forlaufend
839
Auktion direkt verkauft werden und deren Gewicht nicht genau zu ermitteln ist. Vom Auslande be- teiligt sich an der Einsendung von frischen Seefischen vor allem Dänemark, [* 2] dann aber auch die übrigen skandmav. Länder sowie Holland und England. Eine wichtige Rolle namentlich für die Altonaer Fischauktion spielen die Störe mit ihrem geschätz- ten Kaviar. Dieselben werden zum Teil auch von den Ostseeküsten, namentlich von derDanziger Bucht, während der Fangzeit regelmäßig an die großen Fischauktionshallen der Nordseeküste, namentlich nach Altona, [* 3] gesandt. 1892 lieferte die Störftscherei in der Elbe, Ems, [* 4] im Wattenmeer und der Nordsee insgesamt 4896 Stück.
Die Hauptprodukte der O st - seesischerei, als Plattfische (Schollen und Flun- dern), Dorsch, Lachse, Aale, Hechte, Bars, Brassen, Kaulbars, werden ohne Auktion in großen Mengen ins Binnenland versandt, außerdem Lachse, Flun- dern, Aale u. a., vielfach mariniert oder geräuchert. Ein besonders wichtiger Artikel des Fischhausen sowohl an der Nordsee- wie an der Ostseeküste ist vor allem der Hering, der zum großen Teil frisch, zum an- dern mit der verwandten Sprotte gemeinschaftlich an der Küste zu allerlei Konserven verarbeitet, ma- riniert, gebraten oder geräuchert ins Binnenland verschickt wird.
Die auf der Verarbeitung des He- rings und der Sprotte beruhende Konservenfabrika- tion und der Handel mit den Erzeugnissen derselben steht an der ganzen Ostseeküste, namentlich in Schles- wig-Holstein, Lübeck [* 5] und Pommern [* 6] in höchster Blüte. [* 7] Während die feinern Produkte diefer Fabri- kation überall Eingang finden, werden die groheu Massen namentlich an Brat- und Räucherware in vielen Wagenladungen besonders nach den volk- reichen Industriegegenden Sachsens und Thüringens versandt. Da die deutsche Fischerei [* 8] nicht zu allen Jahreszeiten [* 9] die Mengen von Heringen zu liefern im stände ist, welche die obenerwähnten Fabriken verarbeiten, so werden (während der kalten Jahres- zeit) auch große Mengen Heringe aus Schweden [* 10] und Dänemark verarbeitet.
Trotz der großen Lei- stungsfähigkeit der deutschen Konservenfabrikation sendet auch das Ausland noch große Mengen von Räucherwaren. Holland hat nach den Angaben des kaiserl. Statistischen Amtes (1891) beinahe 7 Mill. Pfd. geräucherter Heringe nach Deutschland [* 11] einge- führt. Da an manchen Orten der deutschen Küste, z. B. in der Elbmündung, noch viele Heringe und Sprotten gefangen werden, ohne bis jetzt zu Kon- serven verwendet zu werden, erscheint die Industrie in Deutschland noch sehr entwicklungsfähig. So werden in der Außenelbe jäbrlich riesige Mengen junger Heringe gefangen (einschließlich Sprotten 1892: 8 750000'kx), welche fast nur als Dünger Verwendung finden.
Ein von dem hier erwähnten ganz wesentlich ver- schiedenes Feld hat der Handel mit gesalzenen oder gepökelten Heringen. Trotzdem in Deutsch- land an solcher Ware gewaltige Mengen (30 Mill. M.) verzehrt werden, so ist die deutsche Fischerei doch nur mit kaum 1 Proz. an der Produktion dieser Ware beteiligt. Alle diese Millionen wandern also ins Ausland, nach Holland, Schottland, Norwegen. Die Einfuhr von dort an gesalzenen Heringen be- trug 1889: 1217 389 t, 1890:1266 620 t, 1891: 1116 518 t. Die wichtigsten Einfuhrhäfen sind Ham- burg, Stettin [* 12] und Königsberg. [* 13]
Die Ursache für die geringe Beteiligung Deutschlands [* 14] an der sog. großen Heringsfischerci, die das Material zum Salzen lie- fert, ist darin zu suchen, daß diese Fischerei sich in zu großer Entfernung von der deutschen Küste, näm- lich einesteils vor der schottisch-englischen, andern- teils vor der norweg. Küste abspielt, so daß die einzige seit längerer Zeit in Deutschland bestehende größere Heringsfischereigesellschaft in Emden, [* 15] wohin jetzt auch noch eine zweite Seesischereigesellschaft aus den Niederlanden übergesiedelt ist, dem Auslande gegenüber nicht konkurrenzfähig ist.
Dennoch schei- nen sich die Verhältnisse zu bessern; auch in Norden [* 16] und in Glückstadt ist man mit der Gründung von Heringssischereigesellschaften vorgegangen, und Veaefack wird folgen. Aer Anteil der deutfchen Fifcherei am Fang der Sardelle ist unbedeutend: der ganze Bedarf, der sich auf 2/2-1 Mill. M. jährlich beziffert, wird durch ! die Einfuhr aus Holland gedeckt, an dessen Küsten, namentlich im Zuidersee (abgesehen von den Mittel- meerfischereien), der bedeutendste Sardellenfang statt- findet.
Auch der Bedarf Deutschlands an Stock- fifch und Klippfisch ist nicht gering und bezifferte sich (1891) auf 1084 t, die meist über Holland aus Norwegen und Frankreich eingeführt wurden. Die deutfche Einfuhr (Ausfuhr) an Fischen über die Zollgrenze betrug 1893: 48527 (3603) t frische Fische, [* 17] 1182 (83) t Stockfisch, 3486 (930) t gesalzene Fiscke in Fässern, 1111 (283) t gesalzene Fische in Gläsern und Büchsen sowie Fische mit Essig und Öl zubereitet. Die frischen Fische kommen meist aus Schweden, Dänemark und den Niederlan- den, die Stockfische meist aus den Niederlanden.
Der Handel mit Austern vollzieht sich meistens durch direkten Versand nach den Konsumplätzen; nur die sog. wilden Austern, die in der offenen Nordfee von deutschen Fischern gefangen werden und oft fälschlich unter dem Namen Helgoländer Austern gehen, kommen gelegentlich zur Versteige- rung. Austern und andere Muschel- oder Schaltiere aus der See wurden eingeführt 1889:1394 t, 1890: 1622 t, 1891: 1192 t. Die Hummern aus Norwegen und Helgoland [* 18] werden von dortigen Fifchern oder Händlern fast immer an direkte Adressen vertauft und kommen selten zur Versteigerung.
Berlin [* 19] verbrauchte 1888: 20795 t Fische, d. i. 14,42 kF auf den Kopf der Bevölkerung. [* 20] In andern Großstädten, die, wie London, [* 21] Neuyork, [* 22] Peters- burg, Paris, [* 23] Rom, [* 24] unmittelbar an oder in größerer Nähe der See und außerdem noch an einem fisch- reichen Strome liegen, ist der jährliche Verbrauch viel höher. In London sollen nach Schätzungen 55, in Paris 41 k^ Fische jährlich auf den Kopf entfallen. Der Fischhausen ist in Deutschland geringer entwickelt als in vielen andern Ländern; dies geht schon daraus hervor, daß (vom Hering abgesehen) selbst in gut bürgerlichen Kreisen (auch nicht längs der Küste) Fischspeise mehr oder weniger als ein Lurusessen angesehen wird, wenn auch das letzte Jahrzehnt in der Verbilligung der Preise für Seefifche einen er- freulichen Fortschritt geschaffen hat. Fluh- und Teick- fifche haben dagegen ihre Preise behauptet, nur die Forelle ist dank ihrer künstlichen Züchtung etwas billiger geworden. Fifchhausen.
1) Kreis [* 25] im preuß. Reg.-Bez. Königsberg, hat 1061,58 ykm, (1890) 51867 (25186 männl., 26681 weibl.) E., 2 Städte, 148 Landge- meinden und 153 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im z Kreis Fischhausen, 30 kin westlich von Königsberg, auf der Abdachung gegen das Frische Haff, am Nordcnde ¶