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1637 in Venedig [* 2] die erste öffentliche Opernbühne. Bis dahin waren die Musikdramen nur an Höfen bei Fosten vor geladenen Zuhörern aufgeführt wor- den. Ferraris war Impresario, Komponist und Dichter. ! Eins seiner Bücher hat Monteverdi, ein anderes ' Cavalli in Musik gesetzt. Auch als Virtuos auf der Laute (tneorda, tiorlia) war Ferraris so berühmt, daß er den Beinamen äeiia. tiorda. führte. Der vielseitige Künstler war überall begehrt; eine Reihe von Jahren wirkte er am kaiserl. Hofe zu Wien. [* 3] Am längsten weilte er in Modena.
Die dortige llidliotoc^ I^3t6N86 besitzt viele Kompositionen von ihm handschriftlich, darunter zwei Oratorien. Ferrari, Gaudenzio, ital. Maler, geb. 1471 zu Valduggia im Mailändischen, gest. 1546, hat wahrscheinlich seine Lehrjahre in der Schule von Vcrcclli zugebracht und sich dann an den Werken Leonardos und Luinis weiter gebildet. Den stren- gern ältern Stil verlassend, zu realistischer Lebendig- keit neigend und doch phantasicvoll kühn, hat er cine besonders fruchtbare Thätigkeit als Wand- maler entfaltet.
Seinesigurenrcichen Kompositionen, in denen er liebt, seine Kunstfertigkeit in perspekti- vischen Verkürzungen zu zeigen, zeichnen sich durck kräftige Farbengebung und ein eigentümliches Hell- dunkel in den Köpfen aus. Von seinen Werken enthält die Brcra in Mailand [* 4] u. a.: Martyrium der heil. Katharina, das ihn auf seinem Höhepunkte zeigt; ferner die früher in Sta. Ataria della Passione gewesenen Fresken mit Darstellungen aus der Ge- schichte der Jungfrau Maria. Sein umfangreichstes Wcrk sind die den Tod Christi darstellenden Fresken in 40 Kapellen zu Varallo in Piemont. In Vercelli enthält das Refettorium von San Paolo ein Abend- mahl, das den Einfluß von Leonardos Darstellung erkennen läßt. Sodann sind hervorzuheben: eine Kreuztragung auf dem Hochaltar zu Caunobbio sowie ein prächtiges Tafelwerk in San Gaudenzio z zu Novara (1515), Vermählung Maria und Flucht nach Ägypten [* 5] im Dom zu Como. -
Vgl. Eolombo, Vita 6ä 01)01-6 äi OHulioi^io I'. (Tur. 1881).
Ferrari, Giuseppe, ital. Philosoph und Histo- riker, geb. 1812 in Mailand, studierte in Pavia, wurde Mitarbeiter verschiedener polit. Zeitschriften und Freund des Philosophen Romagnosi. Ruf er- langte er durch eine Ausgabe von Vicos sämtlichen Werken (6 Bde., Mail. 1836-37), denen er einen Band [* 6] über Vicos Geist beifügte. 1839 ging Ferraris nach Frankreich und veröffentlichte «Vico 6t 1'Ita1i6» (Par. 1839),
einen Auszug seiner Arbeiten über Vico. 1840 erhielt er eine Professur der Litteratur an der Universität in Rochefort; doch muhte er sie socialistischer Tendenzen halber 1841 wieder auf- geben. 1840 schrieb er «D6 1'6rr6ur» und «1)6 r6- iiFioLis (^inMN6iiH6 opinioiiilwL». Inzwischen hatte Ferraris einen Ruf an die Universität Straßburg [* 7] erhalten. Dort denunzierten ihn die Ultramontanen, indem sie eine Stelle des Plato für eine solche aus F.s Werken ausgaben, wegen kommunistischer Leh- ren, weshalb er von Villemain abgesetzt ward. Zu seiner Rechtfertigung gab Ferraris «Iä668 8ur 1a. po1iti^u6 äs ?1iUon 6t ä'^riätotk» (Par. 1842) heraus. 1843 erschien der bedeutende «N88ai 8ui-16 princi^ 6t 168 1iinit68 ä6 lö, pkii080p1ii6 ä6 1'di8t0il-6» lebd. 1843). Nach der Februarrevolution von 1848 verlieh ihm Carnot sein Amt wieder, doch ging er noch 1848 nach Bourges, wo er bald von neuem abgesetzt ward. 1859 kehrte Ferraris nach Italien [* 8] zurück, wo er Professor in Turin [* 9] und Mailand wurde und als Föderalist ins Parlament trat. Ferraris starb in Rom. [* 10] Er schließt sich an Romagnosi und Vico an, leugnet die Existenz einer übernatürlichen Glaubenswelt und vertritt einen antimetaphysischen Realismus. Ferraris gab noch folgende Werke heraus: «^IkcKig.V6l) ^UZ6 668 r6V0wtiOQ8 ä6 N0tl6 t6MP8» (Par. 1849),
«1^68 p1iil080pli68 8alNri68» (ebd. 1849), «1^9. t6ä6ra2ioii6 i'6pudI)1icanI,» (Capolago 1851), «I^a ki08oriH ä6iiH i-iv0w2iou6» (Mail. 1851; 2. Aufl., 2 Bde., 1873),
«I^Italik äopo il colpo äi ^tkto» (ebd. 1852),
«1Ii3t0ir6ä68r6v0luti0U3cI'1taIi6, 011 6u6lt68 6t 6id6lm3» (4 Bde., Par. 1857-58), toir6 ä6 1a rlli80u äNat" (ebd. 1860),
«I^a, 6t 1'Nur0p6) i6ur Ki8toil6 6t i6Ul3 traäitioQL 60IN' par663» (ebd. 1867),
«^0l80 8UFÜ 3critt0ii politici itaii^iii» (Mail. 1862 - 63 u. ö.),
«Ztoria cl6N6 i'ivowxwni ä'Itaiiw) (3 Bde., ebd. 1871-73). »^60- rill. ä6i p6i-i0äi poUtici" (ebd. 1874). -
Vgl. Mazzo- leni, (-.^. (Mail. 1877) und Werner, Die ital. Phi- losophie des 19. Jahrh., Bd. 3 (Wien 1885).
Ferrari, Luigi, ital. Bildhauer, Sohn von Bar- tolommeo Ferraris (gest. 1844), geb. 1810 zu Venedig, machte seine Studien unter des Vaters Leitung und war an dem Grabdenkmal für Canova in Sta. Maria dei Frari beschäftigt. Sodann schuf er einen Laokoon, einen Endymion, [* 11] ein Standbild des Marco Polo, David als Besieger Goliaths. Für die Io- hannitertirche in Venedig arbeitete er ein Marmor- dcnkmal des Erzherzogs Friedrich von ^ieneich; ein lebensgroßes Standbild des heil. Iustus in Marmor fertigte er für den Altar [* 12] in der diesem Heiligen geweihten Kirche in Trieft.
Außerdem bilden Grabmäler und Gcnreskulpturen die Haupt- thätigkeit des Künstlers. 1851 wurde er zum Pro- fessor an der Akademie in Venedig ernannt, wo er 1894 starb. Ferrari, Paolo, ital. Lustspieldichter, geb. zu Modena, studierte daselbst die Rechte, widmete sich seit 1847 der dramat. Dichtung und ward 1860 Professor der Geschichte an der wis- senschaftlich-litterar. Akademie zu Mailand. Er starb Er begann seine Laufbahn als Dramatiker mit dem Lustspiel «D^i'toi0min60 (^Ixo- l^o» (1847; später"II coäiciiio ä6Uo Äo V6NLm?i0" betitelt).
Seinen Ruf begründete das 1852 ge- schriebene Meisterwerk " (^oläoui 6 16 8ii6 86äici ixmm6äi6», das die Runde über alle Bühnen Italiens [* 13] machte. Großen Beifall erzielte auch das Lustspiel «I^a L^tira. 6 ?Hriiii» (1871). Seitdem nahm Ferraris den ersten Rang unter den gleichzeitigen Dramatikern Italiens ein. Außer den beiden zu- letzt genannten Stücken sind zu nennen: «11 ^arwko in0ä6rii0» (1858; später «?i'08a» betitelt),
«I.Ä clonnk 6 1o 866ttieo» (1864),
«DÄQt6 a V6ronH», «I'oitl'OIlA 8t0lic »1^3/ U16äiciu9. ä'una, lÄFg^H 3.inin31ll.tH" (1862),
«II äii6ii0» (1868),
" uomini 86ri» (1869),
«I^'^tti-io6 C3,iii6ri6r3,» (1871),
" (^aii86 66. 6ö6tti» (1872),
«II 8ni »^mioi 6 riv^Ii", «1^6 äu6 äani6, »11 riäicolo" (1878),
«II pkräono» (1879),
«?6l v6Nli6tta), »IIn FiovHQ6 utüci3,i6", «1/^ntoni6ttw (1880),
«?ulvi0 ^68ti» (1889) u. a. Die vollständigste Gesamtausgabe seiner «Op^O ärHniinatieIi6» erschien Mail. 1877-80 (14 Bde.). EinigeseinerStückewurdenins Deutsche [* 14] übersetzt.-
Vgl. Fortis, ?. ^., 8wäi0 dio^küeo (Mail. 1889).
Ferraris, Carlo Francesco, ital. National- ökonom und Statistiker, geb. zu Moncalvo (Alessandria), war 1874 - 76 Mitglied ¶