Ungeschick zeigt der Verfasser bei Verwertung der biblischen Angaben. Mardochai ist nach Esther 2, 6 mit Jojachin
(597
v. Chr.) ins Exil geführt worden.
Xerxes kam 485
v. Chr. zur Regierung. Im 7. Jahre des
Xerxes war daher Mardochai, wenn
er als Säugling deportiert worden ist, etwa 120 Jahre, Esther 60‒90 J. alt.
Daran ändert der Umstand nichts,
daß der Verfasser im übrigen mit
Sitten und Unsitten orient. Hofhaltungen nicht übel vertraut ist. Das
Buch Esther, ein Lieblingsbuch
des spätern
Judentums, beabsichtigt, das in später Zeit von den Babyloniern und Persern entlehnte
Purimfest den
Juden zu empfehlen,
indem es eine nationaleBegründung für dasselbe aufstellt. Wie das Passah soll es zur
Erinnerung an eine
Rettung des
Volks gefeiert werden. Der Verfasser knüpft aber an eine
Volksetymologiepûr = Los an, während in Wirklichkeit
der
Name Purim ein Fremdwort ist und die Festschmäuse bezeichnet.
[* 3] auch
Estland oder
Ehstland, bei den
Esthen Eesti-ma, bei den
Finnen Wiro-ma, bei den Letten Iggaunu-semme, bei
den
Russen Estljandskaja gubernija, Gouvernement im westl.
Teile des europ.
Rußlands, die nördlichste
und kleinste der drei Ostseeprovinzen, längs des Südufers des
FinnischenMeerbusens, im
W. an die Ostsee, im
S. an Livland,
im O. an Ingermanland oder das Gouvernement St.
Petersburg
[* 4] (Grenzfluß Narowa) grenzend, hat mit den dazugehörigen
Inseln
Dagö, Worms,
[* 5] Odensholm,
Nargen und etwa 40 kleinernInseln 20247,7 qkm, wovon 19072,5 qkm auf das Festland
und 1175,2 qkm auf die
Inseln kommen, mit 395979 Esthland, also 20 auf 1 qkm.
Esthland ist ein fast ebenes, mit vielen
Sümpfen, Sand-, Kalksteinflächen und Granitblöcken übersätes, von mehr als 200 kleinen
Seen (552 qkm) und kleinen
Flüssen bewässertes Land, das vom baltischen Höhenrücken durchzogen ist
und im N. mehr oder weniger steil gegen das
Meer abfällt. Die Unterlage bilden silurische Schichten, auf denen die obere,
diluviale oder alluviale Schicht, bestehend aus Sand,
Kies,
Lehm, in sehr ungleicher Höhe aufgetragen ist. Dammerde findet
sich oft sehr spärlich; nur einige Gegenden Jerwens und Wierlands haben eine dichte Humusschicht und
Lehmboden.
Stellenweise finden sich Torflager. Von der Gesamtfläche kommen auf Ackerland 16,58, auf Wiesen- und Weideland 41,75, auf
Waldland 18,98, auf Unland 22,68 Proz.
Das Klima ist veränderlich, im Innern rauher als an den
Küsten. Die mittlere
Temperatur
in
Baltischport beträgt imSommer 15°, im Winter -4,8°, im Jahresdurchschnitt 4,5° C. Die Bewohner
zerfallen in
Esthen (s. d.) und Esthländer. Letztere sind alle in Esthland geborenen
Personen; vorzugsweise versteht man aber darunter den deutschen
Adel und die deutsche
Bevölkerung
[* 6] in den
Städten.
In der Fabrikation stehen
Branntweinbrennerei und Bierbrauerei
[* 13] in erster Reihe; 1887 gab es 232 Fabriken mit 41½ Mill. Rubel
Produktion und 7725
Arbeitern, darunter die Krähnholmer Baumwollmanufaktur (gegründet 1857) bei
Narwa mit 11 Mill. Rubel
Produktion und 4422
Arbeitern. DieAusfuhr
(Spiritus,
[* 14] Hafer,
[* 15] Roggen, Flachs, Hede,
Ölkuchen u. a.) betrug
(1888) 23500382, die Einfuhr (rohe
Baumwolle,
[* 16]
Steinkohlen,
Maschinen-,
Eisen- und Stahlfabrikate, Heringe,
Kolonialwaren u. a.) 44239763
Rubel. An Eisenbahnen liegen in Esthland von der Linie
Petersburg-Reval 207,9, die Linie
Reval-Baltischport 47,9, und von der Linie
Dorpat-Taps 45,8, zusammen 301,6 km, sämtlich zurBaltischen Eisenbahn gehörig.
In den Häfen E.s trafen ein (1887) 625, und liefen aus 491 Schiffe.
[* 17] An Schulen (überall
mit russ. Unterrichtssprache) gab es in Esthland (1886) 6 mittlere, 4 specielle, 680 niedere
mit zusammen 15556
Schülern und 12934 Schülerinnen. Esthland zerfällt in 4
Kreise:
[* 18]
Harrien oder Reval,
[* 19] Wierland oder Wesenberg,
Jerwen oder
Weißenstein und
Wiek oder
Hapsal. Der Sitz der
Verwaltung ist in Reval. – Esthland wurde Anfang des 13. Jahrh. teils
von
Deutschen, teils von Dänen unterworfen und 1346 von den letztern dem Hochmeister des
DeutschenOrdens verkauft. 1561 kam
es an
Schweden und 1710 an
Rußland. Dabei hatte es 1721‒1882 den
Titel eines Herzogtums, seitdem den
eines Fürstentums. (S. Ostseeprovinzen.)
Litteratur.Possart,Statistik und Geographie E.s (Stuttg. 1846);
modusinrebus,sunt certi denĭque fines (lat.), «es ist ein
Maß in den Dingen, es giebt überhaupt bestimmte Grenzen»,
[* 25] Citat aus
Horaz’ «Satiren»
(Buch 1, 1, 106).
(frz., spr. estóngp), Wischer, an beiden
Enden mäßig zugespitzte
Stangen aus Leder,
Kork
[* 26] oder Papier zur gleichmäßigen
Verteilung und Abschattierung von Kreide- und Pastellfarben.
Zeichnungen à l’estompe sind die mit Wischer behandelten;