Klöster aufhob und deren Güter zum Besten des Staates einzog.
An- dererseits förderte er den Gewerbfleih und den An- bau des Landes durch Gesetze und freilich oft höchst gewaltsame Maßregeln verschiedener Art. Eine Verschwörung wurde 1820 entdeckt und durch Hin- richtung vieler Personen unterdrückt.
Die Absper- rung des Landes, die er anordnete, wurde streng durchgeführt;
Fremden war der Eintritt in Para- guay sehr erschwert. Franciabigio lebte aus steter Furcht vor Mördern in größter Zurückgezogenbeit und führte sein System bis zu seinem Tode durch. (S. Paraguay.) -
Vgl. Carlyle in der «I^äindui'Fli 1^6visv)) (1843); Bazän, Näictator 5. (Madr. 1887).
Franciabigio (spr. frantschabidscho), eigentlich Francesco di Christofano Bigio, ital.Maler, geb. um 1480 in Florenz, gest. daselbst begann seine künstlerische Laufbahn bei Albertinelli, ¶