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Giulia Farnesischer, die schöne Gemahlin des Giulio oder Francesco Orsini, verschaffte durch ihre Beziehungen zu Papst Alexander VI. (s.d.) ihrem Bruder Ales- sandro Farnesischer, dem spätern Papst Paul III. (s.d.), die Ausnahme unter die Kardinäle;
dieser begründete die Größe des Hauses Farnesischer. - Sein natürlicher Sohn Pier Luigi Farnesischer, geb. zu Rom, wurde zuerst von ihm mit den Herrschaften Castro, Ron- ciglione und Nepi ausgestattet und zum Herzog erhoben, dann 1545 zum Herrn von Novara und Herzog von Parma, welches Julius II. für die Kirche erobert hatte, und von Piacenza ernannt.
Als Haupt der Feinde Karls V. in Italien, wurde er auf Ver- anlassung Ferrante Gonzagas, des kaiserl. Statt- halters in Mailand, ermordet nach der verunglückten Verschwörung des Fiesco (s. d.), die er begünstigt hatte, worauf Ferrante Gonzaga Piacenza besetzte. -
Vgl. Affö, Vita äi ?ier I^iiiZi I?. (Mail. 1821);
Gosellini, ('oi^iui'H äi?iac6nxg. ooiitro?i6r Lui^i 1^. (Flor. 1864);
Scarabelli, D"!- I'uItim0DncH?jLi-^niFiI (Bologna 1868).
-Die Herausgabe von Parma an Pauls III. Enkel Ot- tavio Farnesischer (geb. 1520, gest. 1586), den Sohn des vorigen, verweigerte Camillo Orsini, der päpstl.
Be- fehlshaber desselben, eigenmächtig;
doch gelang es Ottavio bald, sich in Besitz Parmas zu setzen, und Karl V. sah sich April 1552 auch zur Rückgabe von Piacenza gezwungen.
Vermählt mit Karls V. natür- licher Tochter Margarete von Parma, regierte er das Land trefflich. Alessandro Farnesischer, Sohn und Nachfolger des Otta- vio Farnesischer, geb. 1547 zu Rom, focht unter feinem Oheim Don Juan d'Austria bei Lepanto, folgte später feiner Mutter nach den aufständifchm Niederlanden, wo er den Sieg von Gemblours über die Geufen erfocht, sich vor Maastricht (1579) und bei Oudenarde (1582), Gent, Brügge, Upern, Brüssel, Antwerpen (1585), Grave, Venloo, Neus;
(1586) und Sluys (1587), die er zur Ergebung zwang, auszeichnete;
nach dem Scheitern der Armada, deren Unternehmung er mit- machte, trat er an die Spitze eines HilfsHeers für die franz. Katholiken und zwang 1590 König Hein- rich IV. zur Aufhebung der Belagerung von Paris, fand aber weder in Frankreich noch von Spanien her die zum Erfolg uötige Unterstützung;
er starb in Ärras an einer vor Rouen erhal- tenen Verwundung.
Durch die kluge Benutzung des religiösen Gegensatzes zwischen den südl. und nördl. Provinzen hat er erstere für Spanien gerettet.
Ihn: wie seinem Sohne Ranuccio wurden 1620-24 in Piacenza Reiterstatuen errichtet. -
Vgl. Fea, ^168- Lanäro 1^., s1uc.ii di I^rma,) uHrra^ionk storica 6 miiitai'6 (Tur. 1886);
Terrier Santans, (^mpgAiißL ä'^i6xanäi-6 VV (Par. 1888).
Ranuccio I., geb. 1569, gest. 1622, der älteste Sohn und Nachfolger des vorigen, von Natur finster und habgierig, benutzte eine angebliche Verschwörung des Adels dazu, dessen Macht durch zahlreiche Hin- richtungen und Gütcreinzichungen zu brechen. Od o ard o Farnesischer, Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. gest. nicht ohne Geist und Kühnheit, aber ohne polit.
Einsicht, dabei hochmütig und von kindischem Ehrgeiz, verwickelte sich durch einen Rangstreit mit den Varberini (s. d.) in den berüchtigten Krieg um Castro, der zum schlieh- lichen Verluste dieser Herrschaft führte. - Von feinen Nachfolgern, Ranuccio II.,Francesco Farnesischer (gest. 27.Febr.1727)undAntonioF. (gest. 20.Ian.1731), geriet der letztere mit der Kurie in Zwiefpalt durch Besteuerung seines Klerus und. die angebahnte Los- lösung von ihrer Lehnsherrlichkeit.
Bei demselben unterstützte ihn Herzog Eugen von Savoyen (1706), und Joseph I. erhielt durch ihn die Möglichkeit, die Lehnsherrlichkeit des Reichs über Parma und Piacenza neu aufzurichten.
Da er kinderlos starb, fielen Parma und Piacenza an den Infanten Don Carlos (III.) von Spanien, den Sohn Philipps V. und der Elifabeth Farnesischer. Der Bau des gewaltigen Palazzo Farnesischer, eines der fchönsten Roms, am gleichnamigen Platze, wurde in den ersten Jahren Leos X. begonnen von dem jün- gern San Gallo (Antonio Picconi), fortgefetzt von Michelangelo (von ihm das herrliche reiche Haupt- gesims, das große Fenster über dem Eingang, der Hof) und vollendet 1580 von Giacomo della Porta (Loggia an der Hinterseite des Hofs).
Die Galerie schmücken umfangreiche und wertvolle mytholog. Freskogemälde von Annibale Carracci.
Dem Pa- lazzo Farnesischer, welcher den Hauptaufenthalt Franz III. nach seiner Vertreibung aus Neapel bildete, gegen- über liegt rechts am Tiber die Farnesina (s. d.).
Die Farneseschen Gärten auf dem Palatin umfassen den Teil des Hügels, auf welchem die romulifche Stadt und die Paläste des Tiberius, Caligula und der Flavier standen.
Napoleon III., in dessen Besitz sie übergingen, unternahm in ihnen bedeutende, seit 1870 von der ital. Regierung weiter geführte Aus- grabungen. -
Vgl. Lefsing und Mau, Wand- und Deckenschmuck eines röm. Hauses (Berl. 1892).
Farnesma, Name einer Villa im Stadtteil Trastevere zu Rom, die 1508-11 im Renaissance- stil von Valdassare Peruzzi für den päpstl.
Bankier Aaostino Chigi (s. d.) erbaut wurde.
Kardinal Alessandro Farnese, ein Bruder des Ottavio Far- nese, kaufte sie 1580;
sie blieb dann bis zum Aussterben der Familie (1731) deren Eigentum. Dann kam die Villa an die Könige von Neapel und 1861 als Erbpachtgut an den Herzog von Nipalda (gest. 1883).
Berühmt ist sie vor allem durch die herrlichen Fresken Raffaels. So ist die Decke der Eingangshalle (19,5 in lang, 7,i5 in breit) mit 12 Darstellungen aus der Geschichte der Psyche (farnesischer Apu- lejus) geschmückt, die 1518 - 20 nach Entwürfen Raffaels von mehrern feiner Schüler,Giulio Romano und Francesco Penni, ausgeführt wurden.
Der an die Eingangshalle anstoßende Saal enthält den Triumph der Galatea, ein 1514 von des Meisters eigener Hand gefchaffenes Freskogemälde. Es stellt die Meeresgöttin dar, wie sie in ihrem Muschel- wagen, begleitet von Nymphen und Tritonen, über die Fluten fährt.
Daneben malte Sebastiano del Piombo: Polyphem und Galatea, ferner Bald. Peruzzi mehrere Deckenbilder und Seb. del Piombo in den Lünetten Darstellungen aus den Metamor- phosen des Ovid.
Das obere Stockwerk der Farnesischer ent- hält schöne Architekturmalereien von Bald.
Peruzzi, im Schlafzimmer das 1512 vollendete Meisterwert Sodomas: Hochzeit Alexanders d. Gr. und der Norane, und an der Ausgangswand das ebenfalls von Sodoma herrührende Bild: Die Familie des Darms vor Alerander. FarnesifcherHerakles (oder Hercules), die kolossale Marmorstatue (5,3 m hoch) des Herakles, eine von dem atheniens.Bildhauer Glykon gefertigte Nachbildung eines Bronzewerkes des Lysippus, wurde 1540 in den Thermen des Caracalla zu Rom gefunden.
Sie war früher im Besitz der Familie Far- nefe zu Rom (daher der Name) und befindet sich jetzt