0878b Flechten [* 2] II 1. Evernia prunastri (Bandflechte). 2. Usnea barbata var. florida (Bartflechte). 3. Cladonia [* 3] pyxidata (Becherflechte). Zwei verschiedene Wuchsformen. 4. Cladonia rangiferina (Renntiermoos). 5. Graphis scripta (Schriftflechte); a an Buchenzweig in nat. Gr., b Teil davon, vergrößert. 6. Lecanora varia (Kuchenflechte); a auf Holz [* 4] in nat. Gr., b ein Stück vergrößert. 7. Entstehung von Flechten (Algengonidien, von Pilzhyphen umsponnen); a Cladonia furcata, b Stereocaulon ramulosum. 8. Parmelia [Imbricaria] conspersa (Schüsselflechte). 9. Roccella tinctoria (Lackmus- oder Orseilleflechte); a in nat. Gr., b Teil davon, vergrößert. ¶
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puna auf verdickter, geröteter, juckender Haut) [* 6] und der wichen oder die Knötchenflechte (kleine, meist in Gruppen stehende Knötchen, die sich abschuppen); ferner der Prurigo oder die juckende Flechten (zerstreute, flache, heftig juckende Knötchen), das Ekzem oder dienässendeF. (die entzündete, juckende Haut schei- det eine wässerige Flüssigkeit ab, welche zu schuppen- förmigen Krusten eintrocknet), der Herpes oder die Bläschenflechte (gruppenweisestehende,zuEchor- fen eintrocknende Bläschen), der Lupus oder die fressende Flechten (Hautknötchcn und Entzündungen der Haut, welche ineinander übergehen, die Haut völlig zerstören und unaufhaltsam um sich greifen) und die Nupia (Rhypia) oder die Schmutz- flechte (große, einzelne, stäche Blasen, deren eite- riger und blutiger Inhalt zu dicken, festen Borken eintrocknet).
Manche dieser Ausschläge sind erblich, andere entstehen durch Hautreize, noch andere durch Syphilis; von andern wieder sind die Ursachen un- bekannt. (S.Hautkrankheiten.) über Flechten der Haus- tiere s. Hautkrankheiten [* 7] der Zaustiere. Flechten (I^ck6ii68), eine Gruppe eigentümlicher pilzähnlicher Gewächse, die jedoch keine Individuen darstellen, sondern als Resultat einer teils symbio- tischen, teils parasitischen Vereinigung von Pilzen und Algen [* 8] zu betrachten sind.
Die hierbei in Be- tracht kommenden Pilze [* 9] gehören fast sämtlich zur Abteilung der Schlauchpilze oder Ascomyceten (s.d.); nur wenige Fälle sind bekannt, in denen Basidio- myceten (s. d.) parasitisch auf Algen leben und da- durch an der Bildung gewisser Flechten teilnehmen. Die Algen, auf denen die Pilze leben, gehören den Abteilungen der Cyanophyceen und Chlorophyccen an. (S. Algen.) Früher hielt man die Flechten für felbständige krypto- gamische Pflanzen und stellte sie als besondere Gruppe meist zwischen Pilze und Algen: jetzt muß man die Flechten den Pilzen zurechnen, da die charakte- ristische Form ihrer einzelnen Arten in den meisten Fällen ausschließlich durch die betreffenden Pilze bedingt wird, nicht aber von den nur als Nähr- pflanzen für jene dienenden Algen.
Wie alle echten Parasiten, kommen auch die flcchtenbildenden Pilze nicht ohne die für sie notwendigen Nährpflanzen fort, die letztern dagegen, also hier Arten der genannten Algenabteilungen, können sich vollständig normal entwickeln, wenn sie von den auf ihnen schmarotzen- den Pilzen befreit werden. Die svstematische Gruppierung der Flechten beruht auf der großen Mannigfaltigkeit in der Ausbildung des vegetativen Teils, desTh allus, fowie auch auf den Verschiedenheiten in der Form der Fruchtkörper, der Apothecien.
Man kennt im ganzen etwa 1500 Arten, die über die ganze Erde verbreitet sind, hauptsächlich in der nördl. kalten Zone zu reichlicher Entwicklung gelangen und hier einen großen Teil der ganzen Vegetation ausmachen; das letztere gilt auch für jene Hochgebirgsregioncn, die in ihren klimatischen Verhältnissen mit den Polargegenden im wesentlichen übereinstimmen. Die Zahl der in Europa [* 10] wachsenden ist etwa 600. Früher teilte man sie meist nach der äußern Form ein, indem man folgende Gruppen aufstellte: Strauch flechten, Thallus strauchförmig, meist vielfach verzweigt; Laubflechten, Thallus blattartig;
Krusten- flechten, Thallus nur als krustenförmiger Über- zug ausgebildet;
Gallertflechten, Thallus im trocknen Zustande häutig, im feuchten Zustande gallertartig aufgequollen. Der eigentümlichen Organisation der Flechten entsprechender ist es, wenn man dieselben nach den Pilzen einteilt, die an der Bildung teilnehmen. Es sind dies in den aller- meisten Fällen Ascomyceten, und zwar aus den beiden Abteilungen der Discomyceten und Pyreno- myceten (s. Ascomyceten);
demnach kann man bei den Flechten solche unterscheiden, deren Apothecien becher- oder scheibenartig entwickelt sind und dem Thallus aufsitzen, und solche, bei denen die Apothecien die Form von kapsel- oder flaschenförmigen Höhlungen haben und dem Thallus eingesetzt sind.
Die erstem bezeichnet man als I^ic1i6ii68 Z^lliuocarpi, dieletztern als I^ic1i6n68 anFioearpi. Hierzu kämen noch als eine dritte Abteilung diejenigen Flechten, bei denen nach neuern Untersuchungen die flechtenbildenden Pilze nicht zur Gruppe der Ascomyceten, sondern zu der der Basidiomyceten gehören. In der äußern Form des Thallus sind, wie aus dem bereits Gesagten hervorgeht, zahlreiche Verschiedenheiten vorhanden; nicht so in ihrer innern Organisation: hier finden sich bei allen Flechten wesentlich dieselben Verhältnisse;
der Thallus ist immer zusammengesetzt aus vielfach verschlungenen, meist dicht miteinander verflochtenen Pilzhyphen und grünen, gewöhnlich kugeligen Zellen, die den als Nährpflanzen dienenden Algen angehören.
Man bezeichnet diese grünen Zellen als Gonidien. (S. Tafel: Flechten II, [* 5] Fig. 7.) Da dieselben stets von den Pilzfäden umgeben werden, fo sehen die Flechten im trocknen Zustande, weil immer Luft zwischen den einzelnen Hyphen vorhanden ist, fast nie grün aus, sondern meist weiß, grau oder gelblich; werden sie jedoch feucht, so wird die Luft aus dem Pilzgestecht durch Aufquellen der Hyphen ausgetrieben und es schimmert dann meist das Grün der Gonidien durch die Pilzfäden hindurch.
Bei der größern Zahl der Flechten ist jedoch die Ver- teilung der Hyphen und Gonidien im Thallus nicht gleickmäßig, sondern die letztern treten nur in einer gewissen Schicht auf, wo sie zwischen locker mitein- ander verflochtenen Hyphen liegen; diese Schicht nennt man Gonidienschicht oder gonimische Schicht, und den Thallus, der auf diese Weise ge- baut ist, bezeichnet man als geschichteten oder h etcro m e r e n T h a llu s. Sind dagegen die Goni- dien gleichmäßig durch den ganzen Thallus verbrei- tet, so spricht man von einem ungeschichteten oder homöomeren Thallus.
Einen heteromeren Thallns besitzen die Strauch-, Laub- und Krusten- flechtcn, einen homöomeren dagegen die Gallert- flechten. In dem letztern Falle wird die äußere Form mebr durch die Alge als durch den Pilz [* 11] be- dingt, indem hier die Hyphen des letztern eigentlich nur in den Gewebekörper der Alge eindringen, wie bei der Gattung ^pdeds (flechten d. und Tafel: Flech- ten I, [* 5] Fig. 7), die noch ganz die fadenförmige Ge- stalt der vom Pilz umsponnenen Alge besitzt, oder indem sie in einer Kolonie von Algen vegetieren, wie bei der Gattung (üoilsma, wo sich in den gallert- artigen Massen der Nostoc-Kolonien zwischen den einzelnen Nostoc-Zellreihen zahlreiche Pilzfäden vor- finden. (^. Taf. I, [* 5] Fig. 1.) Die FortpflanzungderF. kann ihrer eigentüm- lichen Zusammensetzung balber eine zweifache sein. Einmal kann durch Fruktisikation des flechtenbilden- den Pilzes unter geeigneten Bedingungen eine Fort- pflanzung erfolgen und zweitens vermag auch die als Nährpflanze dienende Alge zur Vermehrung der Flechte beizutragen. Die Fruchtkörper des Pilzes ¶