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Teil Campamens war ihnen unterworfen, und in dem zwischen diesen beiden Gebieten liegenden
Rom
[* 2] regierte ein etrusk. Königsgeschlecht,
die Tarquinier. Auch Elba und die Ostküste Corsicas gehorchten ihnen. Erst seit dem 5. Jahrh.
v. Chr. begann ihre Macht zu sinken. Der nicht allzu zahlreiche Volksstamm der
Etrusker war nicht im stande,
ein so ausgedehntes Gebiet, in dem er großenteils die Minderzahl der
Bevölkerung
[* 3] bildete, gegen die umwohnenden, allmählich
erstarkenden Nachbarvölker überall gleichzeitig zu schützen.
Zuerst begannen die
Römer,
[* 4] die nach der Vertreibung der Tarquinier um 508 eine Zeit lang durch den clusischen König Porsenna
in ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis gebracht worden waren, die etrusk.
Oberhoheit abzuschütteln und 499 durch die
Belagerung von Fidenā zum Angriffskrieg gegen die nördl. Nachbarn vorzugehen. 485 eröffneten
sie den Kampf gegen
Veji, der, durch Waffenstillstände mehrfach unterbrochen, 396 mit der Zerstörung dieser Stadt durch
Camillus endete. 445-421 wurden die
Etrusker durch die Samniten auf immer aus
Campanien verdrängt und Ende
des 5. Jahrh, drangen große Scharen von Galliern über die
Alpen
[* 5] in
Italien
[* 6] ein, die in der Po-Ebene sich niederließen und
im
Verein mit den Ligurern alles Land nördlich des
Arnus, mit alleiniger Ausnahme von Mantua,
[* 7]
an sich rissen.
Bald wurde auch der Ciminische
Wald, der etwa seit 375 die Grenze gegen die
Römer bildete, von den letztern
(unter Ouintus Fabius Rullianus) überschritten und die Macht E.s vollends gebrochen, namentlich durch die großen
Schlachten
[* 8] am Vadimonischen See, wo jener Fabius der Macht der
Etrusker einen entscheidenden
Schlag versetzte, und 283, wo die
Römer den
Etruskern und den mit ihnen verbündeten Galliern eine schwere
Niederlage beibrachten. 280 wurde ganz Etrurien genötigt,
in ein abhängiges Bundesgenossenverhältnis zu
Rom zu treten; zu Anfang des
Bundesgenossenkrieges wurde Etrurien, da es den
Römern
treu geblieben war, mit dem röm.
Bürgerrecht beschenkt. Den
Untergang der etrusk. Eigentümlichkeiten, die bis zu Ausgang
der röm. Republik in
Sprache,
[* 9]
Sitte und
Religion unverändert fortbestanden hatten, beförderten besonders
SullasAnweisungen von Land an seine
Veteranen und dle Militärkolonien, die Octavian anlegte; dieser war es auch, der bei der
Neueinteilung
Italiens
[* 10] in elf
Regionen die Grenzen
[* 11] E.s im Nordwesten erweiterte und bis
Luna und bis an den Macrafluß
ausdehnte.
Seit dem 3. Jahrh. n. Chr. wurde der alte
Name Etrurien durch den
Namen Tuscien verdrängt, der nachher in den
NamenToscana (s. d.)
überging. Nur noch einmal tauchte der alte
Name des
Landes wieder
auf und zwar seit dem wo Etrurien oder, wie man es
oft, obwohl mit Unrecht, auch genannt hat, Hetrurien vom franz. Ersten
Konsul
Bonaparte dem
ErbprinzenLudwig von Parma
[* 12] als Königreich überlassen wurde. Nach seinem
Tode (1803) übernahm seine
Witwe,
die
Infantin Marie Luise von
Spanien,
[* 13] als Vormünderin ihres
SohnesKarlLudwig die Regierung, die sie jedoch schon infolge
eines zwischen
Frankreich und
Spanien geschlossenen
Vertrags wieder niederlegte. Etrurien wurde hierauf franz.
Provinz und durch Senatsbeschluß vom für einen
Teil des franz.
Reichs erklärt, 1809 aber Napoleons Schwester,
Elisa
Bacciocchi (s. d.), als Generalstatthalterin des
Kaisers, übergeben, die von da als Großherzogin von
Toscana das Land
vortrefflich regierte,
es aber 1814 wieder an Ferdinand III., das frühere lothr.-habsburg. Regentenhaus,
abtreten mußte.
Litteratur. K.O.Müller, Die
Etrusker (2 Bde., Bresl. 1828; 2. Aufl.
von Deecke, Stuttg. 1877);
NoelDesvergers,L'Étrurie et les Étrusques (2 Bde., Par.
1863);
I.
Taylor, Etruscan researches (Lond. 1874); W. Corssen,
Über dieSprache der
Etrusker (2 Bde., Lpz.
1874-75); Deecke, Etrusk. Forschungen (Heft 1-4, Stuttg. 1875-80); Pauli, Etrusk.
Studien (3 Hefte, Gött. 1879-80); Deecke
und Pauli, Etrusk. Forschungen und
Studien (Heft 1-6, Stuttg. 1881-84);
Kunst. (Hierzu die
Tafel: Etruskische Kunst.) Die Etruskische Kunst, deren
Blüte
[* 15] von 800 bis 400
v. Chr. reicht, zeigt
bei aller Abhängigkeit von fremder Kunst doch einen eigenartigen Charakter, der sich teils in einem
stark entwickelten
Sinn für das Praktische, teils in einer gewissen
Schwere und Anmutlosigkeit der Formen ausspricht. In die
Zeit, bevor noch die
Etrusker in dem nach ihnen benannten Gebiet seßhaft wurden, fällt die
Periode der sog. Villanovakultur
(s. d.). Infolge der neuen
Sitten, welche die
Etrusker mitbrachten, und der regen Handelsbeziehungen des
Landes mit dem
Orient verschwand dann die alte Kultur.
Während für diese das Verbrennen der
Toten bezeichnend ist, war es bei den
Etruskern, die wie die Ägypter an eine Fortsetzung
des irdischen
Daseins glaubten, Brauch, die
Toten zu begraben. Daher sind zahlreiche Grabkammern, bei Chiusi
(s. d.), bei
Perugia (s. d.,
Grab der Volumnii) und Cornneto Tarquinia (s. d.), erhalten, die mit ihrem
architektonischen Schmuck und ihrem reichen
Inhalt eine wertvolle, aber auch fast die einzige
Quelle
[* 16] für die Kenntnis der
Etruskische Kunst bilden.
Für die ältere Zeit,
bis in das 6. Jahrh, hinein, ist der Einfluß orient.
Muster maßgebend, die durch
die Phönizier den
Etruskern vermittelt wurden. Das zeigt sich besonders in den Schmuckformen, unter welchen
Rosetten, Lotosblumen,
Palmetten und
Darstellungen von
Sphinxen, Greifen
u. dgl. vorwiegen. Die
Beziehungen zu
Griechenland
[* 17] beginnen schon im 8. Jahrh.,
von der Zeit der Koloniengründungen in Unteritalien und
Sicilien an; um die Mitte des 7. Jahrh. soll
Demaratus von
Korinth
[* 18] mit korinth.
Meistern nach
Etrurien gekommen sein, welche
Thatsache durch zahlreiche daselbst gefundene
korinth.
Gefäße, öfters mit Künstlernamen, bestätigt wird. Lebhafter wurde die Einfuhr künstlerischer Erzeugnisse
aus
Griechenland seit dem 6. Jahrh.
v. Chr. und setzte sich
bis in das 4. Jahrh.
v. Chr. fort.
Diesen fremden Einflüssen gegenüber bewahrte die
Baukunst
[* 19] am meisten ihre Eigenart; diese läßt sich außer an den Grabanlagen
(s. unten) an den erhaltenen stattlichen Mauerbauten erkennen. Die
Städte, meist auf Hügeln oder
Bergen
[* 20] im Innern des
Landes
gelegen, waren mit solchenMauern umgeben, die aus großen, ohne Mörtelverband geschichteten, teils unregelmäßig,
teils rechtwinklig behauenen Steinblöcken errichtet wurden. Auch in
Rom waren in älterer Zeit etrusk.
Baumeister thätig.
Ihre Kunst zeigt sich hier in dem gut
¶
forlaufend
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lugten Quadcrbau der Germanischen Stadtmauer und mehr noch in der aus der Tarquinierzeit stam- menden Oioaca maximH. Den Etruökern
bleibt das Verdienst, den Bogen- und Gewölbebau zwar nicht erfunden, aber zuerst zur Kunstsorm erhoben und zur Nutzanwendung
gebracht zu haben. Das be- weisen nicht nur die Kanal- und Vrückenbauten (z. V. in Viterbo, Blera, Veji),
sondern auch die großartigen Stadtthore (in Volterra, Perugia, Falerii j,s.
[* 21]
Fig. 2^) und der Gewölbebau in den Gräbern bei
Chiusi.
Die Anlage der Gräber ist je nach der Zeit, der Art der Bestattung und der Bodenbeschasfenheit verschieden. Die älteste, in der
Ebene vorherrschende Form ist das Hügelgrab (^nmulus), bestehend aus einem kegelförmigen, aus einem
gemauerten oder selsigen Unterbau errichteten Erdhügel in runder oder rechteckiger Gestalt, dessen Spitze häufig mit einem
kugel-, birnen- oder säulenförmigen Aufsatz geschmückt ist (s. Fig. 3). Im Innern derselben waren Grabkammern angelegt,
zu denen von außen ein oder mehrere Zugänge führten.
Eine andere Art von Grabanlagen haben die jüngsten Aus- grabungen in Bologna (Felsina) kennen gelehrt. Hier sind die Toten
in Gruben gebettet, die oben mit einem kreis- oder länglichrunden Denkstein ge- schmückt sind. Die Reliess auf den lctztcrn,
nach orient. und späterhin griech. Mustern ausgeführt, zeigen Darstellungen von Todesdämonen, welche
die Verstorbenen mit sich führen, Kämpfe, Gelage, Tänze u. a. (Vgl. Zannoni, (^1i scavi
äeiik ^ertosa äi Lolo^na, 1876.) Die in den gebirgigen Gegen- den übliche Art von Gräbern sind die in den Fels gehauenen
Kammern (s. Fig. 9), die im Grundriß und im innern Ausputz das etrusk. Haus, vom ein- fachen bis zum
prunkvollausgestatteten,nachahmen.
Die einzelnen Gemächer sind durch Wände von- einander getrennt, die mit Thüren oder Fenster- öffnungen verfehen durch Pilaster
und Nischen be- lebt werden. Zwei aus dem Felsen gemeißelte Säulen
[* 22] stützen die Decken. Kissen bildeten die Kopf- polstcr sür
die in den Nischen aufgebahrten Toten. Bei zahlreichen Gräbern war dieser Innenschmuck in Malerei ausgeführt;
fo zeigt
[* 21]
Fig. 12 die noch nach altetrusk. Weise bemalten Thonplatten aus einer Grabkammer von Cäre,
[* 21]
Fig. 13 die schon auf
eine enge Beziehung zur griech. Kunst deutende Wandmalerei aus einer Grabkammer zu Corneto.
Vielfach wurde auch die Außenseite der Gräber künstlerisch ausgestattet, indem durch Thürum- rahmungen
oder tcmpelartige Facaden an der Fels- wand gleichsam der Eingang des'Grabgemaches ge- kennzeichnet wurde. Verschieden hiervon
war nach der Schilderung Varros das Grab des etrusk. Königs Porsenna, bestehend aus in Stockwerken übereinander geordneten
Pyramiden auf einem großen viereckigen Unterbau. Weniger bekannt ist die Architektur der ctrusk. Tempel
[* 23] und Wohnhäuser,
[* 24] da von ihnen nichts erhalten ist.
Eine schwer verständliche Beschreibung der etrusk. Tempelform giebt Vitruv. Danach hatte der Grundriß (f.
[* 21]
Fig. 5), verschieden von dem des griech. Tempels, eine mehr quadratische Gestalt; er war in der Mitte geteilt, sodaß die vordere
Hälfte von einer Säulenhalle, die hintere von der Cella ein- genommen wurde, die, meist für eine Dreizahl
von Gottheiten bestimmt, durch Querwände in einen mittlern Hauptraum und zwei kleinere Nebenräume üdgctc'üt wurde. Nach
solchem Plan war dcr große Tempel des JupiterCapitolinus in
Rom gebaut, der nach der Überlieferung von Tarquinius Priscus gegründet
und von Tarquinius Superbus vollendet wurde; dann dreimal durch Brand zerstört, wurde er nach dem alten
Grundriß zuletzt unter Domitian wieder aufgebaut. Die altetrusk. Säulen (s. Fig. 1) erhoben sich, abweichend von der dor.
3)rdnAng, auf einer wulstartigen Basis; doch war das Kapital (s. Fig. 1, a u. d) dem dorischen ähnlich,
nur von knapperer Form. später fanden dann die grieck. Vauformen und mit ihnen auch die verschiedenen griech.
Säulenordnungen Eingang. Erhaltene tempelartige Grabmäler geben ungefähr eine Vor- stellung von dem Aufbau des etrusk.
Tempels (s. Fig. 7). Die Kenntnis der äußern Erscheinung der Wohnhäuser ist noch viel unsicherer. Besser bekannt ist
das Aussehen des Innern durch die plastischen Architekturen und Gemälde der Felsen- gräber.
Das von Vitruv beschriebene säulenlose ^N'Wm wscknicum (s. Atrium) mit dem in der Mitte offenen Dach
[* 25] findet sich bei den
Gräbern nicht. Die Skulptur in Etrurien diente wesentlich dekorativen Zwecken. Marmor fehlte, dagegen ar- beitete man viel
in Kalkstein (Tuff) und Terracotta, die mit einem farbigen Überzuge versehen wurden. Die Reliefs an den Seitenflächen der
Sarkophage und Eisten haben sich zum Teil noch in ihrem vollen Farbenschmuck erhalten; sie sollten als farbige Bil- der wirken
und sind daher von den Gemälden der Grabkammern an Form und Inhalt nicht verschie- den.
Auf den Sarkophagen, die als Ruhebetten ge- dacht, sind die Verstorbenen meist wie zum Mahle gelagert dargestellt (s. Fig.
10). Neben einer ge- wissen Geschicklichkeit spricht sich ein lebhast ent- wickelter Sinn sür das Individuelle in diesen
Ge- stalten aus, die mehr als die Reliefs den eigentlichen etrusk.
Charakter zeigen. Berühmt war im Alter- tum die Vronzekunst der Etrusker; leider geben die erhaltenen Bronzewerke, wie der
Knabe mit der Gans (im Museum zu Leiden;
[* 26] s. Fig. 4), die Kapi- tolinische Wölfin (s. Fig. 6), die Marsstatue im Vatikan,
[* 27] die
Chimaira
[* 28] (s. d.) und die eines Redners in den Uffizien zu Florenz,
[* 29] von der Ausbildung dieser Technik nur
eine schwache Vorstellung. Besser bekannt sind die Erzeugnisse des KunstHand- werks, von denen fast jedes Museum eine größere
Menge besitzt. Der Schmuck weist griech. Einfluß auf und die auf den bronzenen Spiegeln (s. Fig. 11) und Eisten eingravierten
Bilder zeigen griech. Mythen mit etrusk. Vorstellungen gemischt. Zu nennen ist besonders die Ficoronische Ciste
(s. d. und
[* 21]
Fig. 8), die bei ihrer vollendeten Feinheit
der Ausführung den besten Stücken echt gricch.
Kunst kaum nachsteht. Die Ausbildung der Malerei steht in enger Verbindung mit der Architektur. Sämtliche erhal- tene Bilder
sind Fresken, die, an den Wänden der Grabkammern angebracht, mehr wie Dekorations- stücke als wie eigentliche
Gemälde wirken. Die ältesten Gemälde aus dem 6. Jahrh. v. Chr.
zeigen nicht nur in der Zeichnung, sondern auch in der Färbung den Einfluß der griech. Malerei.
Die schönen Bilder in der (^rotta äei tridinio in Cor- neto (s. Fig. 13), welche Tanz und Gelage schildern,
erinnern an die kräftige Zeichnung der attischen Vasenmaler; einen freiern Stil zeigen die Gemälde der ebenfalls zu Corneto
befindlichen sog. 6roN3. äsN' Oco, die wohl im 4. Jahrh. v. Chr.
entstanden sind. Nach und nach bildct sich einc rcichcre Färbung
¶