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der täglichen Bewegung der Gestirne am Himmel [* 2] folgen läßt, auch dauernd im Sehfelde des Fermor gehalten werden. - Zum raschen Auffinden einer bestimmten Stelle des Himmels dient der Sucher (s. d.).
Für die Beurteilung der Güte eines Fermor kommen in Betracht seine Bildschärfe oder trennende Kraft, [* 3] Farbenfreiheit oder Achromasie und Lichtstärke. Ein gutes Fermor soll die hellsten Fixsterne [* 4] als möglichst kleine, strahlenfreie Scheibchen, umgeben von mehrern regelmäßigen Beugungsringen, schwächere Sterne aber als scharfe Punkte zeigen; der Mond, [* 5] Jupiter und Saturn müssen als scharfbegrenzte Scheiben ohne farbige Säume erscheinen. Die trennende Kraft wird am besten an Doppelsternen geprüft; je größer die Öffnung des Fermor ist, um so engere Doppelsterne müssen sich mit ihm trennen lassen; ein gutes Fermor von 4 Pariser Zoll (= 108 mm) Öffnung muß z. B. Doppelsterne von 1'' Distanz als solche erkennen lassen.
Die Lichtstärke prüft man an schwachen Sternen oder noch besser an Nebelflecken oder Kometen. [* 6] Das Erkennen von feinen Details auf der Mond- oder Jupiteroberfläche bietet ebenfalls einen guten Prüfstein für die Güte eines Fermor Terrestrische Fermor prüft man an irdischen Gegenständen; die Bilder entfernter Gebäude z. B. müssen scharfe Konturen, frei von farbigen Säumen zeigen und möglichst viele Details erkennen lassen. Alle diese Prüfungen müssen bei ruhiger und durchsichtiger Luft vorgenommen werden, wenn man sich ein sicheres Urteil über die Güte eines Fermor bilden will. Sind die Brennweiten von Objektiv und Okular nicht bekannt, so bestimmt man die Vergrößerung vermittelst des Dynameters (s. d.).
Seine vorzüglichste Verwendung erhält das Fermor in der Astronomie. [* 7] Mit seiner Erfindung begann für diese eine neue Epoche. Hier dient es aber nicht nur zum Anschauen der Gestirne, zum Studium ihrer Formen und Oberflächenbeschaffenheit, sondern auch zum Messen. Der erste Schritt, um das Fermor hierzu brauchbar zu machen, geschah durch Anbringung des Fadenkreuzes im Brennpunkte des Objektivs (durch Gascoigne 1640), wodurch zuerst die genaue Visierung eines Objekts ermöglicht wurde.
Bei der einen Gruppe astron. Meßinstrumente, bei der der absolute Ort eines Gestirns festgelegt wird, dem Passageninstrument, [* 8] Meridiankreis,Universalinstrument und Äquatoreal ebenso wie bei Sextant, [* 9] Prismenkreis und verschiedenen physik. Instrumenten, dient das Fermor nur zum scharfen Sehen [* 10] und Visieren; bei der andern Gruppe, den verschiedenen Arten von Mikrometern (s. d.), durch welche relative Koordinaten [* 11] bestimmt werden, ist das Fermor ein weit wesentlicherer Bestandteil, indem durch das Fermor erst das Bild erzeugt wird, an dem die Ausmessungen vorgenommen werden. In der Himmelsphotographie (s. d.) tritt an Stelle des Okulars die photogr. Platte. Fermor kleiner Dimensionen dienen bei einer großen Anzahl der verschiedensten Apparate als Hilfsteile und haben dann lediglich den Zweck, ein scharfes Sehen und Visieren zu ermöglichen. - Geodätische Instrumente mit Fermor sind Heliotrop, [* 12] Kippregel, [* 13] Theodolit. [* 14] - In der Physik dient das Fermor bei verschiedenen optischen Demonstrationsversuchen, z. B. denen über Beugung, [* 15] sowie besonders zum genauen Messen von Abständen durch das Kathetometer (s. d.) und zur sog. Spiegelablesung (s. d.) der Galvanometer [* 16] (s. d.). Näheres über alle die genannten Instrumente s. in den Einzelartikeln sowie im Artikel Sternwarte [* 17] nebst den beigehefteten Tafeln.
Deutsche [* 18] Firmen für die Fabrikation von Fermor sind: in Berlin: [* 19] K. Bamberg, [* 20] C. P. Goerz, H. Haecke, Ed. Sprenger, Th. Wegener. In Braunschweig: [* 21] Voigtländer & Sohn. In Dresden: [* 22] G. Heyde. In Hamburg: [* 23] Repsold & Söhne. In München: [* 24] J. Bach, J. Merz, Reinfelder & Hertel, J. Rodenstock, C. A. Steinheil Söhne, O. Wernhard. In Rathenow: [* 25] L. Friedrich, Nitsche & Günther, Gebr. Picht & Comp. In Wetzlar: [* 26] M. Hensoldt. In Würzburg: [* 27] E. Hartmann & Comp. -
Vgl. Servus, Die Geschichte des Fermor bis auf die neueste Zeit (Berl. 1886);