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ursprünglich einheimische Baum findet sich gegen- wärtig wild oder verwildert in allen Mittelmeer- ländern, wo er meist strauchartig oder als kleiner, krummstämmiger Baum in Hecken, an Waldrändern und Felsen vorkommt und nur kleine, ungenieß- bare Früchte trägt. Dagegen wird der kultivierte Feigenbaum in Südeuropa und allen wärmern Ländern bei gehöriger Pflege zu einem, wenn auch nicht hohen, aber wegen seiner breitästigen, malerisch geformten und schönbelaubten Krone stattlichen Baum.
Die Rinde ist weihgrau, die Zweige sind behaart, die Blätter herzförmig und drei- bis fünf- lappig, schön grün, aber scharfhaarig. Die Früchte sind zuletzt birnförmig oder kugelig, sehr verschieden an Größe, Form und Färbung sowohl der Haut [* 2] als des Fleisches, denn es giebt von diesem, seit den ältesten Zeiten kultivierten Baume zahllose Abarten, Spielarten und Varietäten. Die gemeine Feigheit ist im reifen Zustande außen purpurblau und fein be- reift, innen grünlichweiß.
Ferner giebt es kleine weihe und kleine grünlichgelbe Feigheit mit rotem Fleisch. Die große, weiße Genueser Feigheit ist kugelig mit dünnem Stiel, äußerlich weiß, inwendig rot. Diese und die Feigheit von Savoyen gelten für die besten. Die Feigheit der Levante oder die Smyrnaer Feigheit sind gleichfalls sehr geschätzt und kommen in großen Mengen getrocknet in den Handel. Berühmt ist seit alten Zeiten dieKaprifikation der Feigheit. Es giebt nämlich eine kleine Gallwcspe, die Feig eng all wespe (^nip8 pssusg ^.), die die Feigheit des wildwachsenden Baums ansticht, um ihre Eier [* 3] hineinzulegen.
Infolge davon wird die wilde Feigheit viel größerund saftiger, auch zuckerreicher, als es sonst der Fall sein würde, ^chon im Altertum hing man deshalb angestochene wilde an die Zweige der an- gebauten Feigenbäume, um deren Früchte durch die ausschlüpfenden Wespchen ebenfalls anstechen zu lassen, ein Verfahren, das jetzt in allen Ländern, wo man den Feigenbaum als Ödstbaum anbaut, au- gewendet und Kaprisikation genannt wird, weil der wilde Feigenbaum ca^iiiieuL, d. i. Geißfeige, hieß.
Die Kultur des Feigenbaums bildet in den wärmern Ländern einen sehr wichtigen Zweig der Obstbaumzucht, denn die Feigenfrucht ist dort nicht allein ein allgemein beliebtes Obst, sondern auch ein sehr einträglicher Handelsartikel. Der Baum macht wenig Ansprüche an den Boden, verlangt aber viel Wärme [* 4] (sonnige Lage), Licht [* 5] und Wasser und eine sorgsame Pflege, besonders hinsichtlich des Schnittes. In Deutschland [* 6] wird er meist als Topf- gewächs behandelt und muh in einem frostfreien Zimmer oder im Kalthaus überwintert, oder wenn man ihn in geschützter Lage im freien Lande stehen hat, gut in Stroh eingepackt, noch besser mit Bretter- kästen, die eine Laubumhüllung erhalten, umgeben werden. In großen Obsttrcibereien wird er auch an Spalieren in Gewächshäusern oder Mauern ohne Heizuug^kultiviert.
Die getrockneten Feigheit kommen entweder an schnüre gereiht (Kranz feigen, Wert etwa 50 M. für 100 k^) oder in runde Schachteln (Trommel- oder Kalamatafeigen) oder in Kistchen verpackt (Malagafeigen) in den Handel und werden zu Desserts (Smyrnaer Tafelfeigen, Wert etwa 130 M. für 100 k^) und zu arzneilichen Zwecken verwendet. Zu letztern nimmt man gewöhn- lich die Kranzfeigen, welche aus geringern, dick- schaligen Sorten bestehen. Haupthandelsplatz für Feigheit ist Trieft.
Man braucht die getrockneten Feigheit un- präpariert oder in Milck gekocbt als erweichendes und kühlendes Mittel bei entzündlichen Geschwülsten (Zahngeschwüren u. s. w.), Entzündung der At- mungsorgane, namentlich der Kinder u. s. w., ge- röstet auch als Feigenkaffee (s. d.). Der Feigen- käfe aus Spanien [* 7] und der Fkigenkuchen aus Griechenland [* 8] sind in Käse- oder Kuchenform mit Kräutern und Gewürzen zusammengepreßte Feigheit. Zu der nämlichen Gattung gehören einige in ihrer Wachstumsweise dem Epheu sich anschließende Arten Chinas an, nämlich 1^icu8 8c3.uä6U8 ^am., ein stark verästelter Strauch mit immergrünen ovalen oder elliptischen Blättern, welcher,'gegen eine Mauer gepflanzt, diese in kurzer Zeit nnt einem dichten Netze von Zweigen und Laubwerk überzieht, und 1?ieu8 dard^ta.
I^aU., von jener Art durch herz- förmige, größere und schönere Blätter unterschieden. Beide werden in Gewächshäusern angepflanzt, um Mauerwände und Felfen zu bekleiden. Erstere Art kann auch als Ampelpflanze Verwendung finden. Auch hier sieht man an ausgewachsenen Individuen die jüngsten Zweige sich von der stützenden Mauer ablösen, sich aufrichten, blühen und fruchten. Von den übrigen Ficusarten sind noch erwäh- nenswert die Sykomore (s. d.) und der in Ost- indien einheimische bekannte Gummibaum, ^ieus 6i3.8tio3. ^. (s. Gummibaum).
Aus dem Milchsafte des letztern sowie aus demjenigen der gleichfalls in Ostindien [* 9] einheimischen ?icu8 inäic^ ^onb., ^icus verrucosH I^M., ^ieii8 I)6UAli3.i6ii8i8 ^). u. a. und auch einiger südamerik. Formen, wie ^ieii3 eiliptica ^5/ö., ^ieu8 pi'w0iä68 W". u. a. wird Kautschuk gewonnen. Ferner liefert ^ioii8 inäic^ und der den Indiern heilige Götzen bäum ^icu8 i'6iißio89. ^. Gummilack oder Schellack (s. d.). Die erstere Art zeichnet sich durch die Eigentümlichkeit aus, daß aus den Asten zahlreiche Luftwurzeln entstehen, die in die Erde eindringen und nun als säulenförmige Stützen die mächtig ausgebreitete Laubkrone tragen, sodaß allmählich aus einem Exemplare eine ganze Gruppe, ein kleiner Wald hervorgeht, der eine gemeinschaft- liche Velaubung besitzt. -
Vgl. von Solms-Laubach, Die Herkunst, Domestikation und Verbreitung des gewöhnlichen Feigenbaums (Gott. 1882);
P. Mayer, Zur Naturgeschichte der Feigeninsekten (im «Zoolog. Jahresbericht für 1881», Lpz. 1882).
Feigenbaum, s. Feige. Feigendistel, feigheit Opuntia. Feigeneisblume, feigheit N6L6mdr^ant1i6muiu. Feigenfrucht. Diese für die Gattung ^IcuL (s. Feige) charakteristische Fruchtform entsteht aus einem gemeinsamen Vlütenboden, der krugförmig nach oben und am Scheitel einwärts gebogen und hier durch Schuppen verschlossen ist. (S. die Text- abbildung zum Artikel Urticaceen.) [* 10] An der innern Wand des hohlen Vlütenkrugs, der zur fleischigen Frucht auswächst, stehen die Blüten, später die Früchtchen (Nüßchen).
Die Feigheit gehört in die Kate- gorie der Scheinfrüchte (feigheit Frucht). Feigengallwefpe, s. Feige. Feigenkaffee, Kaffeezusatz, der aus getrockneten, in stücke zerschnittenen und wie die Kaffeebohnen braungerösteten Feigen hergestellt wird. Man mahlt oder stößt die gerösteten Feigen zu Pulver und setzt ein wenig dem gemahlenen Kaffee zu. Feigenkaktus, s. Opuntie. Feigenkäfe, Feigenkuchen, s. Feige. Feigenwurz, s. KHQuiiciiw8. Feigheit, die Neigung, sein Handeln durch Furcht bestimmen zu lassen. Die militärische Feigheit ist die ¶