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Bologna (1575); der Marzocco, ein eherner Löwe, neuere Nachbildung des Originals von Donatello im Nationalmuseum und das
Reiterstandbild
Cosimos I. von
Giovanni da Bologna (1594). Die
Piazza della San
tissima Annunziata ist auf drei Seiten von Säulengängen
umgeben und geschmückt mit zwei barocken
Brunnen
[* 2] von Pietro Tacca (1629) und dem Reiterstandbilde des
Großherzogs Ferdinand I. von
Giovanni da Bologna, 1608 aus türk. Beutemetall gegossen. Auf der
Piazza
Santa Maria Novella,
die zwei Marmorobelisken (1608) zieren, wurden am
Tage vor dem Feste
Johannes des
Täufers, des Schutzpatrons der Stadt, nach
einer
Stiftung (1563)
Cosimos I., Wagenwettrennen von vier Viergespannen in röm. Kostüm
[* 3] gehalten;
die
Piazza
Santa Croce mit dem
Dante-Denkmal von
Pazzi, 6 m hohes Marmorstandbild auf 7 m hohem
Sockel, 1865 zum 600jährigen
Jubiläum der
Geburt des Dichters enthüllt; endlich die
Piazza
Santa
Trinità mit einer Granitsäule aus den
Bädern des
Caracalla
zu
Rom,
[* 4] 1563 hergebracht, die ein Porphyrstandbild der Gerechtigkeit von Taddi (1581) trägt, der später
ein Erzmantel umgelegt wurde.
Kirchen. Von den 170 Kirchen und Kapellen fällt vor allen der gewaltige Dom Santa Maria del Fiore, so genannt von der Lilie, dem Wappen [* 5] der Stadt, in die Augen, 1294 von Arnolfo di Cambio auf der Stelle der alten Kirche der heil. Reparata begonnen; die unvollendete Façade wurde 1588 beseitigt, die neue nach Plänen de Fabris ist 1887 vollendet worden. Das Mittelschiff ist 1357 nach Plänen von Talenti begonnen; die Kuppel ist von Filippo Brunelleschi 1420-34 erbaut, die Laterne 1462 nach dessen Entwurfe vollendet.
Das Langhaus ist dreischiffig, der achteckige Kuppelraum von drei kapellenreichen
Chören umgeben. Die
neuen Erzthüren der Façade sind von Passaglia, eine Seitenthür von Cassoli ausgeführt. Die
Kirche, nach der Peterskirche
in
Rom die größte
Italiens,
[* 6] ist 169 m lang, in den Kreuzflügeln 104 m breit, die
Kuppel 91 m, mit Laterne 107 m hoch. Das
Innere ist kahl und dunkel. Der freistehende viereckige
Glockenturm (s.
Tafel:
Italienische Kunst I,
[* 1]
Fig.
3), vielleicht das schönste Bauwerk der Stadt, mit
Bildsäulen und Reliefs geschmückt, von
Giotto begonnen, dann von
Andrea
Pisano
weitergeführt und von
Francesco Talenti 1387 vollendet, ist 84 m hoch.
Dom und
Turm
[* 7] sind ganz mit verschiedenfarbigem Marmor bekleidet. Dem
Dom gegenüber das dem 12. Jahrh. angehörige,
innen mit bedeutenden Mosaiken geschmückte achteckige Battistero
(San Giovanni), die
Taufkapelle, ein achteckiger
Bau in toscan.-roman.
Stil, mit achtseitiger
Kuppel und den drei berühmten Bronzethüren von
Andrea Pisano
und Lor. Ghiberti (s. die
Tafel bei
Artikel
Ghiberti). Die
Kirche
Santa Maria Novella in toscan.-got.
Stil, 1278 begonnen, das
Innere 1350 von Talenti
vollendet, neuerdings restauriert, ist die einzige größere
Kirche mit vollendeter Marmorfaçade (14. Jahrh.) und prächtigem
Hauptportal (1456-70), das
Innere reich an Fresken der besten ältern florentin.
Meister.
Äußer der
Madonna
Cimabues befinden sich hier Hauptwerke von
Andrea Orcagna und Domenico Ghirlandajo. Santo
[* 8] Spirito, dreischiffige
Basilika
[* 9] in Form eines lat. Kreuzes mit
Kuppeln und 38 Kapellen, 1487 nach
Brunelleschis
Entwürfen von
Schülern desselben ausgeführt, gehört wegen der edlen Verhältnisse des Innern zu den schönsten Bauwerken der Stadt.
Santa Croce, das Pantheon von Florenz,
[* 10]
ein mächtiger
Bau von
Arnolfo di Cambio für die
Franziskaner 1294 errichtet, 1442 vollendet,
die Façade 1857-63 von Niccolò Matas ausgeführt, enthält die
Denkmäler
Dantes,
Michelangelos, Galileis, Machiavellis und
anderer großen
Bürger (s.
Tafel:
Italienische Kunst IV,
[* 1]
Fig. 6, und V,
[* 1]
Fig. 7
u. 9),
Skulpturen von Donatello, eine prächtige
Marmorkanzel von Benedetto da Majano (Taf. IV,
[* 1]
Fig.
4) u. a. Mehrere der reichen Fresken des 14. Jahrh., ehemals
ein Schmuck der
Kirche, wurden in neuerer Zeit von der Tünche befreit, zwei Kapellen mit Fresken, den Hauptwerken
Giottos, 1853 von
Bianchi entdeckt, andere enthalten solche von Taddeo und Agnolo Gaddi, Giottino u. s. w.
Im Klosterhofe die interessante
Kapelle der
Pazzi von
Brunelleschi.
Santissima Annunziata, 1250 gegründet, später erweitert und ausgeschmückt, hat berühmte Fresken von Andrea del Sarto im Vorhof und in den Kreuzgängen; San Lorenzo wurde 390 gegründet und 393 durch den heil. Ambrosius geweiht; 1423 brannte es ab und wurde 1425 von Brunelleschi und seinen Nachfolgern im Stil der altchristl. Säulenbasilika ausgeführt, reich an Skulpturen und Reliefs von Donatello, Bertoldo, mit zwei Kapellen, von denen die eine, von Michelangelo erbaute, dessen berühmte Grabdenkmäler Giulianos und Lorenzos de' Medici (s. Tafel: Grabmal des Lorenzo de' Medici beim Artikel Michelangelo), die andere die der Großherzöge aus dem Hause Medici enthält. Or San Michele, ursprünglich San Michele in Orto, so genannt nach dem Wiesenplane, der 1284 als Kornmarkt mit einer Halle [* 11] überbaut wurde; 1336 wurde das Untergeschoß zur Kirche eingerichtet, 1412 der ganze Bau vollendet, mit prächtigen got. Fenstern, 12 Statuen und Gruppen von Ghiberti, Donatello, Verrocchio u. a. Santa Trinità, 1250 von Niccolò Pisano erbaut, 1570 durch Buontalenti verändert, mit Fresken (1485) von Domenico Ghirlandajo.
Auf dem linken Arnoufer in der Kirche Sta. Maria del Carmine die Kapelle Brancacci mit kunsthistorisch hochwichtigen Fresken (s. Tafel: Italienische Kunst VI, [* 1] Fig. 4). Dicht bei der Stadt im SO. die merkwürdige Basilika San Miniato al Monte, großenteils aus dem 12. Jahrh., in toscan.-roman. Stil, dreischiffig, ohne Querhaus, mit inkrustierter Façade, Mosaiken, Krypta und Fresken von Spinello Aretino in der Sakristei. Von den zahlreichen, seit 1865 größtenteils zu administrativen, militärischen und Kunstzwecken eingerichteten Mönchs- und Nonnenklöstern aller Orden [* 12] sind die von Santa Maria Novella, Santa Croce und San Marco hervorzuheben. San Marco bewahrt außer den schönen Fresken Fiesoles das Andenken des heil. Erzbischofs Antoninus, Savonarolas, dem hier ein Denkmal errichtet ist, und Fra Bartolommeos, ist restauriert und in ein Kunstmuseum umgewandelt; ein Teil der Klosterräume ist Sitz der Accademia della Crusca.
Weltliche Bauten. Florenz ist reich an großen Palästen in meist ernstem und strengem Stil, die Façaden einfach und ohne Schmuck, häufig aus mächtigen, roh behauenen Blöcken von Fiesolaner Stein oder Pietraserena (rustica) bestehend. Im Innern findet man meist einen oder mehrere viereckige, mit Arkaden umgebene Höfe, aus denen häufig steile Treppen [* 13] zu den Wohnzimmern führen.
Die Zinnen, welche einige dieser Paläste (die öffentlichen) krönen, die 1-2 m dicken Mauern und die sie überragenden Türme erinnern an die blutigen ¶
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Parteikriege des Mittelalters. Das größte und schönste dieser Bauwerke ist das weithin sichtbare Residenzschloß auf dem linken Ufer des Arno, nach seinem ersten Besitzer Palazzo Pitti genannt, ein Gebäude im Frührenaissancestil. Der Bau (145 m lang, im Mittelbau 35 m hoch) wurde für Luca Pitti, etwa im J. 1440 von Filippo Brunelleschi begonnen und kam im 16. Jahrh. an die Medici. Die Seitenflügel wurden 1680-31, die Seitenhalle im 18. Jahrh. vollendet. Seit dem 16. Jahrh. dient der Palast mit seinen 900 Zimmern und Räumen als Sitz des Landesherrn, jetzt des Königs von Italien, [* 15] wenn er in Florenz weilt. Im obersten Stock des linken Flügels befindet sich die von den Mediceern angelegte, unter der lothr.
Dynastie beträchtlich vermehrte Galleria Pitti (500 Gemälde), welche einen herrlichen Schatz der größten Malerwerke der klassischen Zeit enthält, darunter Raffaels Madonna della Sedia, dessen Madonna del Granduca, Leo X., Vision Ezechiels, nebst andern seiner Werke, Bilder von Tizian, Perugino, Fra Bartolommeo, Andrea del Sarto (s. Tafel: Italienische Kunst VII, [* 14] Fig. 4), Guido Reni, Salvator Rosa u. a., namentlich von allen Meistern der toscan. und röm. Schulen.
Hinter dem Palast zieht sich die Höhe hinauf der prächtige Garten [* 16] Boboli. Der Palazzo Vecchio, ursprünglich Sitz der Signoria, dann des Großherzogs Cosimo I., jetzt Stadthaus, 1298 durch Arnolfo di Cambio aufgeführt, mit dem Saal der Fünfhundert, einem der größten in Europa; [* 17] der Palast ist ein burgartiges Gebäude mit mächtigen Zinnen, schlankem Turm (94 m), schönem Säulenhof und zahlreichen Kunstwerken von Michelangelo, Marco da Faenza, Verrocchio u. a. Auf der anstoßenden Seite des Signoriaplatzes die berühmte, 1376-82 von Simone di Francesco Talenti neugebaute Loggia dei Lanzi (Lanzi = Landsknechte, [* 18] so nach Cosimos I. deutscher Leibwache genannt) mit herrlichen Skulpturen, z. B. Donatellos Judith, Giov. da Bolognas Raub der Sabinerinnen, Cellinis Perseus [* 19] (s. Tafel: Italienische Kunst V, [* 14] Fig. 5), Menelaos [* 20] mit der Leiche des Patroklos (antike Gruppe), Pio Fedis Raub der Polyxena (Taf. V, [* 14] Fig. 8) u. a. An der Ecke des Palazzo Vecchio liegt nach dem Arno zu der Palazzo degli Uffizi, 1560-74 von Vasari für den Großherzog Cosimo I. erbaut und zu Verwaltungszwecken eingerichtet; er enthält in zwei gleich langen parallelen Flügeln, welche sich über einer Säulenhalle erheben, die Nationalbibliothek, einen Teil der Tribunale, die Archive und im obern Stock in zwei etwa 150 m langen Korridoren und 22 Sälen die Galleria degli Uffizi mit einer der reichsten Kunstsammlungen der Welt.
Gemälde, Kupferstiche, Skulpturen, Bronzen, Vasen, [* 21] Münzen, [* 22] Gemmen [* 23] und Mosaiken, alles ist reich vertreten. Vor allem merkwürdig ist die Tribuna, die unter anderm die Mediceische Venus (s. Tafel: Venus von Medici, beim Artikel Venus), den Apollino, den Schleifer, die Ringer und den beckenschlagenden Faun, Raffaels Madonna del Cardellino und andere Bilder von ihm, mehrere Gemälde von Tizian, Correggio, Rubens, Michelangelo, Paolo Veronese, Andrea del Sarto u. a. enthält. Im Saale der Niobe steht die 1583 in Rom entdeckte berühmte Gruppe der Mutter (s. Tafel: Griechische Kunst II, [* 14] Fig. 14) mit den übrigen dazu gehörigen antiken Bildwerken.
Einzig in ihrer Art ist die Sammlung von über 400 Bildnissen berühmter Maler, großenteils von den Meistern selbst gefertigt. In dem von Vasari erbauten Verbindungsgange, welcher über den Ponte Vecchio hinüber nach dem Palazzo Pitti führt, befinden sich Handzeichnungen (teilweise auch in den Sälen der Galerie selbst), Radierungen und Gobelins. Eine dritte Galerie befindet sich in der Accademia delle belle Arti, reich zumal an trefflichen, chronologisch geordneten Gemälden der ältern florentin. Meister.
Seit 1873 befindet sich daselbst der früher vor dem Palazzo Vecchio befindliche David von Michelangelo. Von den übrigen Palästen verdienen ihrer Größe und zum Teil ihrer architektonischen Schönheit wegen hervorgehoben zu werden: Palazzo Strozzi, 1489 nach Plänen von Benedetto da Majano begonnen, 1553 vollendet, die höchste Entwicklungsstufe des florentin. Palaststils bezeichnend; Palazzo Riccardi, einst die Wohnung der berühmten Mediceer der ältern Linie, 1865-71 Sitz des Ministeriums des Innern, mit wertvollen Fresken u. dgl.; der Palast des Podestà, gewöhnlich Bargello genannt, 1255 begonnen, seit 1261 Wohnsitz des mit dem höchsten Richteramt betrauten Podestà, im 14. Jahrh. durch Brand und Überschwemmung vielfach geschädigt, vom 16. Jahrh. bis 1859 Gerichtshaus und Gefängnis, 1859-65 trefflich restauriert und zu einem Nationalmuseum umgewandelt, reich an plastischen Arbeiten von Donatello, Michelangelo, Verrocchio, Sansovino (s. Tafel: Italienische Kunst IV, [* 14] Fig. 5), Giovanni da Bologna (Taf. V, [* 14] Fig. 3) u. a. und durch eine sehr reiche Siegel- und eine Majolikensammlung (Luca della Robbia) bemerkenswert; dann der schöne, nach Raffaels Plan gebaute Palast Pandolfini; die Paläste Corsini, Uguccioni, Rucellai, Spini, häufig Palazzo Ferroni genannt, Sitz des Circolo Filologico u. a. m.
Behörden. Florenz ist Sitz der Präfektur, eines Polizeipräsidiums, eines Erzbischofs (die Kirchenprovinz Florenz umfaßt die Erzdiöcese Florenz und die Suffraganbistümer Borgo San Sepolcro, Colle, Fiesole, Modigliana, Pistoja und Prato, nebst San Miniato), eines Provinzialschulkollegiums, Appellations- und Assisenhofs, Civil- und Korrektionstribunals, Militärterritorialtribunals, einer Finanzintendanz, Provinzialintendanz der Archive, eines Kommissariats für die Bewahrung der Altertümer und Kunstsachen, Provinzialpost- und Landestelegraphendirektion, Eisenbahngeneraldirektion, eines Eisenbahnbetriebs- und Bezirksaufsichtsamtes, einer Handels- und Gewerbekammer, mehrerer Konsulate, sowie einer Genie- und Artillerie-Territorialdirektion, des Generalkommandos des 8. Armeekorps, der Kommandos der 15. Division, der 5. und 6. Infanteriebrigade und der 7. Kavalleriebrigade, des Militärdistriktes, eines Militäreisenbahnkommandos und -Centralmagazins.
Unterrichts- und Bildungswesen. Die Universität (philos., physik.-naturwissenschaftliche und mediz.-chirurg. Abteilung und pharmaceutische Schule, Scuola di farmacia) ist 1349 gegründet und 1859 reorganisiert als Institut für höhere Wissenschaften (Istituto di studi superiori pratici e di perfezionamento) mit Kursen für Philosophie, Geschichte, Archäologie und Litteratur (1891/92: 420 Studierende). Die Schule für das Notariatswesen ist mit einem Obergymnasium verbunden und hängt von der Provinz ab. Unter dem Kriegsministerium steht das militärgeogr. Institut und eine praktische Schule für Militärärzte. In neuerer Zeit entstand durch Private eine Anstalt zur Ausbildung für den diplomat. und sonstigen ¶