ziners
Herz, von Professor Zumbusch modelliert; der Paulische Kunstbrunnen auf dem Marktplatz, nach dem
Entwurf von
Wanderer-Nürnberg 1889 von
Schwabe, Lenz und Leistner ausgeführt, und das Kriegerdenkmal (1890) von Wanderer. Im Schloßgarten befindet sich eine
unvollendete Reiterstatue
Friedrich Wilhelms, des
Großen Kurfürsten (fälschlich «Markgraf» genannt), und ein großer
Springbrunnen mit 45 kleinen
Statuen. Die lebhafte
Industrie der Stadt erstreckt sich auf
Baumwollspinnerei,
Weißgerberei, ferner Fabrikation von Handschuhen, die einen großen
TeilDeutschlands
[* 2] versieht, von elektrischen und mediz.
Apparaten, Papeterie- und
Portefeuillewaren,
Spiegeln und Zinnfolien,
Tabak,
[* 3] Elfenbein-,
Horn-, Kamm-,
Bürsten- und Holzgalanteriewaren,
Packpapier, Baumwollzwirn; ferner bestehen in Erlangen
[* 4] 15
Brauereien, welche jährlich über 160000 hl
Bier ausführen.
Mit der Vervollkommnung der Universitätseinrichtungen wuchs die Zahl der Studierenden; sie betrug 1883 etwa 700,
1891: 1040, 1891/92: 1060, 1892/93: 1115, 1894: 1153, darunter 327 Theologen, 359
Mediziner und 239 Juristen. Die Zahl der
Docenten betrug (1894) 57. Im ehemaligen markgräfl. Schlosse befindet sich die Universitätsbibliothek (150000
Bände, etwa 1700 Handschriften
und viele Handzeichnungen niederländ. und deutscher
Meister des 15. und 16. Jahrh., so von
Dürer allein 20
Blätter),
in der 1840 zu Universitätszwecken eingerichteten Schloßkirche das mineralog.
Institut; die übrigen
Institute (das zoolog.-zootomische
Institut, die
Anatomie, die beiden chem. Laboratorien) befinden sich
in eigenen
Gebäuden um
den derUniversität gehörigen Schloßgarten herum; ein neues physik. und ein pharmakol.
Institut wurden 1893 vollendet,
dieMittel für ein neues Anatomiegebäude genehmigt. Zur
Universität gehören ein
Krankenhaus,
[* 6] eine Augenklinik,
chirurg. Klinik, eine Entbindungsanstalt mit Hebammenschule, ein anatom.
Theater,
[* 7] ein pathol.-anatom.
Institut, ein botan.
Garten,
[* 8] ein chem. Laboratorium,
[* 9] ein physik. und ein mineralog.
Kabinett, ein
physiol.
Institut u. s. w.
Bis zu Ende des 18. Jahrh. befand sich in Erlangen eine
Burg der Ritter von Erlangen. - In der Nähe die vielbesuchten
Vergnügungsorte Rathsberg mit Schloß und Aussichtsturm, Atzelsberg mit Schloß,
Spardorf und
Marloffstein mit Schloß. Schöne
Spaziergänge bietet auch der
AltstädterBerg, ein
Ausläufer des
Fränkischen Juras, an dessen Fuß alljährlich zu
Pfingsten
die Bergkirchweih abgehalten wird. - Erlangen ist sehr alt, brannte wiederholt ab, gehörte zur
Zeit der Gauverfassung zum Ratenzgowe, kam 1017 vom
BistumWürzburg
[* 10] an
Bamberg,
[* 11] 1361 an
Böhmen,
[* 12] erhielt 1398
Stadtrechte durch
König Wenzel, kam 1400 an die
Burggrafen von
Nürnberg,
[* 13] 1541 an die Markgrafschaft
Bayreuth, 1791 an
Preußen
[* 14] und 1810 an
Bayern.
[* 15] -Vgl. Lammers, Geschichte der Stadt Erlangen
(2. Aufl., Erlangen 1843);
ders., Erlangen, ein Führer durch die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten (ebd. 1879).
Wenn ein
Gläubiger auf seine Forderung durch einseitige, von dem Schuldner nicht angenommene Erklärung verzichtet,
so ist das wirkungslos. Der Erlaß gilt nur als Erlaßvertrag, er hebt das Forderungsrecht auf,
oder giebt dem Schuldner eine Einrede gegen den von dem
Gläubiger trotz des Erlaß später erhobenen
Anspruch. Ein Erlaß kann wie
ein schuldbegründender
Vertrag verschiedene
Causae (s.
Causa) haben; er kann abgeschlossen sein, weil der
Gläubiger dem Schuldner
damit schenken will, oder sich die Parteien verglichen haben oder der
Gläubiger durch einen andern Vermögenswert
entschädigt wird.
Aber der Erlaß wird nicht dadurch ungültig, daß der Rechtsgrund, welcher die Parteien zum Erlaßvertrage bestimmt
hat und demselben zu
Grunde liegt, in dem Erlaß keinen
Ausdruck gefunden hat. Entbehrt freilich der Erlaß eines
gültigen Rechtsgrundes, so kann der
Gläubiger den Erlaß kondizieren, d. h. zurückfordern. (S.
Bereicherung und Bereicherungsklage.)
Der Erlaß kann auch durch
Ausstellung einer Quittung seinen
Ausdruck finden, und er kann gemeinrechtlich mündlich erklärt werden.
Nach
Preuß. Allg.
Landrecht bedarf es der Schriftform überall da, wo solche für
Verträge überhaupt vorgeschrieben ist,
namentlich also wenn der Gegenstand sich über 150 M. beläuft. - In einem andern
Sinne bedeutet Erlaß die
Verfügung eines Landesherrn,
eines
Staatsministeriums, einer Oberbehörde.
läßliche
Sünde (lat. peccatum veniale), nach der kath.
Moral im Unterschied von der
Todsünde (s. d.)
eine
Sünde, die vergeben werden kann, auch ohne gebeichtet zu sein (s.
Sünde).
ungar.
Eger
[* 16] (mittellat. Agria), Stadt mit geordnetem Magistrat im Heveser
Komitat in
Ungarn,
[* 17] früher Festung,
[* 18] an der Erlau und der Zweiglinie
Füzes-Abony-Erlau (17 km) der
Ungar. Staatsbahnen,
[* 19] in einem tiefen, von
Weinbergen umschlossenen
Thale, in 155 m Höhe, ist Sitz der Komitatsbehörden und eines kath.
Erzbischofs und hat vier Vorstädte, enge, vernachlässigte
Straßen, und (1890) 22427 meist kath. magyarische Erlau (272 Deutsche,
[* 20] 130 Slowaken, 2396 Israeliten),
in Garnison das 1., 2. und 4.
Bataillon des 60. ungar. Infanterieregiments
«Freiherr von
Appel», sowie das 2.
Bataillon des 10. ungar.
Landwehr-Infanterieregiments; zahlreiche
Kirchen, Klöster, öffentliche
Gebäude, Erziehungs- und Wohlthätigkeitsanstalten,
darunter eine große Domkirche im ital.
Stil, nach
Entwürfen des ungar.
Architekten Hild vom Erzbischof Ladislaus
Pyrker 1831 - 37 erbaut,
in Form eines lat. Kreuzes mit
Kuppel (38 m) und zwei
Türmen (56 m); ferner eine
Kirche der
Barmherzigen Brüder, gegenüber
ein schönes
Minaret (35 m), Überreste einer Moschee, einen erzbischöfl.
Palast mit wertvoller
Bibliothek
(45000
Bände), ein vom Erzbischof
GrafEsterházy 1765 - 85 erbautes Lyceum mit
Bibliothek und 56 m hoher
Sternwarte;
[* 21] ein
Cistercienser-Obergymnasium,
erzbischöfl. Seminar,
Lehrer- und Lehrerinnenpräparandie, Zeichenschule und ein großes und reich dotiertes, von dem Domherrn
I. Komáromy 1830 gegründetes, teils erzbischöfliches, teils städtisches Hospital und eine
Sparkasse.
In der Nähe des
¶
mehr
erzbischöfl. Parks zwei gut eingerichtete Badeanstalten, das Bischofs- und Raitzenbad mit warmen (31° C.), gegen Magen- und
Hautleiden wirksamen Mineralquellen. Industrie und Handel sind bedeutend und werden durch große Wochenmärkte gefördert.
Der Weinbau bildet die Hauptbeschäftigung; der ErlauerWein ist der beste rote WeinUngarns und auch im Auslande gesucht.
Auf einem Ausläufer des Almágyberges sind die Ruinen des ehemaligen Schlosses, durch Pyrker in einen Kalvarienberg verwandelt
und mit schönen Anlagen versehen.
Daselbst das Grabmal des tapfern Verteidigers von Erlau gegen die Türken, Dobó. Seine Bedeutung verdankt Erlau namentlich dem
sehr alten, angeblich noch von St. Stephan I. 1009 gegründeten Bistum, das früher wegen seines Reichtums
den vierten Königssohn auf seine Kosten erziehen und erhalten mußte und 1804 zum Erzbistum erhoben wurde. Es umfaßt Teile
der Komitate Heves, Abauj-Torna, Borsod, Szaboles sowie die frühern «freien Distrikte» Jazygien, den
Haiduckendistrikt und Großkumanien mit über 780000 kath. Erlau. Von 1827 bis 1847 war
der als deutscher Dichter bekannte Joh. LadislawPyrker (s. d.) Erzbischof von Erlau. Die Stadt ist der Sitz der Komitatsbehörde
von Heves. Erlau spielt in der Kultur- und polit. Geschichte Ungarns eine bedeutende Rolle. - 1241 von den Mongolen zerstört,
wurde die Stadt 1261 wieder aufgebaut und mit Ringmauern befestigt. 1460 und 1468 fanden hier Landtage
statt; 1552 verteidigte der tapfere Stephan Dobó gegen türk. Übermacht (150000 Mann) die Stadt vom 10. Sept. bis 12. Okt. und
wehrte unter heldenmütiger Teilnahme der Frauen 13 blutige Stürme ab. 1563 kam Erlau in König Ferdinands I. Hand;
[* 23] 1596 eroberte
sie Sultan Mohammed III. Erst wurde Stadt und Schloß aus der Türkenmacht befreit.