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Porter; 106 Branntwein- und Spritfabriken, 28 Tabakfabriken u. a. m. F.s sämtliche Fabriken und kleinere Industrien (mit Ausnahme der Bergindustrie) beschäftigten (1890) 49137 Arbeiter, und ihre Produktion hatte einen Wert von 141748000 M. Außer der Wasserkraft wurden 698 Dampfmaschinen mit 12017 Pferdekräften angewendet.
Handel und Geldwesen. Finland hat seinen eigenen Zolltarif und eigene Zollgrenze. Die Interessen des finn. Handels nimmt eine besondere Abteilung des kaiserl. Senats wahr; auch befindet sich in Petersburg ein besonderer finn. Kommissar. Im Ausland wirken die russ. Konsuln; in London und Neuyork sind ihnen besondere finn. Dolmetscher beigegeben. Der Wert des Warenumsatzes mit dem Auslande betrug in Millionen finn. Mark:
Jahr | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
1870 | 66,6 | 44,2 |
1880 | 138,8 | 123,1 |
1888 | 112,2 | 90,5 |
1889 | 133,5 | 102,7 |
1890 | 140,6 | 92,4 |
1891 | 146,5 | 104,2 |
1892 | 145,7 | 93,7 |
1893 | 126,2 | 114,8 |
Die Einfuhr bestand (1890) hauptsächlich aus Getreide (22 Mill. finn. Mark), Kaffee, Zucker, Tabak und andern Kolonialwaren (26 Mill. M.), Gewebe (13 Mill. M.), Garn, Baumwolle (9 Mill. M.), Eisen, Metallen (12 Mill. M.), Maschinen, Ölen, Weinen und Spirituosen, Häuten sowie Salz (etwa 700000 hl). Die Ausfuhr bildeten zum größten Teil Hölzer, wie Planken und Bretter (im Werte von 40 Mill. M.), ferner Butter und Viehzuchtproduktion (16 Mill. M.), Papier und Papiermasse (9 Mill. M.), Gewebe und Garn, Eisen und Stahl, Getreide, Vieh, Fische, Glaswaren, Leder u. s. w. Die Ein- und Ausfuhr verteilten sich 1893 auf folgende Länder (Werte in Millionen finn. Mark):
Länder | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
Rußland | 50,1 | 40,1 |
Schweden | 8,7 | 5,4 |
Dänemark | 5,6 | 14,3 |
Deutschland | 36,1 | 7,8 |
Großbritannien | 14,3 | 25,4 |
Frankreich | 2,1 | 9,3 |
Spanien | 1,4 | 4,8 |
Niederlande } | 1,6 | 7,2 |
Belgien } | ||
Andere Länder | 6,3 | 0,5 |
Münzeinheit ist die Markka (dem franz. Frank gleich), sie ist in 100 Penni geteilt. Doch ist nach dem Gesetz vom 9. Aug. 1877 Goldwährung eingeführt, weshalb die Silbermünze als Scheidemünze dient. Seit 1865 sind in Helsingfors 625000 20-Mark-Stücke und 940000 10-Mark-Stücke von Gold geprägt, außerdem noch 2276000 2-Mark-Stücke und 6949000 1-Mark-Stücke von Silber und Münzen niedrigen Wertes. Daneben sind zwischen 50 und 60 Mill. M. finländ. Bankzettel, obgleich nicht obligatorisch, mit vollem Kurs im Verkehr.
Die Staatsbank ist «Finlands Bank» in Helsingfors unter Aufsicht und Garantie der Ständeversammlung. Außerdem befinden sich im Lande sechs Privatbanken sowie eine größere Zahl Kreditvereine und Leihkassen. Das Maß- und Gewichtssystem, früher das alte schwedische, ist seit 1886 das metrische.
Verkehrswesen. Die Handelsflotte betrug (1892) 1692 Schiffe von 245091 t. Davon waren 169 Dampfboote von 23219 t und 966 Segelschiffe von mehr als 50 t. 1891 liefen in finn. Häfen 8054 beladene Schiffe von 1189861 t ein, und 10694 Schiffe mit Ladung von 1901983 t aus. 66 Proz. des Gesamtverkehrs in Tonnen kommt auf finn. Schiffe. Den Fischfang an den Küsten betreiben 9-10000 Boote.
Die Eisenbahnen hatten 1892 eine Gesamtlänge von 2367 km. (S. Russische Eisenbahnen.)
Im J. 1889 gab es 386 Postanstalten mit 636 Beamten. Versandt wurden 8701056 Briefe und Pakete, außerdem 7262843 Zeitungen. Der Wert versicherter Sendungen betrug 71,8 Mill. M. Fernsprechleitungen befinden sich in den meisten Städten und verbinden die Städte im südl. Teile des Landes miteinander; der Telegraph mit (1892) 66 Stationen steht unter russ. Verwaltung. Von Nystad führt ein Kabel nach Skandinavien.
Verfassung und Verwaltung. Finland bildet einen Teil des Russischen Reichs, genießt aber im Innern Selbständigkeit. Die Verfassung, welche Alexander I. 1809 in Borgå und die nachfolgenden russ. Kaiser bestätigten, ist die alte schwed. Staatsverfassung. Die Grundgesetze sind die Regerungsformen von 1772 und die Förenings- och Säkerhetsakten von 1789. Seitdem sind die Landtagsordnung von 1869 sowie 1878 Bestimmungen über die Wehrpflicht hinzugekommen. Die Verwaltung, die Rechtspflege, die Militärhoheit u. s. w. sowie auch der größte Teil der ökonomischen Gesetzgebung stehen dem Kaiser-Großfürsten zu. Die Landesregierung ist dem kaiserl. Senat für Finland in Helsingfors anvertraut. Von den 21 Senatoren gehören 10 zu dem Justizdepartement, dem höchsten Gerichtshof des Landes, und 11 zum Ökonomiedepartement. Letzteres, das Organ der Verwaltung, ist in 9 Expeditionen geteilt, die Civil-, Finanz-, Kammer-, Buchführungs-, Militär-, Kirchen-, Landwirtschafts-, Handels- und Verkehrsexpedition. Der Vorsitzende ist der Generalgouverneur, gewöhnlich ein höherer russ. Offizier. Die Angelegenheiten, welche der Kaiser selbst entscheidet, werden ihm von einem, wie die Senatoren, finn. Minister-Staatssekretär für Finland in Petersburg vorgetragen. Die civile und kriminale sowie besondere Teile der ökonomischen Gesetzgebung wird vom Monarchen und Ständeversammlung gemeinsam ausgeübt. Der Landtag, welcher verfassungsmäßig wenigstens alle 5 Jahre, aber thatsächlich öfter einberufen wird, besteht aus Adel, Geistlichkeit, Bürger und Bauern. Ohne Zustimmung des Landtags können keine Steuern, keine Militäraushebungen und keine neuen Gesetze erlassen werden. In Fragen der Grundgesetze und Veränderungen der alten Standesprivilegien wird Einigkeit der vier Stände gefordert, sonst entscheidet das Votum dreier Stände. An der Spitze der 8 Län stehen Gouverneure. Die Län werden in 51 Härad (Amtsbezirke) geteilt, die unter einem Kronofogde (Steuereinnehmer) stehen; die Amtsbezirke zerfallen in etwa 500 Gemeinden, welche allein oder 2 und 3 zusammen einen Distrikt für den Länsman (Ortspolizeibeamten) bilden. Die Rechtspflege wird von den Hofgerichten in Åbo, Wasa und Wiborg gehandhabt; ihnen sind 61 Amtsgerichtsbezirke mit 229 Gerichtsbezirken auf dem Lande und 34 Stadtgerichte untergeordnet. Finland hat 3 Zucht- und Arbeitshäuser für männliche und eins für weibliche Verbrecher, 8 Läns- und 3 Amtsbezirksgefängnisse und dazu 2 Besserungsanstalten.
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Heerwesen. Finland besitzt verfassungsmäßig seine besondere auf allgemeiner Wehrpflicht gegründete Armee. Im Frieden besteht das aktive Heer aus einem Leibgarde-Schützenbataillon in Helsingfors, 8 Bataillonen finn. Schützen und einem Regiment Dragoner, zusammen 5500 Mann. Die Reserve, die während dreier Jahre 90 Tage einberufen wird, bilden alle nicht aktiv dienenden, zum Kriegsdienst tauglichen Männer sowie die nach beendigter Dienstzeit Entlassenen. Nach 5 Jahren bei der Reserve bleiben die Wehrpflichtigen bis zum 40. Jahre bei der Landwehr eingeschrieben, welche nur bei feindlichem Einfall aufgestellt wird. Das Offizierkorps besteht aus eingeborenen Finnen. Im Lande befindet sich außerdem russ. Militär als Garnison in Städten und in den Hauptfestungen Sweaborg und Wiborg. (S. Russisches Heerwesen.) Finland unterhält keine Kriegsflotte, sondern nur ein Lotsenkorps (1890: 18 Offiziere und 982 Lotsen).
Finanzen. Das Budget für 1892 betrug in Einnahmen 39324001 M. und in Ausgaben 39202610 M. Unter den Einnahmen kamen 2,25 Mill. von Gütern, Forsten und Fischereien des Staates, 2,5 Mill. Nettoeinnahme von Eisenbahnen und Kanälen, 3,25 Mill. Grundsteuern, 2 Mill. Personalsteuern, 5 Mill. Licenzen auf Branntwein und Malzgetränke, 16 Mill. M. Zollabgaben u. s. w. Unter den Ausgaben sind: zur Disposition des Kaisers und Großfürsten 260000, für die Regierung 1,6 Mill., Justizpflege 1,3, Civilverwaltung 8 Mill., für das Unterrichtswesen 4,6, Gesundheitspflege 1,7, Gefängniswesen 1,4, für Ackerbau und allgemeine Arbeiten 1,8, Militär 7 Mill., Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld 5,2 Mill. M. u. s. w. Die Armenpflege wird von den Gemeinden gehandhabt, aber unter Aufsicht eines vom Staate zugesetzten Armenpflegedirektors. 1891 stieg die Zahl der unterhaltenen und unterstützten Personen auf 83892. Die Staatsschuld belief sich am 1. Jan. 1893 auf 75287159 M. und der Wert des festen Eigentums des Staates auf ungefähr 280 Mill. M.
Unterrichtswesen. Die allgemeine Bildung ist eine verhältnismäßig hohe. 1891 waren von 470382 Kindern zwischen 7-16 Jahren nur 21523 ohne Unterricht und zwar zum großen Teil geistiger oder körperlicher Gebrechen wegen. Finland hat eine Universität in Helsingfors (s. d.). Höhere Unterrichtsanstalten sind: das Finnische Kadettenkorps in Fredrikshamn, das Polytechnische Institut und 2 Fortbildungsanstalten für Mädchen in Helsingfors, ein landwirtschaftliches Institut in Mustiala und 13 landwirtschaftliche Schulen, ein Forstinstitut in Evois, 6 Handelsschulen, 7 Navigationsschulen, ein Musikinstitut in Helsingfors, 4 Seminarien für Volksschullehrer und Lehrerinnen u. s. w. An höhern Mittelschulen waren (1892) 16 vom Staate unterhaltene klassische Lyceen (mit 8 Klassen), 6 Reallyceen und 20 Elementarschulen mit 2-4 Klassen vorhanden. In 24 von den obengenannten Schulen war die finn. und in 17 die schwed. Unterrichtssprache. Hierzu kommen 10 vom Staate unterhaltene Töchterschulen, 5 mit finn. und 5 mit schwed. Unterrichtssprache. Außerdem giebt es 12 private Lehranstalten für Knaben und 38 für Mädchen, teilweise vom Staate unterstützt. Die Zahl der Schüler in sämtlichen Mittelschulen war 1892: 10607, davon 6603 Knaben und 4004 Mädchen. In demselben Jahre gab es über 1100 feste Volksschulen mit 753 Lehrern, 875 Lehrerinnen und 58436 Schülern. Diese Schulen werden von den Gemeinden unterhalten, erhalten aber Subvention vom Staate. In Kleinkinder- und Wanderschulen, in welchen nur Lesen, Schreiben und Religion gelehrt wird, wurden (1891) 189278 Kinder unterrichtet. Dazu kommen 5 Taubstummenschulen, 2 Blindeninstitute und 2 Kretinenanstalten.
Kirchenwesen. An der Spitze der evang.-luth. Kirche steht der Erzbischof in Åbo, auf dem Landtage und in den Kirchensynoden (alle 10 Jahre) der Vorsitzende der Geistlichkeit. Bischofssitze sind Borgå und Kuopio. Die drei Sprengel sind in 45 Probsteien und 504 Pastorate geteilt. Die griech.-russ. Kirche besteht aus 24 Gemeinden und ist seit 1892 einem Bischof von Wiborg untergeordnet. Die röm.-kath. Kirche hat 2 Gemeinden in Helsingfors und Wiborg, die Methodisten 4 und die Baptisten einige.
Vereinswesen. Unter den wissenschaftlichen und gelehrten Gesellschaften sind hervorragend: Finska Vetenskapssocieteten (45 Mitglieder in 3 Sektionen), welche die «Acta Societatis scientiarum Fennicae» (18 Bde.), «Beiträge zur Kenntnis von F.s Natur und Volk» (50 Hefte) und «Übersichten» ihrer Verhandlungen (33 Hefte) herausgiebt; Finnische Litteratur-Gesellschaft, durch welche ein großer Teil der besten Erzeugnisse der finn. Litteratur veröffentlicht worden ist. Von ihrer Zeitschrift «Suomi» sind 1892 45 Bände und von «Suomalaisen Kirjallisuuden Seuran Toimituksia» 79 Serien erschienen. Sällskapet pro Fauna et Flora fennica, Suomalais-Ugrilainen Seura, Suomen Historiallinen, Seura Suomen maantieteellinen Seura, Svenska Literatur Sällskapet, Fornminnesföreningen u. a. wissenschaftliche Gesellschaften veröffentlichen auch Arbeiten. Das Interesse an bildenden Künsten wird hauptsächlich von Finska Konstföreningen in Helsingfors und ihrer Galerie finn. Maler und Bildhauer gefördert. Ein großes Verdienst um die allgemeine Volksbildung hat Kansan valistus Seura in Helsingfors, mit Zweiganstalten in den Landstädten. Ihre in finn. und schwed. Sprache erschienenen Schriften sind sehr verbreitet. Unter den zahlreichen ökonomischen und Fachvereinen sind Finska Hushålliningssällskapet in Åbo, 9 landwirtschaftliche Gesellschaften und Konstflitsföreningen zu nennen.
Zeitungen. 1891 wurden 134 Zeitungen und periodische Zeitschriften herausgegeben, davon 79 finnische und 55 schwedische. Von polit. Zeitungen kamen 16 (7 finnische und 9 schwedische) täglich und 46 (30 finnische und 16 schwedische) ein- bis viermal in der Woche heraus. Von Zeitschriften waren 3 (2 finnische und 1 schwedische) litterarische, 7 (4 finnische, 3 schwedische) religiöse, 4 (2 finnische, 2 schwedische) medizinische, 3 (2 finnische, 1 schwedische) pädagogische, 4 (finnische) illustrierte, 3 landwirtschaftliche, 4 (2 finnische, 2 schwedische) technische, 30 (22 finnische, 8 schwedische) Volksblätter u. s. w. Die Hauptzeitung der finn.-nationalen Partei ist «Uusi-Suometar» (Helsingfors). Die meist verbreitete schwed. Zeitung ist «Hufvudstadsbladet», obwohl das eigentliche Organ der schwed. Partei «Nya Pressen» ist. Im Gegenteil zur freikirchlichen Richtung der beiden letztgenannten Blätter verfocht die (jetzt eingegangene) Zeitung «Finland» das konservativ-kirchliche Interesse. Der Sprachstreit (Fennomanen und Swekomanen) hat alle zu fester Stellungnahme in diesen Fragen gezwungen.
Geschichte. In den ersten Jahrhunderten n. Chr. kamen die Finnen vom Südosten her nach der