zurückführen würde. Seit dem
Heinrich IV. von
Frankreich untergeschobenen
Plane sind manche Projekte dieser Art aufgetaucht,
von denen namentlich das von
Rousseau neu bearbeitete des
Abbé de
Saint-Pierre und Kants «Philos.
Entwurf zum Ewiger Friede» (1795)
großen Ruf erlangten. Der Königsberger
Philosoph erwartete die Verwirklichung seines
Entwurfs davon, «daß ein
mächtiges und aufgeklärtes
Volk sich zu einer Republik bilden kann, die ihrer Natur nach zum Ewiger Friede geneigt sein muß».
Auf einem etwas andern Wege glaubt die heutige Gesellschaft der Friedensfreunde (s. d.)
sich ihrem Ideale nähern zu können. Die wirkliche, ebenso streng völkerrechtliche wie wirksame Organisation zur möglichsten
Erhaltung des Weltfriedens, deren Bedeutung der falsche Idealismus verkennt, ist das sog.
Europäische
Konzert (s. d.), die Gemeinschaft der Großmächte. Thatsächlich hat in 75 Jahren
seit dem zweiten
Pariser Frieden (1815-90) das mittlere und westl. Europa
[* 2] nicht so viel Kriegsmonate erlebt,
als in dem gleichen Zeiträume des 18. Jahrh. volle
Kriegsjahre.
Richtung (d. h. Austrag, Friede) wurde der von der schweiz.
Eidgenossenschaft mit dem Erzherzog Sigmund von
Tirol
[* 3] als
VertreterÖsterreichs im April 1474 zu Konstanz
[* 4] geschlossene und
unter
Ludwigs XI. von
Frankreich Vermittelung im Juni zu
Senlis vervollständigte
Vertrag oder Definitivfriede genannt, nach
welchem die erstere behielt, was sie bis dahin von den vorderösterr.
Landen erobert hatte, dagegen sich
zur Hilfeleistung verpflichtete. Dieser
Vertrag machte dem 200jährigen Kampfe zwischen der
Schweiz
[* 5] und
Österreich
[* 6] ein formelles
Ende und kehrte (im Interesse
Ludwigs XI.) seine
Spitze gegen
Karl den Kühnen (s. d.) von
Burgund.
Das älteste Zeugnis der Sage giebt der engl.
Chronist von Wendower (gest. 1237), der meldet, daß ein armenischer Erzbischof,
der 1228 in England war, den Thürhüter des Pontius
Pilatus, Carthaphilus, noch selbst kenne; er heiße
jetzt getauft
Joseph, lebe als heiliger
Mann inArmenien und hoffe auf Vergebung für den
Schlag, den er dem Herrn versetzte,
da er es unwissend gethan. Bei Philipp Mouskes, Erzbischof von Tournay, der um 1243 seine flandr. Reimchronik schrieb, hatte
der Ewiger Jude gebeten, mit Christi Kreuzigung zu warten, damit er zusehen könne.
Endlich erzählt der ital. Astrolog
Guido Bonatti (gest. etwa 1300),
Johannes Buttadeus, der den Heiland auf seinem
Gange zur
Kreuzigung gestoßen und zu dem der Heiland darauf gesagt habe: «Du sollst auf
mich warten, bis ich wieder komme», sei 1267 in Forli gesehen worden. Noch heute ist der Ewiger Jude als
Buttadio (ital. buttare: stoßen, Dio: Gott) in
Italien
[* 7] bekannt, und mit geringer
Veränderung ist dieser
Name auch in die
Bretagne
gedrungen, wo der Ewiger Jude Boudedeo heißt; die Siebenbürger
Sachsen
[* 8] nennen ihn
Bedeus.
AndereNamen sind
Juan Espera-en-Dios («Hoffe
auf Gott») in
Spanien
[* 9] und Isaac Laquedem in
Belgien.
[* 10]
Die später geläufige Gestalt erhielt die Sage vom Ewiger Jude aber erst 1602 durch die «Kurtze
Beschreibung und Erzählung von einem
Juden mit
NamenAhasverus» (Leyden,
Christ. Creützer; die Vorrede fälschlich 1564 datiert),
nach der der
Bischof von
Schleswig,
[* 11]
Paul von Eitzen, 1542 in
Hamburg
[* 12] den Ewiger Jude in der
Kirche gesehen haben
will; hier heißt er
Ahasverus, war Schuhmacher in
Jerusalem
[* 13] und muß, da er
Christus auf dem Wege nach Golgatha kurze Rast
vor seinem Hause versagte, ewig unstet wandern, ein symbolisches Abbild seines unruhigen heimatlosen
Volks.
In den spätern,
sehr zahlreichen
Ausgaben dieses beliebten Volksbuches (erneuert von
Simrock in den
«DeutschenVolksbüchern», Nr. 29) finden
sich immer neue Zeugnisse über das Auftauchen des Ewiger Jude, namentlich im nördl.
Deutschland;
[* 14] es entspinnen sich leidenschaftliche gelehrte Dispute über die Wirklichkeit oder
Unmöglichkeit seiner Existenz;
der Volksglaube in
Deutschland,
Frankreich,
Belgien, Dänemark,
[* 15]
Schweden
[* 16] hält bis heute an der Wahrheit der
Sage fest und ist immer wieder von Betrügern mißbraucht worden.
Das eigenartige Problem, diesen ruhelosen
Menschen, der die Welt seit bald zwei Jahrtausenden kennt und nur nach dem
Tode sich
sehnt, darzustellen, hat zahlreiche moderne Dichter gereizt. In
Deutschland behandelt ihn namentlich
Goethe
in seinem wundervollen epischen Fragment «Der Ewiger Jude» (1774),
dann Klingemann in dem
Trauerspiel «Ahasver» (Braunschw. 1827),
Julius Mosen in dem epischen Gedicht «Ahasver»
(Dresd. 1838),
Zedlitz in dem epischen Fragment «Die Wanderungen des
Ahasverus»
(«Gedichte», 5. Aufl., Stuttg.
1855),
N.
Lenau, Ewiger Jude von Schenk, G.
Pfizer,
M. Smets u. s. w. Satirisch benutzt ihn W. F.
Heller:
«Briefe des Ewiger Jude» (Offenb. 1791) und Hauff
in den «Memoiren des Satans». Von außerdeutschen
Dichtungen ist Eug.
SuesRoman «Le
[* 18] Juif errant» (1845) am bekanntesten. -
Vgl. Grässe, Der Tanhäuser und Ewiger Jude (2. Aufl.,
Dresd. 1861);
Landfriede, ein auf dem
Reichstage zu Worms
[* 20] zu stande gekommenes Reichsgesetz,
wodurch das bisher zwar schon durch viele Landfrieden (s. d.) beschränkte, aber
immer noch gesetzlich anerkannte
Recht der
Fehde auf ewig abgeschafft und die
Fehde bei
Strafe der
Acht und 2000
MarkGoldes verboten
wurde. Wer einen Rechtsanspruch zu haben vermeinte, sollte denselben nur im Wege
Rechtens verfolgen. Eine
fernere Bestimmung des Wormser
Reichstags, daß der
Reichstag alljährlich in
Frankfurt
[* 21] zusammentreten solle, um in
Verbindung
mit dem ebenfalls neugeschaffenen Reichskammergericht u. a. die Durchführung des Landfriedens
zu beraten, ist nie ausgeführt worden.
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