Fibŭla
(Fibel), im
Altertum eine
Nadel, die zwei Seiten oder
Enden eines Gewandes, auf der Schulter oder auf der
Brust,
zusammenhielt. Sie war stets mit einer
Decke
[* 2] oder einem
Bügel versehen, in dessen unteres Ende sich die
Nadel (als Sicherheitsnadel)
wie in eine offene
Röhre einlegte. ^[Abb.: Fig. 1.]
Bügel und
Decke gaben Gelegenheit zu reicher Verzierung in Relief, in Filigran, mit Email,
Steinen u. s. w. Das Material war
Bronze,
[* 3]
Silber und
Gold.
[* 4] Sie war im Gebrauch sowohl bei den barbarischen Völkerschaften, als auch bei den Griechen (s.
Fig. 1; von
Gold mit Filigran),
Römern,
Germanen (s. Fig. 2) und
Byzantinern und ist bei letztern beiden
Völkerschaften oft sehr groß. Besondere wichtig sind die
Fibeln
[* 5] für die Zeitbestimmung urgeschichtlicher Funde. (S.
Tafel:
Urgeschichte III,
[* 1]
Fig. 6
u. 7; IV,
[* 1]
Fig. 5
c u. d, 16
c u. d, 17
a, b, c.) ^[Abb.: Fig. 2.]
Heinrich,
Musiker, geb. in
Wien,
[* 6] studierte auf dem dortigen Konservatorium, war 1853-57 Solospieler,
Orchesterdirigent und
Lehrer an der Philharmonischen Gesellschaft in Laibach
[* 7] und wurde 1857 städtischer Musikdirektor in
Znaim, wo er sich durch Gründung einer
Musikschule und eines
Musikvereins verdient machte.
Als
Komponist ist Fiby hauptsächlich
bekannt durch (zum
Teil preisgekrönte) Männerchöre.
(spr. fischell),Eugene, franz.
Maler, geb. in
Paris,
[* 8] war
Schüler von Delaroche.
Von seinen
miniaturartigen, sorgfältig ausgeführten Genrebildern sind zu nennen: Die Kunstfreunde (1801), Der Weintrinker (1863),
Bartholomäusnacht (1869), Daubenton in seinem Laboratorium,
[* 9] Lacepede die Geschichte der Fische
[* 10] schreibend (1873),
Die Münzkenner, Die
Schachspieler, Die schöne Krämerin, Die letzte Errungenschaft des
Meisters, Der Neffe des Pfarrers (1879),
Der letzte Wurf (1882), Kriegsrat (1890), Farniente (1891).
[* 11]
Name derjenigen
Nadelhölzer
[* 12] (s. d.), die der Gattung PiceaLk. angehören. Es sind im ganzen 12
Arten bekannt.
Die
Blüten sind einhäusig, die männlichen
Kätzchen stehen an den vorjährigen Zweigen in den Blattachsen
und haben zahlreiche mit Längsspalt sich öffnende
Antheren, die weiblichen stehen am Ende der Zweige, die
Zapfen
[* 13] hängen
nach abwärts und fallen nach der Reife ab, wobei die
Schuppen sich nicht von der
Achse ablösen. Der stets geflügelte
Samen
[* 14] fällt, reif geworden, aus dem sich öffnenden
Zapfen heraus.
Linné zählt die Fichte zur großen Gattung
Pinus; spätere
Botaniker gebrauchen für die Fichte auch den
GattungsnamenAbies. Die gemeineFichte(Picea vulgarisLk.,
Pinusexcelsa DC.,
PinusabiesL.,Pinus Picea du Roi) ist die einzige europ. Art der Gattung Picea.
Den
NamenFichte gebraucht man in Norddeutschland, in Süddeutschland heißt der
BaumRottanne oder kurz
Tanne;
[* 15] den
AusdruckFichte kennt man dort nicht oder man bezeichnet sogar die gemeine
Kiefer (s. d.) damit. Auch die
NamenSchwarz- und
Pechtanne kommen hier und da vor.
Bei normalem Wachstum wird die Fichte ein
Baum erster
Größe mit schnurgeradem, 30-50 m hohem, nach oben stark
abfälligem
Stamm, pyramidal-kegelförmiger
Krone und sehr flacher Bewurzelung. Rinde anfänglich glatt, hell rotbraun, später
rot- oder graubraun bis grau, dünnschuppig abblätternd. Die in Quirle gestellten
Äste stehen in der Mitte der
Krone fast
rechtwinklig, die untern abwärts geneigt. Die
Nadeln
[* 16] 12-17
mm lang und 1
mm breit, am
Grunde kurz stielartig
verschmälert, stumpf-vierkantig und spitz, glänzend grün, auf einem kleinen, erhabenen Polster stehend, in dichte
Spiralen
gestellt, an den Zweigen nach allen
Richtungen oder nach oben gerichtet abstehend, am Wipfel fest angedrückt, bleiben bis
zum siebenten Jahre lebendig.
Die jungen
Triebe entwickeln sich meist Anfang bis Mitte Mai. Zu derselben Zeit blüht auch die Fichte, doch
selbst in freier
Stellung selten vor dem 50. Jahre, im
Schlusse erst mit dem 60. bis 80. Jahre. Früheres Blühen ist eine
krankhafte, durch ungünstige
Standorts- oder Witterungsverhältnisse bedingte Erscheinung. Die männlichen
Blüten sind langgestielt,
20-27
mm lang, vor dem Verstäuben kugelig oder eiförmig, ganz hochrot, nach dem Verstäuben durch den
vorgequollenen Pollen
gelb, in reichen Samenjahren (s. d.) oft über die ganze
Krone verbreitet, einzeln zwischen den
Nadeln
stehend.
Die weiblichen
Blüten sitzen aufrecht an den
Spitzen der vorjährigen
Triebe im obern
Teile der
Krone, sind 30-40
mm lang,
walzig, karminrot. Während der Ausbildung des weiblichen
Blütenstandes zum
Zapfen wendet sich derselbe nach unten, so daß
der junge
Zapfen schon zu der Zeit, wo er noch grün aussieht, hängend geworden ist. Der reife
Zapfen ist 10-16 cm lang, 20-25
mm stark, walzig-spindelförmig, braun. Das Ausfliegen des Samens erfolgt allmählich vom Herbst
bis gegen Ausgang des Winters. Der entleerte
Zapfen fällt im Laufe des nächsten Jahres ab. Man rechnet in
Mittel- und Norddeutschland
alle 6-8 Jahre auf ein reichliches Samenjahr, in Süddeutschland häufiger. Der Samen hält sich 3-5 Jahre keimfähig. Im
Frühjahr gesät, läuft der Samen nach 4-5 Wochenauf und entwickelt eine Keimpflanze mit sieben bis neun
quirlständigen, linealen, feingesägten, hellgrünen
¶
mehr
766 Samenlappen. Im ersten Jahre bildet sich eine ziemlich lange, tiefgehende Hauptwurzel mit vielen Nebenwurzeln. Erstere
bleibt später zurück, letztere werden vorherrschend und verlaufen horizontal. Daher die für die Fichte charakteristische
tellerförmige Bewurzelung, die ihr gestattet, auf sehr flachgründigem Boden zu gedeihen, aber auch den Übelstand hat, daß
sie vom Sturme leicht geworfen wird.
Die Abbildung auf TafelNadelhölzer: Waldbäume VII,
[* 17]
Fig. 1 zeigt die gemeine Fichte als Baum, außerdem 1 Zweig mit männlichen
Blütenkätzchen, 2 männliches Kätzchen, 3 Triebspitze mit weiblichen Blütenzapfen, 4 aufgesprungenes Staubgefäß, 5 reifen
Zapfen, 6 Zapfenschuppe von außen mit der sehr kleinen Deckschuppe am Grunde, 7 Zapfenschuppe von innen
mit aufliegendem Samenpaar, 8 Samen mit und ohne Flügel und Flügel allein, 9 Spitze einer Nadel und Querschnitt derselben, 10 Keimpflanze
mit noch aufsitzender Samenschale, 11 Galle der Fichten-Rindenlaus, Chermes abietisL. (1, 5 und 11 sind verkleinert.)
Die Fichte ist im größten Teile Europas heimisch, mit Ausnahme der südl. und nördlichsten Gebiete;
sie erstreckt sich von den Pyrenäen bis Ostsibirien und von den nordital. Alpen
[* 18] bis Lappland. Sie ist ein geselliger, waldbildender
Baum. Obwohl sie auch in den Ebenen Polens, Litauens, Ostpreußens u. s. w. teils rein, teils gemischt mit andern Holzarten
umfangreiche Wälder bildet, scheint ihr doch das Gebirgsklima besonders zuzusagen. Als ursprünglicher
Baum kommt sie in einem großen Teile Norddeutschlands und im nordwestl.
Deutschland
[* 19] nicht vor, ebenso nicht in den Niederlanden, man findet sie hier nur durch die Kultur eingeführt. Dagegen bedeckt
sie die höhern Teile vieler Gebirge (z. B. Harz, Thüringer Wald, Erz- und Riesengebirge, Böhmerwald) fast
ganz. In den Hochgebirgen bildet sie in Gesellschaft der Krummholzkiefer, allerdings nur als niedriger, krüppelhafter Baum,
die Baumgrenze. Je weiter nach Süden, desto mehr wird die Fichte zum Gebirgsbaum. Im nördl. Norwegen
[* 20] unter 67° geht sie z. b.
nicht viel über 200 m; im Harz (Brocken unter 51° 48') liegt die Fichtengrenze bei 1000 m, im Riesengebirge
(50° 45') bei 1200, im Böhmer- und BayrischenWald (49°) bei 14-1500, in den Walliser Alpen bei 2100, in den Pyrenäen bei
13-1000 m. In den rauhen Hochlagen bleibt der Stamm kurz, tief beastet, daher sehr abholzig; nicht selten schlagen hier
die auf dem Boden liegenden ÄsteWurzeln, richten ihre Enden empor und wachsen selbständig weiter. Sturm, Schnee
[* 21] und Eisanhang
brechen die Wipfel; aber sich emporrichtende Seitenäste bilden neue Wipfel, so daß sich mitunter die sonderbarsten Baumformen
zeigen.
Ihr nutzbarstes Alter erreicht die Fichte im 80. bis 100. Jahre; sie wird in Kulturwäldern überhaupt wohl
selten über 150 Jahre alt, während in den Urwäldern 400- und 500jährige Fichte keine Seltenheit sind. Sie liefert
ein vorzügliches Bau- und Nutzholz, an Brenngüte steht sie derBuche nach. Während die jungen Bestände große Massen wertvoller
Stangen geben, die durchforstungsweise genutzt werden, geben die Althölzer das beste Bauholz, das beste
Material zu Schnitt- und Spalt waren (Bretter, Latten, Gefäße, Schachteln, Spielwaren, Zündhölzchen u. s. w.). Sehr lange
und starke Fichte werden zu Mastbäumen benutzt und teuer bezahlt.
Die astlos erwachsenen alten Fichte der Urwaldungen in
den Gebirgen liefern die Resonanzhölzer für die Instrumentenmacher (bedeutender
Handelsartikel z. B. im Böhmerwald). In ausgedehntester Weise wird Fichtenholz zur Herstellung von Holzstoff
[* 22] und Cellulose für die Papierfabrikation
[* 23] benutzt; in Deutschland werden zu diesem Zweck jährlich einige hunderttausend Festmeter
verwendet. Namentlich aus Fichtenholz wird Holzwolle gefertigt, die neuerdings viel zu Polsterungen, als Verpackungsmaterial
und zu chirurg. Zwecken, nämlich zu antiseptischem Verband
[* 24] Verwendung findet.
Die Fichtenrinde benutzt man als Surrogat für Eichenrinde beim Gerben des Leders. Das Fichtenharz (s. d.
und Harznutzung) schmilzt man in Kesseln und gewinnt so das gemeine gelbe Pech. Aus der Rinde alter Fichte dringt nicht selten goldgelbes
Harz hervor, das, an der Luft erhärtet, dunkel wird; die reinen, blaßgelben Stücke kommen unter dem
Namen gemeiner Weihrauch in den Handel und werden zu Salben und Pflastern benutzt. Die Nadeln der Fichte verwendet man mit zur Bereitung
von «Waldwolle» und zu stärkenden Bädern.
Letzteres geschieht namentlich mit den jungen Maitrieben. Mit dem Blütenstaube verfälscht man nicht selten den Bärlappsamen
(Semen Lycopodii) der Apotheker. Die ganz junge, noch ziemlich weiche Masse des jüngsten Splintringes
wird in Schweden und Lappland frisch gegessen, und in Zeiten der Not wird die innere Rinde, mit Getreidemehl vermischt, zu Brot
[* 25] verbacken. Aus dem durch Abschaben der Cambiumschicht frisch im Mai und Juni gefällter Fichte gewonnenen Rohsaft bereitet man
das Vanillin.
Die vielseitige Nutzbarkeit des Holzes der Fichte hat diesem Baum im 19. Jahrh, die besondere Aufmerksamkeit der Forstwirte zugewendet.
Ausgedehnte, früher mit der wenig nutzbaren Buche bestockte Flächen sind in neuerer Zeit mit Fichte bepflanzt worden. Durch Saat,
namentlich durch Pflanzung verjüngt man die Fichte meist ohne große Schwierigkeit, weshalb man
ohne Bedenken Kahlhiebe führen kann, wie Harz, Erzgebirge, Thüringer Wald u. s. w. beweisen. In Süddeutschland, zum Teil
auch in Österreich
[* 26] wendet man häufig Femelschlagbetrieb (s. d.) an. Die Fichte ist während ihres Lebens
vielen Gefahren ausgesetzt, durch Sturm, Schnee, Frost und Hitze sowie durch Insekten
[* 27] und andere Tiere.
Borkenkäfer (TomicustypographusL. und Verwandte) und der Nonnenschmetterling (Liparis monachaL.) haben
oft schon Millionen von Stämmen getötet, der große braune Rüsselkäfer
[* 28] (HylobiusabietisL.) vernichtet alljährlich Tausende
von jungen Pflanzen. Das Rotwild schält gern die Stämme jüngerer Fichte (Stangenhölzer) und wird dadurch sehr schädlich. Eine
Anzahl parasitischer Pilze
[* 29] verursacht Krankheiten der Nadeln, der Rinde und des Holzes. Unter den Pilzen
sind erwähnenswert: AgaricusmelleusVahl. (s. Erdkrebs), der oft in jungen Pflanzungen, aber auch in ältern Beständen arge
Zerstörungen anrichtet, TrametesradiciperdaR. Hart.
und piniFr.,HysteriummacrosporumR. Hart.
(s. Fichtenritzenschorf) u. s. w.
Die Fichte ist sehr formenreich. Nach den Zapfen unterscheidet man die erythrocarpa mit roten, kleinschuppigen
von der chlorocarpa, mit grünen, großschuppigen Zapfen, obgleich rote und grüne Zapfen auf einem Baum gefunden werden. Als
eigentliche Varietäten sind u. a. zu betrachten: Schlangenfichte (Picea virgataFaques ) mit wenig
oder gar nicht verzweigten Quirlästen,
¶