Die Rücksichtslosigkeit in Sprache und Schilderung zog Flaubert eine Anklage wegen Verletzung der Sitten zu, doch wurde er freigesprochen. 1858 machte
Flaubert eine Reise nach Tunis, von wo er die Anregung zu einem histor.-archäol. Roman mitbrachte, der 1862 u. d. T. «Salammbô»
(Edition definitive, Par. 1888; deutsch von Habs in Reclams «Universalbibliothek») erschien, aber die
große Lesewelt wenig befriedigte. «Salammbô» spielt in der Zeit des Söldnerkrieges
und des Kampfes zwischen Rom und Karthago.
Eine Fülle glänzender Schilderungen und Beschreibungen von künstlerischer Ausführung und archäol. Treue überwuchern die
Handlung des Romans, die hinter der Darstellung der Zustände vollständig zurücksteht. «L’education sentimentale,
histoire d’un jeune homme» (2 Bde.,
Par. 1869 u. ö.) soll die Charakterentwicklung des modernen jungen
Mannes darstellen, ist aber matt, weil auch hier der Dichter den Gegenstand mit kalter Objektivität behandelt.
Ein Lustspiel in vier Akten, das 1874 erschien: «Le candidat», hatte keinen Erfolg. Bessere Aufnahme fanden drei Novellen, die
Flaubert u. d. T. «Trois
contes» (1877) herausgab. Flaubert starb auf seiner Besitzung Croisset
bei Rouen. Sein nachgelassener Roman «Bouvard et Pécuchet» (1881) bekundet
nur stellenweise das kraftvolle Talent seiner frühern Werke. Eine Gesamtausgabe von F.s Werken erschien 1885 (8 Bde.,
Paris). –
Vgl. F.s Briefe an George Sand, hg. von Guy de Maupassant (4. Aufl., Par.
1889) und seine Correspondance. 1830‒80 (4 Serien, ebd. 1887‒93);
P. Bourget, Essais de psychologie contemporaine (ebd.
1884);
Maxime Du Camp, Souvenirs littéraires, Bd. 1 (ebd. 1882).
Fries oder Coating, ein tuchartiges, zuweilen geköpertes Gewebe, das sich vom gewöhnlichen Tuch durch größere
Dicke und längeres, gröberes Haar unterscheidet, stark gewalkt und gerauht, aber wenig geschert ist.
In der Studentensprache
ist Flaus oder Flausch soviel wie Rock.
(spr. -winnjih), Weiler im Kanton Gorze, Landkreis Metz des Bezirks Lothringen, gehört zur Gemeinde Rezonville
(s. d.).
Hier fand der erste Zusammenstoß der über die Mosel vorgedrungenen deutschen Zweiten Armee mit der nach
der Schlacht von Colombey-Nouilly (s. d.) auf das linke Moselufer zurückgegangenen
und im Abmarsche nach Verdun begriffenen franz. Rheinarmee statt, aus dem sich die Schlacht von Vionville-Mars-la-Tour
(s. Vionville) entwickelte.
ein in der Gelbfärberei für Wolle angewendetes Farbematerial, das man aus dem Quercitron (s. d.) dadurch
darstellt, daß man den darin enthaltenen Farbestoff, das Quercitrin, mit verdünnten Säuren kocht, wobei sich ein citrongelbes
Pulver, das Quercetin, abscheidet, das ungereinigt als Flavin im Handel vorkommt.
Es besitzt die 15‒20fache
Färbekraft der Rinde. Das Färben mit Flavin geschieht in folgender Weise: In einer hölzernen Kufe, in die ein zinnernes Dampfrohr
mündet, löst man (auf 5 kg Wolle) 250 g Oxalsäure, 140 g Zinnsalz und 80 g Flavin, erhitzt zum Kochen, bringt
die Temperatur durch Zusatz von kaltem Wasser auf 60° C. herab, führt die angefeuchtete Wolle ein, erwärmt langsam wieder
zum Sieden und färbt auf kochendem Bade aus.
ein Name, der im Altertum von verschiedenen Familien in Rom und sonst in Italien geführt wurde. Am berühmtesten
ist Flavius Vespasianus, der 69 n. Chr. Kaiser wurde. (S. Vespasianus.) Aus republikanischer Zeit sind folgende
hervorzuheben:
Gnäus Flavius, Schreiber des Appius Claudius Cäcus und trotz seines geringen Herkommens 304 v. Chr. Ädil, veröffentlichte ein
Verzeichnis der Fasti (s. d.) und der Legis actiones (oft als Jus Flavianum bezeichnet).
Gajus Flavius Fimbria, einer der eifrigsten Teilnehmer an den Greuelthaten des Marius, begleitete 86 v. Chr.
als Legat den kriegsunerfahrenen Konsul Lucius Valerius Flaccus, welcher in den Orient ging, um an Sullas Stelle den Oberbefehl
im Kriege gegen Mithridates zu übernehmen. Auf Antrieb des Flavius empörten sich aber in Byzanz die Truppen des Flaccus, dieser wurde
ermordet und Fimbria zum Feldherrn gewählt. Er besiegte den jüngern Mithridates, zwang den König selbst
zur Flucht und würde ihn in Pitane, einer Hafenstadt bei Pergamon, in seine Gewalt gebracht haben, hätte nicht Lucullus,
der unter Sulla eine Flotte befehligte, dem Marianer die Mitwirkung versagt. Sulla trat hierauf mit Mithridates in
Unterhandlung, ging 84 v. Chr. zum persönlichen Abschluß des Friedens von Europa nach Asien hinüber und zog dann auf das
Heer des Flavius zu, auf das er unfern von Pergamon bei Thyatira traf. Jetzt verließen die Soldaten des Flavius ihren Führer und dieser
ließ sich in Pergamon (84 v. Chr.) im Tempel des Äskulap durch die Hand eines Sklaven töten.
(d. h. der Blonde), ein cherusk. Fürstensohn, Bruder des Arminius, war wie dieser in den kaiserl. Heeresdienst
getreten, nahm nachher aber an der Erhebung gegen Varus nicht teil, sondern blieb den Römern treu und focht
gegen seine Landsleute. Zwischen ihm und Arminius fand 16 n. Chr. kurz vor der Schlacht des Germanicus an der Weser ein höchst
erbittertes Zusammentreffen statt. Ein Sohn des Flavus und der Tochter des kattischen Fürsten
Katumer, Namens Italicus, wurde 47 n. Chr. von Rom zu den Cheruskern als König berufen; doch fachte diese Ernennung den unter
den Cheruskern tobenden innern Hader nur noch mehr an.
(spr. fläxmänn), John, engl. Zeichner und Bildhauer,
geb. zu York, besuchte vom 15. Jahre an die königl. Akademie, die er aber wegen Zurücksetzung
bald wieder verließ, und ging 1787 nach Rom. 1794 nach London zurückgekehrt, wurde er 1800 Mitglied der königl. Akademie
und 1810 Professor der Bildhauerkunst an derselben. Er starb Großen Ruf erlangten seine Umrißzeichnungen, besonders
die berühmten Umrisse zu Homers Odyssee (Rom 1793) und zur Ilias