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gewandelt werden, die vermöge ihrer sauren Eigen- schaften basische Farbstoffe festzuhalten vermag. Farbstoffe, die sich unmittelbar mit der Faser ver- einigen, heißen substantive Farben. Erst in neuerer Zeit hat man eine Reihe substantiver Baum- wollfarbstoffe (3. V. Benzidinfarbftoffe) aufgefunden. In manchen Fällen wird die Farbe erst in der zu färbenden Faser durch chem. Zersetzung gebildet. Einer der einfachsten hierher gehörenden Fälle ist die Küpenfärberei mit Indigo [* 2] (s. d.), bei der die Stoffe in einer Lösung von Indigweiß getränkt werden und dann, der Luft ausgesetzt, sich blau fär- ben. Es dringt hierbei das gelöste Indigweiß durch Imbibitions- und Diffusionsvorgänge in die Faser ein, beim Aushängen an die Luft wird durch die Wirkung des Sauerstoffs das in den Zohlräumen der Faser, wo solche vorhanden sind, oder in den Intermolekularräumen befindliche Indigweiß in un- lösliches Indigblau verwandelt, das an dem Ort seiner Entstehung liegen bleibt, da es als unlös- licher Körper nicht durch Diffusionsvorgänge ent- weichen kann und in den Intennolekularräumen der Faser festgehalten wird.
Ahnlich ist das Nanking- färben Baumwolle [* 3] (färberei Krapp). Bei mikrofkopischer Unter- suchung solcher gefärbten Fasern und namentlich von Baumwollfasern sieht man den innern Hohlraum mit Stücken von gefärbtem Niederschlag erfüllt. Solche Substanzen, die, wenn auch gefärbt, erst durch gewisse Befestigungsmittel (M 0 rdant 5 oder Beizen, s. d.) Farbstoffe geben, heißen ad- jektive Farben. Die Beizen gehören ebenso gut zur Farbe wie der Farbstoff gebende Körper, und die Entstehung der Farbe beruht auf der Bildung einer chem. Verbindung zwifchen Bestandteilen der Beize und dem Farbstoff. Je nach der diesen Verbindun- gen eigentümlichen Färbung kann ein und derselbe Farbstoff mit verschiedenen Beizen ganz verschiedene Farben geben (polygenetische Farbstoffe).
Tränkt man z. B. einen Streifen Zeug an der einen Stelle, wie oben, mit essigsaurer Thonerde, an einer zweiten Stelle mit essigsaurem Eisenoxyd, an einer dritten Stelle mit einer Mischung von essigsaurer Thonerde und Eisenoxyd, und führt ihn in eine Alizarinlösung ein, so erscheint die erste Stelle schön rosa, die zweite schwarz, die dritte lila gefärbt, weil die Verbin- dung der Thonerde mit dem Alizarin rosa, die des Eisenoxyds schwarz und die Mischungen bei- der lila gefärbt sind.
Farbstoffe, die mit verschie- denen Beizen stets dieselbe Färbung liefern, nennt man monogenetisch. Je nach der Konzentration der Beizen und der Fardbä'der werden verschiedene Farbentiefen und je nach der Mischung der Ingredienzien verfchicdene Farbentöne erzielt, ferner übt die Temperatur der Farbbäder fowie die Zeit des Verweilens der Stoffe in denselben einen ganz bestimmten Einfluß auf das Aussehen der Farbe, und es kommt in der reichhal- tigen Benutzung dieser einzelnen Umstände die Er- fahrung und das Geschick des Färbers zur Geltung. Die wichtigsten in der Färberei gebrauchten Farbstoffe oder Zeugfarbensind folgende: 1)ZmnBlaufärben: Indigo (s.d.), Berliner Blau [* 4] (s. d.), blaue Teerfarb- stoffe, wie Methylenblau (s. Lauths Violett), Ali- zarinblau (s. d.), Alkaliblau (s. d.), Induline (s. d.).
2) Zum Braunfärben: gerbstoffreiche vegeta- bilische Stoffe, wie Eichenrinde, Bablach, Seerosen- wurzel, grüne Walnußschalen, Katechu, ferner braune, aus Kohlenteer dargestellte Farbstoffe, wie Bismarckbraun (s. d.), Georgine (s. d.), Phenicienne (s. d.), Wiener Braun (s. d.): auch erzeugt man braune Färbungen durch Zusammensetzung entweder meh- rerer Farbstoffe oder mehrerer Beizen mit einem Farbstoff sowie endlich durch successives Ausfärben in verschiedenen Farbebrühen;
eine gebräuchliche braune Farbe ist auch Bister (s. d.).
3) Zum Gelb- färben: Chromgelb (färberei Bleichromat), das auf der ^aser dadurch erzeugt wird, daß die Stoffe erst in ein Bad [* 5] von Vleizucker und nach dem Auswringen in ein folches von rotem chromsaurem Kalium (s. Kaliumchromate) gebrackt werden;
Rostgelb, Eisen- chamois oder Nanking (s. d.);
Flavin (s. d.);
Anilin - und Teerfarben: Phosphin (s. d.), Chrysoidin (s. d.) Flavaurin (s. d.), Pikrinsäure (s. d.), Naphtholgelb (s. Martiusgelb), Chrysoin (s. Tropäoline), Citronin (s. d., Echtgelb (s. d.), Cbrysamin (s. d.).
4) Zum Grün färben diente früber ein zweimaliges Aus- färben in blauen und gelben Lösungen; so wurde z. B. Wolle in der Regel blau gefärbt, dann in der Siedehitze mit Alaun [* 6] und Weinstein gebeizt und endlich in einem Wau- oder Gelbholzbade ausge- färbt; Grün auf Seide [* 7] erzeugte man ebenfalls durch Mischen von Blau (Säcksischblau) und Gelb lge- wöhnlich Wau) oder auch durch Färben mit einer aus China [* 8] kommenden, aus Rhamnusbeeren be- reiteten Drogue, dem Lo-kao. Gegenwärtig färdt man das Tuch, wie das zu Billardüberzügen und Spieltischen dienende, zwar immer noch mit Säch- sischblau und Gelbholz, dagegen finden zum Grün- färben der Seide fast allgemein die vom Anilin ab- geleiteten grünen Farben Anwendung (s. Brillant- grün, Cörulem, Malachitgrün, Methylgrün,Nitroso- jarbsiosfe, Resorcingrün, Säuregrün).
5) Zum Rotfärben: Cochenille, Krapp, Alizarin, Orlean, Rotholz,Fuchsin, Eosin, Ponceau,Sckarlach,Kongo, Safranin (färberei die Einzelartitcl).
6) Zum Ecbwarz- färben benutzt man, da es eine eigentliche schwarze Farbe nicht giebt, intensiv dunkle Farben- oder Farbenmischungen. Die meisten sog. schwarzen Stoffe erweisen sich bei genauer Betrachtung als blauschwarz und braunschwarz. Je mehr es dem Färder gelingt, diese eigentlichen Farbentöne durch geschickte Behandlung zum Verschwinden zu bringen, um so geschätzter ist die Ware. Einzelne haben hierin große Fertigkeit erlangt, so die Geraer Färberei für Wollstoffe, die Meselder für Seidenwaren.
Die Grundlage des Schwarz auf Wolle und Baumwolle ist immer eine Verbindung von Vlauholzextrakt mit Eisenoxyd, Kupferoxyd oder Chromoxyd; auf Seide Gerdsäure und Eisenoxyd. Beide Methoden wer- den auch miteinander kombiniert. So wird na- mentlich Baumwolle mit Gerdsäure enthaltendem Material (Gallapfel, Sumach u. dgl.) galliert, dann in Eisenoxydsalzen grau gefärbt und endlich im Blauholzbade schwarz gemacht. Tuche wer- den häusig tief indigoblau gefärbt und dann mit einer der obigen Beizen und Blauholzextrakt über- färbt. Beim Zeugdruck wird fast ausschließlich Ani- linschwarz verwandt. Eine mit etwas Schwefel- kupfer oder einer Spur von Vanadinfäure verfetzte und mit dem nötigen Verdickungsmittel versehene Lösung von chlorsaurem Anilin wird auf das Zeug gedruckt, worauf sich beim Dämpfen ein intensives schwarz entwickelt. Je nach den verschiedenen Färbearten unterscheidet man Vienne-, Vedasieux-, Genfer Schwarz, Tours-, Seerosen- und Chrom- oder Neuschwarz. - Die Seide nimmt bei geeig- neter Behandlung mehr als das Doppelte ihres ¶