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den meisten Vögeln, einigen Sängetieren nnd Fischen, nnter den Wirbellosen bei den meisten In- sekten. Bei fast sämtlichen fliegenden Wirbel- tieren bilden die vordern Brnstgliedmaßen dieFlug- werkzeuge;
am einfachsten sind diese bei den fliegenden Eichhörnchen und Beuteltieren, wo nnr zwischen den Gliedmaßen und dem Körper eine mehr oder minder breit ausgespannte Hautfalte als Fallschirm dient. Ausnahmsweise ist bei den kleinen ind. Eidechsen, [* 2] fliegende Drachen (vraeo voliwn8) genannt, eben- falls ein Fallschirm durch eine zwischen den verlänger- ten und seitlich hervorstehenden falschen Nippen an- gebrachte Haut [* 3] hergestellt.
Bei den Fliegenden Fischen (s. d.) sind die Brustflossen zu Fallschirmen vergrößert.
Bei den Fledermäusen und Vögeln sind die vordcrn Gliedmaßen umgewandelt, der Schultergürtel stark befestigt zur Stütze des Luft- ruders, das die Luft schlägt und das bei den Fleder- mäusen durch eine zwischen den außerordentlich ver- längerten Fingern ausspannbare Haut, bei den Vö- geln durch die Federn des Flügels hergestellt ist. Bei den verweltlichen Pterodaktylcn war, ähnlich wie bei den Fledermäusen, eine Flughaut vorhan- den, die nur durch den sehr verlängerten letzten Finger gespannt wurde.
Bei den Insekten [* 4] sind die Flügel entweder aus besondern schlippenartigen An- hängen des Rückens oder vielleicht aus umgebildeten äußern Atmungswerkzcugcn hervorgegangen und ursprünglich stets vier Flügel vorhanden, die auf dem zweiten und dritten Vrustringe stehen.
Bei den zweiflügeligen Insekten (Dipteren) sind aber die hin- tern Flügel zu sog. Schwingkölbchen (Haltcrcn), bei den männlichen Strepsipteren die vordern über- haupt verkümmert, und bei allen Käfern dienen die vordcrn Flügel nur als Decken. - Zum Fliegende selbst dienen dann noch weitere Einrichtungen, die darauf hinzielen, den Körper specifisch leichter zu machen. Bei den Vögeln entwickeln sich Luftsäcke, die von den Atemorgancn aus mit Lust gefüllt werden und sich in die Knochen [* 5] verzweigen, sodah diese hohl wer-- den; bei den Insekten entwickeln sich die Lnft gange (Tracheen) [* 6] im Innern des Körpers zu großen Kanälen und Blasen, die ebenfalls mit Luft voll- gepumpt werden.
Die Bewegungen selbst, die mit- tels der Flügel ausgeführt werden, sind sehr ver- schiedener Natur, und es wird dabei oft eine stau- nenswerte Kraft [* 7] und Ausdauer entwickelt.
Schon Aristoteles versuchte das Fliegende zu erklären, aber erst Borelli («Do inow auimliUum», 2 Bde., Nom 1680) legte den Grund zur Theorie des Fliegende. In neue- rer Zeit haben besonders Prechtl («Untersuchungen über den Flug der Vögel», [* 8] Wien [* 9] 1846),
der Franzose Marcy («I^n. inac1iin6 lluiinclle. I^ocoinotiou tei- rosti-o 6t kLi-ienuL», Par. 1874) und der Engländer Pettigrew («Die Ortsbewegung [* 10] der Tiere»/Bd. 10 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», Lpz. 1875) höchst sinnreiche Versuche angestellt, welche die Mechanik des Fliegende der Insekten erläutert haben.
Die Anhänger Vorellis leiten den Flug von dem keilartigen Wirken der Flügel her, die als schiefe Ebenen auf die Luft schlagen, welche letztere dann rückwirkend den Flieger hebt oder vorwärts treibt. Nach Pettigrew vermögen die Flügel während ihrer Thätigkeit sich ans- und abzuwinden und Linien in Form einer Acht zu beschreiben, wodurch die rück- wirkenden, treibenden Luftströme entstehen.
Obwohl der anatom. Bau des fliegenden Tiers vielerlei das Fliegende begünstigende Umstände nachweist, so bleibt doch für das Studium des Fliegende die Ergründung derHaupt- cigenschasten der Flugorgane die Hauptsache, wes- halb auch die ncncre Forschung durch vielseitige Beobachtung des Flugs, der dabei thätigen Flügel sowie durch Anfertigung künstlicher Flügel die Ele- mente sür die wahre Theorie des Flugs zu gewinnen sucht.
Daß beim Flug die eigentümliche Gestalt des Fliegenden, der Anlanf beim Auffliegen u. dgl. m. von Einfluß ist, wird auch von den modernen Be- obachtern und Forschern zugegeben.
Die Geschwin- digkeit des Flugs ist bei der Haustaube 13 in, bei der Wandcrtaube 20 in, bei der Brieftaube durch- schnittlich etwa 17 m, im Marimum 30 in pro Se- kunde. Die Saatkrähe fliegt 8-12 in, der Adler [* 11] 24 in pro Seknnde. Am schnellsten stiegen die Schwalben, und zwar die Mauerschwalbe 36 in, die Hausschwalbc 45-60 in und die Rauchschwalbe, die 1891 von den Franzosen als Briesschwalbe abge- richtet, jedoch später wieder aufgegeben wurde, 50- 90 in in der Sekunde, also 3^mal so schnell als ein deutscher Schnellzug.
Die Stubenfliege legt bei ruhigem Fluge 1,6 in pro Sekunde znrück.
Über die künstliche Nachahmung des Flugs s. Flugtechnik.
Außer den oben angeführten Werken vgl. noch Strasjer, über den Flug der Vögel (Jena [* 12] 1885); Parscval, die Mechanik des Vogelflugs (Wieso. 1889);
Lilienthal, Vogelflug (ebd. 1889). Fliegende Blätter, soviel wie Flugblätter (s.d.). Fliegende Blätter, im Verlag von Braun & Schneider in München [* 13] erscheinendes humoristi- sches Wochenblatt mit Illustrationen, 1844 von Kaspar Braun (s. d.) und Friedr. Schneider, Be- sitzern einer xylographischen Anstalt in München, gegründet.
Gegenwärtiger Redacteur ist des letztern Sohn Julius Schneider;
neben ihm sind sein Bru- der, der Maler Herm. Schneider, Kaspar Braun ^un., Eduard Ille (s. d.) und Franz Bonn [* 14] (von Miris) in der Redaktion thätig.
Die über die ganze Welt verbreiteten Fliegende B., deren Hauptstärke die vielfach künstlerisch wertvollen humoristischen Zeichnungen bilden, haben von je nur den unpoli- tischen, harmlosen Witz und gemütvollen Hnmor gepflegt.
Kaspar Braun selbst lieferte köstliche Illu- strationen für das Blatt, [* 15] fpäter errang namentlich der originelle Wilh.
Busch (s. d.) in ihm seine ersten Erfolge.
Der bedeutendste Illustrator der Fliegende B. ist seit Jahren Adolf Oberländer (s. d.).
Neben ihm find gegenwärtig hauptsächlich als Zeichner thätig: Ludw. Vechstein, Karl Gehrts, Edmund Harbnrger, A. Hengeler, Ludw. von Nagel, Emil Reinicke, Rene Reinicke, Heinr. Schlittgen, Herm. Vogel, Karl Stau- ber, Fritz Stcub u. a. Von namhaften Künstlern, die früher auch für die Fliegende V. gearbeitet haben, wä- ren zu nennen: Moritz von Schwind, Franz Pocci, Karl Spitzweg, Herm. Dyck, Ferd. Dietz, Friedr. Lossow, Wilh.
Diez. Auch hervorragende Schriftstel- ler, wie Felix Dahn, Herm. Lingg, Märt.
Greif, [* 16] Ernst Eckstein u. a. liefern litterar.
Beiträge für die Fliegende B. Außerdem aber arbeitet die ganze deutsche Nation in zahllosen Einsendungen an dem Blatte mit. Fliegende Brücken, [* 17] s. Fähre. Fliegende Eisenbahnen, s. Transportable FliegendeFähren, s. Fähre. ^Eisenbahnen.
Fliegende Fische, [* 18] mehrere Gattungen von Fischen, welche die Gewohnheit haben, bei Verfol- gung durch Raubsifche aus dem Wasser zu springen und mittels ihrer übermäßig großen Brustflossen, die sie wie Fallschirme gebrauchen, sich längere Zeit in der Lust schwebend zu erhalten.
Sie können nur vorwärts in gerader Richtung, am liebsten gegen ¶