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Als Mitglied der nationalliberalen Fraktion zählte er nicht selten zu der schutzzöllnerischcn Minder- heit seiner Partei. Fischer, Ludwig Hans, Maler und Radierer, geb. In Salzburg, [* 2] lernte seit 1869 auf der Wiener Akademie nnter den: Landschafts- maler von Lichtenfels die Malerei sowie bciIacoby und Unger die Radierkunst. Nachdem er dann Italien, [* 3] Nordasrika, Kleinasien, Spanien [* 4] und Indien bereist hatte, ließ er sich in Wien [* 5] nieder. Von seinen Öl- gemälden sind hervorzuheben: Heimkehr griech. Piraten (1874), Hof [* 6] eines arab. Hauses (1876), Arabisches Serail in Tunis [* 7] (1879), In der (^tein- wüste von Iudä'a (1880), Palmenwald bei Mem- phis (1882), Ansicht von Jerusalem [* 8] (1886), Chamsin bei Theben in Ägypten [* 9] (1888). 1889 schnf er einige Gemälde für das Hofmuseum in Wien; es folgten dann: Das Goldene Horn (1890), Mondnacht in der Wüste (1891), Wald am Himalaja (1892), Wald- partie auf Ceylon, [* 10] fowie histor.
Landschaften ans Österreich-Ungarn. [* 11] Besonders zu erwähnen sind eine Reihe von Aquarellen ans Indien und Ägyp- ten, wie der Künstler überhaupt viel dazu beige- tragen hat, Interesse für die Aquarellmalerei zu er regen. Er gründete 1889 den Wiener Aquarellisten- klub und radierte auch einiges nach Canaletto und Gaspar Ponssin. Fischer, Martin, Bildhauer, geb. 1740 zu Ve- bele im Allgäu, kam nach Wien, wo er als Aka- demieprofessor starb. Er wurde Schüler Schletterers und wandte sich im Anschluß an Raphael Donner im Gegensatz zum Barockstil mehr der Antike und dem Naturstudium zu. Doch haben seine sorgfältig durchgearbeiteten Werke einen trock- nen Zug. Seine zahlreichen Arbeiten, besonders Brunnenfiguren, meist aus weichem Metall (einer Mischung von Zinn und Blei), [* 12] schmücken Plätze, Kirchen und Gebände in Wien.
Sein edelstes Werk ist der Moses auf dem Franziskanerbrunnen, ferner die Hygieia [* 13] iu der Alservorstadt, die heil. Marga- reta ebendort, der Springbrunnen vor dem Schlosse in Schönbrunn, endlich seine ausgezeichnete ana- tom. Aktfigur in der Akademie. Fischer, Otto, Chemiker, geb. zu Euskirchen, studierte in Berlin, [* 14] Bonn [* 15] und Straß- burg Chemie, habilitierte sich 1878 in München, [* 16] wurde 1884 uach Erlangen [* 17] berufen und dort 1885 der Nachfolger seines Vetters Emil Fischerei [* 18] (s. d.). Seine zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten liegen zumeist auf dem Gebiete der organischen Farbstoffe, nament- lich der Zunächst gemeinschaftlich mit Emil Fischerei bear- beiteten Triphenylmethanabkömmlinge. 1881 fand er in dem Kairin das erste künstliche Fiebermittel.
Fischer, Theobald, Geograph, geb. zu Kirchsteitz bei Zeitz, [* 19] studierte zu Heidelberg, [* 20] Halle, [* 21] Bonn und Wien Geschichte, Botanik und Geographie. Er bereiste 1868-76 den grüßten Teil von Mittel- und Südeuropa, später auch Nordafrika, habilitierte sich 1876 in Bonn für Geographie, wurde 1879 Professor in Kiel [* 22] und 1883 in Marburg. [* 23] Fischerei schrieb: «Beiträge zur physischen Geographie der Mittelmeerländer, besonders Siciliens» (Lpz. 1877), «Studien über das Klima der Mittelmeerländer» (Ergänzungsheft Nr. 58 zu «Petermanns Mittei- lungen», Gotha [* 24] 1879),
«Die Dattelpalme» (ebd., Nr. 64, 1881),
«Norwegen, [* 25] ein geogr. Charakter- bild» (in der «Sammlung von Vortragen», Heidelb. 1884),
«IvHeeoIta. äoi inapponionäi 6 cai't6 nautielio 6kl XIII ^1XVI Fscolo» (10 Kartenwerke in 79 Blät- tern, Vened. 1881),
«Beiträge zur Geschichte der Erd- kunde und der Kartographie in Italien im Mittel- alter» (ebd. 1886),
«Die südeurop. Halbinseln» «Unser Wissen von der Erde», hg. von A. Kirchbon, Bd. 3, Prag [* 26] 1893),
«Italien, eine länderkundliche Skizze» (Hamb. 1893). Fischer-Achten, Karoline, Sängerin, geb. zu Wien, wnrde 1827 für die Hofoper engagiert. 1830 heiratete sie den Bassisten Fried- rich Fischer (geb. zu Preßburg, [* 27] gest. zu Graz), [* 28] machte dann Gast- reisen, wurde 1832 Mitglied des Frantsurter Thea- ters, 1836 auf Lebensdauer für das Vraunschweiger Hoftheater engagiert und zog sich dann, 1853 pen- sioniert, nach Graz zurück. Sie besaß eine schone, durch großen Umfang ausgezeichnete Stimme.
Fischer von Erlach, s. S. 836d und 837a. Fischer von Waldheim, s. ^. 837 ^. Fischerei, der gewerbsmäßige Fischsang. Die Technik der Fischerei ist in neuerer Zeit bedeutend ver- vollkommnet worden, namentlich dadurch, daß an Stelle der schweren, aus Hanf und von den Fischern selbst verfertigten Netze viel leichtere baumwollene getreten sind, welche in Fabriken hergestellt werden. Abgesehen von der Angclfischerei is. d. und Leinen- sischerei) wird der Fischfang uüt Netzen oder netz- artigen Fanggcräten betrieben (s. Netzfischerei).
Die Binnenfischerei in den süßen Gewässern ist die leichteste, mit Angel, Hamen, Stell-und Zug- netzen betriebene Art der Fischerei; in höchster Blüte [* 29] steht sie in China, [* 30] Sibirien, Rußlands Schweden, Groß- britannien und Frankreich: in Deutschland [* 31] steht Ostpreußen [* 32] in erster Linie. Ihre wichtigsten Gegen- stände sind in Flüssen die verschiedenen Störarten (in Rußland fängt man jährlich über 2 Mill. ^ Störe uüt einem Ertrag von über 5 Mill. Rubel) und die lachsartigen Fische [* 33] (namentlich in den sibir. Strömen, in Nordamerika [* 34] und in Großbritannien, [* 35] wo der Ertraa, der Lachsfischereien jährlich allein 12 Mill. M/beträgt), ferner Maisische (Alsen), namentlich der amerik.
Ehad, Aale, Nasen, Stinte und Neunaugen. In Landseen fängt man, wie im nördl. Deutschland und südl. Schweden, vornehm- lich den Brachsen, im Ladogasee, den Alpen-und einigen norddeutschen Seen die Maränen, Renken oder Felchen. In kleinern Seen und Teichen bilde: neben Karauschen, Weißfischen, Schleihen, Hechten und Sandern der Karpfen den Hauptgegenstand des Fanges und zugleich den einer rationellen Teichwirt- schaft (s. d.). In schnellfliehenden Bächen fängt man Forellen, Aschen, Grundeln u. a. Die Erträge der Binnenfischerei sind in den volkreichern Ländern Europas in den letzten Jahrzehnten allgemein sehr heruntergegangen, eine natürliche Folge der bedeutenden Steigerung des Konsums und dadurch herbeigeführter übersischung, verbunden mit einer Vernichtung der Laichplätze und Störung des Laichgeschäfts durch Flußregulie- ruugcn, Eisenbahnbauten und Industrieanlagen, sowie einer durch Entwaldung hervorgerufenen Ver- minderung der Pflanzennahrung in den süßen Ge- wässern. Zur Wiederbevölkerung der verödeten Ge- wässer dient namentlich die künstliche Fischzucht (s. d.); viel wichtiger aber sind sachgemäße Fisch erei- gesetze (s. Fischereipolizei), die jetzt fast in allen europ. Staaten bestehen und den Schutz der Ge- wässer gegen eine sinn/ose Ausbeutung bezwecken. Das seit 1874 bestehende preuß. Fischereigejetz gipfelt wesentlich in einer staatlichen ¶
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tigung der Fischerei durch Fischmeister und in der Fest- stellung von Schonzeiten und hat das System der sog. absoluten Schonzeit eingeführt, wonach sür sämtliche im Frühjahr laichende Fische (wie den Barsch und die karpfenartigen Fische) vom 10. April bis 14. Juni und für die im Winter laichenden lachsartigen Fische vom 15. Okt. bis 14. Dez. der Fang verboten ist. Fast überall hat sich jedoch dies System als unpraktisch erwiesen. Die meisten Sachverständigen haben sich daher für eine den Eigentümlichkeiten der einzelnen Fischarten und Gegenden Rechnung tragende relative Schon- zeit entschieden.
Danach ist nur für die wichtigsten Fische der Fang sowohl wie der Verkauf während der für jede einzelne Art zu bestimmenden Laichzeit verboten, natürlich mit Ausnahme der geschlossenen Privatgewässer. Ein solches absolutes Verbot er- leichtert nicht nur die Kontrolle, sondern genügt auch berechtigten Beschwerden. Wichtig für einen ratio- nellen Betrieb der Binnenfischerei ist die Bildung von Vereinen unter den Interessenten, wie solche in Deutschland in großer Zahl bestehen; unter ihnen bat sich der Deutsche [* 37] Fischereiverein zu Berlin als Zentralstelle für die meisten Lokalvereine Deutsch- lands große Verdienste erworben; eine Gesamtver- tretung der deutschen Fischerei besteht in dem Fischerei- rat, der zum erstenmal Nov. 1893 in Berlin tagte.
Die Seefischerei, an den Küsten meist mit großen Zugnetzen, auf offener See (Hochfeefischerei) mit Angeln (s. Leincnfifcherei), Vaumschleppnetzen ls.d.) und Treibnetzen betrieben, ist zwar weit schwieriger als die Binnenfischerei, aber auch weit lohnender. In den letzten Jahrzehnten hat sie durch Einführung der Dampfkraft bei der Fischerei einen bedeutenden Auf- schwung genommen. Ihr wichtigster Gegenstand ist zunächst der Kabeljau oder Dorsch mit seinen Ver- wandten, dem Schellfisch u. a., die, zu Klippfisch, Stockfisch, Laberdan, Leberthran (aus Dorschleber) und Fischguano verarbeitet, einen großartigen .Han- delsartikel bilden.
Auf der Bank von Neufundland und den angrenzenden Gebieten, wo von Anfang Juni bis Mitte September über 20000 Fahrzeuge mit je 7-8 Mann Besatzung voll dcn brit. Kolo- nien, Nordamerika und Frankreich aus mit Angeln und Netzen fischen, beträgt der Wert des jährlichen Fangs über 30 Mill. M. An der norweg. Küste, namentlich bei den Lofoten und Finmarken, wird von Januar bis April der Fang auf den Slrei oder großen Bantdovsch betrieben, hauptsächlich mit An- geln, bei dem mehr als 20000 Fahrzeuge mit über 80000 Menschen aus allen Teilen Norwegens be- schäftige sind und ihre Beute nach dem Hauptstapel- platz Bergen [* 38] bringen.
Andere reiche Kabeljaugründe liegen bei Island, [* 39] wohin jährlich etwa 300 franz. Fahrzeuge mit 5000 Mann gehen, bei den Schu- maghin-Inseln (Ale'uten), im Ochotstischen Meere, in der Beringstraße und bei der Doggerbank in der Nordsee; noch reichere, aber noch nicht ausgenutzte scheinen sich bei Spitzbergen zu befinden. Nächst den dorschartigen Fischen sind die hering^artigen (Hering und Breitling oder Sprott im Norden [* 40] Europas, Pilchard oder Sardine und Anchovis oder Sardelle inlSüden,MenhadenoderBunteranderNordosttüste der Vereinigten Staaten) [* 41] die wichtigsten Objette der Seefischerei. Am großartigsten ist der Fang an der Ostküste Großbritanniens, wo Schotten, Engländer und Holländer von Juli bis September auf Heringe die Hochseefischerei betreiben. (S. Hering.) Im Mttclmcer ist der Fang des Pilchard (Sardine) Vrockyaus' Konversationslexikon.. 14. Aufl. VI. und des Anchovis kaum weniger bedeutend als der des Herings im Norden. An dritter Stelle als Ob- jekt der Seefischerei stehen die mit Angeln, Stell- oder Schleppnetzen gefangenen Plattfifcharten, wie Heilbutt, Steinbutt, Scholle, Flunder, Seezunge u. a.; in der Nordsee sind die Gründe zwischen der deutschen Küste und der Doggerbank Hauptfang- plätze.
Sonstige wertvolle Seesische sind noch die Thunfische (Italien) und Makrelen, über Walfang und Robbenschlag als Teile der Seefischerei (Groß- fischerei) s. die betreffenden Artikel. Der Gesamtertrag, den die einzelnen Staaten jährlich aus der Seefischerei gewinnen, läßt sich für Großbritannien auf mehr als 150, für Nordamerika (Vereinigte Staaten) auf 200, für Canada auf 80, für Frankreich auf 80, für Norwegen auf 25 Mill. M. veranschlagen. Alle diese Länder exportieren einen großen Überschuß, während in Deutschland die Ein- suhr an Fischen die Ausfuhr noch jährlich (1891) um mehr als 55 Mill. M. übersteigt.
Einen der ersten Plätze unter den Seefischerei treibenden Ländern nimmt Japan ein, dessen Erträge aus der Seefischerei auf jährlich etwa 140 Mill. M. angegeben werden. Fast in allen Staaten erfährt die Seefischerei bedeutende Förderung aus öffentlichen Mitteln. Um wissenschaftliche Grnndlagen für den Betrieb und die Erweiterung der Seefischereien zu finden, sind in den letzten Jahrzehnten in vielen Staaten wissen- schaftliche Kommissionen zur Erforschung der Meere eingesetzt worden.
Die wichtigste ist die Huitsä 3tats31"i3ii ^0mmi88ioii in Nordamerika, die jähr- lich umfangreiche und wertvolle Berichte veröffent- licht; in Deutschland besteht seit 1870 eine Kommis- sion zur wissenschaftlichen Untersuchung der deut- schen Meere in Kicl und seit 1892 eine vom Staate begründete Biologische Anstalt auf Helgoland, [* 42] zu deren Aufgaben auch die wissenschaftliche Erforschung der Nordsee im Interesse der Seefischerei gehört. Beide zusammen veröffentlichen ihre Arbeitenu. d.T.: «Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen».
Seit 1885 bestand eine besondere Sektion des Dentschen Fischercivereins sür Küsten- und Hochseefischerei, die sich 1894 in einen Deutschen Seefischereiverein umwandelte und «Mitteilungen» herausgiebt. In Norwegen und Schweden sind schon seit Mitte des 19.Jahrb.berühmteIorscher,wie3tilsson,AxelVoeck, G. O. Sars, Ljungmann u. a. in dieser Richtung thätig, in Deutschland Benecke, Hensen, Hcincke u. a. Litteratu r. Lindeman, Die arktische Fischerei der deut- schen Seestädte 1620-1868 (Gotha 1869);
Hcnsen, lWerdieVefischungderdeutfchenKüsten (Berl. 1874); Peyrer, Fischercibetrieb und Fischereirecht in Ofter- reich (Wien 1874);
Wittmack, Beiträge zur Fischerei- statistik des Deutschen Reichs (Berl. 1875);
Döhl, Die Fischereigesetzgebung des preuß. Staats (2. Aufl., ebd. 1878);
Hensen, Resultate der statist.
Beobach- tungen über die an den deutschen Küsten (in dem «Jahresbericht der Kommission zur Untersuchung der deutschen Meere in Kiel», ebd. 1878);
Linde- man, Die Seefischereien (Gotha 1880);
Venecke, Fische, Fischerei und Fischzucht in Ost- und Westpreußen lKönigsb. 1881);
von dem Vorne, Fischereiverhält- nisse dcs Deutschen Reichs (Berl. 1882);
Heincke, Die nutzbaren Tiere der nordischen Meere und die Bcdingungen ihrer Existenz (Stuttg. 1882);
von dem Borne, Bcnecke und Dallmer, Handbuch der Fisch- zucht und Fischerei (Bcrl. 1886);
Lindeman, Beiträge zur Statistik dcr deutschen Sccfischorci /cbd. 1388); Bohnhof, Die Organisation der Seefischerei in den 53 ¶