Juan de, span. Geschichtschreiber, geb. 7. Juni 1652 zu Labañeza,
vollendete seine geistlichen Studien auf der Universität zu Salamanca. Er wurde zu hohen Ehren befördert und selbst bei der
Kongregation der Inquisition angestellt. Philipp V. ernannte ihn zum königl. Bibliothekar. Er starb 8. Juni 1735. Durch
seine «Historia de España» (16 Bde.,
Madr. 1700-27; neue Aufl., 17 Bde.,
1775-81; deutsch mit Anmerkungen und Fortsetzung bis 1648 von Baumgarten u. a., 13 Bde.,
Halle 1754-72), die er bis 1598 herab führte, machte er sich um die Aufhellung der span.
Geschichte sehr verdient.
Vincentius, Dominikaner, geb. 23. Jan. 1357 in Valencia, war 1374-80 Mönch im Kloster zu
Valencia, studierte darauf zu Barcelona und Lerida Theologie, wirkte 1384-91 als Lehrer der theol. Wissenschaften und Prediger
in Valencia, durchzog dann als Prediger einen großen Teil Frankreichs und ward später Ratgeber des Königs Johann I. von Aragonien,
bis Benedikt XIII. ihn 1395 als Magister sacri palatii an den päpstl. Hof nach Avignon berief. Die Überzeugung,
daß wegen des tiefen sittlichen und religiösen Verfalls der Christenheit das Ende der Welt nahe bevorstehe, veranlaßte
ihn, von 1397 an Buße predigend Spanien, Frankreich und Italien, nach unwahrscheinlichen Angaben auch England, Schottland und
Irland zu durchziehen.
Gleichgesinnte Laien und Geistliche schlossen sich ihm an, und seine Züge gestalteten sich bald zu demonstrativen
Prozessionen einer größern Gemeinschaft, deren erstes Gebot die härteste Selbstkasteiung war, und die namentlich in Italien
dem Flagellantenwesen (s. Flagellanten) wieder neuen Aufschwung gaben. Ferrerius soll 8000 Saracenen und 35000 Juden bekehrt und über 100000
Ketzer der Kirche wiedergewonnen haben. Er starb 5. April 1419 zu Vannes in der Bretagne und wurde von Papst
Calixt III. 1455 heilig gesprochen. Sein Gedächtnistag ist der 5. April. -
Vgl. Heller, Vincentius Ferrer nach seinem Leben und
Wirken (Berl. 1830);
Hohenthal, De V. Ferrerio (Lpz. 1839).
Col de (spr. -reh), Paß am Ostfuße der Montblancgruppe, 7½ km westnordwestlich vom Großen
St. Bernhard, in der Wasserscheide zwischen Drance und Dora gelegen, verbindet den Bezirk Entremont des schweiz. Kantons Wallis
mit dem Kreis
Aosta der ital. Provinz Turin. Der Weg zweigt bei Orsieres (882 m) von der Straße des Großen St. Bernhard
ab und steigt durch das enge, erz- und waldreiche Val Ferret hinauf über Alpweiden zu dem Joch (2536 m), das eine großartige
Aussicht auf die Montblancgruppe bietet. Der Abstieg durch das ital. Val Ferret führt über Entrèves nach Courmayeur (1208 m)
im Thale von Aosta.
Luigi, röm. Dialektdichter, geb. 26. Febr. 1836 zu Rom, war von Kindheit an mit dem Dichter Belli befreundet,
wurde zuerst Architekt, 1871 Inspektor der Stadtschulen in Rom.
Wegen seiner Sonette in röm. Mundart gilt er als der hervorragendste
lebende Dialektdichter Italiens. Er schrieb: «La dutrinella,» (Flor.
1877),
«Centoventi sonetti in dialetto romanesco» (ebd. 1878).
Ciro, ital. Maler, geb. 1634 in Rom, gest. daselbst 13. Sept. 1689, war ein Schüler des Pietro da Cortona, dessen
flüchtiger Malweise er folgte. Er wurde 1660 von Cosimo III. nach Florenz gerufen, um
die von seinem Lehrer unfertig
hinterlassenen Arbeiten im Palazzo Pitti zu vollenden; unter Papst Alexander VII. war er ein vielbeschäftigter Maler, und man
findet in den Kirchen Roms seine Werke häufig. Von Tafelbildern befinden sich: Madonna mit dem Kind und der heil. Martina sowie
Ruhe auf der Flucht nach Ägypten in der Alten Pinakothek zu München, Christus als Gärtner und Maria Magdalena
im Hofmuseum zu Wien.
oder Ferricyan, ein in freiem Zustande nicht bekanntes dreiwertiges Radikal von der Zusammensetzung Fe(CN)6,
dessen Wasserstoffverbindung, die Ferricyanwasserstoffsäure, H3Fe(CN)6 oder H6Fe2(CN)12, sich
wie eine selbständige Säure verhält. Die bekannteste Ferridcyan-Verbindung ist das Ferridcyankalium, Ferricyankalium oder
rote Blutlaugensalz (s. d.), K4Fe(CN)6. Das Eisen, das sich hier im Oxyd- (oder dreiwertigen) Zustande vorfindet, kann
nicht durch die gewöhnlichen Methoden vom Cyan getrennt und nachgewiesen werden, ebenso wie in den Verbindungen des Ferrocyans
(s. d.). Das Eisenoxydulsalz dieser eigentümlichen Ferricyanwasserstoffsäure ist das Turnbullblau (s. d.).
(spr. -ĭähr), Ort im Kanton Lagny, Arrondissement Meaux des franz. Depart. Seine-et-Marne,
hat (1891) 931 E., eine schöne Kirche (13. Jahrh.), ein prächtiges Schloß Rothschilds im Stile ital. Spätrenaissance, mit
vielen Kunstwerken und prachtvollem Park. Hier befand sich 19. Sept. bis 5. Okt. 1870 das Hauptquartier König
Wilhelms. In Ferrieres fanden 19. und 20. Sept. zwischen Bismarck und Jules Favre die ersten Friedensverhandlungen statt, die an dem Widerstände
des letztern gegen eine Gebietsabtretung scheiterten.
(spr. -rínji), Piero Francesco Leopoldo Coccoluto, bekannt unter dem Pseudonym Yorick, ital.
Schriftsteller, geb. 15. Nov. 1836 zu Livorno, studierte in Pisa und Siena die Rechte, begann schon mit 16 Jahren an litterar.
Zeitschriften zu arbeiten, nahm 1859 an der Bewegung in Toscana teil und kämpfte unter Garibaldi in Sicilien. Seitdem lebt
er in Florenz. Ferrigni ist der geistvollste und beliebteste Feuilletonist Italiens, seit 1868 der geschätzteste
Mitarbeiter der «Gazetta del Popolo», der «Nazione», des von ihm mitbegründeten
«Fanfulla» u. a. Ungemeine Verbreitung fanden seine Flugschriften, von denen diejenige über die Mahlsteuer in 750000 Exemplaren
gedruckt wurde. In Buchform sind erschienen: «Viaggio attraverso l'esposizione italiana del 1861» (Flor.
1861),
«Cronache dei bagni di mare», «Fra quadri e statue» (Mail. 1872),
«La festa dei fiori» (Flor. 1874),
«Vedi Napoli e poi...» (Neap. 1877; zum Teil deutsch in der «Kölnischen Zeitung»),
«Sù e giù per Firenze» (Flor. 1877),
«Il
rè è morto» (ebd. 1878),
«La verità intorno al progetto di legge per la tassa sui
teatri» (ebd. 1879),
«Passegiate» (ebd. 1879),
«Climatologia Viennesse» (ebd. 1881),
«Storia dei burattini» (ebd. 1884).