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an die Ostseite des Waldenburger Gebirges ansetzt. Das Euler zieht als 22 km langer Kamm vom Durch- bruchsthal der Weistritz nach SO. bis zur Glatzcr Neisse [* 2] und scheidet die Kreise [* 3] Neurode und Glatz [* 4] von Neichenbach und Frankenstein. Nach NO. zur Ebene fällt es scharf und geradlinig ab. Seine höchste Erhebung ist die 1014 m hohe Hohe Eule, die, abgerundet und fast ganz bewaldet, einen Aus- sichtsturm trägt. Andere Gipfel sind: die Kleine Eule (972 m), die Sonnenkoppe (952 m) mit schöner Aussicht, der Ottenstein (877 m) und der Steinsberg (930 m). Die Hauptmasse besteht aus Gneis; am Südabhange liegen roter Sand- stein, Steinkohlen, Kalk und Grauwackensandstein; auf der Nordseite des östl. Endes Serpentin. Am Nordwestabfall beginnt das niederfchlef.Steinkohlen- becken.
Das Euler trägt namentlich auf dem Nordost- abhauge zahlreiche stark bevölkerte Dörfer, in denen die Leinweberei, als Hausindustrie betrieben, den kümmerlichen Erwerb der Bewohner bildet. Eulen [* 5] nach Athen [* 6] tragen, sprichwörtliche Redensart für: etwas ganz Überflüssiges beginnen. Im alten Athen war die Eule ein häusiger Vogel und Attribut der Stadtgöttin Athena. Eulenpapagei, s. Nachtpapagci. Gulellschlvalm, s. Niescnschwalm. Gulenspiegel (niederdeutsch Ulenspegel), Till oder Tyll, der Held eines bis heute immer wieder gedruckten, auch viel übersetzten deutschen Volksbuchs. Es erzählt in beinahe 100 Abenteuern E.s oft sehr schmutzigen Späße, deren bezeich- nende Spitze meist darin liegt, daß Euler, namentlich als Handwerker, bildliche Befehle wörtlich nimmt.
Wahrscheinlich gab es einen niederdeutschen Euler von 1483, uach dem das hochdeutsche Volksbuch viel- leicht von Th. Murner (s. d.) gearbeitet wurde. Euler soll danach zu Kneitlingen in Vraunschweig ge- boren und, nach Wanderungen durch Nordwest- dcutschland, Italien [* 7] und Polen, 1350 zu Mölln in Lauenburg [* 8] an der Pest gestorben sein. Wirklich wird es einen durchtriebenen Handwerksburschen des Spitznamens gegeben haben, um dessen Streiche sich verwandte schwanke aus allen möglichen Quel- len, u. a. vom Pfaffen Amis (s. Stricker) und dem Pfaffen vom Kalenberg (s. Kahlenberg) erzählte, ansetzten. Der noch vorhandene Gradstein E.s in Mölln (mit Eule und Spiegel) [* 9] stammt erst aus dem 17. Jahrh., könnte aber die Erneuerung eines ältern sein. Den ältesten Druck des Volksbuchs (Straftb. 1515) hat Knust nach dem Exemplar des Britischen Museums (Halle [* 10] 1885) neu herausgegeben, den zweiten von 1519 Lappenberg («I)r. Murners Ulen- spiegel», Lpz. 1854),
mit wertvollen littcrarhistor. Untersuchungen; eine undatierte Kölner [* 11] Ausgabe (um 1520-30) erschien in photolithogr. Nach- bildung (Berl. 1805). Fischart (s. d.) bearbeitete den Euler in Reimen. Simrock hat in seinen «Deut- schen Volksbüchern» (1878) auch den Euler erneuert. Der Name Euler liegt dem franz. Wort sZpiö^e (Schalk) und ELpie^ierie (Schelmerei) zu Grunde. Mehrere moderne Dichtungen, in deren Titel der Name Euler vorkommt, knüpfen zwar irgendwie an E.s Charakter oder Person an, sind sonst aber ganz selbständig und spielen, meist tendenziös, in der Gegenwart, so die von Tschabuschnigg, Adolf Vöttger («Till Euler», Lpz. 1850),
I. Wolff und Karl Schuttes «Uhlen- spegei ll» (Erzählung, Jena [* 12] 1867). Dagegen wnrde die alte Anekdotensammlung schon früh ins Czechische und Polnische, Holländische, [* 13] Englische [* 14] («^ mor^s l»3t ok 3. man t^llt ^8 cailsä N0^1sF?a8: ^liracikM^"),
Dänische, Französische (schon 1532), Italienische, Lateinische und Iüdischdeutsche über- tragen. Auch in der Litteratur mehrfach (z. B. von H. Sachs) verwertet, machte sie den bäuerlichen Schalksnarren zu einer vielberufenen Gestalt.
Vgl. Prudentius van Duyse, lÄuäs littöraii-s 8ur I'iol 1'^8pi0Fi6 (Gent [* 15] 1858). -
Das Ausland kennt geistesverwandte Gesellen, z. V. Italien Bertoldo (s. Croce); vgl. auch Murad Effcndi, Nassreddin Chodja, ein Omanischer Euler (Oldenb. 1877), und Die Schwanke des Naßr-ed-din und Vuadem von Mehe- medTewfik(deutschvonMüllendorf,1890;Universal- bibliothek 2735). Der mittelhochdeutsche Markolf (s. Salman und Morolt) gehört auch hierher. Guler, Karl Philipp, Gymnasial- und Turn- lehrer, geb. zu Kirchenbollenbach im Reg.-Bez. Trier, [* 16] studierte seit 1848 in Bonn [* 17] und Berlin [* 18] Philologie und Geschichte und wurde 1854 Lehrer in Schulpforta, 1860 Lehrer der Civil- abteilung an der Centralturnanstalt in Berlin und war namentlich seit Rothsteins Entlassung (1863) mit Erfolg bemüht, das deutsche Turnwcsen daselbst einzuführen. 1872 wurde er zum Professor und 1892 zum Schulrat ernannt.
Seit 1877 ist er Unter- richtsdirigent der königl. Turnlchrerbiloungsanstalt zu Berlin. Euler veröffentlichte: «Das Iahndenkmal in der Hafenhaide bei Berlin» (Lpz. 1874),
«Der Un- terricht im Turnen» (in Diesterwegs «Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer», 5. Aufl., Bd. 3, Essen [* 19] 1877),
«Die Geschichte des Turnunterrichts» (in Kehrs «Geschichte der Methodik des deutschen Volksschulunterrichts», 2. Aufl., Bd. 5, Gotha [* 20] 1891), «Friedr. Ludw. Iahn» (Stuttg. 1881),
«Friedr. Friesen» (Berl. 1885),
«Lehrbuch der Schwimmkunst» (mit Kluge, ebd. 1870),
«Turngeräte und Turn- ciurichtungen» (mit demselben, ebd. 1872),
«Fr. Ludw. Iahns Werke» (mit Einleitung und Anmer- kungen, 2 Bde., Hof [* 21] 1884-87),
«Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst» (Berl. 1891),
«Friedr. Ludw. Iahns Auffassung vom deutschen Volkstum» (ebd. 1892),
«Em'yklopäd. Handbuch des gesamten Turn- wesens» (im Verein mit andern, Wien [* 22] 1893 fg.). Seit 1882 läßt Euler mit G. Eckler die «Monatsschrift für das Turnwesen» (Berlin) erscheinen. Guler, Leonh., Mathematiker, geb. zu Basel, [* 23] erhielt von seinem Vater, Paul der seit 1708 Prediger zu Riechen war, den ersten Unterricht in der Mathematik. Auf der Universität zu Basel genoß er den Unterricht Joh. Vernoullis und war mit Dan. und Nik. Vernoulli befreundet. Durch die Vernoulli, die Katharina I. bei der Stif- tung der Petersburger Akademie berufen hatte, wurde auch Euler veranlaßt, nach Petersburg [* 24] zu gehen, wo er 1730 die Professur der Physik erhielt, die er 1733, als Daniel Vernoulli nach der Schweiz [* 25] zu- rücklehrte, mit einer Stelle bei der Akademie ver- tauschte.
Seitdem arbeitete er mit großer Frucht- barkeit im Fache der Mathematik. Mehr als die Hälfte der mathem. Abhandlungen in den 46 Quart- bänden, welche die Petersburger Akademie von 1727 -83 herausgab, sind von ihm, und bei seinem Tode hinterließ er noch über 200 ungedruckte Abhand- lungen, welche die Akademie nach und nach erschei- nen ließ. Von der Akademie der Wissenschaften zu Paris, [* 26] die ihn 1755 zu einem ihrer auswin^LM Mitglieder ernannte, wurde ihm zehnmal der Preis zuerkannt. Er folgte 1741 einem Nufe Friedrichs d. Gr. an die Akademie der Wissenschaften zu ¶