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Karte: Fehnkolonien und Fehnkanäle in Ostfriesland.
Zeit hinein Moorkolonien gegründet, sodaß deren über 250 mit etwa 55000 ha Areal und 60000 E. (1890) vorhanden sind. Die Moorkolonien gediehen am besten, wenn sie, am Rande des Moors im Zusammenhang mit bestehenden Ortschaften angelegt, bequemen Torfabsatz sowie die Möglichkeit des Bezugs von natürlichem Dung hatten, oder wenn sie in der Nähe größerer Städte und an schiffbaren Wasserstraßen lagen; dies traf zumeist für die Kolonien zwischen Weser und Elbe zu, die eine angemessene Kolonatsgröße ausgesetzt erhalten hatten.
Auch von den münsterschen Kolonien links von der Ems [* 2] im Bourtanger Moor, die fast ohne jede fahrbare Verbindung waren, gediehen die gut angelegten (Rütenbrock, Twist u. a.) recht wohl, während die rechtsemsischen Hümmlingskolonien, noch mehr aber die ostfriesischen, unter der Mittellosigkeit der Kolonisten zu leiden hatten. – Seit 1870 hat auf Anregung des preuß. Ministerialdirektors Marcard die preuß. Regierung viel für die Erschließung der ostfriesischen und Emsmoore gethan, ebenso die oldenb. Regierung für die oldenb. Moore; eine große Reihe von Moor-Schiffahrtskanälen sind gebaut und so ist in dieser Richtung wenigstens ein Zustand geschaffen, wie ihn die Moore rechts von der Weser, die nur ein ¶
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unzureichendes Kanalnetz aus dem 18. und dem Anfang des 19. Jahrh. besitzen, nicht haben. Die preuß. Regierung läßt im Kehdinger Moor an der Elbe sowie im Friedeburger und Wieseder Moor südlich vom Ems-Jade-Kanal großartige zusammenhängende Kolonien mit vorbereiteten Kolonaten herstellen, die hannov. Provinzialverwaltung besetzt im Groß-Fullener Moor, etwa am Kreuzungspunkt des Süd-Nord- und des Meppen-Hoogeveen-Kanals, ein 428 ha großes «Provinzialmoor» mit pachtzahlenden Kolonisten, und der Hauptmann Schöningh hat ebenda ein etwa 1800 ha großes Territorium teils selbst in Kultur genommen, teils verpachtet.
Die vom Pastor Cronemeyer zu Bremerhaven gegründete, bei Loxstedt gelegene 77 ha große Kolonie Friedrich-Wilhelmsdorf hat bis jetzt ebenfalls gute Erfolge aufzuweisen. Sie wird nach Anleitung der Bremer Moorversuchsstation, welche ihrerseits eine 15 ha große Versuchswirtschaft dicht am «Provinzialmoor» etabliert hat, bewirtschaftet. Bis jetzt besaßen nur Holland und das nordwestl. Deutschland [* 4] eigentliche M., Fehn- und Moorkolonien, wenn schon man auch anderwärts in Deutschland eine große Menge von Moorflächen teils schon kultiviert hat, teils noch kultiviert. Jedoch geht man in Österreich, [* 5] Dänemark, [* 6] Schweden, [* 7] Norwegen und auch in Frankreich mit der weitern Kultivierung der Moore ganz energisch vor und bat die Gründung von Moorkolonien teils in Angriff, teils in Aussicht genommen.