Mondra-1855 wurde Falérner Konservator der Kunstsammlungen am
Germanischen Museum in
Nürnberg,
[* 2] Bibliothekar des Fürsten Liechtenstein
[* 3] in
Wien,
[* 4] 1865 auch erster Kustos am
k. k. Museum für Kunst und
Industrie, 1872 Vicedirektor, 1885 Direktor desselben. Seinen
Ruf als Kulturhistoriker begründete Falérner mit dem Werke «Die deutsche
Trachten- und Modenwelt» (2 Bde., Lpz.
1858).
Schon vorher hatte er sich an der Herausgabe von Eyes «Kunst und Leben der
Vorzeit» (3 Bde., Nürnb.
1855-59; 3. Ausg. 1868) und
«Galerie der Meisterwerke altdeutscher Holzschneidekunst» (12 Lfgn., ebd. 1857-61),
sowie an der von seinem
BruderJohannesFalke (s. d.) begonnenen «Zeitschrift
für deutsche Kulturgeschichte» (ebd. 1856-59) beteiligt. Er schrieb ferner: «Zur Kostümgeschichte des
Mittelalters»
(Wien 1861),
«Die ritterliche Gesellschaft im Zeitalter des Frauenkultus» (Berl.
1863),
«Geschichte des modernen
Geschmacks» (Lpz. 1866; 2. Aufl. 1880),
«Mittelalterliches Holzmobiliar» (ebd. 1894); ferner in den Veröffentlichungen
des
Vereins für
deutsche Litteratur: «Aus dem weiten
Reiche der Kunst» (2. Aufl., Berl. 1889; insbesondere
Studien über orient.
Kunst);
ebenso: «Geschichte desGeschmacks im Mittelalter» (1893).
Johs.Friedr.Gottlieb, Geschichtsforscher,
Bruder von
Jakob von Falke, geb. zu Ratzeburg, studierte
seit 1843 in
Erlangen
[* 7]
Theologie und
Philologie, widmete aber schon hier seine Zeit fast ausschließlich dem
Studium der Geschichte
sowie der deutschen
Sprache
[* 8] und ältern deutschen Litteratur. Seit Herbst 1848 war Falke Hauslehrer in
München,
[* 9] lebte dann einige Zeit in seiner Vaterstadt, bis er im Sept. 1855 einen Ruf als erster Sekretär
[* 10] an das
Germanische Museum
in
Nürnberg erhielt, bei welchem er 1859 Konservator der Handschriftensammlung wurde. In Gemeinschaft mit Johs.
Müller und seinem
BruderJakob begann er die Herausgabe einer «Zeitschrift für
deutsche Kulturgeschichte» (4 Bde., Nürnb.
1855-59), in der er die Geschichte der deutschen
Volkswirtschaft als eines Hauptteils der deutschen Kulturgeschichte in den
Vordergrund zu stellen suchte, auch selbst schätzbare
Abhandlungen über älteres deutsches Zollwesen und über deutschen
Handel niederlegte. Im Mai 1862 ging Falke als Sekretär des Hauptstaatsarchivs nach
Dresden
[* 11] und wurde später
zum
Archivar ernannt. Er starb daselbst Von seinen
Schriften sind besonders zu nennen: die «Geschichte des deutschen
Handels» (2 Bde., Lpz.
1859-60) und «Die
Hansa als deutsche See- und Handelsmacht» (Berl. 1862),
ferner «Die Geschichte des Kurfürsten
August von
Sachsen
[* 12] in volkswirtschaftlicher
Beziehung» (Lpz. 1868). Sein Hauptwerk ist die «Geschichte
des deutschen Zollwesens» (ebd. 1869). Unter den
Abhandlungen, die
er in dem
«Archiv für sächs. Geschichte» veröffentlichte,
ist besonders die über die Geschichte der «Erwerbung der Vogtlande durch Kurfürst
August» von Bedeutung.
(Falconidae), die größte Familie der
Raubvögel
[* 13] (s. d.), welche mit Ausnahme der von manchen
Ornithologen neuerdings als selbständige Vogelordnungen angesehenen Familien der Eulen
[* 14] (s. d.)
und
Geier (s. d.) alle übrigen Raubvogelfamilien umfaßt. Die Falken sind
durch folgende Eigentümlichkeiten charakterisiert: ihr Schnabel ist verhältnismäßig kurz, am Anfang am höchsten, mit
gleichmäßig gewölbtem First, freier
Wachshaut. Der
Kopf ist mit kleinen Federn bedeckt, welche hinten
im
Nacken sich bisweilen zu einer Haube verlängern.
Die Flügel sind lang und spitz,
die erste Schwungfeder ist am Innenrand meist ausgeschnitten. Die
Ständer sind nicht sehr
hoch, manchmal befiedert, mit kräftigen stark gebogenen Krallen. Diese große Familie zerfällt in folgende acht Unterfamilien:
1) Echte Falken (Falconinae), von gedrungener, wohlproportionierter Gestalt, mit großem
Kopf und kurzem
Hals; der kurze Schnabel ist sehr kräftig mit einem mehr oder weniger deutlichen Seitenzahn. An den langen,
spitzen Flügeln ist die zweite Schwungfeder die längste, der
Schwanz ist meist mittellang, die
Ständer sind groß und kräftig,
ein
Kreis
[* 15] um dieAugen oft unbefiedert. Die Läufe haben eine eigentümliche Befiederung (Hosen).
[* 16] Nach
Geschlecht und
Alter zeigen sie aber bedeutende Verschiedenheiten, wodurch in systematischer
Beziehung lange Zeit große Verwirrung
im Aufstellen und Klassifizieren neuer
Arten entstand.
Die Weibchen der Falken sind in der Regel etwas größer als die Männchen. Die Falken sind kühne,
grausame, stets kampfbereite
Vögel,
[* 17] die sich hauptsächlich von lebendiger
Beute nähren; sie stoßen dieselbe oder schlagen
sie, wenn sie fliegt, läuft oder sitzt. Diese Art des Bemächtigens der
Beute veranlaßte die
Einteilung der echten Falken in
«edle» und «nicht edle».
Zu den Edelfalken gehören der isländ.
Falke oder großeBlaufuß(Falco candidansGm.), der edelste aller
Jagdfalken; der
Geer- oder Gierfalke (Falco gyrfalcoL.), der Sackerfalke (FalcosakkerGm.), der Feldeggfalke (Falco Feldeggii
Schinz), der Wanderfalke oder kleine
Blaufuß(Falco peregrinusL.; s.
Tafel: Falken,
[* 1]
Fig. 1), der Lerchenstößer oder
Lerchenfalke,
Baumfalke(Falco subbuteoL.), der Zwergfalke oder
Merlin(Falco aesalonGm.). Zu den nicht edlen Falken werden
gezählt: der
Turmfalke(Falco tinnunculusL. oder
Tinnunculusalaudarius Gray), der Rötelfalke (Falco cenchrisNaum.), der
Rotfußfalke (Falco rufipes Beske). Mehrere
Arten der Falken richten in den Wildbahnen unter den Feldhühnern, Wachteln,
Drosseln,
jungen Hasen sowie auch unter dem Hausgeflügel großen Schaden an; andere dagegen, besonders die nicht
edlen, sind der
Agrikultur durch Vertilgung von Mäusen, Heuschrecken,
[* 18] Raupen und andern schädlichen
Insekten
[* 19] nützlich.
3)
Bussarde (s. d., Buteoninae), mit dem Rauhfußbussard
(Buteo s. ArchibuteolagopusGm.; s.
Tafel: Falken,
[* 1]
Fig. 2). 4) Milane
(s. d., Milvinae), mit dem schönen, gabelschwänzigen Königsmilan
(s. d.,
MilvusregalisBrisson,
[* 1]
Fig. 4).
5)
Sperber (s. d., Accipitrinae), mit dem Hühnerhabicht (s. d.,
AsturpalumbariusL., Fig 5) und dem
Sperber (s. d.,
NisuscommunisCuv.,
[* 1]
Fig. 6). 6) Die
Weihen (s. d., Circinae), mit der Kornweihe
(s. d., Circus cyaneus,
[* 1]
Fig. 3).
¶
mehr
7) Die Polyporoidinen (Polyporoidinae), eine aus einer Gattung und zwei Südafrika
[* 22] und Madagaskar
[* 23] bewohnenden Arten bestehende
Familie, besonders durch einen ansehnlichen, gestreckten Schnabel, sehr lange Flügel und nacktes Gesicht
[* 24] ausgezeichnet.
Mehrere Arten der echten Falken, insbesondere der Jagd- und der Wanderfalke, wurden zu der einst so
beliebten und hoch gehaltenen Reiherbeize (s. Beize) oder Falknerei benutzt. Um die Falken zu diesem Zweck abzurichten, werden
sie, wenn nicht jung eingefangen und gezähmt, durch Hunger und Entziehen des Schlafs und des Lichts zahm gemacht, an das
Tragen der Haube, das Sitzen auf der Faust, an das «Luder» und an den Lärm gewöhnt
und zum Zurückkehren zum Jäger auf dessen Lockung hin abgerichtet.
Wenn derFalke völlig «abgetragen» und «berichtigt»
ist, wie es in der Falknersprache heißt, so wird er behufs der Jagd mit der Haube versehen, «verkappt»,
auf der Faust des Falkners entweder frei oder mittels eines dünnen Lederriemens, dem «Geschuhe»,
festgehalten in das Revier getragen und beim Erblicken eines Jagdobjekts, von Fessel und Haube befreit, in die Höhe geworfen.
Nach sehr kurzer Orientierung stürzt sich der Falke auf die Beute, packt sie und soll sie dem Jäger zutragen, ohne sie vorher
zu kröpfen. (Über die Abrichtung der Falken und ihre Behandlung im Mittelalter vgl.
MeisterEberhard Hicfelts Aucupatorium Herodiorum, hg. von Dombrowski, AltdeutschesWeidwerk, Bd. 1, Wien 1887.) Am spannendsten
ist die Jagd auf Reiher, bei der sich häufig sehr wertvolle Falken am Schnabel der geschickt sich verteidigenden
Reiher spießen.
Bei den sog. Habichtslehnen im 14. Jahrh. wurde dem Vasallen die Pflicht auferlegt, sich jährlich bei seinem
Lehnsherrn namentlich mit einem abgerichteten Habicht, wie damals häufig der Falke genannt wurde, einzustellen. Unter König
Franz I. feierte die Falknerei in Frankreich ihre Glanzperiode. Die Falknereianstalten standen damals unter dem Befehl eines
Oberfalkenmeisters, der 50 Edelleute und 50 Falkenmeister unter sich hatte, über 300 Beizvögel gebot
und das Recht hatte, im ganzen Königreich nach Belieben zu jagen. Die jährlichen Ausgaben betrugen etwa 40000 Livres. Auf
allen Reisen des Königs wurde der kolossale Apparat mitgenommen. (S. Beize.)