tiefen und der Schiffahrt auch hinsichtlich des Gefälles und der
Krümmungen bequemen Fahrrinne anstreben, entweder unter
Anwendung von
Buhnen (s. d.) oder
Parallelwerken (s. d.), oft unter Zuhilfenahme von
Coupierungen (s. d.),
Uferdeckungen (s.
Uferbau) u. a., oder durch
Kanalisierung des
Flusses, d. h. durch Einbauen an
Wehren (s. d.) und Schleusen (s. d.),
welche die Fahrtiefe durch Aufstau vergrößern und dem
Flusse eine treppenartige Oberfläche geben.
Die einzelnen durch
Wehr und Schleuse gebildeten
Stufen liegen dann bei
Flüssen in der Niederung oft viele Meilen voneinander
entfernt.
Regulierung und
Kanalisierung treten sonach beim
Ausbau eines
Flusses in Frage, und die Auswahl zwischen beiden wird
am besten so getroffen, daß kleine
Gewässer, also auch die obern
Strecken großer
Ströme, durch
Kanalisierung,
dagegen größere
Flüsse,
[* 2] besonders im Flachlande, durch
Regulierung für die Zwecke der Schiffahrt ausgebaut werden, wobei
dann wieder die Anwendung von
Parallelwerken für die
Flüsse geringerer
Breite,
[* 3] dagegen Buhnenbau für die ganz breiten
Flüsse
und
Ströme der Niederung empfohlen werden kann.
Vielfach werden die Flußbauten auch Korrektionsbauten genannt, da sie zum Zwecke der Verbesserung, Korrektion der Wasserläufe
ausgeführt werden. –
Vgl.
Hagen,
[* 4] Handbuch der Wasserbaukunst,
Tl. 2: Uferschälungen, Strombauten und
Schiffahrtskanäle
(3. Aufl., 4 Bde., Berl.
1871–75);
Heß, Die Korrektion der Wildbäche
(Halle
[* 5] 1876);
Hochenburger,Über Geschiebsbewegung und
Eintiefung fließender
Gewässer (Lpz. 1886);
[* 2] Bezeichnung für diejenigen fließenden
Gewässer, welche aus derVereinigung mehrerer
Bäche entstanden sind oder den Abfluß eines Sees bilden. Unter
Strom versteht man einen
Fluß von großer Wasserfülle, der
sich unmittelbar ins
Meer oder einen meerähnlichen Landsee, wie z. B. die Wolga in den
Kaspischen See, ergießt. Je nachdem
sich die Flüsse unmittelbar oder mittelbar in verschiedenen Abstufungen mit dem Hauptflusse vereinigen,
heißen sie Neben-,Zu-,Bei- oder Seitenflüsse.
Seinen
Namen erhält der Hauptfluß gewöhnlich von demjenigen der ihn bildenden Quellflüsse, dessen Ursprung am entferntesten
von der Mündung des Ganzen ist, dessen Lauf also der längste und dessen Wassermenge daher meist auch die größte ist,
und der zugleich bei der Einmündung eines andern in ihn seine
Richtung beibehält; entsteht ein
Fluß
durch
Vereinigung zweier oder mehrerer gleichgroßer Quellflüsse, so erhält er oft einen neuen
Namen, wie die vereinigte
Werra und Fulda
[* 8] Weser heißen.
Sehr häufig haftet auch der
Name des Hauptstroms im Oberläufe an kleinern Nebenflüssen, während die eigentliche Fortsetzung
wie ein Nebenfluß behandelt wird und einen andern
Namen hat. So ist die Moldau als Oberlauf der
Elbe, die Saône als der der
Rhône zu betrachten. Küstenflüsse ergießen sich nach kurzem Laufe ins
Meer.
Steppenflüsse verlieren sich im Sande, in der
Erde oder in einem See ohne sichtbaren Abfluß.Flußbett nennt man die Rinne eines
Flusses,
Spiegel
[* 9] die
Oberfläche desselben.
Die
Geschwindigkeit
der Flüsse oder ihrer Strömung ist nicht bloß durch die Abhängigkeit oder Neigung ihres
Bettes, d. h. durch
das Gefälle, bedingt, sondern ebenso sehr durch die Wassermenge oder den Druck des Wassers, und demgemäß sehr verschieden.
Hieraus ist es zu erklären, wenn z.B. der Rhein bei einem viel abhängigern
Flußbette langsamer fließt
als die Donau. Die
Geschwindigkeit nimmt zu vom
Grunde nach oben und von den Ufern nach der Mitte; am größten ist sie in der
Mitte, aber etwas unter dem
Spiegel. Zur Messung der
Geschwindigkeit dienen
Strommesser
[* 10] oder Rheometer.
Die Wassermenge der Flüsse ist außerordentlich groß; so ergießt die Wolga in einer
Stunde 30 Mill. cbm Wasser ins
KaspischeMeer. Die Wassermenge hängt ab von der
Größe des
Flußgebietes, von den Niederschlags- und Temperaturverhältnissen desselben,
von der geolog. Beschaffenheit des durchströmten
Bodens u. s. w. Sie ist sehr schwankend, nicht nur im
Laufe eines Jahres, sondern auch in größeren Zeiträumen. Die jährliche Schwankung hängt in gemäßigten Zonen weniger
von den Niederschlägen, welche ja gleichmäßig im Jahre verteilt sind, als von der Schneeschmelze ab.
In denSubtropen und
Tropen richtet sich der Wasserstand nach der Regenzeit; ebenso regelmäßig wie diese ändert sich
auch jene. Berühmt sind die
Beispiele des
Nils und
Ganges. Zur selbstthätigen Messung der Wasserstände dienen die Pegel (s. d.).
Die Flüsse führen große Mengen von
Mineralien
[* 11] teils in fester, teils in aufgelöster Form mit sich. Die
Größe der festen
Stoffe
nimmt nach unten ab. Die größten
Blöcke werden gewöhnlich nur im Oberlauf noch fortbewegt, im Mittellauf
setzt sich das Geröll nieder, im Unterlauf findet sich nur noch Sand, der gegen die Mündung immer feiner wird. Hier bilden
sich an
Stellen, wo die
Geschwindigkeit sich verringert, wo Rückstau stattfindet, oder wo zwei konvergierende Strömungen
zusammentreffen, z. B. am obern und untern Ende von
Inseln, Sandbänke.
Das feinere Material wird bis ins
Meer getragen und bildet hier, wenn es nicht durch eine Strömung weggeschafft wird, ein
Delta
[* 12] (s. d.). Bei großen Flüsse, z. B.
dem Hoang-Ho, gelangen ganz feine, staubartige
Massen weit ins
Meer hinaus und setzen sich erst dort nieder. Die imFluß
gelöst enthaltenen Mineralstoffe, besonders kohlen- und schwefelsaurer Kalk, werden ins
Meer geschafft, dort durch gewisse
Tiere umgewandelt und bilden die gewaltigen marinen
Ablagerungen, deren Entstehung lange Zeit unerklärt war.
Die
Farbe des Flußwassers wird bedingt durch die darin aufgelösten oder suspendierten
Bestandteile. Sie ist sehr verschieden,
vom
Weißen (Rio
[* 13]Branco) bis zum
Schwarzen (Rio Negro), vom
Gelben (Hoang-Ho) bis zum
Blauen (Rhône); am
häufigsten ist außer dem Glashellen das
Grüne in den verschiedensten Abstufungen.
Ein plötzlicher bedeutender Höhenunterschied in dem Gefälle bewirkt einen Wasserfall (s. d.);
plötzliche Verengerungen oder Einschnürungen des
Bettes erzeugen
Stromschnellen oder Stromschüsse (Rapiden), die besonders
häufig bei Stromdurchbrüchen sind. Seltener ist die Flußschwinde
(Katabothron), indem ein
Fluß eine
Strecke weit unterirdisch,
d. i. in einem Abgrunde oder einem von Felsmassen überdeckten
Bette unsichtbar fortfließt, wie
z. B. die Reka (s. d.).
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mehr
Behält der Lauf eines Flusses keine entschiedene Richtung bei, sondern windet sich hin und her, wie es besonders bei geringem
Gefälle geschieht, so bildet er Krümmungen oder Schlangenwindungen (Serpentinen, Mäandrinen). Bei der Regulierung der Flüsse schneidet
man die Windungen durch Dämme ab; die abgetrennten Teile werden dann zu sog. Altwassern (am Mississippi
Bayoux genannt). Teilt der Fluß sich in zwei oder mehrere Betten, so entstehen Strom- oder Flußspaltungen.
Die getrennten Teile heißen Flußarme; vereinigen sie sich wieder, so schließen sie Flußinseln (Werder, Auen, Kämpen) ein.
Das durch die Ablagerungen eines Flusses gebildete Mündungsland heißt Delta (s. d.). Nicht selten ist die
Flußmündung meerbusenartig erweitert und bildet dann ein Ästuarium
[* 15] (s. d.), früher «negatives
Delta» genannt, wenn innerhalb derselben die Gezeiten sich geltend machen, wie z. B.
in der Elbe, Weser, Themse, im San Lorenz, Gabun u. s. w., oder einen Süßwasser- oder Mündungsgolf.
Liegen einem solchen entweder eine Landzunge (Nehrung) oder größere Inseln vor, so daß er fast ganz
vom Meere geschieden, ist, so bildet er dahinter ein Haff (s. d.); liegen aber
nur Eilande vor, die ihn vom Meere wenig absondern, so heißt er Liman. Die kürzeste Linie zwischen der Quelle
[* 16] und der Mündung
heißt der direkte Abstand oder die direkte Länge des Flusses und die Richtung dieser Linie die Haupt-
oder Normalrichtung. Dagegen nennt man Stromentwicklung die ganze Länge eines Flußlaufs mit allen seinen Krümmungen.
Nach den durch die Höhe und die übrige Beschaffenheit des Bettes bedingten Eigentümlichkeiten seiner Entwicklung teilt man
den ganzen Lauf eines vollständig entwickelten Stroms in drei Teile oder Hauptstufen: Den Oberlauf im
obern Stufenlande, wo die Erosion
[* 17] allein thätig ist, den Mittellauf, bei welchem die Erosion aufhört, Ablagerung aber auch
nicht stattfindet, weil die
Sinkstoffe immer noch fortgeschafft werden, und den Unterlauf im Tieflande, wo nur Ablagerung statthat.
Nicht alle Flüsse zeigen diese drei Teile. Manchen, z. B. den Niederungsflüssen, fehlt der Oberlauf,
andern, wie den Wildbächen, der Mittellauf; Unter- und Mittellauf mangelt den sich aus Küstengebirgen ins Meer stürzenden
Flüsse (Schweden
[* 18] und Norwegen). Bei manchen Flüsse wiederholen sich die drei Teile, wie beim Rhein, der Donau und den meisten afrik.
Strömen.
Fluß- oder Stromsystem nennt man einen Hauptfluß mit seinen sämtlichen Quellen, Bächen, Neben-, Zu-,
Bei- und Seitenflüssen; die Zeichnung eines solchen hydrogr. Ganzen heißt ein Flußnetz, das natürlich die verschiedensten
Formen haben kann. Am regelmäßigsten ist es, wenn ein Hauptstrang von beiden Seiten Zuflüsse in gleicher Stärke
[* 19] und Zahl
erhält (Po, Amazonenstrom);
[* 20] häufig ist die eine Seite stärker entwickelt als die andere (Theiß, Rhône).
Sehr häufig findet sich das System, wo ein Hauptstrang durch zwei oder mehrere gleichwertige Flüsse gebildet wird (Parana-Paraguay,
Loire-Allier, Dwina, Dnjepr, Seine, Indus). Die Länderstrecken zusammengenommen, welche ihre Gewässer einem und demselben
Hauptfluß zusenden, bilden das Fluß- oder Stromgebiet, auch das Becken oder Bassin genannt. Die Gebiete
mehrerer Flüsse, welche demselben Meere zufließen, bilden zusammen ein Meergebiet. Die Grenze zweier Flußgebiete heißt Wasserscheide,
die Grenze zweier Meergebiete aber Hauptwasserscheide. Europa
[* 21] hat eine Hauptwasserscheide, die vom nördl.
Ural quer bis zum südl. Portugal
[* 22] zieht. In Asien
[* 23] stehen zwei Hauptwasserscheiden aufeinander senkrecht.
Zwei hat auch Afrika.
[* 24] Am verwickeltsten sind sie in Amerika.
[* 25] Diese Scheiden oder Ränder der Flußbecken liegen stets relativ
höher, aber keineswegs immer auf den absolut
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