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Schüttelfrost, großer Hinfälligkeit und sehr hohem Fieber (40 - 41° d), wozu sich sehr bald Delirien, Gliederzittern, Schlaflosigkeit, Benommenheit und andere nervöse Störungen gesellen. Am dritten oder vierten Tage, selten etwas später, entstehen am gan- zen Körper mit Ausnahme des Gesichts zahlreiche rote mascrnähnliche Hautslecken (Petechien), und oft genug nimmt in fchweren Fällen sogar die ganze Haut eine dunkle livide Färbung an. Zu dieser Zeit bieten die Kranken das schwerste Krantheitsbild.
Mit dunkelroter Gesichtsfärbung, halb offenem Mund und Auge, trockner brauner Zunge liegen sie völlig teilnahmlos da, verbreiten einen eigen- tümlich moderigen Geruch und versinken unter an- haltendem Fieber in eine tiefe Betäubung, aus der sie bei günstigem Verlauf der Krankheit erst An- fang oder Mitte der dritten Woche unter einer plötzlichen Krisis erwachen. Häufig schließen sich schwere Nachkrankheiten, namentlich Lungen- und Brustfellentzündungen an, und immer erfordert die Rekonvalescenz infolge der hochgradigen Schwäche und Erschöpfung der Kranken geraume Zeit.
Der tödliche Ausgang erfolgt meist in den letzten Tagen der zweiten Woche unter Herzschwäche, Krämpjen oderLungenödem. Die Sektion ergiebt, im Gegensatz zu dem Ävdominaltyphus, keinerlei charakteristische lokale Veränderungen, sondern nur die allen In- fektionskrankheiten gemeinsamen Schwellungen der Milz, Leber und Niere. Die mittlere Sterblichkeit schwankt beim Fledermäuse zwischen 6-20 Proz., hat aber auch in einzelnen schweren Epidemien (Krimkrieg, London 1858) selbst 50-55 Proz. betragen.
Doch ist neuerdings auch bei dem Fleckficbcr durch die energische Durchführung der Kaltwasserbehandlung die Mortalitätsziffer bedeutend herabgefetzt. Hinsichtlich der Vorbeugung des Fledermäuse ist es von der größten Bedeutung, bei herrschenden Mißern- ten und Teuerungen für zweckmäßige Ernährung, Bekleidung und linterbringung der ärmern Volks- tlassen zu sorgen, ferner die Herbergen, Gefäng- nisse, Arbeitshäuser und Auswandcrerschiffe jeder- zeit auf das strengste zu kontrollieren, die Ver- schleppung des Krankheitsgiftes durch das herum- wcmdernde Proletariat möglichst zu verhüten und bei ausgebrochener Krankheit alle Kranken sobald als möglich in gut isolierten Krankenhäusern unter- zubringen und zu verpflegen.
Die Behand- lung besteht wie die der übrigen typhösen Fieber in sorgsamster diätetischer Pflege, energischer Be- kämpfung der übermäßig hohen Temperaturen durch kalte Bäder, Chinin und andere antipyretifche Mittel und Darreichen erregender Mittel (Wein, 'Äther, Kampfer) bei drohender Herzschwäche. Die Rekonvalescenz ist durch eine leichtverdauliche und nahrhafte Diät und Fernhalten jedweder Schädlich- keit angemessen zu unterstützen. -
Vgl. Murchison, ^.tr6Äti86 OH tk6 c0QtinU6(1 l6V6I-3 0f(3i'6Ht I^litHil1 (Lond. 1862);
Griesinger, Infektionskrankheiten (2. Aufl., Erlangen 1864, in Virchows «Handbuch der speciellen Pathologie»);
Mosler, Erfahrungen über die Behandlung des i^liuL 6xaut1i6inltticu8 (Berl. 1868);
Passauer, über den eranthematiscken Typhus in klinischer und sanitätspolizeilicher Be- ziehung (Erlangen 1869);
Ledert, Rückfalltyphus, Fledermäuse und Cholera (im «Handbuch der speciellen Patbo- logie und Therapie», hg. von Ziemssm, 2. Aufl., 2. Bd., 1. Hälfte, Lpz. 1876).
Fleckvieh, s. Rindviehzucht. Sleckwafser, s. Fleckmittcl. VrockbanZ' Konvl'riations-Lexikon.. 14. Aufl. VI. I"1b0ts.inn8 FVNÜ2. (lat.),
«lasset uns die Knie beugen», Ruf, durch den in der kath. Kirche der Diakon das Volk zum Gebet auffordert. inovödo, «wenn ich den Himmel nicht erweichen kann, werde ich die Hölle in Bewegung fetzen», Citat aus Virgils ^lneide (7,312). Flederfifche, s. Fliegende Fische. Flederhunde,flieg ende Füchse, fliegende Hunde (?t6i'0iiäa6 8. i^uZivora), die früchte- fressenden Fledermäuse, welche nur in den Tropen- gegenden der Alten Welt leben und durch kleine Schneidezähne, große Eckzähne, durchaus stumpf- höckerige, denjenigen der Affen ähnliche Backzähne und den Mangel aller Hautausbreitungen an Ohren und Nase von den insektenfressenden Fledermäusen sich unterscheiden.
Der Kopf ist demjenigen eines langschnauzigen Hundes sehr ähnlich; der Daumen lang und großkrallig, meist trägt auch der Zeige- singer noch eine Kralle. Die Tiere hängen sich mit dem Kopf nach unten gesellig, oft zu Tausenden zu- sammen, tagsüber in den Wipfeln großer Bäume zum schlafe auf und nähren sich nachts von Früch- ten, wobei sie oft in den Pflanzungen große Ver- heerungen anrichten. Indessen fressen sie auch Vögel und selbst Fische. In neuerer Zeit hat man sie oft lebend nach Europa gebracht und man findet fast in jedem zoolog. Garten Exemplare der einen oder der andern Art, die mit 20-40 M. das Stück bezahlt werden.
Ihre Nahrung besteht dort aus Feigen, Datteln, frischem Obst, Mohrrüben und Brot. In ihrer Heimat mästet man sie in der Gefangenschaft und ißt sie. Der auf den Infeln des Indischen Archipels einheimische große Flederhund oder Kalong(?t6i'0M5 6äuU8(?6oF'., s. Tafel: Fleder- mäuse [* ] 1,Fig.4) ist das größte fliegende Säugetier; er erreicht 40 cm Körperlänge und 1,50 in Spann- weite der Flügel. In Afrika lebt eine etwas ab- weichend gebaute Gruppe, die Nachthunde (lÜM0- uMki'iä), die sich besonders durch einen kurzen Schwanz von den schwanzlosen ostindischen Fledermäuse unterscheiden.
Der Halsband-Nachthund ((^nonMOriZ collai-iZ /??.) pflanzt sich in der Ge- fangenschaft leicht fort. ssledermausbrenneV, s. Gasbeleuchtung. Fledermäuse oder Flattertiere, Name einer großen Ordnung (Handflügler, (Hii-oMla) der Säugetiere von über 300 Arten. Dieselben haben sehr verschiedenartigen Zahnbau, indem einige, die Flederhunde (s. 0.), fast nur Früchte, die eigentlichen Fledermäuse dagegen Vorzugsweife Insekten sressen, kommen indessen alle darin überein, daß sich über ihre sehr verlängerten Finger mit Ausnahme des kurzen, eine große Kralle tragenden Daumens bis zu den Hinterfüßen und meist zum Schwänze eine Flug- haut erstreckt, welche durch die vier dünnen Finger der Hand gespannt werden kann und ein förmliches Fliegen ermöglicht, was die Alten veranlaßte, die Fledermäuse zu den Vögeln zu zählen.
Dagegen können sie nur sehr ungeschickt und langsam kriechen, und des- halb ist auch die Luft ihr eigentliches Element. Der Hörsinn ist bei den eigentlichen Fledermäuse von ungewöhn- licher Schärfe und der Fühlsinn in staunenerregen- dem Maße entwickelt, indem an Nase und Ohren oft ganz eigentümliche häutige Ausbreitungen und Vorsprünge ausgebildet sind, welche der Sitz zahl- reicher Hautsinnesorgane, nervöser Apparate, sind, wie solche auch auf den Flügeln sich in großer Menge nachweisen lassen. Der Körper der eigent- 56