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scher und ital. Musik vertraut gemacht hatte, nach Paris [* 2] zurückgekehrt, trieb er dort Studien über die Geschichte der Musik, zog sich aber 1811 in die Pro- vinz zurück und wurde 1813Organist und Professor der Musikschule in Douai. 1818 kam er als Pro- fessor des Konservatoriums der Musik nach Paris und gründete 1827 die erste kritische musikalische Zeitschrift in Frankreich, die «Nevue inuZic^Ie», die bald eine Autorität wurde. Von 1833 bis zum Tode, war er Kapellmeister des belg. Königs und Direktor des Konservatoriums in Brüssel. [* 3]
Außer mehrern theoretischen und metho- dischen Werken begründeten besonders musikgeschicht- liche Arbeiten seinen Nuf. Fettbildung' erste größere Schrift: «Über die Verdienste der Niederländer um die Ton- kunst» (Anisterd. 1829),
erhielt lzugleich mit einer ähnlichen Arbeit von Kiesewettcr) den von der Nie- derländischen Musikgesellschaft ausgesetzten Preis. Sein Hauptwerk: «I^io^r^pnie universelle äe8 mu sioieng et didlio^i'^piiie ^enernle äe 1a. musi^ue» (8 Bde., Vrüss. 1838-44; 2. Aufl., Par. 1860-65; dazu Supplement, 2 Bde., 1878 - 81), wird noch auf Jahrzehnte hinaus die Grundlage für die musi- kalische Lexikographie bilden. Es umfaßt trotz zahl- loser Irrtümer und Spuren von Flüchtigkeit eine Fülle von Quellenstudien, wie sie in keinen: zweiten Werke seiner Art vorkommt.
Die Behandlung des- selben Materials als «1Ii8toir6 F ^ ^ ,^_ 8i (5 Bde., Brüss. und Par. 1869-76), die Fettbildung noch im hohen Alter unternahm, ist weniger glücklich geraten und geht nur bis ins 15. Jahrb. ^eine geschichtlichen Studien führten ihn auf die Idee der histor. Konzerte, die in Belgien, [* 4] England und Teutschland Nachahmnng fanden. Weniger Anerkennung als seine geschichtlichen und theoreti- schen Werke fanden Fettbildung' Kompositionen für Kirche, Kammer und Theater. [* 5] Doch wurden seine Opern »I^'amHnt, et Ie mari" und «1^ vieille» sehr oft im Theater Feydeau aufgeführt.
Mit Moscheles gab Fettbildung ein großes Studicnwerk für das Pianoforte: «^letdoäe äe3 metkoäeZ äe piano» (Par. 1837), Fetisch, s. Fetischismus. ^heraus. Fetischismus (von dem portug. leiti^o, Zau- berei), die aus einem rohen Polytheismus entwickelte Religion der Naturvölker, bei welcher sinnliche Ge- genstände (Fetische), denen Zauberkraft zugeschrie- ben wird, religiöse Verehruug genießen. Das zu- fällig gleichzeitige Zusammeutrcffcn zweier Vorstel- lungen giebt dem unentwickelten Bewnßtscin Ver- anlassung, einen gar nicht vorhandenen kausalen Zusammenhang zwischen diesen zu vermuten, so daß ein beliebiger sinnlicher, meist unscheinbarer Gegen- stand (z. B. ein Nagel, ein Stein u. dgl. m.) als wirkende Ursache eines mit ihm gleichzeitig in die Erscheinung tretenden Ereignisses gilt. Wesentlich ist dabei, daß der Fetisch weder als Symbol noch als Vermittler einer übersinnlichen Welt angesehen wird, sondern als selbst mit Zauberkraft begabt gilt. In solch engerm Sinne kann man nur bei denjeni- gen Negervölkcrn Afrikas, welche keinen Unsterb- lichkeitsglaubcn haben, von wirklichem Fettbildung sprechen, während der sonst so genannteF. meist ans Dämoncn- kultus und Ahnenverehrung (s. d.) beruht. -
Vgl. F.Echultzc, Der Fettbildung (Lpz. 1871);
Vastian, Der Fetisch an der Küste Guineas (Berl. 1884).
Fetlar, eine der schott. Shetlandinseln (s. d.). Fett, s. Fette. - In der Jägersprache wird das Wort Fettbildung nur bei Raubtieren und dem zur niedern Jagd gehörigen Wild gebraucht. Fett, in der Vuchdruckerkunst die Bezeichnung für Lettern, Linien, Einfassungen u. s. w., welche sich durch Breite [* 6] der Grundstriche oder der Linien- fläche^hervorheben, wie in dem vorliegenden Werk die Stichwörter; findet dies in geringerm Grade statt, so nennt man die Lettern u. s. w. halbfett.
Fettammer, Vogelart, s. Ortolan. Fettan oder Fetan, roman. Ftan, Pfarrdorf im Kreis [* 7] Untertasna, Bezirk Inn des schweiz. Kan- tons Graubünden, 1 Km nördlich von Tarasp auf der linken Seite des Unterengadin, in 1647 in Höhe, mit Schuls und Ardez an der großen Landstraße des Innthals durch eine Fahrstraße verbunden, ist nach dem großen Brande von 1885 zum großen Teil neu aufgebaut und hat (1888) 484 ladinisch spre- chende E., darunter 62 Katholiken. Die schöne Lage am Südfuße des Piz Minschun (3071 m), 400 m über dem Inn, und das milde Klima, [* 8] welches dem von Davos ähnlich ist, haben dem Dorfe in neuester Zeit einen ziemlich lebhasten Kur- und Fremden- verkehr gebracht. 1726 und 1794 wurde Fettbildung fast gänz- lich eingeäschert, 1720 zerstörte eine gewaltige La- wine 15 Häuser und tötete 36 Menschen.
Jetzt ist durch kostspielige Anlagen die Lawinengefahr ab- gewendet; gegen die dem Dorfe drohende Erd- rntschung, die infolge des in Bewegung geratenen Moränenschutts, auf dem Fettbildung steht, immer weiter um sich greift, sind Verbauungsarbeiten ausgeführt. Fettbildung. Das im tierischen und mensch- lichen Körper bei reichlicher Nahrungszusuhr abge- lagerte Fett wird nicht ausschließlich aus dem mit der Nahrung zugeführten und resorbierten Fett an- gesetzt, sondern es entsteht zum guten Teil erst in- nerhalb des Körpers aus andern chem. Verbindun- gen. Das eingehende Stndium der Zusammen- setzung der Nahrung des Pflanzenfressers, die Kennt- nis von den merkwürdigen Umwandlungen orga- nischer Stoffe in andere außerhalb des Organis- mus und das Nachdenken üder die Bedeutung der einzelnen Nahrungsbeftandteile führten Liebig zu der Überzeugung, daß die Kohlenhydrate (Stärke, [* 9] Dertrin, Zucker) [* 10] der Nahrung innerhalb des Kör- pers eine wichtige Quelle [* 11] der Fettbildung liefern, und auf Grund seines Ausspruchs galt Jahrzehnte hindurch die Entstehung von Fett aus Kohlenhydraten für eine unumstößliche Thatsache.
Als Beweis hierfür wurde insbesondere die Erfahrung angeführt, daß bei den Fleischfressern, welche außer dem Fett kei- nen stickstofffreien Nahrungsstoff genießen, die Fettbildung meist nur unbedeutend ist, dagegen bei gemischter Nahrnng nnt einem Überschuß an Kohlenhydraten erheblich zunimmt, daß die Hauptmasse der Nah- rung bei der Masse der Pflanzenfresser aus Kohlen- hydraten besteht, und daß endlich die Bienen bei längerer Fütterung mit wachssreiem Honig oder Zucker doch noch Wachs, also einen fettartigen Kör- per, produzieren, ohne sich in ihrem Gesundheitszu- stand oder Gewicht zu ändern.
Neuere Versuche von Voit und Pettenkofer haben es dagegen höchst wahr- scheinlich gemacht, daß die hauptsächlichste Quelle der Fettbildung außer dem Nahrungsfett die eiweißartigen Nahrungsstofse sind, und daß dem unleugbaren Einfluß der Kohlenhydrate aus die Fettbildung eine wesent- lich verschiedene Deutung gegeven werden muß; die letztern stellen hiernach nicht das eigentliche Ma- terial dar, aus welchem direkt das im Körper ab- gelagerte Fett hervorgeht, aber sie müssen, wenig- stens dem Pflanzenfresser, nach wie vor gegeben werden, um Fett zu gewinnen. ¶