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2. Jan. 18 l6 mit der Prinzessin Marie Antonie Gabriele, Tochter des reichen Fürsten Franz Joseph von Kohary, trat 1818 znr kath. Kirche über und wurde 1827 ungar. Staatsbürger. Er starb in Wien [* 2] Von seinen drei Söhnen: Ferdinand, August und Leopold, traten die beiden letzten gleich- falls in österr.
Militärdienste, während der erste als Ferdinand II. (s. d.) König von Portugal [* 3] wurde. Der jüngste Sohn des Prinzen August, Ferdinand ls. d.), ist Fürst von Bulgarien. [* 4] Ferdinand I., König beider Sicilien, geb. erhielt das nüt Spanien auf Grund der Verträge unvereinbare Unteritalien und Sici- lien, als sein Vater Karl III. (s. d.) 1759 den span. Thron [* 5] bestieg.
Tanucci leitete für den gleichgültigen und von ihm absichtlich mangelhast erzogenen Fürsten an der Spitze der Regentschaft und feit 1767 als erster Minister die Geschäfte zwar trefflich, wurde aber von F.s herrschsüchtiger Frau Karoline Marie 1777 verdrängt und durch La Sambuca, 1784 durch Acton (s. d.) ersetzt.
Neapel (Provinz, Stadt

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Neapel.Neapel, [* 6] das sich nun dem span. Einfluß entzog, um sich England und Österreich [* 7] an- zuschließen , beteiligte sich seit 1793 an den Koali- tionskriegen gegen Frankreich;
nach einem vorüber- gehenden Frieden 1796 sah sich Ferdinand nach der Nieder- lage Macks gegen Championnet zur Flucht nach Palermo [* 8] genötigt, während in Neapel nach Niederwerfung der Lazzaroni tne Par- thenopäische Republik (s. d.) errichtet wurde Der Abzug der srauz. Truppen ermöglichte jedoch schon im Mai 1799 dem Kardinal Ruffo (s. d.) und feinen Banden die Rückeroberung von Neapel, wo unter Nelsons Augen treulose und blutige Rache an den Republikanern genommen wurde. Ferdinand kehrte im Jan. 1800 selbst nach Neapel zurück, wurde aber 1801 von den in Deutschland [* 9] siegreichen Franzosen gezwungen, den «ätato äeipresi^», Piombino und Porto Longone abzutreten und sich der Kontinen- talsperre anzuschließen.
Bei Ausbruch des Krieges von 1805 nahn: jedoch Ferdinand engl. und russ. Truppen auf und rüstete sich zur kräftigen Beteiligung am Kampfe gegen Napoleon I. Dieser aber besetzte nach dem überraschend schnell errungenen Sieg bei Auster- litz F.s vollständiges Gebiet, welches Joseph Bona- parte und später Murat bekam, und zwang ihn sowie dann auch Karoline Marie zur Flucht nach Sicilien. .hier behaupteten sie sich unter dem Schutz der engl. Flotte.
Preußen

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Preußen.Als Karoline Marie, müde der Bevor- mundung durch England und des von diesem der Verfassung gewährten Schutzes, mit Napoleon in ge- heime Verhandlungen sich einließ, sorgte der Admiral Lord Bentinck 1811 für ihre Entfernung aus Sici- lien, worauf er auch Ferdinand im Jan. 1812 zwang, seinen England mehr ergebenen und einer verfassungs- mäßigen Regierung geneigtcrn Sohn Franz (I.) zum Statthalter «zu ernennen. Nach Ventincks Abgang (Jan. 1813) übernahm Ferdinand die Regierung wieder selbst und erhielt nach Napoleons Niederlage auch Neapel von den Mächten wieder zurück. Murats verspäteter Versuch, sich in den Besitz von Unteritalicn zu setzen, mißlang; aber unter dem äußern Schein der Ord- nung und Ruhe fraß das Unwesen der Carbonari (s. d.) um sich. Als, angeregt durch Spaniens Bei- spiel, eine Revolution ausbrach, über- trug Ferdinand die Statthalterschaft wieder an Franz, der die geforderte Verfassung alsbald gewährte, welche dann Ferdinand beschwor, umunmittelbar darauf, unterstützt von österr. Truppen, auf Grund der mit Osterreich, Ruhland und Preußen [* 10] zu Laibach [* 11] getroffenen Ver- einbarung, feine unbeschränkte Gewalt wiederher- zustellen. Auch die von Österreich verlangte mehr- jährige Besetzung des Landes gestand Ferdinand 1822 zu Verona [* 12] zu. Er starb zu Neapel. Sein Nachfolger war Franz I. -
Vgl. Lanzilotti, Nemoiio 8toi'icli6 äil^.I (Neap. 1827);
Colletta, tztoria dol i'6kin6 äi Napoli aal 1734 Lino al 1825 (2 Bde., 1834);
Vozzo, ^uovi äocuinouti äi 1^. (IV) Lorlioue (im «^rcliivio Ltorico itiililmo», 1880).
Ferdinand II., König beider Sicilien, Enkel des vorigen, geb. führte, zur Regierung gekommen, in: Gegensatz zu seinein Vater Franz I. (s. d.) anfangs Verbesserungen ein, säuberte das Beamtentum und erhob Heer- und Finanzwesen aus ihrem kläglichen Zustand, wandte sich aber bald wieder dem herkömmlichen Absolutis- mus und der überkommenen Anlehnung an Öster- reich zu.
Nach dem Tode seiner ersten Gattin, Marie Christine von Savoyen (1836), heiratete er 1837 Maria Theresia Isabelle, Tochter des Erzherzogs Karl von Ostcrreich^was zu einem Gegellsatz zwischen ihm und seinem ^ohn Franz (II.) führte.
Harte Steuermaßregeln, Rückberufung der Jesuiten, Auf- hebung der sicil.
Syra - Syrakus

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Syrakus.Verfassung, verbunden mit äußern Unfällen, führten zu den Erhebungen von Syrakus [* 13] (1837), Aquila (1841) und Cosenza (1844) und zu dem Versuch der Brüder Vandiera (Juli 1844), welche zahlreiche Hinrichtungen und Einkerkerungen im Gefolge hatten und Ferdinand mit wachsendem Mißtrauen und zunehmender Rachsucht und Härte erfüllten.
Ein neuer Ausbruch des öffentlichen Unwillens er- folgte in Sicilien nach Pins' IX.
Erhebung und dessen liberalen Erklärungen.
Palermo gab der ganzen Insel und Uuteritaliendas Zeichen zum Aufstand, und Ferdinand sah sich zur Entlassung seiner verhaßten Minister, zur Gewährung einer Verfassung (10. Febr.) und sogar zur Entsendung von Truppen gegen die Österreicher gezwungen. Während jedoch die von Mißtrauen erfüllten Abgeordneten Schwie- rigkeiten machten, bereitete Ferdinand den Staatsstreich vor, den er, gestützt auf die Schweizertruppen und Lazzaronihaufen, ausführte; nur General Pepe trat auf die Seite des Volks über. Nach Karl Alberts Niederlage bei Cuftozza konnte auch Sicilicn, das die Errichtung eines selbständigen Königreichs unter Ferdinand von Savoyen geplant hatte, niedergeworfen werden, doch erst nach schweren Kämpfen,befonders nach der furchtbarenVeschiehung Messinas Sept. 1848, die Ferdinand den Namen Bomben- könig (^6 Vomda) eintrug. Im ganzen Königreich erreichten nun das polit.
Verdächtiguugs- und Ver- folgungswesen, Sbirrentum, Einkerkerungen und Verbannungen ihre höchste Blüte; [* 14]
weder W. Ferdinand Gladstones unwiderlegte Veröffentlichungen («^o 1(!t^61'8 t0 t1i6 Ii!3.1'1 ot'^I)6rd66I1», 1. Ausg. 1851; die 2. Ausg. 1852 und die folgenden enthalten eine Prüfung der «Offiziellen Erwiderung der neapolit. Regierung»),
nach welchen 1850 zwischen 15000 und 20000 polit.
Verdächtige in den Gefängnissen lagen, noch die von Cavour auf dem Pariser Kongreß veranlaßten Vorstellungen Englands und Frank- reichs brachten Ferdinand von seinem Verfahren ab;
die Ablehnung der letztern als eines Eingriffes in die königl. Hoheitsrechte führte zur Abberufung des engl. und des franz. Gesandten von Neapel.
Nach dem Mordversuch des Soldaten Milano suchte Ferdinand Sicherheit in gänzlich zurückgezogenem Leben zu Caserta, wo er an den Folgen der Ver- wundung im Oberschenkel, die ihm Milano ¶