mitein-Florentiner
Konzil, s. Ferrara-Florenzer Konzil. ^[= (lat. concilium), Synode, Kirchenversammlung, in der kath. Kirche eine Versammlung kirchlicher ...]
Florentiner
Konzil, s. Ferrara-Florenzer Konzil. ^[= (lat. concilium), Synode, Kirchenversammlung, in der kath. Kirche eine Versammlung kirchlicher ...]
Florentinerlack,
s. Karminlack. ^[= Münchener-, Florentiner-, Pariser-, Wienerlack, Verbindungen und Gemenge von Karminsäure mit ...]
Florentiner
[* 2] Quartett, s. Becker, ^[= # Karl, Maler, geb. 18. Dez. 1820 zu Berlin, erhielt seine erste künstlerische Bildung auf der ...] Jean.
ein dem Landsknecht ähnliches Hasardspiel mit 52 oder 32 Karten, das besonders in Neapel [* 3] gespielt wird.
Radewins, s. Brüder des gemeinsamen Lebens. ^[= oder Brüder vom guten Willen (fratres communis vitae, fratres bonae voluntatis, fratres devoti, ...]
[* 4]
1) Provinz im Königreich Italien, [* 5] in der Landschaft Toscana, grenzt im N. an die Provinzen Modena, Bologna und Ravenna, im O. an Forli, Pesaro und Arezzo, im S. an Siena und Arezzo, im W. an Pisa [* 6] und Lucca, [* 7] hat 5873,54 (nach Strelbitskij 5799) qkm, (1881) 790770 (nach Berechnung 817980) E., d. i. 138 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 4 Kreise [* 8] Florenz (524998 E.), Pistoja (103790 E.), Rocca San Casciano (47250 E.) und San Miniato (114732 E.) mit zusammen 74 Gemeinden. Die Provinz umfaßt das mittlere Gebiet des Arno nebst den Thälern seiner Nebenflüsse (Sieve, Bisenzio, Ombrone, Pesa und Elsa) und wird im N. vom Apennin durchzogen, der im Corno alle Scale (Distrikt von Pistoja) 1939, im Cupolino (Distrikt von Florenz) 1848 m Höhe erreicht. Besonders im südl. Teile wird Getreide, [* 9] Wein und Öl sowie Seide [* 10] gewonnen und Schafzucht betrieben. Die Provinz hat mehrere Mineralquellen und zahlreiche gute Straßen; die Eisenbahnen berühren die Hauptstadt Florenz (s. S. 914 b fg.).
2) Florenz, ital. Firenze, früher Fiorenza; lat. Florentia, d . h. die Blumenstadt, Hauptstadt der Provinz Florenz, bis zum Jahre 1859 die des Großherzogtums Toscana, von 1865 bis 1871 die des Königreichs Italien, liegt 43° 46' nördl. Br. und 11° 17' östl. L. von Greenwich, durchschnittlich in 51,8 m Höhe, in einem reizenden Thale zu beiden Seiten des Arno, der hier, zwischen zwei Wehren (pescaje) eingedämmt und von Quais eingefaßt, 120-160 m breit ist und die Stadt in zwei Teile teilt, von denen der größere nördlich des Arno von den Ausläufern der Apenninen umgeben ist, deren höchster sichtbarer Gipfel, der Monte-Morello (934 m), im N. sich erhebt. Florenz ist neben Mailand [* 11] und Turin [* 12] die reinlichste Großstadt Italiens [* 13] und Sitz einer zahlreichen Fremdenkolonie. Bei dem häufigen Temperaturwechsel ist Brustkranken der längere Aufenthalt zu widerraten; im übrigen jedoch sind die Gesundheitsverhältnisse im großen und ganzen günstig. Die Mitteltemperatur beträgt im Januar 5°, im Juli 25,1°, im Jahr 14,6° C. Eine Hochquellenleitung ist projektiert. (Hierzu ein Stadtplan und ein Situationsplan.)
Bevölkerung. [* 14] Florenz hat (1881) 169001 E.; hiervon kommen auf die Innenstadt (Florenz centrale) 134992, auf das Nordviertel 15658 und auf das Südviertel 18351 E. Nach einer Berechnung hatte Florenz im Dez. 1892: 197500 E. In Garnison liegen das 67. und 68. Infanterieregiment, das 9. Bersaglieriregiment, das 8. Kavallerie-, ein Feldartillerie- und das 3. Genieregiment.
Anlage, Straßen, Brücken. [* 15] Die Stadt, eine der schönsten und interessantesten Italiens, mit dem Beinamen «la bella» («die Schöne»),
und wegen ihrer hohen Bedeutung für ital. Sprache, [* 16] Litteratur und vor allem für die bildenden Künste das «ital. Athen» [* 17] genannt, ist infolge des Abbruchs (seit 1859) der fast 10 km langen Ringmauer (1285-1388 erbaut) bedeutend erweitert und verschönert worden. Von den neun Stadtthoren, welche erhalten sind, sind zu erwähnen Porta alla Croce (1330 erbaut), Porta San Gallo (1284) mit Fresken von Ghirlandajo, Porta Romana (1328 von Jacopo Orcagna erbaut), Porta San Frediano (1324) und Porta San Miniato.
Zwei Citadellen, die kleinere, Belvedere, südlich am höchsten Punkte, die größere, Forte di San Giovanni Battista oder Fortezza da Basso, am entgegengesetzten Nordende, dienen gegenwärtig mehr zum Schmuck als zur Verteidigung.
Die zum Teil sehr engen und durch die vorspringenden Dächer der Häuser dunkeln Straßen, seit 1237 mit Ziegeln, später aber mit Steinplatten gepflastert, sind vielfach verbreitert worden. So ist die früher sehr enge Via dei Martelli nach Niederlegung der alten Häuser mit großen neuen Bauten geschmückt und bildet eine der schönen Via Cavour entsprechende Ausmündung nach dem Domplatze. Ferner ist 1892 ein an der Via Strozzi und der Via Vecchietti belegcenes altes Häuserviertel abgetragen worden, um neu bebaut zu werden.
An Stelle der frühern Befestigungen umschließt eine breite Ringstraße (Viale dei colli) die nördlich des Arno gelegene Stadt, in welcher sich auch die neuen Stadtteile westlich bis zu den Cascinen (s. S. 915 a) ausdehnen, und setzt sich zum Teil auf dem linken Flußufer fort. Die schönsten Straßen sind: die Via dei Calzajoli im Mittelpunkte der Stadt zwischen dem Domplatz und der Piazza della Signoria, der Brennpunkt des florentin. Lebens; die Via Tornabuoni, die Via Cavour (früher Via Larga), die breiteste von allen, mit schönen Palästen; die Via Cerretani, Porta Rossa, Via Maggio und die sich auf beiden Zeiten des Flusses entlang ziehenden Quais, der sog. Lungarno.
Der Verkehr über den Fluß wird durch sechs Brücken vermittelt, deren älteste Ponte alle Grazie, auch nach dem Podesta Rubaconte genannt, 1237 erbaut wurde. Der dreibogige Ponte Vecchio aus röm. Zeit, mit den Buden der Goldschmiede, wurde nach mehrfacher Zerstörung 1362 von Taddeo Gaddi, der Ponte Santa Trinità (1252) nach 1467 durch Bart. Ammanati wieder aufgebaut, der Ponte alla Carraja, 1218-20 erbaut und 1333 durch Überschwemmung zerstört, ist 1337 wieder hergestellt und 1559 auf Befehl Cosimos I. durch Ammanati erneuert worden; ferner sind in neuerer Zeit an beiden Enden der Stadt Eisendrahtbrücken errichtet worden.
Plätze und Denkmäler. Von den 23 bedeutendern öffentlichen Plätzen sind zu nennen: die Piazza dell' Indipendenza, in dem neu angelegten nordwestl. Stadtviertel, der größte und regelmäßigste Platz, aber ohne allen architektonischen Charakter; die Piazza della Signoria, Mittelpunkt des städtischen Lebens und an Kunstwerken am reichsten, mit dem Palazzo Vecchio und der Loggia dei Lanzi, war in ihrer jetzigen Gestalt seit dem 14. Jahrh. Schauplatz von Volksversammlungen, Festen und Kämpfen; Savonarola und die beiden Dominikaner wurden 1498 hier verbrannt. Hier stand von 1504 bis 1873 das Kolossalstandbild Davids von Michelangelo (jetzt im Kuppelsaal der Akademie), ferner stehen hier: der Hercules, der den Cacus erschlägt, von Bandinelli;
ein großer Brunnen [* 18] mit Neptun und Tritonen von Ammanati und Bronzofiguren von Schülern des Giov. da ¶
Bologna (1575); der Marzocco, ein eherner Löwe, neuere Nachbildung des Originals von Donatello im Nationalmuseum und das Reiterstandbild Cosimos I. von Giovanni da Bologna (1594). Die Piazza della Santissima Annunziata ist auf drei Seiten von Säulengängen umgeben und geschmückt mit zwei barocken Brunnen von Pietro Tacca (1629) und dem Reiterstandbilde des Großherzogs Ferdinand I. von Giovanni da Bologna, 1608 aus türk. Beutemetall gegossen. Auf der Piazza Santa Maria Novella, die zwei Marmorobelisken (1608) zieren, wurden am Tage vor dem Feste Johannes des Täufers, des Schutzpatrons der Stadt, nach einer Stiftung (1563) Cosimos I., Wagenwettrennen von vier Viergespannen in röm. Kostüm [* 20] gehalten; die Piazza Santa Croce mit dem Dante-Denkmal von Pazzi, 6 m hohes Marmorstandbild auf 7 m hohem Sockel, 1865 zum 600jährigen Jubiläum der Geburt des Dichters enthüllt; endlich die Piazza Santa Trinità mit einer Granitsäule aus den Bädern des Caracalla zu Rom, [* 21] 1563 hergebracht, die ein Porphyrstandbild der Gerechtigkeit von Taddi (1581) trägt, der später ein Erzmantel umgelegt wurde.
Kirchen. Von den 170 Kirchen und Kapellen fällt vor allen der gewaltige Dom Santa Maria del Fiore, so genannt von der Lilie, dem Wappen [* 22] der Stadt, in die Augen, 1294 von Arnolfo di Cambio auf der Stelle der alten Kirche der heil. Reparata begonnen; die unvollendete Façade wurde 1588 beseitigt, die neue nach Plänen de Fabris ist 1887 vollendet worden. Das Mittelschiff ist 1357 nach Plänen von Talenti begonnen; die Kuppel ist von Filippo Brunelleschi 1420-34 erbaut, die Laterne 1462 nach dessen Entwurfe vollendet.
Das Langhaus ist dreischiffig, der achteckige Kuppelraum von drei kapellenreichen Chören umgeben. Die neuen Erzthüren der Façade sind von Passaglia, eine Seitenthür von Cassoli ausgeführt. Die Kirche, nach der Peterskirche in Rom die größte Italiens, ist 169 m lang, in den Kreuzflügeln 104 m breit, die Kuppel 91 m, mit Laterne 107 m hoch. Das Innere ist kahl und dunkel. Der freistehende viereckige Glockenturm (s. Tafel: Italienische Kunst I, [* 19] Fig. 3), vielleicht das schönste Bauwerk der Stadt, mit Bildsäulen und Reliefs geschmückt, von Giotto begonnen, dann von Andrea Pisano weitergeführt und von Francesco Talenti 1387 vollendet, ist 84 m hoch.
Dom und Turm [* 23] sind ganz mit verschiedenfarbigem Marmor bekleidet. Dem Dom gegenüber das dem 12. Jahrh. angehörige, innen mit bedeutenden Mosaiken geschmückte achteckige Battistero (San Giovanni), die Taufkapelle, ein achteckiger Bau in toscan.-roman. Stil, mit achtseitiger Kuppel und den drei berühmten Bronzethüren von Andrea Pisano und Lor. Ghiberti (s. die Tafel bei Artikel Ghiberti). Die Kirche Santa Maria Novella in toscan.-got. Stil, 1278 begonnen, das Innere 1350 von Talenti vollendet, neuerdings restauriert, ist die einzige größere Kirche mit vollendeter Marmorfaçade (14. Jahrh.) und prächtigem Hauptportal (1456-70), das Innere reich an Fresken der besten ältern florentin. Meister.
Äußer der Madonna Cimabues befinden sich hier Hauptwerke von Andrea Orcagna und Domenico Ghirlandajo. Santo [* 24] Spirito, dreischiffige Basilika [* 25] in Form eines lat. Kreuzes mit Kuppeln und 38 Kapellen, 1487 nach Brunelleschis Entwürfen von Schülern desselben ausgeführt, gehört wegen der edlen Verhältnisse des Innern zu den schönsten Bauwerken der Stadt. Santa Croce, das Pantheon von Florenz, ein mächtiger Bau von Arnolfo di Cambio für die Franziskaner 1294 errichtet, 1442 vollendet, die Façade 1857-63 von Niccolò Matas ausgeführt, enthält die Denkmäler Dantes, Michelangelos, Galileis, Machiavellis und anderer großen Bürger (s. Tafel: Italienische Kunst IV, [* 19] Fig. 6, und V, [* 19] Fig. 7 u. 9), Skulpturen von Donatello, eine prächtige Marmorkanzel von Benedetto da Majano (Taf. IV, [* 19] Fig. 4) u. a. Mehrere der reichen Fresken des 14. Jahrh., ehemals ein Schmuck der Kirche, wurden in neuerer Zeit von der Tünche befreit, zwei Kapellen mit Fresken, den Hauptwerken Giottos, 1853 von Bianchi entdeckt, andere enthalten solche von Taddeo und Agnolo Gaddi, Giottino u. s. w. Im Klosterhofe die interessante Kapelle der Pazzi von Brunelleschi.
Santissima Annunziata, 1250 gegründet, später erweitert und ausgeschmückt, hat berühmte Fresken von Andrea del Sarto im Vorhof und in den Kreuzgängen; San Lorenzo wurde 390 gegründet und 393 durch den heil. Ambrosius geweiht; 1423 brannte es ab und wurde 1425 von Brunelleschi und seinen Nachfolgern im Stil der altchristl. Säulenbasilika ausgeführt, reich an Skulpturen und Reliefs von Donatello, Bertoldo, mit zwei Kapellen, von denen die eine, von Michelangelo erbaute, dessen berühmte Grabdenkmäler Giulianos und Lorenzos de' Medici (s. Tafel: Grabmal des Lorenzo de' Medici beim Artikel Michelangelo), die andere die der Großherzöge aus dem Hause Medici enthält. Or San Michele, ursprünglich San Michele in Orto, so genannt nach dem Wiesenplane, der 1284 als Kornmarkt mit einer Halle [* 26] überbaut wurde; 1336 wurde das Untergeschoß zur Kirche eingerichtet, 1412 der ganze Bau vollendet, mit prächtigen got. Fenstern, 12 Statuen und Gruppen von Ghiberti, Donatello, Verrocchio u. a. Santa Trinità, 1250 von Niccolò Pisano erbaut, 1570 durch Buontalenti verändert, mit Fresken (1485) von Domenico Ghirlandajo.
Auf dem linken Arnoufer in der Kirche Sta. Maria del Carmine die Kapelle Brancacci mit kunsthistorisch hochwichtigen Fresken (s. Tafel: Italienische Kunst VI, [* 19] Fig. 4). Dicht bei der Stadt im SO. die merkwürdige Basilika San Miniato al Monte, großenteils aus dem 12. Jahrh., in toscan.-roman. Stil, dreischiffig, ohne Querhaus, mit inkrustierter Façade, Mosaiken, Krypta und Fresken von Spinello Aretino in der Sakristei. Von den zahlreichen, seit 1865 größtenteils zu administrativen, militärischen und Kunstzwecken eingerichteten Mönchs- und Nonnenklöstern aller Orden [* 27] sind die von Santa Maria Novella, Santa Croce und San Marco hervorzuheben. San Marco bewahrt außer den schönen Fresken Fiesoles das Andenken des heil. Erzbischofs Antoninus, Savonarolas, dem hier ein Denkmal errichtet ist, und Fra Bartolommeos, ist restauriert und in ein Kunstmuseum umgewandelt; ein Teil der Klosterräume ist Sitz der Accademia della Crusca.
Weltliche Bauten. Florenz ist reich an großen Palästen in meist ernstem und strengem Stil, die Façaden einfach und ohne Schmuck, häufig aus mächtigen, roh behauenen Blöcken von Fiesolaner Stein oder Pietraserena (rustica) bestehend. Im Innern findet man meist einen oder mehrere viereckige, mit Arkaden umgebene Höfe, aus denen häufig steile Treppen [* 28] zu den Wohnzimmern führen.
Die Zinnen, welche einige dieser Paläste (die öffentlichen) krönen, die 1-2 m dicken Mauern und die sie überragenden Türme erinnern an die blutigen ¶