Krönungsbotschafter nach
Moskau,
[* 2] wo er mit ungewöhnlichem
Glanz auftrat. Er starb zu
Regensburg
[* 3] Sein einziger
Sohn, Fürst
Nikolaus vonEsterházy, geb. starb in
Wien
[* 4] als
k. k. Major
a. D.; ihm folgte sein Sohn, Fürst
PaulvonEsterházy, geb. Das Majorat der fürstl. Linie Esterházy besteht
aus 29 Herrschaften mit 21 Schlössern, 60 Marktflecken, 414 Dörfern und 207 Prädien, die von Eisenstadt aus verwaltet
werden, gegenwärtig aber sehr herabgekommen sind. Es lastet auf denselben der königl. Sequester,
und die Familie bezieht nur eine fixierte Jahresrente bis zur
Tilgung der aufgehäuften Schuldenlast.
(Ehsten,Esten), die Bewohner
Esthlands (s. d.) und des nördl.
Teils von Livland,
[* 5] finn.
Stammes (s.
Finnen). Von
den verschiedenen Dialekten der esthn.
Sprache
[* 6] dient der Dialekt von Reval
[* 7] als allgemeine Schriftsprache.
Die besten grammatischen Bearbeitungen des Esthnischen gab Wiedemann,
«Grammatik der ehstn.
Sprache» (Petersb. 1875),
«Ehstnisch-deutsches
Wörterbuch» (ebd. 1869; 2. Aufl. redigiert von Hurt, ebd. 1891–93). Eine esthn.
Litteratur begann im 17. Jahrh., als im
Lande angesessene oder angestellte Deutsche
[* 8] dem
VolkeBücher religiösen und moralischen
Inhalts in esthn.
Zunge darboten; aber erst im 19. Jahrh. fing man an, die
Sprache dieser
Bücher von Germanismen
zu reinigen. Der Pastor Rosenpläntner (1782–1846), seit 1813 Herausgeber der «Beiträge
zur genauern Kenntnis der estn.
Sprache», und seine Mitarbeiter Knüpffer (1777–1843) und
Heller (1786–1849) erwarben sich
bedeutendes Verdienst in histor.
Kritik,
Sprach- und Sachforschung. Einen auch für die gebildeten
Stände befriedigenden esthn.
Stil schrieben
zuerst Masing (1763–1832) in seinen «Estnischen Originalblättern für Deutsche»,
und
Graf Manteuffel in dem 1839 neu aufgelegten Lesebüchlein «Zeitvertreib beim
Scheine des Pergels» («Ajaviite pero valgussel», vgl.
darüberSchott in
Ermans«Archiv für wissenschaftliche
Kunde von
Rußland», Bd. 13, Berl.
1854). 1838 trat die noch bestehende «Gelehrte Esthnische Gesellschaft»
ins
Dasein, gegründet von Fählmann, Kreuzwald, Boubrig,
Hollmann u. s. w. Diesen verdankt man gründliche
Abhandlungen zur
Mythologie und Geschichte der
Heimat, Auffindung und Nacherzählung von
Mythen und Volksliedern (vgl. über die von
Neus in 3 Abteil.,
Reval 1851–52, herausgegebene Sammlung solcher
Ermans«Archiv», Bd. 13),
sowie (durch Kreuzwald) eines
ganzen volkstümlichen Epos (Kalewi-poeg, «Sohn Kalews»; 1857 fg., hg.
mit ungenauer deutscher
Übersetzung von Reinthal; vgl.
Schott, Die estn. Sagen von Kalewi-Poeg, Berl. 1863; vgl. die
Monatsberichte der
Berliner
[* 9]
Akademie vom J. 1866). Prosaisch erzählte «Vorzeitliche Sagen des Estenvolks»
(«Eesti rahwaennmuistesed jutud») ließ Kreuzwald
(1866) den von ihm gesammelten und geordneten Schätzen in Versen nachfolgen. Eine der anziehendsten, von ihm selbst in deutscher
Übertragung vorangeschickt, ist «Der dankbare Fürstensohn». –
Neben der Gelehrten Esthnischen Gesellschaft, die ihre «Sitzungsberichte»
und «Verhandlungen» herausgiebt, besteht seit 1873 eine nur
esthnisch schreibende Litterarische
Gesellschaft (Eesti kirjameeste selts),
zu deren Mitgliedern Hurt, Kurrik u. a. gehören.
Die regelmäßig erscheinenden «Besorgungen» («Toimetused»)
derselben sind vorwiegend für die reifende
Jugend bestimmte, alle Lehrfächer in musterhafter
Weise behandelnde
Schriften.
Auszeichnende Erwähnung verdienen der obengenannte Kreuzwald, der Entdecker und Ordner des epischen Sagenkreises, wegen
seiner meisterhaften Nachbildungen lyrischer
Poesie des
Auslandes, besonders
Deutschlands,
[* 11] und
Lydia Jannsen,
eine selbständige Dichterin in Versen und Prosa.
heißt nach seiner Heldin eins der jüngsten
Bücher des Alten
Testaments. Die Fabel des
Buchs ist folgende: der
pers. König
Ahasverus
(d. i.
Xerxes) feiert im dritten Jahre seiner Regierung zu
Susa ein Gastmahl, zu welchem
er alle Könige und Fürsten seines
Reichs eingeladen hat. Die Königin Vaschti bekommt
Befehl, dabei zu erscheinen, weigert
sich aber. Zur
Strafe für ihren
Ungehorsam wird sie verstoßen. Um einen Ersatz zu gewinnen, läßt
Xerxes unter den
Jungfrauen
des
ReichsAuslese halten.
Unter vielen andern wird auch eine Jüdin, Hadassa,
d. i. Myrte genannt, in den
Harem eingeliefert. Auf
den
Rat ihres Onkels und Vormundes Mardochai verschweigt sie ihre Herkunft und empfängt den pers.
Namen Esther,
d. i.
Stern. Im 7. Jahre des
Xerxes kommt sie in den
Palast, findet
Gnade vor
XerxesAugen und wird
zur Königin erhoben. Durch ihre Vermittelung entdeckt Mardochai eine Verschwörung.
Weil er jedoch dem Günstling des Königs,
Haman, die
Adoration verweigert, so bittet dieser den König, alle
Juden töten zu dürfen.
Der
Tag dazu wird durchs Los (pûr) festgestellt. Am 13.
Adar im 12. Jahre des
Xerxes sollen alle
Juden im
pers.
Reiche getötet und ihre
Güter geplündert werden. Haman läßt schon den
Pfahl aufrichten, an welchen er Mardochai hängen
will. Da läßt sich der König eines
Tages aus der Reichschronik vorlesen und stößt hierbei auf eine Erwähnung des ihm
von Mardochai geleisteten Dienstes. Da eine Erkundigung ergiebt, daß er hierfür noch keine Belohnung
erhalten hat, so befiehlt er Haman, ihn nachträglich zu ehren. Esther entdeckt
Xerxes Hamans Ränke. Da dieser noch dazu in seiner
Angst den Argwohn des eifersüchtigen
Xerxes erregt, so wird er aufgehenkt.
Das frühere Dekret gegen die
Juden kann zwar wie alle Dekrete pers. Könige nicht annulliert werden.
Dafür aber erhalten die
Juden die Erlaubnis, ihre Feinde zu töten und ihre
Habe zu plündern. Mardochai verläßt mit königl.
Gewändern geschmückt den
Palast. Unter den
Juden herrscht große Freude. Sie feiern die fröhliche
Kunde durch einen Schmaus.
Als der
Tag herankommt, töten sie 75000
Perser. Da Esther hierdurch noch nicht ganz befriedigt ist, so erlaubt
der König den
Juden, das Mordgeschäft noch am 14.
Adar fortsetzen zu dürfen.
Zum Andenken daran schreibt Mardochai das Fest der Lose, d. h.
Purimfest (s. d.) aus. Es ist offenbar, daß der
Inhalt dieses
Buchs unhistorisch ist. In seinem 7. Jahre hatte
Xerxes die Amestris zur Frau, von welcher er sehr abhängig
war. Zudem entnahmen die pers. Könige ihre Frauen aus den edelsten pers.
Familien, mit Vorliebe ihrer nächsten Verwandtschaft. Der
Gedanke, daß mit Einwilligung eines pers. Königs von den
Juden
im ganzen
Reich 75000
Perser erschlagen worden sein sollten, ist abgeschmackt.
Gleiches¶
mehr
Ungeschick zeigt der Verfasser bei Verwertung der biblischen Angaben. Mardochai ist nach Esther 2, 6 mit Jojachin
(597 v. Chr.) ins Exil geführt worden. Xerxes kam 485 v. Chr. zur Regierung. Im 7. Jahre des Xerxes war daher Mardochai, wenn
er als Säugling deportiert worden ist, etwa 120 Jahre, Esther 60‒90 J. alt. Daran ändert der Umstand nichts,
daß der Verfasser im übrigen mit Sitten und Unsitten orient. Hofhaltungen nicht übel vertraut ist. Das Buch Esther, ein Lieblingsbuch
des spätern Judentums, beabsichtigt, das in später Zeit von den Babyloniern und Persern entlehnte Purimfest den Juden zu empfehlen,
indem es eine nationale Begründung für dasselbe aufstellt. Wie das Passah soll es zur Erinnerung an eine
Rettung des Volks gefeiert werden. Der Verfasser knüpft aber an eine Volksetymologiepûr = Los an, während in Wirklichkeit
der Name Purim ein Fremdwort ist und die Festschmäuse bezeichnet.