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tional sein. Biot und Savart haben dies durch Ver- suche gefunden, indem sie eine sehr kleine Magnet- nadel wie ein Pendel [* 2] unter dem Einfluß eines sehr langen Stromleiters schwingen liehen; daher nennt man das Gesetz auch Viot-Savarts Gesetz. Laplace folgerte hieraus, daß ein sehr kurzes Etrom- element von der Länge 8 und der Starte i auf eine magnetische Menge in in der Entfernung r die Kraft [* 3] ausübt -"2" ^ii k, wobei " der Winkel [* 4] des Strom- elementes mit der Verbindungslinie zu m ist. Die Kraft steht senkrecht zur Ebene, welche durch das Stromelement und m gelegt wird. Auf diesem ein- fachen Gesetz beruht die Konstruktion der Tangen- tenbussole (s. d.). Biegt man den Stromleiter zu einem kreisförmigen Ning zufammen und hält dabei die Vorstellung fest, daß die magnetischen Kraftlinien die Teile des Stromleiters noch immer ringförmig umschließen, so sieht man, daß der Verlauf derselden jenem der Kraftlinien einer Magnetischen Toppel- schale (s. d.) entspricht, deren Umsang vom Strom umflossen wird. In der That lehren Erperiment und Theorie, daß man sich die magnetische Fernwircung von geschlossenen strömen durch jene solcher Doppel- [* 5] schalen ersetzt denken kann. Zwei ströme aufeinander wirken ebenso wie zwei Doppelschalen, was sowohl in Bezug auf die mechan. Wirkung als auch in Bezug auf die Induktion [* 6] (s. d.) gilt. Mit Rücksicht darauf definiert man als die elektro- magnetische Stromstärke Eins jene eines Stroms, der die Flächeneinheit umkreisend so wirkt, wie ein durch die Schlinge hindurchgesteckter, sehr kurzer Magnet vom Magnetischen Moment ls. d.) Eins, welche Definition mit der in dem Artikel Strom- stärke gegebenen übereinstimmt. -
Vgl. Tumlirz, Das Potential Wien [* 7] 1884);
Ioubert, Ii-aitö ei6M6!itiiii-6 ä'6l6eti-icit6 (2. Aufl., Par. 1891).
I'vröoo (ital., spr. -tsche), musikalische Vortrags- bezeichnung: wild, ungestüm. Ferocität (lat.), Wildheit, Roheit, Grausamkeit. I'erolia. Fnianensis ^wk?., ein in Guayana vorkommender Baum, dessen systematische Stellung nicht genau bekannt ist; einige rechnen ihn zur Familie der Rosaceen (s. d.). Das Holz [* 8] kommt alö Ferolienholz, Atlasholz, dois Latiuö, in den Handel und wird in der Möbeltischlerei verwendet. Es ist sehr hart und schwer, rotgelb und nimmt beim Polieren einen atlasartigen Glanz an. Feroltenholz, s. ^erolia, ^liWu6U8i3.
I'sronia. ()m-i-., Pflanzengattung aus der Fa- milie der Nutaceen (s. d.) uüt nur ein.cr Art, dem Elefantenapfelbaum, 1^. ale^ii^utniii Oo?')'., im tropischen Indien und in Java. Es ist ein mit Dornen besetzter Baum von sebr bartem Holze; die Blätter sind unpaarig gefiedert, die Blüten weiß. Die Frucht bat apfelartige Gestalt und ist ziemlich groß; den harten und bolzigen Kern umschließt eine fleischige eßbare Hülle. Blüten und Blätter duften anioartig. Aus der Rinde fließt das sog. F e r o nia - gummi, das sowohl inIndien vielfach Verwendung findet, als auch iu Europa [* 9] häufig statt des arab. Gummis benutzt wird.
I'sronia, sehr artenreiche Gattung (allein in Deutschland [* 10] über 60 schwer untcrscheiddare Arten) von Laufkäfern der nördl. Erdhälfte, von durch- schnittlich 6 bis l8min Länge, einfarbig, meist bräun- lich oder scbwarz, seltener glänzendschwarz, einige metallisch glänzend. Die Arten leben besonders im Gednge unter Steinen, moderndem Holz u. s. w., gehen in den Alpen [* 11] bis zur Schneegrenze, nördlich uis über den Polarkreis hinaus. Feronla, eine Göttin, die besonders im Sabiner- land zu Tredula Mutuesca, in Etrurien im Hain der Ferrara [* 12] (I^ucns ^Lroniae) am Berge Soracte, m Latium zu Präneste, im Vol'okerland bei Tarracina veredrt wurde.
Auf röm. Münzen [* 13] erscheint ihr )topf mit Blumen bekränzt. Sie war wohl eine Göttin der im Frühling auffprossenden Vegetation und als solche mit der altitalischen Venus, der Flora, auch der Lioera verwandt. Auch erscheint sie als eine Göttin der Freigelassenen. In das Heiligtum am Fuße des Soracte, wo Ferrara neben einem alten Sonnengott verehrt wurde, der nach- mals den Namen Apollo Soranus erhielt, brachten die Umwolmer die Erstlinge der Früchte und viele Weidgeschenke.
Außerdem weihten ihr, als einer Göttin der Freigelassenen, auch die (weiblichen) Libertinen aus Rom [* 14] Gaben, so daß ihr Tempel [* 15] sehr reich wurde und Hannibals Soldaten dort viel zu erdentcn fanden. Auch waren große Jahrmärkte mit den dortigen Festfeiern verbunden, fo daß all- mählich eine ganze Stadt aus dem Tempel ent- stand. Virgi! nennt einen Sohn der Ferrara zu Präneste, Erulus (oft nach falfcher Lesart Herilus ge- nannt), der gleich Geryon drei Leiber gehabt haben und von Euander erfchlagen worden sein soll. - Ferrara beißt auch der 72. Planetoid. ^Firozpur.
Ferozepore, brit.-ind. Distrikt und Stadt, s. Ferrado, älteres Feld- und Getreidemaß in der span. Provinz Galicien, als Feldmaß von 625 bis 900 ^.uadratvaras (4,36? bis 6,395 a); als Getreide- maß wurde der Ferrara in 24 Cuartillos geteilt und bil- dete den vierten Teil der Fanega (s. d.). Ferraillieren (vom frz. tkri-Hilw, spr. -raj, altes Eisen), [* 16] mit dem Degen rasseln, sich herumstreitcn, händelsüchtig sein; Ferrailleur (spr.-rajöhr), Rauf- Ferrand, Eduard, ferrara Schulz, Eduard. stold. Ferrandma, ^tadt im Kreis [* 17] Matera der ital. Provinz Potenza, in 481 in Höhe, unweit rechts vom Basento und an der Linie Neapel-Metaponto des Mittelmeernetzes, hat s1881) 7325, als Ge- meinde 7545 E., Wein- und Dlvau. Ferrara wurde 1494 von den Bewohnern des durch Erdbeben [* 18] zerstörten Städtchens Uggiano gegründet. Ferrära.
1) Provinz im Königreich Italien [* 19] in der Landschaft Emilia, grenzt im N. an die Provinz Rovigo, von der sie durch den Po getrennt wird, im O. an das Adriatische Meer, im S. an die Pro- vinzen Ravenna und Bologna, im W. an Modena, hat 2616,?7 (nach Strelbitskij 2627) hkin, (188Y 230807 nach Berechnung 249488) E., d. i. 85 E. auf 1 hkm, und zerfällt in die 3 Kreise [* 20] Cento (37986 E.), Comacchio (34375 E.) und Ferrara (158446 E.) mit zufammen 16 Gemeinden. Das Land bildet das unterste Mündungsgebiet des Po auf dessen rechter Seite, wird von mehrern seiner südl. Arme und Zuflüsse sowie von zahlreichen Ent- wässerung^kanälen durchzogen, ist flach und zum Teil sumpfig (Valli di Comacchio) und ungesund, aber außerordentlich fruchtbar. Die Bewohner bauen Ge- treide, Hanf, Reis, Wein, treiben beiden- und Vieh- zucht, vor allem aber befchäftigen sie sich mit Fisch- fang lAale, Meeräschen), der durch die zahlreichen Kanalschleusen außerordentlich begünstigt wird, so- wie mit Räuchern und Einsalzen der Fische [* 21] und mit Salzgewinnung. [* 22]
2) lat. I^i'i'Hri^, das ?0ruin ^.lioni der Römer, [* 23] Hauptstadt der Provinz Ferrara, 120 km im ¶
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SW. von Venedig, [* 25] 9 km südlich vom Po, in 7 in Höhe (Schwelle des Rathauses) und fast 1 m unter dem Flußspiegel, in einer sumpfigen und ungesunden, aber fruchtbaren Ebene, an den Linien Padua-Ferrara- Bologna (123 km) undF.-Rimini (124 km) des Adriatischen Netzes und an der Anschlußlinie Suz- zara-Ferrara (82 km), ist mit festen Mauern, Bastionen und einer starken Citadelle versehen, Sitz eines Militärdistrikts und hat (1881) mit Einschluß der Vor- städte San Luca und ^an Giorgio 30695 E., darunter etwa' 2000 Israeliten (Nov. 1892 nach Berechnung als Ge- meinde 85000 E.), in Garnison das 2. Feldartillerieregiment nebst 2 Traincom- pagnien und das 3. Bataillon des 41. Infanterie- regiments. Ferrara hat breite, aber stille, öde Straßen, 30 Kirchen und zahlreiche große und schöne, aber verödete Paläste.
Kirchen. Der Dom San Giorgio, ein Prachtbau lombard. Stils, besitzt eiue großartige Facade mit drei Nundbogenstellungen übereinander; der untere Teil der Front und die^eitenfacaden sind von 1135, der Oberbau aus dem 13. Jahrh., die Skulpturen aus den: 13. und 14. Jahrh., das Innere, dreifchiffig mit zwei Querschiffen, ist 1712 modernisiert und enthält zahlreiche Wandmalereien. An der südl. Ecke des Doms ein Glockenturm mit vier gewaltigen Stockwerken, unter Herzog Ercole II. (1534-58) erbaut.
San Francesco, ein Vacksteinbau von Pietro Benvenuti (1494), mit Kuppeln überwölbt, ist dreischiffig mit Kapellenreihen; im Innern Grab- mäler der Familie Este. San Venedetto im Corso di Porta Po, 1490-1553 von Giambattista und Alberto Tristani erbaut, ist eine dreischiffige Pfeiler- kirche mit Kapellenreihen. Die ehemalige Kirche San Nomano mit zierlicher Vacksteinornamentik des Friefes und der Fensterbogen wird durch Anbauten fast verdeckt. San Paolo enthält Gemälde von Vo- noni und Scarsellino; Santa Maria in Vado, eine der ältesten Kirchen der Stadt, seit 1495 von Biagio Nossetti und Bart.
Tristani umgebaut, dreischiffig, Mittelschiff mit flacher Decke [* 26] auf zehn Säulen, [* 27] Fresken von Vononi. Die Kirche San Cristoforo auf dem Campo ^,anto, einem frühern Kartäufer- kloster, 1498-1553 erbaut, ist ein schöner Renais- sancebau. Die Kirche Santa Maria della Nosa auf der Via degli Armari steht vor der Porta Nomana. In der Kirche San Giorgio, mit Grabmal des Bi- schofs Noverella von Ant. Nofellino und fchönem Turm [* 28] von Viagio Rosfetti, eröffnete Papst EugenIV. 1438 das Ferrara-Florenzer Konzil.
Weltliche Bauten. Den nördlichen, im 14. Jahrh, von Ercole I. erbauten Stadtteil durch- schneiden zwei Hauptstraßen, der CorsoVittorio Ema- nuele und der Corso di Porta Po und diPorta Märe; die Kreuzung bezeichnen vier stattliche Paläste, dar- unter derPalazzoProsperioderde'Leonimit schönem Portal und der Palazzo de'Diamanti, benannt nach den das Gebäude bekleidenden facettierten Quadern, für Sigismoudo d' Este von Viagio Nossetti in Frührenaissance errichtet und 1507 vollendet, mit der städtischen Gemäldesammlung in den: Ateneo civico, deren Bilder meist der ferrarcsischen Schule (Garofalo, Dosso Dossi) angehören und aus ehe- maligen Kirchen stammen.
Das ehemalige herzogl. Schloß (Castello) in der Mitte der Stadt, ein altes viertürmiges Gebäude von malerischem Äußern, jetzt Sitz mehrerer Behörden und des Telegraphenamtes, enthält Deckenfresken von Dossi. Der Palazzo Schifa- noja an der Strada della Ecandiana, jetzt Taub- stummenanstalt, einst Lustschloß, 1391 von Alberto d'Este begonnen, 1469 von Vorso vollendet, enthält schöne Fresken von Cosimo Tura, Lorenzo Costa u. a.. 1840 unter der Tünche entdeckt.
Der Palazzo Costabili, mit schönem Hofe und zwei Sälen mit Deckenfresken von Ercole di Giulio Grandi, wurde für Ludovico Moro erbaut. Der Palazzo della Ra- gione, ein got. Vacksteinbau (1315-26), 1840 restau- riert, ist noch jetzt Sitz des Gerichts. Das einfache Haus Ariostos, welches der Dichter selbst erbaute und wo er zuletzt lebte, ist seit 1811 Eigentum der Stadt. Die Casa degli Ariosti, bei der Kirche Sta. Maria di Bocche, ist des Dichters Vaterbaus. Das Haus des Dichters Guarini gehört noch dessenFamilie an. Im St. Annenhospital befindet sich die Zelle, [* 29] in welcher Tasso 1579-86 auf Befehl Alfons'II. ge- fangen gehalten worden fein soll; in derselben sind die Namen Byrons u. a. Dichter angeschrieben. An des Dichters Liebe zu Eleonore von Este erinnert die vor der ^tadt gelegene Villa Belriguardo.
Ein Standbild Ariostos erhebt sich auf hoher Säule auf der Piazza Ariostea von Franc. Vidoni, 1833 er- richtet ; die Säule war im 15. Jahrh, zu einem Denk- mal für Ercole I. bestimmt und trug 1810 -15 ein Standbild Napoleons I. Zwifchen Schloß und Dom das Denkmal des in Ferrara geborenen Girolamo Savonarola, von Stefano Galetti, 1875 errichtet; vor dem Dom ein Denkmal Victor Emanuels II. von Monteverde. Ferrara ist Sitz eines Präfekten, eines Erzbischofs, eines Tribunals, eines Assisenhofs, eines Handelsgerichts und einer Handelskammer und hat eine freie (nicht- staatliche) Universität (I^id6i'HlIniv6i'8itü. äi^.), ein theol.
Seminar, ein Gymnasium, mehrere andere Unterrichtsinstitute, eine ^ccaäemia ^riostkg,, ver- schiedene Wohlthätigkeitsanstalten und zwei Theater. [* 30] Die Universität, 1264 gegründet und 1391 reorgani- siert, ging 1394 ein und bestand nach ihrer Neuein- richtung (1402) nur dürftig. Infolgedessen wurde sie 1442 vom Markgrafen Lionello wiederhergestellt und sehr berühmt (savonarola und Ariost wirkten an derselben). Nach 1593 ging sie zurück und wurde Ende des 18. Jahrh, geschlossen.
Nachdem die 1802 gegründete höhere Hydraulische [* 31] schule wieder ge- schlossen war, wurde die Universität 1815 wieder eröffnet und mit einer Ingenieurfchule verbunden. Sie hatte (1891/92) 68 Hörer und umfaßt eine jurist., mathem.-naturwissenschaftliche und mediz.- chirurg. Fakultät, letztere mit einer Pharmaceuten- schule. Mit ihr verbunden sind ein botan. Garten, [* 32] ein Physik. Kabinett, ein anatmn. Theater und eine reiche Sammlung von Münzen, griech. und lat. In- schriften, einige röm. und altchristl.
Sarkophage sowie eine ausgezeichnete Bibliothek (90000 Bände, 1474 Ferrareser und 475 andere Handschriften, darunter 52 Ausgaben des Ariosto, mehrere Auto- graphien der Werke diefes Dichters «Oi-Ianäo t'ariuZo»^, sowie Tassos und Guarinis ^«I^tor Mo»_{1}, 3191 Autographen, 2350 Kupfer- und Hand- zeichnungen, alte Drucke und Cborbücher mit Minia- turen des 13. bis 16. Jahrh.). In einem der Viblio- theksäle ist das Grabdenkmal Ariostos. Geschichte. Als namhafterer Wohnort wohl erst mittelalterlichen Ursprungs kam Ferrara, welches die Päpste auf Grund der Schenkungen Pippins und ¶