698 während der Ausbreitung des
Islam zu neuer
Blüte
[* 2] gelangte. Sie wurde die Hauptstadt des
Reiches Ferula und
Marokko,
[* 3] zählte 400000
E., 785 Moscheen, zahlreiche Prachtbauten und
Bildungsanstalten und galt nächst Mekka für die heiligste Stadt der Mohammedaner.
Seit der Mitte des 16. Jahrh, sank sie indessen wieder und ist heute nur der Schatten
[* 4] früherer
Größe.
Fesân, s.
Fessan.
Friedr. Ernst, Violinspieler und
Komponist, geb. zu
Magdeburg,
[* 5] wirkte in
Leipzig,
[* 6] Oldenburg
[* 7] und
Cassel
als Violinist im Orchester, bis er 1815 als
Konzertmeister nach
Karlsruhe
[* 8] berufen wurde. Hier starb er Obwohl Kränklichkeit
seine anhaltende Thätigkeit hinderte, erwarb sich Fesca doch bedeutendes Ansehen durch
Kompositionen, die
in allen Gattungen weltlicher und geistlicher
Musik sich durch Frische und gewählte Form auszeichneten.
Neben seinen
Sinfonien waren die Werke für
Kammermusik (20 Quartette, 5
Quintette, mehrere
Trios) besonders verbreitet. Sein
Sohn,
AlexanderErnstFesca, geb. in
Karlsruhe, erhielt seine höhere musikalische Ausbildung in
Berlin
[* 9] und brachte 1838 die einaktige
Oper «Mariette» in
Karlsruhe zur Aufführung. Seit 1839 unternahm er Kunstreisen als
Klavierspieler. 1841 ließ
er die
Oper «Die
Franzosen in
Spanien»
[* 10] über die Karlsruher
Bühne gehen, später lebte er in
Braunschweig,
[* 11] wo er starb.
Von F.s Liedern und Klavierkompositionen waren manche sehr beliebt.
oder FescenninischeVerse, nach einigen von der im
SüdenEtruriens gelegenen Stadt Fescennium, nach andern
von dem in grotesker Form herumgetragenen
Symbol der zeugenden Naturkraft (Fascinum, s. d.) so
genannt, bilden einen
Teil der altital.
Volkspoesie. Sie waren in ältester Zeit im saturnischen Metrum verfaßt und bestandenen
Wechselgesängen, mit denen sich bei festlichen Gelegenheiten die
Jugend vergnügte und neckte.
Sehr oft artete jedoch die
Ausgelassenheit (die licentiaFescennina) in unzüchtige Witze und verletzenden Spott aus.
Joseph, Kardinal und Erzbischof von
Lyon,
[* 12] war der Stiefbruder der
Mutter Napoleons
I.,
da seinVater,
Schweizer und
Kapitän eines Schweizerregiments in franz. Diensten, 1757 die
Witwe Ramolini, Lätitiens
Mutter, geheiratet hatte. Fesch war zu
Ajaccio geboren, widmete sich dem geistlichen
Stande, verließ ihn aber beim
Ausbruch der
Französischen
Revolution, wurde 1795 bei der Kriegsverwaltung angestellt und 1796 unter seinem Neffen in
Italien
[* 13]
Kriegskommissar, ein
Amt,
das er bald wieder niederlegen mußte, da er in den
Verdacht geraten war, es eigennützig ausgebeutet, insbesondere sich bei
Plünderung von Gemäldegalerien beteiligt zu haben.
Nachdem
Bonaparte 1801 das
Konkordat mit Papst
Pius VII. geschlossen, kehrte Fesch zum geistlichen
Stand zurück und wurde 1802 zum
Erzbischof von
Lyon, im folgenden Jahre zum Kardinal, dann zum Großalmosenier des Kaiserreichs,
Grafen und Senator erhoben
und 1806 von Dalberg, dem
Fürst-Primas des Rheinbundes, zum Koadjutor und Nachfolger gewählt. 1804 hatte
er, am Vorabend der Krönung Napoleons I. und Josephinens, heimlich die
kirchliche
Trauung der beiden vollzogen. 1810 präsidierte
er dem in
Paris
[* 14] zu einem Nationalkonzil versammelten Klerus; die klerikalen
Ansichten, die er dabei mit großer Kühnheit festhielt,
brachten ihn in
Ungnade bei dem
Kaiser. Er verlor seine Reichswürde; auch wurde ihm dadurch, daß der
Vicekönig Eugen die
Anwartschaft auf das Großherzogtum
Frankfurt
[* 15] erhielt, die Aussicht auf den Primat genommen.
Seitdem lebte Fesch in einer Art
Verbannung in seinem Bischofssitze
Lyon. Bei
Annäherung der
Österreicher 1814 floh er von hier
mit der
Mutter des
Kaisers nach
Rom,
[* 16] wo er vom Papste mit offenen
Armen empfangen wurde. Die Rückkehr Napoleons
brachte ihn zwar nach
Frankreich zurück, und während der
Hundert Tage wurde er Pair; allein nach der
Schlacht von Waterloo
[* 17] mußte er wieder nach
Italien wandern. Der
Aufforderung von seiten der
Bourbons, seine bischöfl.
Rechte niederzulegen, widerstand
er hartnäckig; erst 1825, nachdem ihm ein päpstl.
Breve die Ausübung der geistlichen Gerichtsbarkeit untersagt, verzichtete er auf das
Amt, nicht aber auf die Würde selbst. 1837 wurde
dann ein Versuch zu seiner Wiedereinsetzung gemacht, diese aber von der franz. Regierung
verweigert. Mit seiner Stiefschwester lebte er bis zu deren
Tode in enger Freundschaft. Er starb Seine
weltberühmte Gemäldesammlung wurde nach seinem
Tode in
Rom versteigert. Der Briefwechsel Napoleons mit Fesch wurde von Du
Casse
(2 Bde., Par. 1855) herausgegeben.
Melchior,Maler, geb. in
Regensburg
[* 18] oder Passau,
[* 19] gest. in
Ingolstadt,
[* 20] war ein
fleißiger Detaillist im Charakter des
Altdorfer oder Ostendorfer, ohne geistig an erstern heranzureichen.
Fezan oder Fesan, die südlichste
Provinz der türk. Regentschaft
Tripolis in Nordafrika, ein großes Oasenland,
ist etwa 500 km breit und 620 km lang und hat ungefähr 400000 qkm mit etwa 43000 E. Fessân wird im NW.
von der wasserlosen, steinigen Hochfläche Hammada el-Homra durch einen Gebirgsbogen getrennt, der 200 km
lang in einer
Breite
[* 22] von 50 km nach O. zieht. Das
Gebirge, das südlich von der
OaseDschofra 900 m erreicht, besteht aus Kalkstein,
der auf
Thon ruht und von schwarzem Sandstein überlagert ist, und heißt in seinem westl.
TeileDschebeles-Soda
(d. i.
SchwarzeBerge); hieran schließt sich östlich der
Dschebel-Schergija an Höhe abnehmend und allmählich sich verflachend.
Im S. lehnt sich an das
Gebirge eine Salzwüste und erst 130 km südlich vom
Gebirge kommt man in die bewohnten
Teile von Fessân. Die
Bewohnbarkeit und die Kultur des
Landes erstreckt sich lediglich auf die
Wadis, die in diesem
Teile westöstlich
verlaufen: der
Wadi es-Schâti zwischen 27 und 28° nördl.
Br., an den sich südlich eine Dünenzone mit natronhaltigen Seen
anschließt, welche zur Natrongewinnung und Zucht eßbarer
Würmer
[* 23]
(Fessanwurm oder Dut) benutzt werden. Der südlich hiervon
sich auf 200 km von
SW. NachNO. hinziehende
Wadi el-Scherki ist die fruchtbarste Gegend der ganzen Gruppe
und heißt kurz «das
¶
mehr
699 Wadi»; die Oberfläche ist salzhaltiges, sandiges Alluvium, unter dem das Wasser in 3½ m Tiefe steht. Südlich folgt dann
die Hammada von Mursuk, im S. begrenzt von der 100 km langen, 15–28 km breiten wasserreichen Bodensenke, deren tiefste Stelle
ein mächtiger Salzsumpf einnimmt. Der südlichst bewohnte Punkt ist Tedscherri im südnördlich gerichteten
Wadi-Ekema, und die Südgrenze F.s bildet das Tümmo oder Wargebirge, die Scheide zwischen Tibbu und Tuareg.
Das Klima ist im Sommer sehr heiß (bis 45° C.), im Winter kalt. Regen fällt wenig; auch Gewitter sind selten, Sturm dagegen
häufig. Tier- und Pflanzenleben ist sehr kümmerlich und außer auf den einschließenden Gebirgen und
in den Wadis kaum zu finden. Wildwachsende Pflanzen giebt es außer einem Tamarixstrauch und einer als Kamelfutter dienenden
stachligen Papilionacee nicht; in den Oasen, von denen nur die im Norden
[* 25] gute Viehweiden haben, kultiviert man mittels künstlicher
Bewässerung etwas Gerste,
[* 26] Weizen und Mais und erntet gerade so viel, als man zum Lebensunterhalt braucht.
Hauptnahrungsquelle ist die Dattelpalme, von welcher der Reisende Vogel in der Umgegend von Mursuk 37 Varietäten zählte; auch
treffliche Wassermelonen, Granat- und Feigenbäume werden vereinzelt gefunden. Von Haustieren zieht man vorzugsweise Ziegen,
auch Kamele,
[* 27] Esel und Pferde
[* 28] und Schafe
[* 29] mit Fettschwänzen, aber mangels guter Weidestriche nur in beschränkter
Zahl; man ißt daher neben Hühnern und Tauben
[* 30] die eßbaren Würmer, die 2 cm groß sind und mit Dattelteig gemengt verzehrt
werden. Größere wilde Tiere giebt es nicht, nur Gazelle, Schakal und Wüstenfuchs werden angetroffen.
Die Bevölkerung ist stark mit Negern vermischt und im südwestl. Teil der OaseSebcha und dem Wadi el-Scherki,
wo zur Römerzeit Garama bei den jetzt Alt-Germa genannten Ruinen lag, vom Stamme der Tuareg; Hauptstadt ist Mursuk (s.d.). Die
nomadischen Bewohner des Nordens gehören hauptsächlich drei arab. Stämmen an: den Riah, Hotmân und Megârha. Der einst
blühende Handel zwischen Tunis, Tripolis und Ägypten
[* 31] und den Negerländern, der in Fessân seinen Mittelpunkt
hatte, ist seit dem Aufhören des Sklavenhandels und dem Rückgang der Küstenländer unbedeutend geworden.
Fessân ist das Phazania der Alten, das Land derGaramanten, über welche der röm. ProkonsulL.CorneliusBalbus 19 v.Chr. einen Triumph
feierte. Zeugnis von der Römerherrschaft in diesen Gegenden giebt ein noch gut erhaltenes Denkmal in der
Nähe von Germa. Auch die im östl. Teile der Natronseengruppe liegenden Ruinen und eine Gruppe von etwa 50 Pyramidengräbern
sind von histor. Interesse. 567 nahmen die Garamanten das Christentum an. Im letzten Drittel des 7. Jahrh. wurde Fessân eine
Beute der Araber, welche den Mohammedanismus einführten.
Wie im Altertum, so wurde das Land auch im Mittelalter unter der arab. Oberherrschaft (800–908
der Aghlabiden, seit 908 der Fâtimiden u.a.) von eigenen Fürsten regiert (im 12. Jahrh. Reich der Benû-Khattab, welches 1190 an
die Ejjubiden kommt), die später den Paschas von Tripolis zinsbar waren. 1811 ward deren Dynastie vom
Bei Mohammed el-Mukni ausgerottet, der sich im Namen des Paschas von Tripolis des Landes bemächtigte und unter dessen Oberhoheit
die Regierung desselben fortführte.