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schieht nicht selten in ganz äußerlicher Weise durch das unmittelbare Einschreiten eines Gottes, des sog. Deus ex machina. (s. d.). Endlich ist die Stellung des Chors bei Europa [* 2] gegenüber der ältern Tragödie eine andere geworden: er spielt eine ziemlich untergeordnete Rolle;
seine Gesänge sind mehr ein äußerlicher Schmuck als ein wesentlicher Bestandteil der Stücke, dagegen läßt der Dichter häufig einzelne Schauspieler längere Gesänge (Monodien), eine Art Bravourarien, auf der Bühne vortragen. Die neuesten Gesamtausgaben des Europa haben nach Musgrave (Oxf. 1778; 3 Bde., Lpz. 1778-88), Matthiae (10 Bde., Lpz. 1813-36), Dindorf, Fix u. a., Kirchhoff (2 Bde., Berl. 1855; neue Ausg., 3 Bde. 1867-68), Nauck (3. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1869-71) und Paley (3 Bde., Cambr. 1858-60; neue Ausg., Vd.Nl. 2, Lond. 1872,1875) geliefert. Eine neue kritische Gesamtausgabe hat Prinz (Lpz. 1878 fg.) begonnen. Die Ausgabe mit Kommentar von Pflugk und Klotz (Gotha, [* 3] später Lpz. 1829 fg.), deren einzelne Bände zum Teil in wiederholten Auflagen erschienen sind, enthält bis jetzt erst 11 Stücke.
Eine gute Ausgabe von sieben Stücken ist die von Weil (Par. 1868; 2. Aufl. 1879). Unter den Herausgebern und Bearbeitern einzelner oder mehrerer Stücke sind hervorzuheben: Valckenaer («Phönissä» und «Hippolytus», 1755 u. 1768),
Markland (1763 fg.),
Brunck (1779 fg.),
Porson (1797 fg.),
G. Hermann (1800 fg.),
Elmsley (1813 fg.),
Geel, Badham, Schöne, Köchly, Herwerden, Wecklein, von Wilamowitz («Herakles», [* 4] 2 Bde., Berl. 1889, und «Hippolytus», ebd. 1891, mit deutscher Übersetzung). Die Scholien und eine Auswahl der Anmerkungen früherer Bearbeiter hat W. Dindorf («Euripidis Tragoediae et fragmenta», Bd. 3-8, Oxf. 1840-63) herausgegeben; eine neue Ausgabe der Scholien veranstaltete Ed. Schwartz (2 Bde., Berl. 1887-91). Von neuern Übersetzungen sind zu nennen die von Donner (2. Aufl., 3 Bde., Lpz. 1859; 3. Aufl., Heidelb. 1876), Hartung (griechisch und deutsch, 19 Bdchn., Lpz. 1848-53), Fritze und Kock (2 Bde., Berl. 1856-68; 2. Aufl. 1869-70), Minckwitz und Binder (52 Liefg., Stuttg. 1857-73). Über Leben und Werke des Europa schrieb von Wilamowitz («Analecta Euripidea», Berl. 1875). -
Vgl. Arnoldt, Die chorische Technik des Europa (Halle [* 5] 1878).
Eurīpos (lat. Eurīpus), im Altertum der schmale Meeresarm, welcher die Insel Euböa (s. d.) vom Festlande, d. h. von der Ostküste der Landschaft Böotien, trennt, ein durchschnittlich eine halbe Stunde breiter Kanal, [* 6] über dessen engste Stelle, den Europa im engern Sinne, seit 411 v. Chr. eine 200 Fuß lange, oft erneuerte Brücke [* 7] hinüberführt, die jetzt durch eine solide Drehbrücke ersetzt ist. Der Europa war schon im Altertum berüchtigt durch seine wechselnde Strömung, man behauptete sogar, daß dieselbe siebenmal im Laufe des Tags und ebenso oft im Laufe der Nacht sich ändere (daher der Name im Scherz sprichwörtlich zur Bezeichnung eines veränderlichen Menschen gebraucht wurde). Noch jetzt werden die Strömungen selbst den Dampfschiffen gefährlich. Eurīt, s. Felsit. Europa, Schwester des Kadmos, s. Europe. - Europa heißt auch der 52. Planetoid.
Europa, einer der fünf Erdteile, der kleinste der Kontinente der Alten Welt. Lage, Grenzen, [* 8] Grüße, Küsten. Europa ist der Lage nach gewissermaßen eine halbinselartige Fortsetzung Asiens und wird von Vielen mit diesem zu einem Erdteile, Eurasien, vereinigt, aber der eigenartige Charakter seiner Bildung stempelt es zu einem selbständigen Erdteile. Von selbst ergiebt sich die Begrenzung desselben im NW. und S.; im O. dagegen wird jetzt meist der Kamm des Uralgebirges und südlich davon der Uralfluß, die Manytschlinie vom Kaspischen zum Asowschen Meere und dieses selbst als Grenze angenommen, während die Kaspische Steppe und der Kaukasus zu Asien [* 9] gerechnet werden.
Bei ziffermäßigen Angaben über Größe und Bevölkerung [* 10] wird hier indes die polit. Abgrenzung zu Grunde gelegt. Die äußersten Punkte dieses Festlandes sind im O. der Berg Khaï-udy-paï im Ural (66° 8' 40" östl. L. von Greenwich), im W. das Cabo da Roca (9° 30' westl. L.), im N. das Nordkap (71° 12' nördl. Br.) und im S. das Kap Tarifa (35° 59' nördl. Br.); die größte Ausdehnung [* 11] von SW. nach NO. beträgt 5560 km, die größte Breite [* 12] in nordsüdl. Richtung zwischen dem Nordkap und dem Kap Matapan 3860 km; die schmalste Stelle, zwischen dem Golf du Lion und dem Biscayischen Busen, hat 430 km Länge. Im SO. nur durch die schmalen Wasserstraßen des Bosporus [* 13] und des Hellesponts von Asien und im SW. durch die 17,1 km breite Straße von Gibraltar [* 14] von Afrika [* 15] getrennt, ist die Weltstellung E.s höchst charakteristisch.
In: Mittelpunkte der kontinentalen Landhalbkugel, und doch wiederum unmittelbar an den Atlantischen Ocean stoßend;
nach O. hin kontinental, im S. mediterran, nach SW. hin unter allmählicher Breitenverjüngung oceanisch, fast durchweg in der gemäßigten Zone, ist es auserkoren zu einer eigentlichen Kulturregion.
Die Größenberechnung für das gesamte Europa fällt verschieden aus, je nachdem man die Grenzen weiter oder enger steckt. Rechnet man die Ostseehaffe, Island, [* 16] die Azoren und Madeira, [* 17] die Canarischen Inseln, das Asowsche Meer und Nowaja-Semlja dazu, so erhält man 9937287 qkm; ohne die polaren und atlantischen Inseln 9729861 qkm. Europa ist also etwas größer als Australien, [* 18] Afrika ist aber mehr als dreimal so groß, Amerika [* 19] bedeckt mehr als das Vierfache, Asien beinahe das Fünffache der Fläche E.s.
Was aber Europa neben seiner glücklichen Weltlage vor diesen allen auszeichnet, das ist seine reiche Gliederung und die Entwicklung seiner Küsten. Der Rumpf, ein rechtwinkliges Dreieck, [* 20] mit den Ecken am Nordufer des Kaspischen Meers, an der Waigatschstraße und am Westrande der Pyrenäen, bedeckt 6547000 qkm, d. i. nur doppelt soviel Fläche wie die Halbinseln (2686000 qkm) und Inseln (785000 qkm). Die größten Halbinseln sind: Skandinavien 800000 Finland 440000 Kola 120000 Pyrenäische Halbinsel 584000 Balkanhalbinsel 474000 Apenninhalbinsel 149000 Jütische Halbinsel 39500 Krim 25700 Bretagne 23700 Kurland 17600 Kanin 10500 Cotentin 2000 Als wichtigste oceanische Eingriffe in die Festlandsmasse erscheinen das Weiße Meer (83606,4 qkm), die Ostsee mit Kattegat und Skagerrak (41987,3 qkm), Nordsee (536201,5 qkm), Kanal (81917 qkm) und Biscayischer Golf (176934,8 qkm); die Haupteinschnitte des Mittelländischen Meers (2608598,9 qkm) sind der Golf du Lion (16838,9 qkm), die Busen von Genua [* 21] (4145,5 qkm) und Tarent (11597,0 qkm), das Adriatische (135231 qkm) und Ägäische Meer (196350 qkm); jenseit des vermittelnden Marmarameers (11655 qkm) greift das Schwarze (423993,5 ¶
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qkm) mit dem Asowschen Meer (37603,9 qkm) tief ein. Im einzelnen ist die Auszackung der Küsten so stark, daß ihre Länge (86873 km) die des dreimal so großen Afrika weit übertrifft. Ja denkt man sich die Landmassen des Erdteils in eine gleichgroße, kreisumschlossene Kugelkappe umgeformt, so würden von je 100 km Küste 87,6 in Fortfall kommen. Und zwar kommen von diesem Küstenreichtum auf atlantische Küsten (einschließlich der Randmeere Ost- und Nordsee) 57470 km, auf die des Mittelmeers [* 23] 14513, die arktischen 10552, die Pontischen Küsten 4338 Km Küstenlänge.
Der Atlantische Ocean mit 66,2 Proz. überwiegt also bedeutend; der W. ist vor dem O. bevorzugt; das russ. Binnenland entfernt sich um mehr als 700 Kin vom Meere. Von dem O. des vielfach gegliedertenMittelmeers ging die europ. Civilisation aus, verbreitete sich von hier nach W. und N., um dann von den atlantischen Küsten aus nach allen Teilen der Erde zu dringen. Bei den Inseln ist die große Zahl der Küsteninseln, wie die norweg., fries. und dalmatin. Inseln, von den selbständigen Einzelgebilden, wie Großbritannien, [* 24] Eichen, Sardinien [* 25] und Corsica [* 26] zu trennen. Im SO. liegt der Griechische Archipel als nächste Kulturbrücke von Afrika und Asien, im NW. die brit. Inseln, als äußerster Vorposten in den freien Ocean geschoben und durch seine Lage bestimmt zur Herrschaft über die Meere und zur Vermittelung mit Amerika; hier Sicilien als Nbergangsland von Afrika nach Italien, [* 27] dort der Dänische Archipel eine Brücke zur Verbreitung des Germanismus nach N. Nur Island liegt vereinzelt.
Oberflächengestaltung. Betrachtet man den Wechsel von Gebirgs- und Tiefland, so erscheint in der äußern Anordnung eine gewisse Einförmigkeit, insofern im kontinentalen Hauptkörper durch eine Linie zwischen der Dnjestr- und Rheinmündung der Nordosten als ein großes Tiefland vom Südwesten als vorherrschendem Gebirgsland geschieden wird; die nähere Einsicht aber lehrt, das; es dort ebensowenig an landschaftlicher Gliederung fehlt, durch niedere Erhebungen und wechselnde Bodenbeschaffenheit, als hier durch das vielfache Eingreifen kleinerer Tiefebenen und aushöhlender Flußthäler, und daß im Gegensatze zu andern Erdteilen die Mannigfaltigkeit des Reliefs einen Grundzug europ. Naturverhältnisse bildet. Im ganzen überwiegt das Tiefland (zwischen 0 und 200 m Seehöhe) mit 60 Proz. der Gesamtfläche; 24 Proz. liegen zwischen 200 und 500 in, 10 Proz. zwischen 500 und 1000 m, 5 Proz. zwischen 1000 und 2000 m und nur 1 Proz. über 2000 m. Die mittlere Erhebung des Erdteils ist zu 292, nach anderer Berechnung zu 296,8 m ermittelt worden. Europa ist auch hierin günstiger gestellt als alle andern Erdteile. (S. Erde.) Das große osteurop.
Tiefland steht im S. des Uralgrenzgebirges, das im nördl. Teile bis 1688 in hoch, in seiner Westhälfte archäisch, in seiner Osthälfte paläozoisch ist, mit den asiat. Steppen im Zusammenhange und besitzt im N. des Kaspischen Meers jenes große Völkerthor, durch das asiat. Horden eindrangen, um E.s Civilisationsentwicklung auf kurze Zeit zu bedrohen und sein Völkergemisch mit neuen Elementen zu versehen. Es berührt im N. mit den unwirtbaren Moorflächen der Tundren das Eismeer, wird im SO. von der Manytschniederung, von Kaukasien getrennt, umgürtet die Nordgestade des Schwarzen Meers und erhält innere landschaftliche Gliederung durch waldreiche Höhenrücken, die Finnische Fels- und Seeplatte, das System der Russischen Centralplatte, den Nordrussischen Landrücken, den Baltischen Höhenrücken und die Volhynisch-Podolische Platte.
Dies große Gebiet ist ein geologisch sehr altes, ungestörtes Gebilde aus ungefalteten Schichten der Paläozoischen, Trias-, Jura- und Kreidezeit. Zwischen Weichsel und Rhein verengt sich die Ebene zu dem german. Tieflandsgürtel. Derselbe begleitet die Gestade der Ost- und Nordsee, wird ebenfalls durch zwei Höhenrücken, die baltische Seenplatte im N. und den von dem sudetischen Vorland bis zur Lüneburger [* 28] Heide verlaufenden Höhenrücken im S. und tiefe Thalrinnen gegliedert, geht von O. nach W. in seinem mittlern Streifen aus der Form der Sandflächen in Heide- und Moorland über und sinkt endlich bis in und teilweise unter das Niveau der Nordsee herab.
Südwestlich der Rheinmündungen bilden die fruchtbaren flandr. Ebenen den Übergang zu den franz. Tieflandschaften, die jenseit der flandr. Grenzhöhen und Platten der Picardie hinabsteigen zu den Flächen, die die franz. Mittelgebirge vom Atlantischen Ocean und von den Gebirgen der Bretagne trennen und sich südlich an die Pyrenäen lehnen. Während so das südwestl. Gebirgsland in einem nördl. Bogen [* 29] von Tiefland umgürtet ist, greifen von O. her die Ebenen Rumäniens und Ungarns, die Thäler der March und Oder, von W. her die Ebenen der Rhône und des Rheins, im S. die des Pogebietes in den Gebirgskörper und sondern vier große Gebirgsreviere ab. Das wichtigste und ausgedehnteste ist das Alpensystem.
Genannt wird dasselbe nach dem hohen Kettengebirge der Alpen [* 30] (s. d.), mit 4810 m Gipfelhöhe im Montblanc, einer Gesamtbasis von 230000 qkm und Kammhöhe von 3250 bis 3900 m, über welche Pässe von 1000 bis 2500 m Höhe führen. Als Fortsetzung der Alpen gegen NO. gelten die Karpaten, auf einer Grundfläche von etwa 188000 qkm, Gipfelhöhen von fast 3000 m in der hohen Tatra und in Siebenbürgen, also auch noch von Hochgebirgscharakter und die ungar. Ebene im NO. und S. umgürtend.
Gegen S. nehmen sie den. Namen der Transsylvanischen Alpen an und streichen nun hinüber zur Balkanhalbinsel, [* 31] indem sie den Balkan bilden, der erst am Schwarzen Meere endet. Ein dritter Zug des Alpensystems ist der dinarisch-albanische, welcher sich von den Quellen der Save durch den NW. der Balkanhalbinsel, Bosnien, [* 32] Albanien fortsetzt und erst in den südl. Zacken des Peloponnes endet. Ein vierter Zug sind die Apenninen, die in den Abruzzen 2000 in Kammhöhe, im Gran-Sasso d’Italia 2921 in Gipfelhöhe erreichen, dann nach Sicilien übertreten und sich auf afrik.
Boden im Atlassystem weiter fortsetzen. Das Alpensystem ist in allen seinen Zweigen durch Kettengebirgsnatur ausgezeichnet, besitzt in seinem Hauptstamm eine archäische Centralzone und zu beiden Seiten jüngere sedimentäre Züge. Diese sind zum Teil im S. abgesunken, so in der lombard. Ebene westlich vom Lago Maggiore, sowie in Ungarn. [* 33] Hier fehlen auch große Teile der archäischen Centralzone in den Karpaten. Auch in den Apenninen sind von dieser nur noch geringe Reste vorhanden, in dem dinarischen Zuge fehlt sie völlig. Im Balkan und Transsylvanien aber zeigt sie sich wieder. Vulkanische Ausbrüche bezeichnen die innern Ränder dieser Ketten, in der Lombardei die Euganeen, in Ungarn zahlreiche Züge junger Eruptivgesteine, im S. der Apenninen die Vulkane [* 34] Vesuv, [* 35] ¶